Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 540

Stundenbuch nach römischem Gebrauch

Pergament · 2, 271, 1 · 14,7 × 10,7 cm · Avignon · um 1390 (1387–1394)


Schlagwörter (GND)
Liturgie / Stundengebet / Kalendarium / Totenoffizium / Gebete.
Entstehungsort
Avignon.
Entstehungszeit
um 1390 (1387–1394).
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament (Vorsatzbll. Papier: 1a, 272*).
Umfang
2, 271, 1.
Format (Blattgröße)
14,7 × 10,7 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 12a + I2 + (III-1)7 + 9 IV79 + II83 + 4 IV115 + II119 + 9 IV191 + II195 + IV203 + I205 + 8 IV269 + 2271* + (I-1)272*. Die Einzelbll. an Anfang und Ende des Buchblocks wurden, wohl beim Neueinband, an Fälzen befestigt. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 272* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Das Kalendarium nimmt eine eigene Lage ein und könnte nachträglich dem Band vorangestellt worden sein.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Tintenfoliierung, Rom 17. Jh. (1–270). Ab 23v durchgehend Textreklamanten.
Zustand
Guter Zustand, kaum Benutzungsspuren. Bordüren gelegentlich im unteren Bereich der Seiten durch Beschnitt des Buchblockes gestört.

Schriftraum
8 × 7 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
14 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Textura formata von zwei Händen (1v–7r, 8r–270r).
Buchgestaltung
Schriftraum- und Zeilenlinien in feinen roten Tintenlinien, im Kalendarium in schwarzer Tinte. Rubriziert. S. Buchschmuck.
Buchschmuck
Elf Miniaturen und elf historisierte Initialen mit Bordüren. Zahlreiche Ein- bis zweizeilige Farb- und Goldinitialen, an den Textanfängen mit Weinblattranken in Gold und Deckfarben. Gelegentlich Zeilenfüller (z. B. 75v–79r, 149r). Im Kalendarium beschränkt sich die Ornamentik auf die Gestaltung der Kl-Kürzel zu den Monatsanfängen (Goldschrift vor blauem Farbfeld mit einfacher weißer Ornamentik, Fadenranken in schwarzer Tinte). Das Erscheinungsbild unterscheidet sich von den Initialen im Rest der Hs. Schrift und Buchmalerei sind einer sehr produktiven Avignoneser Werkstatt zuzuschreiben, als deren Kopf ein Jean de Toulouse angenommen wird. Die für Avignon typische Mischung französischer und italienischer Formmerkmale zeigt hier einen Schwerpunkt auf den aktuellen Schmuckelementen der Pariser Buchmalerei. Der Stil der Figuren dagegen lässt auch die Rezeption italienischer Malerei der Zeit erkennen. Zur Hs. und der Werkstatt ausführlich: Manzari, La Miniatura, s. Literatur.
Zum Marienoffizium eine Miniatur und acht historisierte Initialen zu den Gebetsstunden (Verkündigung, Heimsuchung, Geburt Christi, Hirtenverkündigung, Anbetung der Könige, Flucht nach Ägypten, bethlehemitischer Kindermord, Darbringung im Tempel) sowie zu Ps 95 (singende Kleriker). Zu Bußpsalmen und Totenoffizium jeweils eine historisierte Initiale (Christus als Weltenrichter, aus ihren Sarkophagen auferstehende menschliche Skelette). Zum Officium de compassione eine Miniatur (Maria mit dem Leichnam Christi, Johannes und Maria Magdalena). Acht Miniaturen jeweils als bas-de-page zu den Stunden des Kreuzoffiziums (Passionszyklus vom Judaskuss bis zur Kreuzabnahme). Eine Initiale zum Beginn des Allerheiligenoffiziums (Allerheiligenbild). Zum Beginn des Psalterium abbreviatum eine Miniatur (Autorenbild: der hl. Hieronymus in seinem Studierzimmer). Die schildförmige Aussparung in der Bordüre am unteren Seitenrand von 8r wurde nicht zur Anbringung eines Wappens genutzt. Auf 102r und 105v wurde jeweils auf dem unteren Seitenrand eine blasse Federskizze des gekreuzigten Christus angebracht (Nachträge, vgl. Manzari, Libro d'ore, s. Literatur, S. 354). Zum figürlichen Buchschmuck im Einzelnen: heidICON.

