Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 537

Stundenbuch nach dem Gebrauch von Sarum (Salisbury)

Pergament, Papier · 1, 222, 1 · 20,8–21 × 12,2- 12,9 cm · Südengland (London ?) · um 1340–1350


Schlagwörter (GND)
Liturgie / Stundengebet / Kalendarium / Totenoffizium / Gebete.
Entstehungsort
Südengland (London ?).
Entstehungszeit
um 1340–1350.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament (Vorsatzbl. Papier: 1a, 224*).
Umfang
1, 222, 1.
Format (Blattgröße)
20,8–21 × 12,2- 12,9 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + I2 + 2 II11 + (IV-2)17 + III23 + (I+2)27 + 2 II35 + (IV-1)42 + 4 IV74 + V84 + (V-1)93 + 2 IV109 + II113 + 2 IV129 + II133 + 10 IV213 + (III-2)217 + II221 + I223 + (I-1)224*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 224* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelblatt. Vor Bl. 12 zwei Bl. ausgeschnitten (wahrscheinlich kein Textverlust). Vor Bl. 36 ein Bl. ausgeschnitten (Text- und Bildverlust). Nach 93 ein Bl. ausgeschnitten (kein Textverlust). Nach 217 zwei Bl. ausgeschnitten (wohl kein Textverlust).
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Tintenfoliierung, Rom 17. Jh. (1–2, 4–223), Zählung springt von 2 auf 4 (wohl kein Blattverlust). 157v, 189v, 197v und 213v blieben Textreklamanten erhalten, die weiteren wohl durch Beschnitt des Buchblocks entfallen.
Zustand
Überwiegend sauber. Heftung im 20. Jh. erneuert.

