Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 538
Stundenbuch nach dem Gebrauch von Genf
Pergament, Papier · 2, 205, 2 · 15,5 × 10 cm · Grafschaft Genf / Nordostfrankreich · um 1320 (1311–1322)
- Schlagwörter (GND)
- Liturgie / Stundengebet / Kalendarium / Totenoffizium / Gebete.
- Entstehungsort
- Grafschaft Genf / Nordostfrankreich.
- Entstehungszeit
- um 1320 (1311–1322).
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Pergament (Vorsatzbll. Papier 1a–2a, 205*–206*).
- Umfang
- 2, 205, 2.
- Format (Blattgröße)
- 15,5 × 10 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (II-2)2a + IV7 + (I-1)8 + I10 + 11 IV98 + II102 + 12 IV198 + (II-1)201 + (II-1)204 + (II-2)206*. 2a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 205* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Das erste Bl. der ersten Lage ist mit A bezeichnet (siehe Blattzählung). Das erste Bl. der letzten Pergamentlage ausgeschnitten (Gegenbl. von 204). 205* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Tintenfoliierung, Rom 17. Jh. (A, 1–198, 192, 200–205). Die Bezeichnung unfoliierter Bll. folgt dem Digitalisat (1a–2a, 205*–206*). Von 18v bis 198v durchgehend Textreklamanten.
- Zustand
- Miniaturen und weiterer Buchschmuck stellenweise berieben. An einigen Stellen scheinen die Gesichter gezielt zerstört worden zu sein (z. B. 11r, 28r). 40v wurden die zerstörten Gesichtszüge von Maria und Joseph später laienhaft ergänzt, ähnlich 111v bei Moses. Griffspuren zeugen von langjährigem Gebrauch.
- Wasserzeichen
- Aufgrund der geringen Größe nicht erfasst.
- Schriftraum
- 10,5 × 6,5 cm.
- Spaltenanzahl
- 1 Spalte.
- Zeilenanzahl
- 17 Zeilen (Ar–10v wechselnde Zeilenzahl, 202r–203v 37–42).
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Die Haupttexte des Stundenbuches in einer regelmäßig und professionell geschriebenen, in Relation zum Seitenformat recht großen Textura formata einer Hand. 9r–10v Nachtrag, Textura formata einer Hand. Die weiteren Nachträge von verschiedenen Händen überwiegend in Bastarda cursiva.
- Buchgestaltung
- Textraumbegrenzung und Zeilenlinien in zarten Metallstiftlinien. Rubriziert. Versinitialen abwechselnd in Blau und Gold mit Fleuronné in Rot und Violett. Zu den Textabsätzen jeweils zweizeilige goldene Lombarden vor geteilten Farbfeldern (Rosa/ Blau). Blau-rote Zeilenfüller, v. a. in der Litanei.
- Buchschmuck
- 27 historisierte Initialen. Bei den Offizien jeweils acht Darstellungen zum
Beginn der Gebetsstunden, zum Totenoffizium zwei Darstellungen (Totenmesse
und Auferweckung des Lazarus). Zum Marienoffizium die Bilder zur Kindheit
Jesu (hier mit dem bethlehemitischen Kindermord vor der Flucht nach Ägypten
zur Komplet). Zum Heiliggeistoffizium acht Darstellungen zum Wirken des hl.
Geistes. Von der Matutin mit dem Bild der Herabkunft des hl. Geistes beim
Hochgebet der Messe über Himmelfahrt Christi, Moses empfängt die
Gesetzestafeln, Pfingsten, Befreiung Adams und Evas aus der Vorhölle,
Emmausszene, Krankenheilung Christi, bis zum Jüngsten Gericht.
Zum Kreuzoffizium Passionszyklus vom Judaskuss bis zur "Noli me tangere-Szene". Zu den Bußpsalmen eine Darstellung, König David als Psalmendichter.