Nachträge und Benutzungsspuren
2ar von einer Hand des 16. Jhs.: Horae canonicae de sanctis (s. Geschichte der Handschrift). Weiter unten die aktuelle Signatur. Zum Nekrologeintrag 2v s. Text 1.

Einband
Weißes Pergament mit Goldpressung auf Pappen. Rom, 1878–1889. Glatter Rücken. Oben in Goldpressung das Wappen von Papst Leo XIII. (Pontifikat 1878–1903). Rotes Lederschild mit Goldpressung Pal. 540. Darunter wahrscheinlich das Wappen des Kardinalbibliothekars Jean-Baptiste Pitra (1812–1889, Kardinalbibliothekar ab 1869), heute überklebt mit dem blauen Signaturschild der BAV. Gewobenes Kapitalband, weiß mit braunem Zickzackmuster. Schunke, Einbände 2,2, S. 841, vgl. Schunke, Einbände 1, S. 257.
Unter Legat. Pal. lat. 540 wird in der BAV der ehemalige Einband der Hs. aufbewahrt, abgenommen vor dem Neueinband im 19. Jh.: Braunes Kalbsleder mit Blind- und Goldpressung auf Holzdeckeln. Heidelberg, Jörg Bernhard (?), 1558, angefertigt für Kf. Ottheinrich von der Pfalz. Vorderdeckel: mittig Porträtplatte Ottheinrichs mit Monogramm OH PC in ovalem Rollwerkrahmen, vergoldet (Konrad Haebler, Rollen- und Plattenstempel des XVI. Jahrhunderts, Bd. 2, Leipzig 1929, S. 71, Nr. V). Darunter die Jahreszahl 1558 in Gold. Umrahmung mit Rollstempelabdrücken: "Pärchenrolle" (Haebler, Nr. 4) und Blumenranke (Haebler, Nr. 7.). Hinterdeckel: mittig vergoldete Wappenplatte im ovalen Rollwerkrahmen (Kurpfalz, drei Schilde: Löwe, Globus, Rauten, Haebler, Nr. VII). Der Abdruck hat wenig Relief, die Vergoldung ist unregelmäßig und abgerieben. Darum Rahmen aus Rollstempelabdrücken, wie vorne. Oberhalb und unterhalb des Wappens Teilabdrücke einer Rolle mit weiblichen Halbfiguren auf Konsolen. Die Schließen und Eckbeschläge wurden entfernt. Reste von zwei entfernten ledernen Bandschließen (hinten) und Abdrücke der zugehörigen Schließenanker (vorne). Rücken mit drei erhabenen Bünden, stark abgerieben und mit Fehlstellen. Darauf oben Beschriftung: 500. Darunter Spuren eines älteren, völlig abgeriebenen Papierschildes. Auf dem Vorderspiegel oben links das aktuelle Signaturschild des Fondo Legature in Hellgrün, sowie in Bleistift die Capsa-Nummer (C. 139), und die Zahl 263 (s. Geschichte der Handschrift). Unten das alte Signaturschild der BAV (Kupferstichkartusche, in Rot 540). Hinterspiegel leer, ebenso ein altes daran hängendes Vorsatzbl. Vgl. Montuschi, biblioteche, S. 320, S. 335.
Provenienz