Schriftraum
13,3–13,4 × 7,5–8,5 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
4r–11v, 24r–31v und 218r–223v 18 Zeilen; 12r–23v 17 Zeilen; 32r–217v 12 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Der ältere Kern und Hauptteil des Stundenbuches ist in einer aufwändigen Form der Textura formata, dem „Textus praescisus“ geschrieben (Martin Steinmann, Textualis formata, in: Archiv für Diplomatik 25 [1979], S. 301–327, dort S. 316–319). Dabei lassen sich mindestens zwei Schreiberhände unterscheiden. Die erste schrieb die erste Lage des Kalenders (12r–17v), das Passionsoffizium (32r–35v) und vom Ende der Litanei bis zum Ende des Totenoffiziums (166r–217v). Die zweite die zweite Lage des Kalenders (12r–23v) und vom Marienoffizium bis zur Mitte der Litanei (36r–165v). Die Ergänzungen lassen drei Hände erkennen: 24r–25r, 28r–31v und 218r–223v sind von einer Hand in einer überwiegend sorgfältig gestalteten Textura formata geschrieben, vermutlich in den ersten beiden Jahrzehnten des 15. Jhs. (vgl. Metzger, Stundenbuch, s. Literatur, S. 156f.). Die beiden Gebete an die Schutzengel in Französisch und Latein (25v–27v) stammen von einer anderen Hand, in einer nur wenig abweichenden Schrift. Die Anrufung des hl. Sebastian auf 221v wurde wohl etwas später auf einer größtenteils freigebliebenen Seite von anderer Hand nachgetragen. Die Textura formata hebt sich deutlich vom Rest ab (zu Charakterisierung und wahrscheinlicher Datierung der Schrift Metzger, Stundenbuch, s. Literatur, S. 160).
Buchgestaltung
Textraumbegrenzung und Zeilenliniierung in Tinte. Die aufwändige doppelte Liniierung in Rot und Schwarz findet sich nur von 36r bis 149v. 150r–165v und 207r–212v sind einfach in Rot, 32r–35v, 166r–206v und 213r–217v einfach in Schwarz liniiert. Die Ergänzungen sind einfach in schwarzer Tinte liniiert. Rubriziert (ab 4r). 221v zwei einfache, zweizeilige Lombarden in Rot zu den Textabsätzen, sonst aufwändige Initialen (s. Buchschmuck). Selten rote Strichelungen.
Buchschmuck
Durchgängig hochwertige buchmalerische Ausstattung. 25 Seiten tragen figürliche Darstellungen, darunter 18 gerahmte Miniaturen. 13 weitere Miniaturenrahmen in den späteren Ergänzungen blieben leer. Die Ausstattung der Zufügungen ist somit unvollendet geblieben. Die Buchmalerei konzentriert sich auf zentrale Texte, das Passionsoffizium (Passionszyklus, sieben Miniaturen), das Marienoffizium (Schöpfung, Leben Jesu und Heilige, neun Miniaturen, sieben historisierte Initialen) und die Bußpsalmen (Weltgericht, drei Miniaturen, drei historisierte Initialen). Das Totenoffizium mit einer historisierten Initiale über sechs Zeilen wurde dagegen verhältnismäßig sparsam bedacht. Das Sujet der Initiale, die „elevatio animae“ (168r) ist zudem ungewöhnlich an dieser Stelle. Vor dem Schöpfungsbild auf 36r befand sich ein weiteres Bl. mit der Darstellung des Engelssturzes und dem Eröffnungsvers des Offiziums. Die Miniatur wurde wahrscheinlich im 16. Jh. entfernt und findet sich heute, zurechtgeschnitten und mit den Fragmenten der Ornamentik kombiniert in der Apokalypse München, BSB, cgm 111, 1r. Die Miniatur zeigt in zwei übereinander angeordneten Bildfeldern (vgl. 37r) oben die guten, Gott verehrenden Engel, unten die in den Höllenrachen stürzenden abgefallenen Engel. Cgm 111 befand sich in den 1550er Jahren ebenfalls im Besitz Kf. Ottheinrichs von der Pfalz, so dass die Annahme nahe liegt, dass die Übertragung zu dieser Zeit geschah. Vgl. auch Gisela Fischer-Heetfeld, in: Katalog der deutschsprachigen illustrierten Handschriften des Mittelalters 1,4, München 1989, S. 247, Nr. 6.2.5. sowie Abb. 131. Für die Ikonographie, viele Bildkompositionen sowie die besondere Schriftform war das Vorbild des Queen Mary Psalters (London, BL, Royal 2 B VII) vorbildlich. Zur malerischen Ausstattung des Codex und den ikonographischen und stilistischen Bezügen s. vor allem Metzger, Stundenbuch, s. Literatur, S. 29–72, S. 167–190 sowie Morgan, English Books, s. Literatur, S. 79–81. Hierzu ferner Bilotta, Libro d’Ore, s. Literatur. Der figürliche Buchschmuck im Einzelnen beschrieben von Margit Krenn in heidICON. Die ornamentale Ausstattung ist durchgehend hochwertig. Im Grundbestand der Hs. werden Textabsätze durchgehend mit Fleuronnéinitialen von hoher Qualität gekennzeichnet: Lombarden in Gold und Blau mit Fleuronné in Violett, Blau oder Schwarz und Rot. Zwei- bis dreizeilige Farbinitialen in Ornamentfeldern mit Gold, häufig mit farbigem Rankenwerk und Weinblättern in Gold und Farben zu Einzeltexten. Zuweilen auch Fadenranken mit farbigen Perlen oder goldenen Blättern. Im Kalendarium jeweils große KL-Kürzel in Gold mit ornamentalem Farbgrund und Fadenranken mit Farbperlen und Goldblättern. In Marienoffizium und Bußpsalmen mehrgliedrige Miniaturseiten mit rahmenden Goldleisten und Rankenwerk in Gold und Farben, darin auch die charakteristischen Gänseblümchenknospen der englischen Buchmalerei. 53r und 134r Miniaturseiten mit Bordüre und Bas-de-page (s. heidICON). Häufig ornamentale Zeilenfüller in Gold und Farben. Die Ausstattung der Ergänzungen ist einfacher gehalten, die Gestaltung der Miniaturrahmen orientiert sich am Grundbestand, hinzugefügt wurden Eckornamente, die überwiegend die blau-silbernen Rauten des Wittelsbacherwappens aufnehmen (s. Geschichte der Hs.). Zu den Texten zwei- bis dreizeilige Farbinitialen mit Goldgrund und Farbranken sowie Bordüren mit Fadenranken, goldenen Weinblättern und Blütenornamenten. Auf 223r goldene Kreuze mit Farbgrund und blaue Kreuze.

