Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 54

Biblia: Epistula

Pergament, Papier · 1, 160, 1 Bll. · 13,7–14,0 × 9,5–10,2 cm · Süddeutschland (?) · 12. Jh. letztes Viertel bzw. 13. Jh. Anfang


Schlagwörter (GND)
Bibel, Neues Testament / Liturgie.
Entstehungsort
Süddeutschland (?). (s. Geschichte der Hs.).
Entstehungszeit
12. Jh. letztes Viertel bzw. 13. Jh. Anfang . (s. Geschichte der Hs.).
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament (Vor- und Nachsatzbll. Papier).
Umfang
1, 160, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
13,7–14,0 × 9,5–10,2 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1* + 20 IV159 (mit Bl. 1a) + (I-1)160*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 160* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1[a]–159); moderne Foliierung (1, 1a); modernes Vor- und Nachsatzbl. sind nicht gezählt, daher wird hier bei der Beschreibung die Zählung des Digitalisats übernommen. – Lagenzählung auf der letzten Seite jeder Lage (ursprünglich wohl: .i.–.xviiii.), letzte Lage nicht mehr gezählt; meist durch Beschnitt verderbt.
Zustand
Pergament stellenweise durchscheinend und vereinzelt minimal stockfleckig, mit Feuchtigkeitsflecken (?); Fehlstellen und Risse, nur zum Teil ausgebessert. Tinte und Farben stellenweise leicht berieben und verblasst. Bll. im Gelenk bzw. Falz oftmals gelockert.

Schriftraum
9,9–10,1 × 6,5–7,4 cm.
Spaltenanzahl
Textblock.
Zeilenanzahl
20 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Zum Teil etwas nachlässig wirkende späte karolingische Minuskel („schrägovaler Stil“) von einer Hand mit Auszeichnungsschriften (Capitalis rustica, Halbunziale), mit beginnenden Tendenzen zur gotischen Minuskel; dieselbe Hand wie Pal. lat. 53.
Buchgestaltung
Incipits in der Regel in Rot, zum Teil in einer Mischschrift aus Capitalis rustica und Halbuncialis; die Explicits mit rubrizierter Satzmajuskel oder in Majuskeln mit üblichen Rubrizierungen; die Anfänge der Briefe werden durch die Incipits sowie große rote Initialen, meist mit Nodi verziert, sowie durch Textzeilen in einer Mischschrift aus Capitalis rustica und Halbuncialis mit Rubrizierungen hervorgehoben; die Anfänge der Prologe werden durch Rubriken sowie größere rote Initialen, meist mit Nodi verziert, und Majuskeln betont; die weitere Untergliederung des Textes nach Kapiteln wird meist nicht gesondert herausgestellt; die Kapitelzählung nach Stephan Langton wurde auf dem Rand in Schwarz nachgetragen, vereinzelt auch als Rubriken; in der Regel werden die „Verse" durch rote Satzmajuskeln hervorgehoben; innerhalb dieser Abschnitte erfolgt die weitere Gliederung durch Satzmajuskeln mit üblichen Rubrizierungen. Vereinzelt rote wellenförmige Zeilenfüller. Seitentitel in Rot (von der Hand des Rubrikators?). Vereinzelt Manicula.
Buchschmuck
s. Buchgestaltung.

Nachträge und Benutzungsspuren
Vereinzelt Korrekturen, Rasuren und Ergänzungen, zum Teil von der Schreiberhand und weiteren zeitgenössischen sowie jüngeren Händen. – Nachtrag des Besitzvermerks (15. Jh. 3. Viertel); s. Geschichte der Hs..