Grafschaft Genf / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Das Suffragium an den seligen Petrus von Luxemburg 204v gibt einen Hinweis auf die Entstehungszeit der Hs. Da vorauszusetzen ist, dass Petrus bei der Abfassung des Textes bereits tot war, Clemens VII. († 1394) aber nicht als Verstorbener genannt wird, kann man wohl von einer Abfassungszeit zwischen 1387 und 1394 ausgehen. Die stilistische Einordnung der Buchmalerei legt ebenfalls eine Entstehungszeit um 1390 nahe. Die Hs. kommt möglicherweise aus dem Besitz der Gräfin Blanka/ Blanche von Genf († 1416; s. Gagnebin, s. Literatur, Le livre d'heures). Blanka war ab 1363 mit Hugues von Châlon-Arlay (1334–1388) verheiratet und hatte keine Kinder. Sie setzte 1409 ihre Nichte Mechthild von Savoyen-Achaia (Tochter ihrer Schwester Katharina) als ihre universelle Erbin ein. Mechthild heiratete 1417 Ludwig III. von der Pfalz. Die Hs. wäre dann durch Mechthild nach Heidelberg gelangt. Allerdings erklärt dies nicht die besondere Auswahl der Heiligenfeste im Kalendarium. Besonders die Spanischen, wohl in den Raum Aragòn-Katalonien verweisenden Feste (s. Text 1) stellen die Herstellung des Bändchens für Blanka selbst in Frage. Manzari, Libro d'ore (s. Literatur), wies zunächst darauf hin, dass die Zuweisung an Blanka rein hypothetisch sei. Einige Jahre später kommt sie zu dem Schluss dass es sich ursprünglich um ein „neutral“ hergestelltes Stundenbuch für den freien Verkauf gehandelt habe, das eine Person aus dem Umkreis Blankas erwarb (Manzari, La Miniatura, s. Literatur, S. 240f.). Später wurde dann der Todestag Blankas eingetragen. Dieser findet sich auch in München, BSB, clm 10096 (2r), einem Stundenbuch, das aufgrund eines weiteren, wohl früher nachgetragenen Todesdatums mit Mahaut de Boulogne (auch Mathilde oder Mahaut d'Auvergne), Ehefrau von Amadeus III. von Genf, der Mutter Blankas, in Verbindung gebracht wird. Auch clm 10096 hatte in Heidelberg einen Einband Kf. Ottheinrichs erhalten (s. Einband), er gelangte jedoch über die Mannheimer Hofbibliothek nach München.
Der Titeleintrag 2ar (s. Nachträge) stimmt genau mit den Einträgen der Heidelberger Kataloge der Schloßbibliothek von 1555/1556 und der Palatina von 1581 überein (Pal. lat. 1929, 83v Horae canonicae de sanctis, schon auf perment geschrieben; Pal. lat. 1930, S. 125 Horae canonicae de sanctis, geschrieben perment, in 8, bretter, rott leder, bucklen). Die braunen Ledereinbände für Kf. Ottheinrich werden in der Regel als in „rott leder“ gebunden aufgeführt. Pal. lat. 540 wurde 1623 mit den Bänden der Heidelberger Palatina in die Vatikanische Bibliothek verbracht. Auf dem Vorderdeckel des abgenommenen älteren Einbandes finden sich Allacci-Signatur und Capsa-Nummer: 263 und C. 139. Entsprechend im Allacci-Register (Pal. lat. 1949, 39r 263. Officium beatae Mariae. 8. C. 139.). S. auch Legature Pal. lat. 540, Eintrag auf dem Vorderspiegel (Bleistift, 20. Jh.).
Besonderheiten
Zum Teil französischsprachige Rubriken (222r–270r).