Nachträge und Benutzungsspuren
1r–2r Kf. Ottheinrich von der Pfalz (?), Vorrede, eingetragen von seinem Kanzleischreiber und Kalligraphen Heinrich Rüdinger zur Begründung, warum der protestantische Fürst die Hs. als Zeugnis katholischer Frömmigkeit des Mittelalters erhalten wollte und neu binden ließ. Unter dem als Dreieck ausgeformten Textende (botryonum formulae) ein Zweig mit Efeublatt, darunter verblasst das HR-Monogramm Rüdingers. Geschrieben spätestens 1559, wahrscheinlich in der Kurfürstenzeit Ottheinrichs (1556–1559). Metzger, Stundenbuch, s. Literatur, S. 192, S. 198; s. auch Berschin, Die Palatina, s. Literatur. 4r–11v, 24r–31v und 218r–223v sind Erweiterungen des Stundenbuchs vom Beginn des 15. Jhs., s. Schrift, Buchschmuck, Geschichte der Hs. und Inhalt (Texte 1, 2, 4, 11 und 12). Das Suffragium an den hl. Sebastian auf 221v auf dem zunächst frei gebliebenen unteren Teil der Seite ist ein etwas späterer Nachtrag von einer weiteren Hand.

Einband
Rotes Maroquin mit Goldpressung auf Pappen. Rom 1779–1799. Deckelflächen mit schmaler Filete gerahmt, Blütenstempel auf den Ecken. Rücken mit vier erhabenen Doppelbünden mit Golddekor, im obersten Feld das Wappen Papst Pius VI. (Pontifikat 1775–1799), darunter die Signatur 537. Ganz unten das Wappen des Kardinalbibliothekars Francesco Saverio de Zelada (Bibliothekar 1779–1801). Dazwischen das blaue Signaturschild der BAV. Reste von Goldschnitt. Schunke, Einbände 2.2, S. 841 vgl. Schunke, Einbände 1, S. 255f. Der Eintrag 1r–2r (s. Nachträge) belegt, dass die Hs. unter Kf. Ottheinrich von der Pfalz einen neuen Einband erhielt. Der „Ottheinricheinband“ ist jedoch nicht erhalten.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Die Buchmalerei der Hs. lässt sich in den Süden Englands lokalisieren und ist wohl dem Zentrum London zuzuweisen. Die Hs. entstand in der Zeit um 1350. Die Überlieferung wie auch der künstlerische Kontext deuten auf ein Mitglied der königlichen Familie oder dessen nahen Umkreises als Auftraggeber. Metzger schließt auf einen Mann als Erstbesitzer (Stundenbuch, s. Literatur, S. 193–197 und öfter). Das Marienoffizium und das Totenoffizium weisen den liturgischen Gebrauch der Diözese Sarum auf, wie der weit überwiegende Teil der englischen Stundenbücher. Der im Kalendarium auffällige Festtag der hl. Mildred von Minster deutet auf Canterbury. Die eingetragenen Festdaten von Amandus und Ignatius von Antiochia sind Translationsfeste und könnten auf Reliquienbesitz vor Ort verweisen. Die Litanei weist mit Guthlac, Petrocus und Etheldreda Heilige auf, die im Gebrauch von Sarum sonst nicht verbreitet sind, die Zentren ihrer Verehrung liegen vor allem in Südengland. Sehr wahrscheinlich kam die Hs. mit Blanka von Lancaster nach Heidelberg, als diese 1402 Ludwig III. von der Pfalz heiratete. Eine Herkunft der zu diesem Zeitpunkt rund 50 Jahre alten Hs. aus der königliche Familie (Plantagenet-Lancaster) oder der Familie von Blankas Mutter Mary de Bohun läge daher nahe. Der Codex wurde vor allem durch die Zufügung der Texte 1–2, 4 und 11–12 im früheren 15. Jh. verändert. Die Ergänzungen wurden für ein Mitglied des Hauses der (wohl pfälzischen) Wittelsbacher ausgeführt, worauf das heraldisch motivierte Ornament der blau-silbernen Rauten in den zugefügten Bildrahmen hinweist. Die Erweiterung erfolgte frühestens 1402, Ornamentik und Schrift deuten auf das erste Viertel des Jhs. Beim „Umbau“ der Hs. wurde wahrscheinlich