Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 533

Diurnale Cartusiense

Pergament, Papier · 2, 58, 3 · 11,2 × 8,5 cm · Süddeutschland · 1. H. 15. Jh.


Schlagwörter (GND)
Liturgie / Brevier / Stundengebet / Totenoffizium.
Entstehungsort
Süddeutschland.
Entstehungszeit
1. H. 15. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament (Vorsatzbll. Papier 1a–2a, 58*–60*).
Umfang
2, 58, 3.
Format (Blattgröße)
11,2 × 8,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
1Spiegel +22a + 6 IV47 + V57* + 259* + (I-1)60*.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Tintenfoliierung, Rom 17. Jh. (1–30, 30–54). Bl. 30 ist zweimal vorhanden. Die Bezeichnung unfoliierter Bll. und die Ergänzung der uneindeutigen Foliierung folgt dem Digitalisat (1a–2a, 30a, 56*–60*).
Zustand
47v leicht verschmutzt, Abdrücke eines früheren Einbandleders. Bl. 3 mit einem Loch im Falzbereich (herstellungsbedingt).

Schriftraum
7,6–7,8 × 5,6 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
1r–48v: 22 Zeilen, 49r–54v: 26–27 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Routiniert geschriebene Buchbastarda von drei Händen (1r–45v, 46r, 48r–54v).
Buchgestaltung
Schriftraumbegrenzungen und Zeilenlinien sehr blass mit Metallstift gezogen. Bl. 47 blieb unbeschriftet, lässt aber eine in blassen roten Linien eingetragene Liniierung für Musiknoten erkennen. Rubriziert. Versanfänge zum Teil rot gestrichelt, ab 48r auch Satzinitialen. Ein- bis zweizeilige rote Lombarden zu Textanfängen.
Buchschmuck
Zuweilen sorgfältig gestaltete Kadellen in der obersten Zeile der Seite, selten auch zu Textanfängen (z. B. 34r). 1r eine fünfzeilige blaue Lombarde zum Beginn von Ps 1.

Nachträge und Benutzungsspuren
Selten kleinere Nachträge an den Seitenrändern. 32r wurden die beiden letzten Zeilen der Seite durch Rasur getilgt (Schreiberversehen?).

Einband
Dunkelrotes Maroquin mit Blindstempel- und Golddekor auf Pappe, Rom wohl um 1878–1889. Deckelflächen gerahmt mit Voluten- und Palmettenrolle. Glatter Rücken, mit einer goldenen Filete in Felder geteilt. Darin die Signatur (PAL. 533) in Goldpressung. Am Kopf das blaue Signaturschild der BAV. Gewobenes Kapitalband in Weiß mit Rot. Am Vorderschnitt lederne Blattweiser in Rot. Der schmale Rücken bot keinen ausreichenden Platz für die Wappen von Papst und Kardinalbibliothekar, die weitgehenden Übereinstimmungen mit ähnlichen Einbänden unter den kleinformatigen Liturgica wie etwa Pal. lat. 525 und Pal. lat. 532 legen eine Entstehung des Einbandes unter Papst Leo XIII. (1878–1903) und Kardinalbibliothekar Jean-Baptiste Pitra (1869–1889) nahe. Schunke, Einbände 2, S. 841, zu den schlichteren Einbänden unter Leo XIII. siehe: Schunke, Einbände 1, S. 257f.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Anhand der Responsorien und ihrer Versikel im Totenoffizium lässt sich die Hs. einem Kartäuserkloster zuordnen. Die Heiligenauswahl der Litanei ist zwar für sich genommen nicht sehr aussagekräftig, passt jedoch zu dieser Zuschreibung. Schrift und Erscheinungsbild der Hs. deuten auf eine Entstehung in der 1. Hälfte des 15. Jhs. Der Band lässt sich keiner bestimmten Kartause zuordnen, denkbar wäre eine Herkunft aus Buxheim, wo etliche Mönche zur Zeit der Reformation das Kloster verließen (Ulrich Faust, Buxheim, in: Monasticon Cartusiense 2, hrsg. von Gerhard Schlegel / James Hogg, Salzburg 2004 (Analecta Cartusiana 185,2), S. 372–379, hier S. 373), oder auch aus der Mainzer Kartause (vgl. Hermann Josef Roth, ebd., S. 556–562).

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_533
Literatur
Ehrensberger, Libri liturgici, S. 315, Nr. 6; OVL, Pal.lat.533; Salmon, Mss. liturgiques 1, S. 147, Nr. 299; Stevenson, Latini, S. 173.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1r–54v Digitalisat

Titel
Diurnale Cartusiense.
Angaben zum Text
Teile eines Diurnale Cartusiense und Totenoffizium. (1r–32r) Ordo diurnalis per hebdomadam. Ordo für die Tagesstunden (Prim bis Vesper) der Wochentage von Montag bis Sonntag. (32v–34r) Psalmi poenitentiales. Die sieben Bußpsalmen in abgekürzter Form. (34v–36r) Litaniae. Allerheiligenlitanei. (36r–42v) Officium defunctorum. ›Incipit agenda defunctorum‹. Totenoffizium. Die Responsorien nach Ottosen sind: R 14, 36, 46, 67, 51, 33, 60, 95, 53. Dies entspricht dem Totenoffizium des Kartäuserordens. Entsprechend folgt auf das Responsorium Ne abscondas … (R 51) das Versikel Parce mihi domine … (V 174) und auf R 33 Versikel 41 (Ottosen, Responsories, S. 101f., S. 221–223). Das Totenoffizium mit seinen Nokturnen durchbricht hier das Prinzip des Diurnale. (43r–46r) ›Incipiunt cantica in magnificat‹. Die biblischen Cantica für Montag und Mittwoch bis Samstag, beginnend mit "Confitebor" (Is 12,1-6) und endend mit "Audite caeli" (Dt 32,1–43). – 46v–47v leer. (48rv) Die Hymnen "Aeterne rerum conditor" (AH 50, S. 11, Nr. 4) und "Splendor paternae gloriae" (AH 50, S. 11f., Nr. 5) zu Matutin und Laudes. (48v–54v) Ordo diurnalis per hebdomadam. ›Dominica die ad laudes. Antiphona‹. Ordo für die "Laudes" von Sonntag bis Freitag.
Die Texte der Hs. wurden überwiegend stark verkürzt oder nur als Incipit angegeben. Sie umfassen zumeist das gleichbleibende Psalmengebet mit Begleittexten für die Woche ohne die "Propria" mit den festspezifischen Teilen des Offiziums durch das Kirchenjahr.
Incipit
1r Beatus vir qui non abiit in consilio impiorum [Ps 1,1] …
Explicit
54v … dirige domine pedes nostros in viam pacis.
Edition
Vgl. den Frühdruck des Kartäuserbreviers GW 5197 (Digitalisat der BSB München online unter: http://mdz-nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb00048777-4).


Bearbeitet von
Dr. Wolfgang Metzger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 533. Beschreibung von: Dr. Wolfgang Metzger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.