Buchstabenkörper jeweils in hellem Blau und Rosa, die umgebenden Farbfelder in dunklerem Blau und Rosa. Davon ausgehend Rankenausläufer an drei Seiten, in Dornblattformen und Blattranken endend. Efeu- und Weinblattformen in Rot, Blau und Grün sowie goldene Beeren. In den Ranken und am Kopf der Seite wiederholt Tierdarstellungen (natürlich und Mischwesen) und Drôlerien. In der bas-de-page 11r Hirschjagd, 121v Auferstehender (in Ergänzung der Darstellung in der Initiale). Dem Initialbuchstaben folgen drei bis fünf weitere Buchstaben des Incipits in goldenen Majuskeln auf Farbgrund.
Die malerische Ausstattung des Bändchens ist von einer Hand, die sich bisher an keiner anderen Stelle nachweisen lässt. Stilistisch ist sie in die Buchmalerei des französischen Nordostens einzuordnen, Vergleichbares entstand etwa in Amien, Stones (s. Literatur) verweist auf Paris BNF, ms. lat. 10435 und Philadelphia, Free Library, Ms. Widener 9. Wahrscheinlich arbeitete ein Buchmaler bzw. eine Werkstatt aus dieser Region in Genf oder Umkreis. Dass die Handschrift im Nordosten Frankreichs illuminiert wurde, ist ebenfalls nicht auszuschließen.
Zu den Bildinitialen im Einzelnen s. heidICON. Eine ausführliche Beschreibung und Diskussion der stilistischen Einordnung findet sich bei Stones (s. Literatur).
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Nachträge: Ar–1r Schreibübung? Abschriften von Texten,
die an verschiedenen Stellen der Hs. stehen, von wenig geübter Hand. Darunter Av:
Wan du dich nyder legen wilt so solttu sprechen: In frieden sal ich
slafen und in demselben sol ich … . Ende des Textes abgerieben und
unleserlich. (1r) Tota pulchra es amica mea … de lybano veni
coronaberis [Ct 4, 7–8]. darunter von anderer Hand: Deus qui per
unigeniti filii tui resurrectionem famulam tuam letificare dignatus es
… . Vgl. Corp. orat. Nr. 1973. das Gebet wurde für eine Frau formuliert.
7v–8v Orationes. Gebete von verschiedenen Händen. (7v) Oratio. Ave Petre, lucens vita, lucens morte cognomine … – … pro nobis peccatoribus. Oremus. Omnipotens sempiterne deus qui beatum Petrum de Lucemburgo, confessorem tuum … – … ad vitam claritatis paradisi valeamus pervenire. Per dominum nostrum Jhesum Christum et cetera. Gebet für den seligen Petrus von Luxemburg (†1387, vgl. Pal. lat. 540, 204v–205r). (8r) Oratio. Gaude flore virginali que honore speciali … – … florescent per eterna saecula. Amen. Reimgebet von den sieben Freuden Mariens, Thomas von Canterbury zugeschrieben (AH 31, Nr. 189, S. 198f.). Ave Maria exaltata est sancta dei genitrix super chorum angelorum ad celestia regna. Oremus: Dulcissime Ihesu Christe qui beatissimam genitricem tuam … – … qui vivis et regnas … [am Fuß der Seite Tinte verblasst und abgerieben]. Die "collecta" wird zumeist zusammen mit dem Reimgebet überliefert. (8v) Ave regina celorum ave domina angelorum … – … semper Christum exora [CAO 1542]. Im Anschluss: Nigra sum sed formosa [Ct 1,4–5] … Descendi in hortum nucum [Ct 6,10–12] … Anima mea liquefacta est … quia amore langueo [Ct 5,6–8]. Mariengebet aus Versen des Hohen Liedes.
10v Proprio filio suo non peperit deus sed pro nobis … – … qui vivis et regnas. Ostende nobis domine misericordiam tuam … – … domine deus veritatis. Darunter: Heli heli lama zabatani … – … Jhesus Nazarenus rex Iudeorum. Amen. Die Worte Jesu am Kreuz und die Inschrift des Kreuzes. Nachträge zum kurzen Kreuzoffizium (s. Text 2).