auch die Position des Passionsoffiziums verändert. Statt nach dem Marienoffizium, wie in vergleichbaren englischen Stundenbüchern, steht es nun vor diesem. Hierdurch änderte sich die Abfolge der Miniaturen, die ursprünglich in heilsgeschichtlicher Ordnung vom Beginn der Schöpfung bis zum Weltgericht reichte. Eine solche Ordnung ist auch bei den unmittelbar verwandten Hss. zu konstatieren (Metzger, Stundenbuch, s. Literatur, S. 45–48). Auch die weniger sorgfältige Ausführung der Schrift passt nicht zu der minutiösen Kalligraphie des Marienoffiziums und würde sich weiter hinten im Codex bruchlos einfügen. Im 15. Jh. wurde noch ein Suffragium an den hl. Sebastian nachgetragen (221v, s. Nachträge).
Als die Hs. Mitte des 16. Jhs. in den Besitz Kf. Ottheinrichs von der Pfalz kam, erhielt sie einen Eintrag mit Erläuterung, warum sie aufgehoben und neu eingebunden wurde (s. Nachträge, 1r–2r). Zu dieser Zeit wohl wurde die Engelssturzdarstellung (vor Bl. 36) entfernt und in eine deutschsprachige Apokalypse als Titelbild eingeklebt (s. Buchschmuck). Mit Ottheinrichs Büchern gelangte das Bändchen in die Bibliotheca Palatina in der Heidelberger Heiliggeistkirche. Mit dieser 1623 in die Vatikanische Bibliothek verbracht. Keine älteren Signaturen, die aktuelle 1r oben: 537. Besitzstempel der BAV: 1r, 4r, 24r, 223v.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_537
Literatur
Stephan Beissel, Vaticanische Miniaturen. Quellen zur Geschichte der Miniaturmalerei, Freiburg Brg. 1893, S. 41f., Nr. XXIII A; Berschin, Palatina, S. 73f.; Maria Alessandra Bilotta, Libro d’Ore, in: Maria: vergine madre regina. Le miniature medievali e rinascimentali, Ausst.-Kat. Rom, Biblioteca Vallicelliana, 2000/ 2001, hrsg. von Claudio Leonardi, Mailand 2000, S. 333–338, Nr. 43; Maria Alessandra Bilotta, Note al programma iconografico del Libro d’ore Pal. lat. 537 della Biblioteca Apostolica Vaticana, in: Miscellanea Bibliothecae Apostolicae Vaticanae 8 (2001), S. 7–44; Eberhard König, Stundenbuch, in: Joachim Plotzek, Biblioteca Apostolica Vaticana. Liturgie und Andacht im Mittelalter, Ausst.-Kat. Köln, Diözesanmuseum, Stuttgart/ Zürich 1992, S. 240–243, Nr. 50; Eberhard König, Die Tres Belles Heures de Notre-Dame des Herzogs von Berry, Kommentar zum Faksimile, Paris/ Luzern 1992, S. 46; Lebigue / Savoye, origines, Anm. 1; Wolfgang Metzger, Das Stundenbuch Rom, Biblioteca Vaticana, Ms. Pal. lat. 537 und verwandte Handschriften. Studien zur englischen Buchmalerei 1330–1370, Frankfurt am Main 1994; Nigel Morgan, English Books of Hours c. 1240–c. 1480, in: Books of Hours Reconsidered, hrsg. von Sandra Hindman und James H. Marrow, London/ Turnhout 2013, S. 65–95, dort S. 68–70, 77, 79–81, 90 Anm. 29, 94; Anthony Melnikas, The corpus of the miniatures in the manuscripts of Decretum Gratiani, Bd. 3, Rom 1975, S. 1144; OVL, Pal.lat.537; Pace, Storia, S. 213–272, dort S. 241; Quinto centenario della Biblioteca Apostolica Vaticana, 1475–1975, Ausst.-Kat., Rom 1975, S. 66; Margaret Rickert, Painting in Britain. The middle Ages, Baltimore 1954, S. 166f.; Lucy Freeman Sandler, Gothic Manuscripts 1285–1385, Oxford 1986 (A Survey of Manuscripts Illuminated in the British Isles 5), S. 129f., Nr. 116; Ludwig Schuba / Markus Weis, Stundenbuch, in: Ausst.-Kat. Palatina, S. 205f.; Stevenson, Latini, S. 174; Wilmart, Auteurs spirituels, S. 21, Anm. 2.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 4r–9v Digitalisat