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_540
Literatur
Berschin, Palatina, S. 73–75; Maria Alessandra Bilotta, Produzione libraria di frontiera nella Francia meridionale. Il „De mysterio cymbalorum ecclesiae“ di Arnoldo di Villanova (40. E. 3.), conservato nella Biblioteca dell’Accademia Nazionale dei Lincei e Corsiniana di Roma, in: Frontiers in the Middle Ages, Proceedings of the Third European Congress of Medieval Studies (Jyväskylä, 10-14. Juni 2003), Louvain-la-Neuve 2006, S. 438; Sheila Edmunds, Catalogue des manuscrits savoyards, in: Les manuscrits enluminés, S. 193–218, dort S. 213, Nr. 60; Bernard Gagnebin, Le livre d'heures de la comtesse Blanche de Genève, in: Miscellanea codicologica F. Masai dicata, S. 345-352; Eberhard König / Gabriele Bartz, Das Stundenbuch. Perlen der Buchkunst. Die Gattung in Handschriften der Vaticana, Darmstadt 1998, S. 16, S. 31f., S. 145f.; Marie-Claude Léonelli, La dévotion aux saints d'après les livres d'heures confectionnés à Avignon, in: Le peuple des saints. Croyances et dévotions en Provence et Comtat Venaissain à la fin du Moyen Age, in: Mémoires de l’Académie de Vaucluse 6 (1985), S. 327-335, S. 328; Francesca Manzari, Libro d'ore, in: Maria: vergine, madre, regina. Le miniature medievali e rinascimentali. Ausst. Kat. Roma, Biblioteca Vallicelliana, dicembre 2000 - febbraio 2001. A cura di Claudio Leonardi, Mailand 2000, S. 352–355; Francesca Manzari, Contributi per una storia della miniatura ad Avignone nel XIV secolo, in: La vie culturelle, intellectuelle et scientifique à la Cour des Papes d’Avignon. Volume en collaboration internationale, hrsg. von Jacqueline Hamesse, Turnhout 2006, S. 111–140, dort S. 139; Francesca Manzari, La Miniatura ad Avignone al tempo die papi (1310–1410), Modena 2006, S. 238, S. 240–243, S. 344f.; Montuschi, biblioteche, S. 335; Morello, Libri d'ore, S. 79f.; OVL, Pal.lat.540; Salmon, Mss. liturgiques, S. 156, Nr. 488; Pierre Salmon, Analecta liturgica, Vatikanstadt 1974, S. 82; Pierre Salmon, Livrets de prières de l'époque carolingienne. Nouvelle liste de manuscrits, in: Revue Bénédictine 90 (1980), S. 147–149, dort S. 149; Giovanna Saroni, La Biblioteca di Amedeo VIII di Savoia (1391-1451), Turin 2004, S. 61, Anm. 70; Stevenson, Latini, S. 175; Patrizia Stoppacci, "Per varietates translationum ... ". Il Commento ai Salmi di Cassiodoro tra versioni del Salterio e Salteri glossati, in: Filologia mediolatina. Rivista della Fondazione Ezio Franceschini 20 (2013), S. 89–142, dort S. 128.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1v–7r Digitalisat