Einband
Römischer Einband, wohl zwischen 1869 und 1878: Helles Pergament über Pappe, Deckel ohne Verzierungen; Rücken mit rotem, goldgeprägten Rückenschild: PAL. 54. Am Schwanz ein querrechteckiges, blaues Signaturschildchen der BAV: Pal. lat. 53; goldener Wappenstempel sichtbar: Papst Pius IX.; Schunke gibt nur den Papststempel an (vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 814), was für den Aufbau des Einbands freilich unüblich wäre. Vermutlich ist der Stempel des Kardinalbibliothekars (Jean-Baptiste Pitra?) mit dem Signaturschild überklebt worden; vgl. dazu exemplarisch Pal. lat. 35.
Provenienz
Süddeutschland (?) / Hinterbrühl / (Niederösterreich) / St.-Vitus-Kirche / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Vorderspiegel mit Signaturschildchen; auf 1r und 1ar Wiederholung der aktuellen römischen Signatur; 1r Besitzeintrag: Liber Sancti Uiti brvole; aufgeklebtes Tielschild von einem älteren Einband: DD. Petri, et Pauli Epistolae.; ältere römische Signaturen: 70, 45 [?] [beide gestrichen]. Die Hs. entstand wohl im letzten Viertel des 12. bzw. am Beginn des 13. Jahrhunderts in Süddeutschland. Darauf deuten die durchgängige Verwendung des „h-z“ (40r), wie sie vor allem in Süddeutschland bis in das beginnende 13. Jahrhundert üblich war, sowie das sporadische Aufkommen der i-Striche als Unterscheidungsmerkmal (70r, 117v u.ö.) seit dem letzten Viertel des 12. Jahrhunderts hin; vgl. Karin Schneider Paläographie und Handschriftenkunde für Germanisten, 3Berlin 2014, S. 26f., S. 31–33. Wie aus dem älteren Besitzvermerk zu vermuten ist, wurde die vorliegende Hs. wohl zwischenzeitlich in der St.-Vitus-Kirche in Hinterbrühl aufbewahrt; s. auch Pal. lat. 53. Später gelangte die Hs. in den Besitz des Augsburger Dompropstes Johanns von Pfalz-Mosbach-Neumarkt (1443–1486), wie Besitzeintrag und seine Devise zeigen: D.[ii] C.[oeptis] A.[spirate] / .Iohannes Bauariae Dux. (159r); vgl. zu seiner Person Kat. UB Heidelberg 1, S. XXXIVf.; Christine Reinle, ‘Id tempus solum’. Der Lebensentwurf Herzog Johanns von Mosbach-Neumarkt († 1486) im Spannungsfeld von dynastischem Denken, kirchlicher Karriere und gelehrten Interessen, in: Der Pfälzer Löwe in Bayern. Zur Geschichte der Oberpfalz in der kurpfälzischen Epoche, hrsg. von Hans-Jürgen Becker, Regensburg 1997 (Schriftenreihe der Universität Regensburg 24), S. 157–199. Gemäß dem 1490 geschlossenen Erbvertrag zwischen dem ehelos gebliebenen Bruder Johanns, Otto II. von Pfalz-Mosbach-Neumarkt, und seinem Vetter, Kurfürst Philipp dem Aufrichtigen, fiel mit Ottos Tod 1499 der gesamte Besitz der Mosbacher Linie, darunter auch die Büchersammlung Johanns, an die Kurpfalz (Kat. UB Heidelberg 1, S. XXXIVf.; Reinle, Lebensentwurf, S. 199). So kam das Evangeliar schließlich in die Bibliotheca Palatina und gelangte mit deren Beständen 1622/23 nach Rom.
Besonderheiten
Pal. lat. 54 und Pal. lat. 53 stammen von einer Hand und gehören zusammen; beide Bände waren wohl Teil einer (heute nicht mehr vollständig erhaltenen?) Bibelabschrift.

Faksimile
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_54
Literatur
OVL, Pal.lat.54; Schunke, Einbände 2.2, S. 814; Stevenson, Latini, S. 10.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1ar–147r Digitalisat