Titel
Evangelienperikopen.
Angaben zum Text
Die ab dem späteren 14. Jh. in Stundenbüchern üblichen Evangelienperikopen der Weihnachts- und Osterzeit sowie zu Christi Himmelfahrt: Io 1,1–1,14; Lc 1,26–38; Mt 2,1–12; Mc 16,14–20; Io 19,1–35 (die entsprechenden Berichte zu Schöpfung, Inkarnation, Epiphanie, Himmelfahrt und Passion) mit abschließender Oratio zur Passion nach Johannes: Deus qui manus tuas et pedes tuos … .
1r–2r siehe Nachträge, 2v leer.
Incipit
4r In principio erat verbum [Io 1,1] …
Explicit
9v … iungamur deo in celis. Qui vivis et regnas.
Edition
Biblia sacra, die Oratio bei: Leroquais, Livres d'heures 1, S. xxiv (geringfügig abweichend).

2) 9v–11v Digitalisat

Titel
Suffragia.
Angaben zum Text
Gebete an Heilige um deren Fürbitte, jeweils Antiphon mit Versikel und Responsorium. Angerufen werden die hl. Leonhard, Wilhelm, Elisabeth und Georg.
Rubrik
9v ›De sancto Leonhardo antiphona<.
Incipit
10r Benedictus dominus in beato Leonhardo cornu salutis erexit
Explicit
11v … patrocinia in augmentum virtutum sentiamus. Per.

3) 12r–23v Digitalisat

Titel
Kalendarium.
Angaben zum Text
Festkalender auf der Basis des Kalendariums der Diözese Sarum (Salisbury). Vier Spalten: goldene Zahl, Sonntagsbuchstabe, römisches Datum, Festbezeichnung. Die wichtigsten Feste sind in Blau oder Rot eingetragen, die weiteren in schwarzer Tinte. Das Kalendarium enthält recht wenige Heiligenfeste. Für Salisbury typisch: translatio sancti Ricardi am 16. Juni als Hochfest. Abweichend: 11. Juli Mildride virginis, 26. Okt. Amandi episcopi, 15. Dez. Ignacii episcopi. Weitere Einträge sind die „Claves terminorum“ zu Septuagesima, Ostern, Bitttagen und Pfingsten, die Ostergrenze (primum Pascha 21. März) sowie O sapientia zum Beginn der Serie der großen vorweihnachtlichen Antiphonen. Zudem finden sich Verse zu den "dies Aegyptiaci" jeweils zum Monatsbeginn.
Incipit
12r Prima die mensis septima truncat ut ensis
Explicit
23v … xiii A ii Kalendas Silvestri pape.
Edition
Walter Howard Frere, Graduale Sarisburiense. A reproduction in facsimile of a manuscript of the thirteenth century, London 1894, S. xxviii–xxix. Auch in den Inkunabeldrucken der Liturgica des Gebrauchs der Diözese Sarum (Salisbury), verglichen wurden hier die „Horae ad usum Sarum“ GW 13025–13026. Monatsverse: John Hennig, Versus de mensibus, in: Traditio 11 (1955), S. 65–90, S. 84, Nr. III.