Titel
Kalendarium.
Angaben zum Text
Festkalender. Relativ wenige Einträge. Bemerkenswerte Feste: 7. Jan. Julianie et Basilice; 12. Feb. Eulalie virginis [Barchinonensis]; 16. April Eugratii martyris; 22. Mai Quintine; 23. Mai Bonatiani [Donatiani]; 28. Mai Guillermi; 10. Juli Christofori martyris; 13. Okt. Gerardi confessoris; 9. Nov. passio ymaginis domini; 10. Dez. Eularie virginis. Keine relevanten Übereinstimmungen mit dem Diözesankalender von Genf. Prinzipiell finden sich Parallelen zum römischen Kalender. Einige besondere Feste deuten jedoch nach Spanien (z. B. 9. Nov. passio ymaginis domini; 22. Mai Quintine [Quiterie]). Übereinstimmungen sind etwa mit dem Kalendarium in Madrid, Biblioteca Nacional, Ms. 875, einem lateinischen Stundenbuch des frühen 15. Jhs. mit einzelnen katalanischen Texten, zu konstatieren (vgl. Inventario general de manuscritos de la Biblioteca Nacional, Bd. 2, Madrid 1956, S. 484f.). Ob sich hier ein aragonesisch/spanischer Einfluss in Avignon geltend macht, etwa im Umkreis von Pedro de Luna (ab 1394 Gegenpapst Benedikt XIII.) oder die persönlichen Vorlieben eines Erstbesitzers, muss zunächst offen bleiben. Auffallend sind auch einige wenige ausgewählte Heiligenfeste der Dominikaner und Franziskaner (Dominicus, Thomas von Aquin, Clara, Ludwig von Toulouse, Antonii confessoris am 13. Juni - Franziskus findet sich jedoch nicht). Merkwürdig sind ungewöhnliche Lücken: das Beschneidungsfest am 1. Jan., Purificatio Mariae am 2. Feb. und Allerheiligen am 1. Nov. sucht man vergeblich. Auffällig ist ferner, dass die Angabe der Nonen und Iden oft nicht stimmig sind.
Ein nachgetragener Nekrologeintrag zum 21. März (2v): Tali die currente anno Mo.CCCCxvito [!] obiit illustris domina Blanchia Gebenensis comitissa. Der Eintrag bezieht sich auf Blanka von Genf (Blanche de Genève), Tochter von Amadeus III. von Genf und Schwester des Gegenpapstes Clemens VII. (Robert von Genf). Blankas Todesdatum, der 21. März 1416, ist analog auch in München, BSB, clm 10096, 2r eingetragen (s. Geschichte der Handschrift).
2ar–1r leer.
Incipit
1v Januarius habet dies xxxi lune xxx
Explicit
7r … xiii A ii Silvestri pape.

2) 8r–64v Digitalisat

Titel
Officium parvum beatae Mariae virginis.
Angaben zum Text
Das kleine Marienoffizium nach dem Gebrauch der römischen Kurie. Eine Nokturn, drei Lesungen. Prim: >Antiphona<. Assumpta est Maria in celum … . >Capitulum<. Que est ista que progreditur quasi aurora … . Non: >Antiphona<. Pulcra es et decora filia Iherusalem … . >Capitulum<. In plateis sicut cynamomum et balsamum … . Siehe: Madan, Localization, S. 23. Das Offizium weist Modifikationen des Stundengebets im Jahreslauf auf: (58v) >Incipit ordo per adventum ad primas vesperas. Antiphona<. Missus est Gabriel … . (63r) >Notandum est quod ab octava nativitatis domini usque ad purificationem beate Marie virginis sit officium sicut ante adventum excepto … <. (64rv) >Sciendum quod ab octava Pasche usque ad ascensionem sit officium beate virginis sicut ante adventum excepto quod ad 'benedictus' et ad 'magnificat' et ad 'nunc dimittis' dicitur sequens antiphona. Antiphona<. Regina celi letare alleluya … [CAO 4597].
Rubrik
8r ›Incipit officium beate Marie virginis secundum ordinem curie Romane<.
Incipit
8r Domine labia mea aperies [Ps 50,17] …
Explicit
64v … ora pro nobis deum, alleluya.
Edition
GW 12948–12949 und weitere Inkunabeldrucke.

3) 64v–75r Digitalisat

Titel
Psalmi poenitentiales.
Angaben zum Text
Die sieben Bußpsalmen. Eingangs- und Abschlussantiphon: Ne reminiscaris [Cao 3861].
Rubrik
64v ›Incipiunt septem psalmi penitentiales. Antiphona.<.
Incipit
64v Ne reminiscaris domine. Domine ne in furore tuo arguas [Ps 6,1] …
Explicit
75r … neque vindictam sumas de peccatis nostris [Tb 3,3].
Edition
Biblia sacra.

