Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 531

Diurnale Wormatiense, pars aestivalis

Papier · 1, 179, 1 · 14,5 × 10 cm · Ladenburg · 1514–1515


Schlagwörter (GND)
Liturgie / Brevier / Stundengebet / Kalendarium.
Entstehungsort
Ladenburg.
Entstehungszeit
1514–1515.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
1, 179, 1.
Format (Blattgröße)
14,5 × 10 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 22 IV176 + (II-1)179 + (I-1)180*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 180* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Die Bll. der letzten Lage (177–179) wurden im Falz mit neueren Papierstreifen kaschiert, so dass die ursprüngliche Bindestruktur nicht mehr erkennbar ist.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Tintenfoliierung, Rom 17. Jh. (1–178). Bl. 179 mit moderner Bleistiftfoliierung. Die Tintenfoliierung aus der Entstehungszeit der Hs. ist an vielen Stellen durch den Beschnitt des Buchblockes entfallen oder nur noch in Resten sichtbar (erstmals 9r: 137, letzter enthaltener Eintrag auf 120r: 248). Die alte Foliierung sollte nach dem Kalendarium auf Bl. 5 mit 133 begonnen haben. Sie schließt somit an die Foliierung von Pal. lat. 530 an (ohne den Nachtrag dort auf 133. Stellenweise blieb die alte Blattsignatur erhalten (9r–117r: s1–ff5, 121r–155r: A1–e3; jeweils recto unten rechts). Auch diese schließen an die von Pal. lat. 530 an. Somit ist anzunehmen, dass die Hs. ursprünglich mit dem zugehörigen Pal. lat. 530 einen Band bildete (s. Geschichte der Handschrift), der das Wormser Diurnale für das ganze Jahr enthielt - aber unter Aussparung der Quadragesima (s. zu Text 2). Die Bezeichnung nicht foliierter Bll. folgt dem Digitalisat (1a*–2a*, 180*).
Zustand
Sauber und stabil. An wenigen Stellen beginnender Tintenfraß.
Wasserzeichen
Aufgrund der geringen Größe der Hs. nicht digitalisiert.

Schriftraum
11,8 × 8 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
21-25 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Bastarda mit kursivem Duktus und ausgeprägter Rechtsneigung von einer Hand (Jacobus Rueß von Sulzfeld, s. 118v). Die selbe Hand schrieb auch Pal. lat. 530.
Buchgestaltung
Keine erkennbaren Textraumbegrenzungen oder Zeilenlinien. Rubriziert. Einzeilige rote Lombarden mit Punktverdickungen zu Textabsätzen. Satzinitialen rot gestrichelt.

Nachträge und Benutzungsspuren
4v Si justi meditabitur sapienciam et lingua eius loquitur judicium lex dei eius in corde ipsius. Nolite emulare in malignantibus neque celaveris facientes iniquitatem gloria [!]. Nur wenig abgewandelt nach Ps 36,30–31 und Ps 36,1. Nachtrag von anderer Hand auf der Leerseite zwischen Kalendarium und Textbeginn des Diurnale. 179v s. Text 3.