4) 24r–31v Digitalisat

Titel
Suffragia et orationes.
Angaben zum Text
Gebete an Heilige um deren Fürbitte, jeweils Antiphon mit Versikel und Responsorium. (24r–25r) kurze Gebete an jeweils fünf männliche und fünf weibliche Heilige. Angerufen werden die hl. Dionysius, Georg, Christophorus, Blasius und Aegidius sowie Katharina, Margaretha, Martha, Christine und Barbara. (25r–26v) >Oratio devotissima ad proprium angelum, in francigeno oratio<. O tresglorieux et tresinnocent anges de dieu, qui estez deputez et ordonne … – … que ie puisse bien morir et a droit port de salu venir. Amen. Gebet an den eigenen Schutzengel in französischer Sprache, s. Keith Val Sinclair, French devotional texts of the Middle Ages, Supplement 2, Westport (Conn.) 1988, S. 247, Nr. 6385 (diese Hs.). Im wesentlichen eine französische Übertragung des folgenden, lateinischen Gebetes (S. Wilmart, Auteurs spirituels, S. 557). (26v–27v) Anselmus Cantuariensis (?), Ad angelum custodem. >Oratio devotissima ad proprium angelum, in latino. Oratio<. Obsecro te angelice spiritus cui ego ad providendum a deo commissus sum … – … cum omnibus sanctis perhenniter letemur. Per Christum dominum nostrum. Amen. Gebet an den eigenen Schutzengel. Druck: Migne PL 158, Sp. 967f. (27v–31v) >Oratio devotissima ad gloriosissimam virginem Mariam<. O domina mea sancta Maria perpetua virgo virginum … – … prosperitatem in hoc seculo concede. Per Christum dominum nostrum. Amen. Das Gebet besteht aus zwei Teilen, vor dem zweiten Teil, in dem die besondere Bitte geäußert werden soll steht >Hie bit der mensch wez er begert< (30v–31r), siehe: Wilmart, Auteurs spirituels, S. 516, Anm. 1 (5–6), vgl. auch Leroquais, Livres d’heures 2, S. 398.
Rubrik
24r ›Antyphone de quinque sanctis cum versiculo et oratione et primo de sancto Dyonisio martire. Antiphona.<.
Incipit
24r Dyonisi radius gratie fide regnum illustrans Francie
Explicit
31v … prosperitatem in hoc seculo concede. Per Christum dominum nostrum. Amen.
Edition
s. bei den Texten.

5) 32r–35v Digitalisat

Titel
Officium breve de passione Christi.
Angaben zum Text
Kurzes Reimoffizium auf der Basis des Reimgebetes Patris sapientia veritas divina … (AH 30, S. 32f., Nr. 13, häufig Papst Johannes XXII. zugeschrieben). Die sieben Strophen beziehen sich auf die Gebetsstunden (ohne Laudes) und sind entsprechend verteilt. Dazu kommen jeweils der Versikel Adoramus te Christe … [CAO 7936] und die Oratio. Die Strophen des Reimgebets mit Antiphon und Oratio stehen so auch im gedruckten Stundenbuch des Gebrauchs von Sarum (z. B. GW 13026, diiv), dort jedoch angereichert mit Psalmen und weiteren Elementen.
Incipit
32r Patris sapientia veritas divina
Weiteres Initium
32r Domine Jesu Christe fili dei vivi pone passionem, crucem et mortem …
Explicit
35v … Adoramus. >Oratio<. Domine Ihesu.
Edition
s. Angaben zum Inhalt.

6) 36r–133r Digitalisat

Titel
Officium parvum beatae Mariae virginis.
Angaben zum Text
Das kleine Marienoffizium als Kern des Stundenbuches, hier nach dem verbreiteten Gebrauch der Diözese Sarum (Salisbury). Der Eingangsvers der Antiphon zur Matutin ging mit dem ersten Bl. der Lage verloren (s. Lagen), 36r [Domine labia mea aperies] et os meum annunciabit laudem tuam [CAO 2355]. Matutin mit drei Lektionen. Die Merkmale nach Madan (Localization, S. 26) sind zur Prim die Antiphon O admirabile mit dem Capitulum In omnibus requiem. Zur Non die Antiphon Germinavit radix mit dem Capitulum Et radicavi in populo. Im Anschluss an die Laudes Suffragien an den hl. Geist, die Trinität, das Kreuz sowie Heilige, darunter: Thomas von Canterbury und König Edmund sowie Margarete von Antiochien.
133v leer.
Explicit
133r … et clamor meus. Benedicamus domino. Deo gracias.
Edition
Stundenbücher nach dem Gebrauch von Sarum/Salisbury sind vielfach als Inkunabeldruck erschienen (vor allem GW 13013–13028, 13048–13049, 13051, 13093, 13128–13129).

7) 134r–154v Digitalisat

Titel
Psalmi poenitentiales.
Angaben zum Text
Die sieben Bußpsalmen jeweils abgeschlossen mit einer Doxologie (Gloria patri …).
Incipit
134r Domine ne in furore tuo arguas me [Ps 6,1] …
Explicit
154v … ne in eternum irascaris.
Edition
Biblia sacra.