Titel
Biblia: Epistulae cum prologis (wenn nicht anders vermerkt, stammen die Prologe von Hieronymus) .
Angaben zum Text
1ar–147r EPISTEL. 1ar Marcion: Prolog zum Römer-Brief (Stegmüller, RB 677). (1. 1ar–21v) Rm. 21v–22r Petrus Lombardus: Prolog zum ersten Korinther-Brief (Stegmüller, RB 685). (2.1 22r–42v) I Cor. 42v Petrus Lombardus: Prolog zum zweiten Korinther-Brief (Stegmüller, RB 699). (2.2 42v–56v) II Cor. 56v Marcion: Prolog zum Galater-Brief (Stegmüller, RB 707). (3. 56v–63v) Gal. 63v Marcion: Prolog zum Epheser-Brief (Stegmüller, RB 715). (4. 64r–70v) Eph. 70v Marcion: Prolog zum Philipper-Brief (Stegmüller, RB 728). (5. 70v–75v) Phil. 75v–76r Marcion: Prolog zum Kolosser-Brief (Stegmüller, RB 736). (6. 76r–81r) Col. 81r Marcion: Prolog zum ersten Thessaloniker-Brief (Stegmüller, RB 747). (7.1 81v–86r) I Th. 86r Marcion: Prolog zum zweiten Thessaloniker-Brief (Stegmüller, RB 752). (7.2 86r–88v). II Th. 88v Petrus Lombardus: Prolog zum ersten Timotheus-Brief (Stegmüller, RB 765). (8.1 88v–94v) I Tim. 95r Petrus Lombardus: Prolog zum zweiten Timotheus-Brief (Stegmüller, RB 772). (8.2 95r–99r) II Tim. 99r Petrus Lombardus: Prolog zum Titus-Brief (Stegmüller, RB 780). (9. 99r–101v) Tit. 101v–102r Marcion: Prolog zum Philemon-Brief (Stegmüller, RB 783). (10. 102r–103r) Phlm. 103r–v Petrus Lombardus: Prolog zum Hebräer-Brief (Stegmüller, RB 793 bzw. 3455). (11. 103v–119v) Hbr. 120v Prolog zu den Apostolischen Briefen (Stegmüller, RB 807).120v Hugo de Saint-Chair: Prolog zum Jakobus-Brief (Stegmüller, RB 806). (12. 120v–126v) Iac. 126v Prolog zum ersten Petrus-Brief (Stegmüller, RB 812). (13.1 126v–133r) I Pt. 133r Hugo de Saint-Chair: Prolog zum zweiten Petrus-Brief (Stegmüller, RB 818). (13.2 133r–137r) II Pt. 126v Prolog zum ersten Johannes-Brief (Stegmüller, RB 821). (14.1 137v–143r) I Io. 143r Hugo de Saint-Chair: Prolog zum zweiten Johannes-Brief (Stegmüller, RB 822). (14.2 172ra–b) II Io. 144r Hugo de Saint-Chair: Prolog zum dritten Johannes-Brief (Stegmüller, RB 824). (14.3 144r–145r) III Io. 145r Hugo de Saint-Chair: Prolog zum Judas-Brief (Stegmüller, RB 825). (15. 145r–147r) Iud. – 1*r–v, 1v, 120r bis auf Linierung leer.
Edition
s. Angaben zum Inhalt.

2) 147r–159r Digitalisat

Verfasser
Gregor der Große (GND-Nr.: 118541838).
Weitere beteiligte Personen
Hieronymus (GND-Nr.: 118550853) / Hugo von Saint-Cher (GND-Nr.: 118707957) / Marcion (GND-Nr.: 118577557) / Petrus Lombardus (GND-Nr.: 11859334X).
Titel
Epistula ad doctores ecclesiae.
Angaben zum Text
GREGOR DER GROSSE, EPISTOLA. Migne PL 77, Sp. 468B–479A. 159r Besitzvermerk: Herzog Johann von Pfalz-Mosbach-Neumarkt; s. Geschichte der Hs.. – 159v, 160*r–v leer.
Rubrik
1ar ›Incipit argumentum epistulę ad Romanos‹.
Incipit
1ar ›Romanisunt in partibus Italię
Explicit
159r … in unitate spiritus sancti per omnia saecula saeculorum.Amen‹.
Edition
Epistel: Biblia sacra iuxta Vulgatam versionem, hrsg. von Robert Weber / Roger Gryson, Stuttgart 52007, S. 1748–1881 (mit den Prologen des Hieronymus); Brief Gregors des Großen: Migne PL 77, Sp. 468B–479A.


Bearbeitet von
Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 54. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.