101r–102v Orationes. (101rv) Domine deus pater omnipotens eterne deus commendo famulum tuum N. … – … adesse dignetur spiritus sanctus per dominum. (101v–102r) Sanctissimi apostoli domini nostri Ihesu Petre et Paule … – … in manus potentie tue miserere nostri. Amen. (102rv) Adoro te deum patrem et filium et spiritum sanctum unam divinitatem … – … virgine matre tua et omnibus sanctis tuis. Amen. (102v) Dominus deus meus dirige pedes meos in viam pacis … – … honorificatum est in secula seculorum. Amen. - 201v–204r volkssprachliche Einträge. (201v–203v) Ave Maria … . Glorieuse virge Marie en qui par la vertu divine Jhesu Crist prist humanite … . Langes Gebet an Maria in französischer Sprache. Arthur Lângfors, Notice du manuscrit français 17068 de la Bibliothèque nationale, in: Romania 43, Nr. 169 (1914), S. 18–28, dort S. 18f. (204r) Zauberrezept (?). Nim erden und gis ir in den geist und düns ins wasser, dan hebes zum füwer so sith dü etwas. Bedeutung unklar.
- Einband
- Rotes Maroquin mit Goldpressung auf Pappen. Rom 1779–1799. Deckelflächen mit schmaler Filete gerahmt, Blütenstempel auf den Ecken. Rücken mit vier erhabenen Doppelbünden mit Golddekor, im obersten Feld das Wappen Papst Pius VI. (Pontifikat 1775–1799), darunter die Signatur 538. Ganz unten das Wappen der Kardinalbibliothekars Francesco Saverio de Zelada (Bibliothekar 1779–1801). Darüber das blaue Signaturschild der BAV. Kapital mit gelben und braunen Seidenfäden umwickelt. Der Vorderspiegel und 1ar sowie der Hinterspiegel und 206*v wurden mit Marmorpapier kaschiert. Reste von Goldschnitt (?). Schunke, Einbände 2.2, S. 841 vgl. Schunke, Einbände 1, S. 255f.
- Provenienz
- Grafschaft Genf / Savoyen / Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Stundenbuch der Agnes von Savoyen (1286–1322), Tochter von Amédée V. von Savoyen und Ehefrau von Wilhelm/ Guillaume III. von Genf. Die Zuschreibung an Agnes beruht vor allem auf den Eintragungen zur Geburt ihres Sohnes und zum Tod ihres Schwiegervaters im Kalendarium (s. Text 1). Sie stammen von der Hand des Schreibers des Kalendariums und sind somit nicht als Nachträge anzusehen. 164r am Ende der Litanei lautet die Gebetsformel … ut me famulam tuam A. benedicas … . Die wenigen französischen Textstellen des Grundstocks weisen Formen auf, die wohl auf den Raum Savoyen deuten (Gagnebin, Les heures d'Agnes, s. Literatur, S. 325, Anm. 14). Das Kalendarium mit den Heiligenfesten und der Kirchweih von St. Peter in Genf ist ebenfalls in dieser Region zu verorten. Das Totenoffizium entspricht dem Usus von Genf. Der Kalendereintrag zu 1311 und der Tod Agnes' 1322 dürften die zeitlichen Grenzen für die Entstehung der Hs. bilden. Stones schloss aus der Abwesenheit des hl. Ludwig im Kalendarium auf ein Datum vor 1297. Im gegebenen Kontext erscheint dies jedoch nicht überzeugend. Die malerische Ausstattung des Bändchens ist in die Buchmalerei des französischen Nordostens einzuordnen (s. Buchschmuck). Zum Erwerb von Hss. durch Angehörige des Hauses Savoyen vgl. auch Enrico Castelnuovo, Introduction, in: Les manuscrits, S. 13–15. Offenbar wurde die Hs. in der Familie der Grafen, ab 1416 Herzöge, von Savoyen vererbt. Auf dieses Milieu deutet auch das wohl im 15. Jh. nachgetragene Gebet für den seligen Petrus von Luxemburg, der von Gegenpapst Clemens VII. (ein Enkel von Agnes und Wilhelm III.) gefördert worden war. Vermutlich ist sie entweder mit Mechthild von Savoyen (1390–1438), der Ehefrau Ludwigs III. von der Pfalz oder mit Margarethe von Savoyen (1420–1479), der Ehefrau von Kurfürst Ludwig IV. von der Pfalz nach Heidelberg gelangt. 1623 mit den Bänden der Heidelberger Palatina in die vatikanische Bibliothek verbracht. Ältere Signatur: 204v 387 (kopfstehend). Besitzstempel der BAV: Ar, 7r, 11r, 201v, 203v.