8) 154v–158v Digitalisat

Titel
Psalmi graduales.
Angaben zum Text
Die 15 Gradualpsalmen (Ps 119–133), die ersten 12 nur als Incipit. Abgeschlossen mit Doxologie und Antiphonen (CAO 3861 und 4219).
Rubrik
154v ›XV psalmi<.
Incipit
154v Ad dominum cum tribularer [Ps 119] …
Explicit
158v … ne in eternum irascaris.
Edition
Biblia sacra, CAO.

9) 158v–167v Digitalisat

Titel
Litaniae.
Angaben zum Text
Allerheiligenlitanei. In Abweichung von der Litanei im Druck der Horae ad usum Sarum (GW 13026) finden sich jeweils am Ende der Liste der Confessores die Heiligen Guthlac, Petrocus und Etheldreda. (166v–167v) Orationes. >Oremus<. Pro fidelibus defunctis. Requiem eternam dona eis domine … .
Rubrik
158v ›Letania<.
Incipit
158v Kyrie eleyson, Christe eleyson, Christe audi nos
Explicit
167v … [F]idelium deus omnium.
Edition
Vgl. die gedruckten Stundenbücher nach dem Gebrauch von Sarum/Salisbury (wie Text 6).

10) 168r–217v Digitalisat

Titel
Officium defunctorum.
Angaben zum Text
Das Totenoffizium nach dem Gebrauch der Diözese Sarum (Salisbury). Die "großen" Responsorien der drei Nokturnen sind: R 14, 72, 24, 32, 57, 28, 68, 82, 38, zusätzlich R 40. Ottosen, Responsories, S. 115f., S. 242–244. (203v) >Hoc erit tercium responsorium quando dicuntur tres lectiones, feria tertia et feria sexta<. Requiem eternam dona eis … . Wenn an Dienstagen und Freitagen nur drei Lektionen gelesen werden, ist das dritte Responsorium R 82. Vor der ersten Nokturn 175v–176v besondere Orationen: pro benefactoribus, pro sacerdote, pro femina defuncta, in anniversario, generalis.
Incipit
168r ›Antiphona<. Placebo domino [CAO 4293]. >Psalmus<. Dilexi quoniam exaudiet [Ps 114,1] …
Explicit
217v … inclina domine aurem tuam [Ps 85,1].
Edition
Vgl. etwa die gedruckten Stundenbücher nach dem Gebrauch von Sarum/Salisbury (wie Text 6).

11) 217v–221v Digitalisat

Titel
Suffragia.
Angaben zum Text
Suffragien an die Heiligen Barbara (Chevalier, RH, Nr. 21881), Maria Magdalena, König Ludwig, Dorothea. Zum nachgetragenen Suffragium an den hl. Sebastian auf 221v s. Nachträge.
Rubrik
217v ›De beata Barbara virgine et martire antiphona<.
Incipit
218r O virgo dei Barbara quanta meruisti merita
Explicit
221v … eterne felicitatis premia largiflua confluendo. Per dominum.

12) 222r–223v Digitalisat

Titel
Orationes.
Angaben zum Text
Zwei Gebete, jeweils mit längerer, erläuternder Rubrik. (222r–223r) Ps-Augustinus, Oratio. >Sanctus Augustinus hanc orationem fecit … non intrabit in infernum<. Deus propicius esto michi peccatori famulo tuo et custos meus … – … ne cadam in oprobrium. Amen. Bitte um Schutz vor plötzlichem Tod und Verdammnis. (223rv) >Dominus Iohannes papa xxiiper dictum papam anno domini Mo ccco trecesimo. Oratio<. O anima Christi sanctifica me, corpus Christi salva me … – … et angelis tuis laudent te in secula seculorum. Amen. Ablassgebet. Chevalier, RH 1, Nr. 1090.
Rubrik
222r ›Sanctus Augustinus hanc orationem fecit< …
Incipit
222r Deus propicius esto michi peccatori famulo tuo et custos meus
Weiteres Initium
223r O anima Christi sanctifica me, corpus Christi salva me …
Explicit
223v … et angelis tuis laudent te in secula seculorum.


Bearbeitet von
Dr. Wolfgang Metzger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 11.04.2023.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 537. Beschreibung von: Dr. Wolfgang Metzger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2023.