4) 75r–83v Digitalisat

Titel
Litaniae cum orationibus.
Angaben zum Text
Die Allerheiligenlitanei, weitestgehend übereinstimmend mit dem Stundenbuch „secundum consuetudinem Romanae curiae“ (vgl. etwa GW 12948). Zwischen den Aposteln und den Märtyrern steht Martialis (Bischof von Limoges), der auf Avignon verweist (vgl. Manzari, Libro d’ore, s. Literatur, S. 354). Unter den Mönchen und Eremiten folgt auf Benedikt sancte Ludovice (der hl. Ludwig von Toulouse). Schließt mit Ps 69 sowie den Fürbitten und Orationen.
Rubrik
75r ›Letania<.
Incipit
75r Kyrieleyson, Christeleyson
Explicit
83v … sine fine requiescant in pace. Amen.
Edition
In gedruckten Stundenbüchern und anderen Liturgica (z. B. GW 12948–12949).

5) 84r–112v Digitalisat

Titel
Officium defunctorum.
Angaben zum Text
Totenoffizium nach römischem Gebrauch. Responsorien zu den Lesungen nach Ottosen, Responsories: R 14, 72, 24, 46, 32, 57, 68, 28, 40/ 38. Dies entspricht dem weit verbreiteten römischen Gebrauch (Ottosen, Responsories, S. 137–140). Das Totenoffizium ist somit, wie auch das Marienoffizium, nicht näher lokalisierbar.
Incipit
84r Placebo [CAO 4293]. Dilexi quoniam exaudiet dominus [Ps 114,1] …
Explicit
112v … Domine exaudi, et clamor [Ps 101,2]. >Orationes ut in vesperis<. Oremus.
Edition
In fast allen gedruckten Brevieren und Stundenbüchern nach römischem Gebrauch enthalten (z. B. GW 12948–12949).

6) 112v–119v Digitalisat

Titel
Orationes ad Mariam virginem.
Angaben zum Text
Die beiden verbreiteten Mariengebete „O intemerata“ und „Obsecro te“. Ersteres mit langer Rubrik zu dem von Papst Innozenz gewährten Ablass und der Vorankündigung des eigenen Todes durch Maria. Vgl. Migne PL 158, Sp. 959–960. Stegmüller, RB Nr. 2227,7. Eine etwas abweichende Version wurde 249r–252v eingetragen (s. u.). „Obsecro te“ für einen männlichen Beter eingerichtet (117v … et michi N. famulo tuo … ). Abgeschlossen mit Antiphon, Versikel, Responsorium und der Oratio Deus qui virginalem aulam … (Corp. Orat. 2167).
Rubrik
112v ›Oratio beate Marie virginis et sancti Iohannis apostoli et evangeliste<.
Incipit
112v O intemerata et in eternum benedicta
Weiteres Initium
115v Obsecro te domina mea sancta Maria mater dei pietate plenissima …
Explicit
119v … faciat eius interesse societati. Qui vivit.
Edition
O intemerata: Wilmart, Auteurs spirituels, S. 474–504, dort S. 488–490; Obsecro te: Leroquais, Livres d'heures 2, S. 346f., Nr. XXXVIII.

7) 120r–143r Digitalisat

Verfasser
Ps.-Bonaventura.
Titel
Officium de compassione beatae Mariae virginis.
Angaben zum Text
Das Offizium wurde fälschlich Bonaventura zugeschrieben (Distelbrink, Bonaventurae scripta, S. 160, Nr. 167).
Rubrik
120r ›Incipit officium beate Marie de compassione filii sui quam habuit de eo in hora mortis sue<.
Incipit
120r Sancta dei genitrix dulcis et decora regem morti traditum
Weiteres Initium
120v Cum Maria virgine fecundi ploremus, in sepulcro positum natum …
Explicit
143r … quando corpus morietur fac ut anime donetur paradise gloria. Amen.
Edition
GW 4648 (Teil 2).