- Besonderheiten
- Französischsprachige Rubriken finden sich 166r, 167v, 170v, 172r, 173v, 174r, 175v, 177r, 180r, 183v, 184r, 188v, 192v und 195r.
- Literatur
- Berschin, Palatina, S. 74f.; Sheila Edmunds, Catalogue des manuscrits savoyards, in:
Les manuscrits enluminés, S. 193–218, dort S. 213, Nr. 59; Ehrensberger, Libri liturgici, S.
379; Bernard Gagnebin, Le livre d'heures d'Agnes de Savoie,
comtesse de Genève, in: Genava, N.S. 11 (1963), S. 317–330; Bernard Gagnebin, Le livre d'heures de la comtesse
Blanche de Genève, in: Miscellanea codicologica F. Masai dicata, hrsg. von
Pierre Cockshaw, Gent 1979 (Les Publications de Scriptorium
8), S. 345-352, S. 348; Willem van Gulik, Ein mittelalterliches Formular der
Letaniae maiores, in: Römische Quartalschrift für christliche Altertumskunde
und Kirchengeschichte 18 (1904), S. 1–23, S. 17, Anm. 1; Lebigue / Savoye,
origines; Morello, Libri d'ore, S. 40; Giovanni Morello / Francesco Solinas,
Les "Heures" d'Agnès de Savoie, in: Les manuscrits enluminés, S. 85-88; Nathalie Roman, „Patron or Matron?“. Femmes aristocrates
et commande de manuscrits au Moyen Âge, in: Livres manuscrits et mécénat du
Moyen Âge à la Renaissance, hrsg. von Jean-Luc Deufic,
Turnhout 2019 (Pecia 21) S. 49–104, dort S. 76; Salmon, Mss. liturgiques 4, S.
155f.; Pierre Salmon, Livrets de prières de l'époque
carolingienne. Nouvelle liste de manuscrits, Revue Bénédictine 90 (1980), S.
147–149, dort S. 149; Stevenson, Latini, S. 175; Alison Stones, Gothic Manuscripts, London 2013 (A Survey
of Manuscripts illuminated in France 3), Teil 2,1, S. 121f., Nr. V-10.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
1) 1v–7r
- Titel
- Kalendarium.
- Angaben zum Text
- Der Festkalender vereint Merkmale von
Genf und von Vienne, der übergeordneten Erzdiözese, vgl.
Morello / Solinas, les "Heures"
d'Agnes (s. Literatur), S. 86. 4 Spalten: goldene Zahl (rot),
Sonntagsbuchstaben, römisches Datum (rot), Festbezeichnung. Dazu kommen Angaben
zum Eintritt der Sonne in die Tierkreiszeichen und zu den Äquinoktien (rot).
Eindeutig auf Genf verweist der Eintrag zum 8. Okt.: Dedicatio ecclesie
s. Petri Gebenensis (6r). Die Zuschreibung an Agnes von Savoyen
belegen zwei genealogische Einträge, zum 29. März: Anno domini mo ccco xi fuit natus Amedeus
primogenitus G[uilelmi] comitis Gebenensis (2v) und
zum 20. Mai: Obiit Amedeus comes Gebenensis anno domini mo ccco viiio (3v).
Ersteres betrifft das Datum der Geburt von Graf Amadeus III. von Genf (reg.