Einband
Weißes Pergament mit Goldpressung auf Pappen. Rom, 1878–1889. Glatter Rücken. Oben in Goldpressung das Wappen von Papst Leo XIII. (Pontifikat 1878–1903). Rotes Lederschild mit Goldpressung Pal. 531. Darunter das Wappen des Kardinalbibliothekars Jean-Baptiste Pitra (1812–1889, Kardinalbibliothekar ab 1869). Unten das blaue Signaturschild der BAV. Gewobenes Kapitalband, weiß mit dunkelroten Querstrichen. Schunke, Einbände 2,2, S. 841, vgl. Schunke, Einbände 1, S. 257. 1r aufgeklebt, Rest eines alten Rückenschildes: Diurnale aestivum (16./17. Jh. ?).
Unter Legat. Pal. lat. 531 wird in der BAV der ehemalige Einband der Hs. aufbewahrt, abgenommen vor dem Neueinband im 19. Jh.: Grünes Pergament mit Goldpressung auf Pappen. Rom, 1626–1633. Vorderdeckel Wappen Papst Urbans VIII. (Pontifikat 1623–1644), Hinterdeckel Wappen des Kardinalbibliothekars Francesco Barberini (1626–1633). Wappen und Dekor jeweils in Gold. Auf dem Vorderspiegel das hellgrüne Signaturschild des Fondo Legature (Legature Pal. lat. 531), auf dem zugehörigen Vorsatzbl. eine ältere Signatur (496, gestrichen), die aktuelle Signatur sowie ein Abdruck der Capsa-Nr.: C. 1[0] (s. Geschichte der Hs.). Vgl. Schunke, Einbände 1, S. 256f.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Die Hs. bildete ursprünglich wohl mit Pal. lat. 530 einen Band (s. Seitenzählung). Die Schreibervermerke des Jakob Rueß aus Sulzbach belegen die Vollendung der Hs. im Januar 1515. 44r ›Martis 10 Januarii 1515 per Jacobum Rueß de Sulczbach‹. 116r ›Completum per Jacobum Rueß, Martis 16 Januarii 1515‹. 118v ›Explicit diurnale divinum hyemale quam estivale per Jacobum Rueß de Sulczbach diligenter et summo studio collectum ac scriptum, Martis 16 Januarii anni 1515 … ‹. 178v ›Finitum Mercurii 25 Januarii, conversionis Pauli hoc commune sanctorum cum suis requisitis, inchoatum Martis 17 Januarii in die Anthonii 1515‹. 1515 war der 16. Januar ein Dienstag (dies Martis), der 17. folglich ein Mittwoch, ebenso der 10., der 25. war ein Donnerstag (nicht Mittwoch, wie Mercurii nahelegen könnte). Denkbar wäre es, dass hier der jeweilige Herrscher der Planetenstunde genannt wurde, also eine Zeitangabe impliziert ist. Die verschiedenen Teile von Pal. lat. 530 und 531 entstanden von Dezember 1514 bis Ende Januar 1515. Jakob Ruess aus Sulzbach, vgl. Krämer, Scriptores possessoresque codicum medii aevi (diese Hs.); Colophons 3, Nr. 7969 (diese Hs.). Für die Identifikation von "Sulzbach" kommen mehrere Orte in Frage. Das nur 12 km von Ladenburg entfernt liegende Sulzbach ist heute ein Stadtbezirk der Kreisstadt Weinheim im Rhein-Neckar-Kreis. Deutlich weiter entfernt liegen Sulzbach an der Murr und Sulzbach in der Oberpfalz, letzteres heute Sulzbach-Rosenberg im Landkreis Amberg-Sulzbach. Die alte Foliierung und die alten Blattsignaturen schließen an die von Pal. lat. 530 an. Somit ist anzunehmen, dass die Hs. ursprünglich mit dem zugehörigen Pal. lat. 530 einen Band bildete (s. Seitenzählung), der das Wormser Diurnale für das ganze Jahr enthielt - unter Aussparung der Quadragesima (s. Text 2). Auch die Schreiberhand beider Bände ist identisch (s. Schrift). Mit den Bänden der Heidelberger Palatina 1623 in die vatikanische Bibliothek verbracht. 1r C. 10/ 1953 (die letzte Zahl gestrichen) entsprechend im Allacci-Register (Pal. lat. 1949, 10r: 1953 Breviarium. 8. C. 10.). Ältere Signatur 1r 585. Besitzstempel der BAV: 1r, 5r, 179v.
Besonderheiten
Pal. lat. 530 und Pal. lat. 531 sind Teile eines Wormser Diurnales, das einst einen Band bildete.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_531
Literatur
Ehrensberger, Libri liturgici, S. 323f., Nr. 15; Gugumus, Erforschung, S. 139; Montuschi, Biblioteche, S. 335; OVL, Pal.lat.531; Salmon, Mss. liturgiques 1, S. 146f., Nr. 298; Stevenson, Latini, S. 173.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1v–4r Digitalisat

Titel
Kalendarium.
Angaben zum Text
Festkalender des Bistums Worms. Jeweils zwei Monate füllen eine Seite, je drei Spalten pro Monat: Tagesdatum, Sonntagsbuchstaben und Festbezeichnung. Die wichtigeren Feste erscheinen in Rot. In den meisten Monaten wurden "Lücken" des Wormser Kalenders aufgefüllt mit Festen, die eher in den näher liegenden Diözesen oder im benachbarten Frankreich begangen wurden. Der Festkalender des April dagegen ist fast leer. Am 2. Mai erscheint die dedicatio ecclesie Wormatiensis. Auch Quiterie virginis am 22. Mai verweist klar auf Worms. Eher ungewöhnlich sind beispielsweise: 3. Jan. Genofefe virginis; 16. Juli Monulphi et Gondolffi; 27. Nov. Wilhildiß (sonst meist Bilhildis).
Incipit
1v Januarius habet dies 31
Explicit
4r … g David regis 30. A Silvestri pape 31.
Edition
s. die Drucke des Breviarium Wormatiense.