8) 143v–175r Digitalisat

Verfasser
Johannes Genesius Quaia de Parma (?) (GND-Nr.: 102509557).
Titel
Officium sanctae crucis.
Angaben zum Text
Das Kreuzesoffizium wurde Johannes Genesius Quaia von Parma zugeschrieben (Mohan, Initia, S. 380). Im Gegensatz zu dem in Stundenbüchern oft enthaltenen kurzen Kreuzoffizium sind auch die Laudes als Gebetsstunde enthalten (149v–154r). Endet mit der Oratio Domine Ihesu Christe qui hora diei ultima … .
Rubrik
143v ›Incipiunt hore sancta crucis<.
Incipit
143v Domine labia mea aperies [Ps 50,17] …
Weiteres Initium
143v Regem Christum crucifixum venite adoremus …
Explicit
175r … plangere semper et eam quasi recentem.

9) 175v–193v Digitalisat

Titel
Officium omnium sanctorum.
Angaben zum Text
Allerheiligenoffizium. Acht Gebetsstunden von der Matutin bis zum Kompletorium. >Invitatorium<. Laudemus deum nostrum in confessione sanctorum omnium … [vgl. CAO 1098].
194r–195v leer.
Rubrik
175v ›Incipiunt matutine omnium sanctorum<.
Incipit
175v Domine labia mea aperies [Ps 50,17] …
Weiteres Initium
175v Laudemus deum nostrum in confessione sanctorum omnium …
Explicit
193v … patrocinia senciamus. Per eum. >Expliciunt matutine omnium sanctorum<.

10) 196r–202r Digitalisat

Titel
Orationes et antiphonae sanctorum.
Angaben zum Text
Antiphonen für die Festtage der hll. Margareta, Antonius und Anna sowie Gebete.
Rubrik
196r ›Sequitur antiphona de sancta Margareta. Antiphona.<.
Incipit
196r Venerantes et dignam memoriam beate Margarete recolentes
Weiteres Initium
198r Domine pater omnipotens aeterne deus commendo famulum tuum N. …
Explicit
202r … quod gloriose honorificatum est in secula seculorum. Amen.

11) 202r–203r Digitalisat

Verfasser
Thomas Becket (?) (GND-Nr.: 118622102).
Titel
Septem gaudia beatae Mariae virginis.
Angaben zum Text
Reimgebet von den sieben Freuden Mariens, Thomas von Canterbury zugeschrieben.
Rubrik
202r ›Septem gaudia virginis Marie celestia a beato Thoma martyre super verbis predictis composita<.
Incipit
202r Gaude flore virginali
Explicit
203r … florescent per eterna saecula. Amen.
Edition
AH 31, Nr. 189, S. 198f.

12) 203r–205r Digitalisat

Beteiligte Personen
Peter von Luxemburg († 1387) (GND-Nr.: 131564986) / Clemens VII. (Robert von Genf), Gegenpapst († 1394) und Bruder von Blanka von Genf (s. Kalendarium und Geschichte der Handschrift). (GND-Nr.: 118723502).
Titel
Orationes et antiphonae sanctorum.
Angaben zum Text
Gebete und Antiphonen für die Festtage der hll. Georg und für den seligen Petrus von Luxemburg (†1387, vgl. Pal. lat. 538, 7v–8r). (204v) >De sancto Petro de Luzemburt [!]. Antiphona<. Beatus Petrus de Lucembourc cardinalis dum in vita viveret plurima bona peregit opera … – … >Oratio<. Deus qui per deprecationem beati Petri de Lucembourc cardinalis Clementis pape septimi plurima miracula facere voluisti … .
205v leer.
Rubrik
203r ›Oratio<.
Incipit
203r Dulcissime domine Ihesu Christe qui beatissimam genitricem tuam
Weiteres Initium
204r Iste sanctus pro lege dei sui certavit usque ad mortem … ; 204v Beatus Petrus de Luxemburg cardinalis dum in vita viveret …
Explicit
205r … adversitatibus liberari valeamus. Per.