1320–1367), Sohn des Grafen Wilhelm III. von Genf und seiner Frau Agnes am 29.
März 1311. Der zweite Eintrag gibt das Todesdatum von Graf Amadeus II. von Genf
am 20. Mai 1308 (Wilhelm III. übernimmt die Regierung).
Ar–1r s. Nachträge. - 7v–8v s. Nachträge.
- Incipit
- 1v Januarius habet dies xxxi luna xxx …
- Explicit
- 7r … xiii A ii kalendae sancti Silvestri pape.
2) 9r–10v
- Titel
- Officium breve sanctae crucis.
- Angaben zum Text
- Kurzes Kreuzoffizium (ohne die Laudes), wie es in der Regel in Stundenbüchern der Epoche enthalten ist. Zu den Stunden nach der Matutin werden nur die entsprechenden sechs Strophen des Reimgebets "Patris sapientia" bis einschließlich Completorium als Hymnus ausgeschrieben (vgl. Matter, Stundenlied). Zur Oratio heißt es ›Predicta oratio cum‹ adoramus te Christe ›dicitur ad omnes horas‹. Darunter 14 Zeilen von späterer Hand nachgetragen (s. Nachträge).
- Rubrik
- 9r ›Incipit officium sancte crucis ad matutinas‹.
- Incipit
- 9r Domine labia mea aperies [Ps 50,17] …
- Weiteres Initium
- 9r Domine Jesu Christe fili dei vivi pone passionem, crucem et mortem …
- Explicit
- 10v … da michi tuam eternam securitatem. Amen.
- Edition
- In den gedruckten Stundenbüchern der Inkunabelzeit und des 16. Jhs. in aller Regel enthalten, zumeist mit weiteren liturgischen Beitexten versehen (Antiphonen, Versus etc.).
3) 11r–65v
- Titel
- Officium parvum beatae Mariae virginis.
- Angaben zum Text
- Das in Stundenbüchern übliche kleine Marienoffizium, hier mit drei Nocturnen und neun Lesungen zur Matutin. Stones (s. Literatur) rechnet das Offizium dem Gebrauch des Dominikanerordens zu, was der Einordnung aufgrund der nachgelassenen Aufzeichnungen Leroquais' entspricht (Leroquais, Hymnes, 160r). Der Gebrauch entspricht nicht dem von Genf (dagegen Lebigue / Savoye, origines). Die Suffragien am Ende der Laudes haben zum Teil Rubriken in französischer Sprache (36r Dela trinite, 36v de saint Iohan evangelite, de saint Piere et saint Poul), die Gebetstexte sind jedoch durchgehend lateinisch. Unter den Angerufenen findet sich auch die hl. Agnes jedoch keine spezifisch dominikanischen Heiligen.
- Incipit
- 11r Domine labia mea aperies [Ps 50,17] …
- Weiteres Initium
- 11v Quoniam deus magnus dominus et rex magnus [Ps 94,3] …
- Explicit
- 65v … a presenti liberari tristicia et eterna perfrui leticia. Per.
4) 66r–101r
- Titel
- Officium defunctorum.
- Angaben zum Text
- Totenoffizium. Die "großen" Responsorien der drei Nokturnen entsprechen dem Gebrauch von Genf (Ottosen, Responsories, S. 131 [diese Hs.], vgl. auch S. 261). Die Responsorienreihe ist: R 14, 72, 24, 32, 68, 57, 40, 83, 38. Die besonderen Orationen zum Abschluss (100rv) sind rubriziert pro feria mortua, pro patre et matre, pro pontifice vel sacerdote und oratio communis. Endet mit corp. orat. 2684b (s. Explicit). Zu den später zugefügten Gebeten 101r–102v siehe Nachträge.
- Rubrik
- 66r Sequitur officium defunctorum primo pater noster postea dicitur antiphona‹.
- Incipit
- 66r Placebo domino. <Psalmus David>. Dilexi quoniam exaudiet [Ps 114,1] …
- Explicit
- 101r … semper optaverunt piis supplicationibus consequantur. Per [dominum nostrum …].