2) 5r–178v Digitalisat

Titel
Diurnale Wormatiense, pars aestivalis.
Angaben zum Text
(5r–44r) Proprium de tempore. Deus in adiutorium.Ad laudes antiphona‹. Angelus autem domini descendit de celo [CAO 1408] … – … et presentia prebeas et futura per dominum nostrumper omnia secula seculorum. Amen. Von Ostersonntag, durch die Osterwoche bis Trinitatis und im Folgenden die Sonntage bis zum letzten Sonntag vor dem Advent (24. Sonntag nach Trinitatis). (44v–116r) Proprium de sanctis. ›Diurnale estivale sanctorum et primo hystoria tenenda infra Pasca et Penthecosten si fuerit simplex festum … . Antiphona‹. Vox leticie in tabernaculis iustorum [CAO 5509] … . Für die Heiligenfeste der Osterzeit und bis an den Advent, endend mit dem hl. Konrad (26. Nov.). (116v–118v) ›In festo presentationis Marie virginis, in primis vesperis antiphona‹. Fons ortorum redundans gracia mundum replens celi muneribus [Cantus ID: 201859] … – … nos tandem in ethera transfer cum beatis. Das Fest Praesentatio Mariae virginis (21. Nov.) wurde erst 1472 von Papst Sixtus IV. allgemin eingeführt. – 119r–120v leer. (121r-131r) Commune sanctorum. ›Diurnale divinum incipit feliciter et primo commune sanctorum deinde laudes dominicales et feriales cum aliis requisitis. In vigilia unius apostoli vel plurimorum. Ad laudes omnia ferialiter ut in psalterio hymnus de tempore. Capitulum‹. Benedictio domini super caput justi … – … . (131r–132v) In dedicatione ecclesiae. (132v–178r) Ordinarium officii diurnalis per annum.Laudes secunde ferie. Psalmus‹. Miserere mei deus secundum magnam misericordiam tuam et secundum … – … in defensione tua confidimus nullius hospitalitatis arma timeamus. Per. Die Gebete des Offiziums für die Tagzeiten an Wochen- und Sonntagen ohne besondere Liturgie. (178rv) Hymni. ›De sancta trinitateusque ad adventum domini exclusive. Sabbato ad vesperas hymnus‹. O lux beata trinitas … . AH 51, S. 38f., Nr. 40. Es folgen die Hymnen Ecce iam noctis … (AH 51, S. 31f., Nr. 31) und Lucis creator optime … (AH 51, S. 34f., Nr. 34). (178v) ›De assumptione hymnus ad completorium‹. Fit porta Christi pervia … (AH 27, S. 118f., Nr. 82, Strophen 4–6 und 15; vgl. CAO 8305). Hymnen für verschiedene Festtage. Das Diurnale deckt die Zeit von Ostersonntag bis vor Beginn des Advent ab, während Pal. lat. 530 das Stundengebet der Tageszeiten vom ersten Advent bis vor Beginn der vorösterlichen Quadragesima enthält. Dort wird auf ein "Diurnale quadragesimale" verwiesen (132v), d. h. ein weiteres Teilbrevier mit den Tageshoren für die vorösterliche Zeit. Ein solches liegt in dem Druck GW 8564 (Diurnale quadragesimale Wormatiense, um 1490) vor, der hier wahrscheinlich vorausgesetzt wurde.
Rubrik
5r ›In die sancto Pasce ante laudes versiculus‹.
Incipit
5r Surrexit dominus vere alleluia
Explicit
178v … et nunc et in perpetuum. Amen.
Edition
Vgl. die Brevierausgaben der Diözese Worms.

3) 179v Digitalisat

Titel
Gloria.
Angaben zum Text
Et in terra pax hominibus bone voluntatis [Lc 2,14]. Laudamus te benedicimus te, adoramus … – … in gloria dei patris. Das einleitende "Gloria in excelsis deo" fehlt. Nachtrag einer zeitgenössischen Hand.
Incipit
179v Et in terra pax hominibus.
Explicit
179v … in gloria dei patris.
Edition
Le Sacramentaire Grégorien, hrsg. von Jean Deshusses, 3: Textes complémentaires divers, Fribourg 1982 (Spicilegium Friburgense 28), S. 296.


Bearbeitet von
Dr. Wolfgang Metzger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 531. Beschreibung von: Dr. Wolfgang Metzger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.