13) 206r–222r Digitalisat

Verfasser
Prudentius Trecensis (?) (GND-Nr.: 100958753).
Titel
Breviarium Psalterii.
Angaben zum Text
Den hll. Prudentius von Troyes oder (wie hier) Hieronymus zugeschriebene Psalterabbreviatur, ohne den Prolog und die einleitende Oratio. Vgl. Stegmüller, RB, Nr. 7016. Salmon, Analecta, s. Literatur, S. 80.
Rubrik
103r ›Incipit psalterium abbreviatum sancti Ieronimi. Psalmus.<.
Incipit
103r Verba mea auribus percipe domine [Ps 5,2] …
Explicit
222r … ne in eternum irascaris nobis.
Edition
Migne PL 115, Sp. 1451-1456.

14) 222r–270r Digitalisat

Titel
Orationes.
Angaben zum Text
Zahlreiche oft längere Gebete, zum Teil mit französischsprachigen Rubriken. Darin: (222v–223r) Omnipotens et misericors deus, clementiam tuam … . Corp. orat. 3736. (223v–225v) Juste iudex Ihesu Christe, rex regum et domine … . Schaller / Könsgen, Nr. 8579; Walther IC, Nr. 9992. Vgl. Calma 2, S. 262, Nr. 2. (225v–229v) >Cest oroison doit on dire devant la crois<. Adoro te fili dei et gracias tibi refero … . (229v–231r) Ave principium nostre creacionis … . Chevalier, RH, Nr. 2059; vgl. Wilmart, Auteurs spirituels, S. 23, Anm. 2 und S. 377, Anm. 4; Stegmüller RB, Nr. 3225,1 (231r–235r) Omnibus consideratis paradisus … – … quem Ihesus eripuit. Amen. AH 31, S. 87, Nr. 68 (Hs. genannt). (235r–244v) >Commemoracio sancte crucis<. Adoramus te Christe et benedicimus tibi … . Mit Antiphon, Versus und weiteren Gebeten zu Kreuz und Passion Christi. (244v–246r) >Alia oratio<. Imperatrix reginarum consolatrix animarum … . AH 20, S. 154, Nr. 197. (246r–249r) Ecce ad te confugio virgo mea salvatio … . Chevalier, RH, Nr. 5087. (249r–252v) >Alia oratio de beatam Mariam<. O intemerata virgo Maria per tuum virgo filium per patrem paraclitum per illud ineffabile gaudium … . (252v–255r) >Oracio beate Marie et beati Iohannis evvangeliste<. O intemerata et in eternum benedicta singularis atque incomparabilis virgo … – … consubstantialis et coeternus cum eis et in eis vivit et regnat deus in seculorum secula. Amen. Wilmart, Auteurs spirituels, S. 474–504, Textabdruck S. 488–490 (s. 112v–114v). (255r–267r) Kürzere Gebete für sich und andere. Der Beter und der, für den gebetet wird jeweils genannt als „famulus tuus N.“, d. h. in anonymer, männlicher Form. (267r–269r) >Alia oratio<. In presencia corporis et sanguinis tui Ihesu Christe commendo tibi famulos tuos N. ut per virtutem … – … ac conservet eos ab omnibus malis et ad vitam perducat eternam. Amen. Vgl. u. a. Leroquais, Livres d'heures 1, S. 47, 153, 271. (269r–270r) Den Abschluss bildet der Hymnus „Veni sancte spiritus“, AH 54, S. 234f., Nr. 153.
Rubrik
222r ›Alia oratio<.
Incipit
222r Benignus et misericors dominus qui revocas errante
Weiteres Initium
225v Adoro te fili dei et gratias tibi refero … ; 235r Adoramus te Christe et benedicimus tibi … ; 249r O intemerata virgo Maria per tuum virgo filium, per patrem paraclitum, per illud ineffabile gaudium … ; 267r In praesentia corporis et sanguinis tui Jesu Christe commendo tibi …
Explicit
270r … da perhempne [!] Gaudium. Amen.
Edition
s. Angaben bei den Texten.


Bearbeitet von
Dr. Wolfgang Metzger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 540. Beschreibung von: Dr. Wolfgang Metzger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.