- Edition
- Ein im Druck erschienenes Totenoffizium des Gebrauchs von Genf ist nicht bekannt.
5) 103r–123v
- Titel
- Officium sancti spiritus.
- Angaben zum Text
- Heiliggeistoffizium. Der Pfingst-Hymnus "Veni creator spiritus" (AH 50, S. 193f., Nr. 144) wird zur Matutin ganz gesungen, zu Prim bis Non nur jeweils die Strophe 1 und jeweils eine der Folgestrophen von 1 bis 5 sowie zur Komplet die Strophen 1 und 6. Zu Laudes und Vesper erklingt der Hymnus "Veni sancte spiritus" (AH 54, S. 234–239, Nr. 153). Zudem findet sich als zweiter "Hymnus" zur Matutin das "Te deum".
- Rubrik
- 103r ›Incipit officium sancti spiritus et antequam incipiatur ad omnes horas dicitur hec antiphona‹.
- Incipit
- 103r Veni sancte spiritus reple tuorum corda …
- Explicit
- 123v … et mundo corde placeamus. Per.
6) 123v–146r
- Beteiligte Personen
- Johannes Bonaventura (GND-Nr.: 118513176).
- Titel
- Officium sanctae crucis.
- Angaben zum Text
- Den Kern des Kreuzoffiziums bildet das Bonaventura zugeschriebene Reimoffizium "In passione domini" AH 50, S. 568–571, Nr. 382 (Hs. genannt). Als zweiter Hymnus zur Matutin findet sich "Te Christum laudamus" (Ulysse Chevalier, Repertorium hymnologicum, Bd. 2, Louvain 1892, S. 643, Nr. 20088). 126rv >Lectio Ysaie prophete<. Non est ei species neque decor … sanati sumus [Is 53,2–5]. Lesung zur Matutin.
- Rubrik
- 123v ›Sequitur officium sancte crucis‹.
- Incipit
- 124r Domine labia mea aperies[Ps 50,17] …
- Weiteres Initium
- 124r Regem Christum crucifixum … ; 124v In passione domini qua datur salus homini …
- Explicit
- 146r … benedicamus domino. Domino gracias.
- Edition
- Das Reimoffizium ist ediert in AH 50, S. 568–571, Nr. 382.
7) 146r–155v
- Titel
- Psalmi poenitentiales.
- Angaben zum Text
- Die sieben Bußpsalmen mit Antiphon und Doxologien. An Anfang und Ende steht die Antiphon Ne reminiscaris [CAO 3861]. Abschließend Kyrie und Vaterunser.
- Rubrik
- 146r ›Sequuntur septem psalmi penitenciales et dicitur hec antiphona‹.
- Incipit
- 146r Ne reminiscaris. Domine ne in furore tuo arguas me[Ps 6,2] … .
- Explicit
- 155v … kyrieleison. Pater noster. Et ne nos.
- Edition
- Biblia sacra.
8) 155v–163r
- Titel
- Litaniae.
- Angaben zum Text
- Allerheiligenlitanei. Darin u. a. die Heiligen: Ferreoli und Ferruci, Hauridius (aus: Avitius ?), Mammes, Annemundus, Desideratus, Deicolus, Ursicinus, Ermenfredus, Wandalenus, Bertulfus, Radegundis, Genofeva. Die Auswahl deutet auf den Raum im Südosten Frankreichs um Lausanne, Genf, Lyon und Besançon.
- Rubrik
- 155v ›Sequitur letania maior‹.
- Incipit
- 156r Kyrieleyson, Christeleyson …
- Explicit
- 163r … Requiescant in pace, amen. Domine exaudi et clamor [Ps 101,2].
9) 163r–201v
- Titel
- Orationes.
- Angaben zum Text
- (163r–172r) Orationes diversae. Zum
ersten Gebet (s. Incipit): Leroquais, Livres d'heures 1, S.
46. (164r–166r) Ps.-Anselmus, Oratio ad beatam virginem Mariam et sanctum
Iohannem evangelistam: O intemerata et in eternum benedicta singularis
atque incomparabilis virgo … – … consubstantialis et
coeternus cum eis vivit et regnat deus omnipotens in seculorum secula.
Amen. Wilmart, Auteurs spirituels, S. 474–504,
Textabdruck S. 488–490 (vgl. Migne PL 158, Sp. 959–960).
Stegmüller, RB Nr. 2227,7. (166r–167v) >De
nostre seignour Ihesu Christ<. Iuste iudex Ihesu Christe
rex gum [!] et domine … – … tibi sit virtus
perhennis honor et perpetuus. Amen. Text: Guido Maria
Dreves / Clemens Blume, Ein
Jahrtausend lateinischer Hymnendichtung, Bd. 1, Leipzig 1909, S. 176.
(167v–170v) Orationes ante crucem. >Ces oroisons doit lon dire devant
la cruix<. Sdoro [!] te fili dei et gatias
tibi te fero pro tua misericordia … – … virtus et fortitudo
deo nostro in secula seculorum. Amen. Anfang verschrieben für "Adoro
te …". (170v–171r) >De notre dame<. Commendo tibi
sancta Maria extremum diem et horam obitus mei … – … a
perpetua dampnatione. Amen. (171r–172r) >Laux [!]
angelorum<. Gloria in excelsis deo … – …
in gloria dei patris. Amen. Das "Gloria" des Messordo (Cantus
ID: 509502) und weitere Gebete an Jesus und Maria.
(172r–175v) Orationes ad missam. (172r–173v) >Quant lon leve le corps notre seignour, oraison<. Ave principium nostre creationis … – … deus per omnia secula seculorum. Amen. Stegmüller, RB Nr. 3225,1. Franz Joseph Mone, Lateinische Hymnen des Mittelalters, Bd. 1,S. 292, Nr. 228. Wilmart, Auteurs spirituels, S. 23, Anm. 2 (und öfter). (173v–174r) >Cete oroison dit lon entre le sacrement et la patre nostre et qui la dit ha .cc. iors de pardon<. Deprecor te domina mea sancta Maria mater dei … – … et requiem sempiternam. Amen. Pater noster et ave Maria. (174r–175v) >Cete oroison dit lon en la presence de notre seignour<. In presencia corporis et sanguinis tui domine Ihesu Christe commendo tibi famulos tuos N. ut per virtutem sancte crucis … – … ad vitam eternam perducat. Amen. Wilmart, Auteurs spirituels, S. 378, Anm. 1, Nr. 11.
(175v–195r) Orationes diversae. Gebete an verschiedene Heilige, zum Teil mit Antiphonen und Versikeln.
(195r–201v) Oratio contra tempestatem. >Cete oroison dit lon quant lon voit venir tempeste ou grant orage et premerement l'evangile in principio et cetera<. Ecce crucem domini fugite partes adverse dicit leo de tribu Iuda radix David … – … gloriam quasi unigeniti a patre plenum gracie et veritatis. Bitte um Schutz vor herannahendem Unwetter. Die Evangelienlesung nach Io 1,1–14 steht hier nicht am Anfang, wie die Rubrik angibt, sondern am Ende, nach den Gebeten. Zum Beginn vgl. auch Adolph Franz, Die kirchlichen Benediktionen im Mittelalter, Bd. 2, Freiburg im Breisgau 1909, S. 80–92.
- Incipit
- 163r Pie et exaudibilis domine Ihesu Christe clemenciam tuam …
- Weiteres Initium
- 164r O intemerata et in aeternum benedicta … ; 172r Ave principium nostrae creationis … ; 195r Ecce crucem domini fugite partes adversae …
- Explicit
- 201v … gloriam quasi unigeniti a patre plenum gracie et veritatis [Io 1,14].
- Edition
- s. bei den Texten.
- Bearbeitet von
- Dr. Wolfgang Metzger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 538. Beschreibung von: Dr. Wolfgang Metzger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.