Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 541

Officium beatae Mariae virginis; Engelbert von Admont (?), Opusculum de anima

Pergament, Papier · 1, 40, 1 · 18 × 13 cm · Südwestdeutschland (Heidelberg?) · 2. H. 14. Jh.


Schlagwörter (GND)
Liturgie / Stundengebet / Seele / Fegefeuer.
Entstehungsort
Südwestdeutschland (Heidelberg?).
Entstehungszeit
2. H. 14. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament (Vorsatzbll. Papier).
Umfang
1, 40, 1.
Format (Blattgröße)
18 × 13 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + (IV-1)7 + 2 IV23 + II27 + (VI+1)40 + (I-1)41*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 41* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Tintenfoliierung, Rom 17. Jh. (1–40). Die Bezeichnung unfoliierter Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 41*).
Zustand
Einige wenige Flecken, sonst überwiegend sauber. An einigen Stellen wurden Löcher im Pergament mit transparentem Papier überklebt (z. B. 12ra).

Schriftraum
13,2 × 9 cm ().
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
1r–26v 23, 28r–40r 24 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Textura formata von zwei Händen (1ra–16vb, 17ra–40rb). Im Bereich der ersten Schreiberhand fallen an vielen Stellen Wörter und Teile von Wörtern auf, die in einer sehr viel blasseren Tinte, wohl von einer anderen Hand eingetragen wurden (z. B. 7va–8ra). Der erste Schreiber hatte hier wohl Lücken gelassen. 40v Besitzeintrag in einer durchgeformten gotischen Kursiven einer weiteren Hand.
Buchgestaltung
Spaltenbegrenzungen und Zeilenlinien in brauner Tinte. Rubriziert. Rote Lombarden als Satzinitialen. ZWeizeilige rote Lombarden zu Textabsätzen. 1ra eine vierzeilige Lombarde mit ornamentaler Aussparung und Ziermaiuskeln zum Textbeginn. Satzinitialen zum Teil rot gestrichelt. 4r–5r, 6rv und 7v–8v wurde nur die Strichelung ausgeführt.

Nachträge und Benutzungsspuren
Zum Besitzeintrag 40v und dem Titeleintrag 1r s. Geschichte der Hs.

Einband
Weißes Pergament auf Pappen. Rom, um 1880. Glatter Rücken. Oben das blaue Signaturschild der BAV. Darunter rotes Lederschild mit Goldpressung Pal. 541. Gewobenes Kapitalband mit dunkelrotem Zickzackmuster. Der Einband entspricht denen aus der Wirkungszeit des Kardinalbibliothekars Jean-Baptiste Pitra (1812–1889, Kardinalbibliothekar ab 1869). Schunke, Einbände 2,2, S. 841, vgl. Schunke, Einbände 1, S. 257.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Schrift und Erscheinungsbild der Hs. deuten auf eine Entstehung im 14. Jh. Der Besitzeintrag 40v deutet auf Ruprecht III. von der Pfalz: Iste liber est Ruperti iunioris et dedit ey pater eius dilectissimus. Et vult servare usque finem suum, in nomine patris et filii et spiritui sancti. Amen. Ab dem Tod seines Großonkels Ruprecht I. von der Pfalz im Jahr 1390 wurde Ruprecht in Abhebung von seinem Vater Ruprecht II. (†1398) als „Rupertus iunior“ bezeichnet. Somit ist anzunehmen, dass der Besitzeintrag in den 1390er Jahren geschrieben wurde. Allerdings könnte sich der Eintrag auch auf Ruprecht Pipan beziehen, den Sohn Ruprechts III. (†1397). Die Hs. dürfte in kurpfälzischem Besitz geblieben sein. Der Eintrag im Katalog der Heidelberger Schlossbibliothek von 1555/1556 Cursus beatae Virginis auf perment geschrieben (Pal. lat. 1929, 43r) ist wahrscheinlich auf Pal. lat. 541 zu beziehen. Er stimmt mit dem Titeleintrag dort 1r überein (oben von einer Hand des 16. Jhs.: Cursus Beatę Virginis). Entsprechend wohl auch im Katalog der Palatina von 1581 zu identifizieren: Pal. lat. 1930, 121 Cursus beatae virginis, geschrieben perment in groß 8. bretter, schwartz leder, bucklen. 1623 mit den Bänden der Heidelberger Bibliotheca Palatina in die Vatikanische Bibliothek verbracht. Besitzstempel der BAV: 1r, 40v.
Besonderheiten
Das Marienoffizium besteht in weiten Teilen aus Texten, die sich so an keiner anderen Stelle nachweisen lassen.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_541
Literatur
Bloh / Berg, Gebetbuch, S. 257; >Ehrensberger, Libri liturgici, S. 331, Nr. 7; OVL, Pal.lat.541; Salmon, Mss. liturgiques 4, S. 157, Nr. 489; Stevenson, Latini, S. 175.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1ra–26vb Digitalisat

Titel
Officium beatae Mariae virginis.
Angaben zum Text
Das kleine Marienoffizium mit drei kurzen Lesungen zur Matutin (vgl. auch Ehrensberger, Libri liturgici, s. Literatur). Die biblischen Psalmen sind durchweg zum Marienlob umformuliert (zum Marienpsalter siehe: Gilles G. Meersseman, Der Hymnos Akathistos im Abendland, Bd. 2, Fribourg 1960, S. 12–28). Domine labia mea aperies [Ps 50,17] … . >Invitatorium<. In laude Christi domini iubilemus sue matri virgini. >Psalmus<. Venite exultemus virgini iubilemus matri salutari nostre [vgl. Ps 94,1] … – … (3va) >Lectio prima de beata virgine<. O triclinium felicissimum in cuius intimis visceribus in individua trinitate … – … (5vb) >Lectio secunda<. O sacrarium purissimum in quod filius … – … (7rb) O scrinium clarissimum cui sacri pneumatis clemencia mirabiliter obumbravit … . Die Antiphonen und Capitula zu Prim und Non, anhand derer Madan lokalisierte, sind: zur Prim: >Antiphona<. Ave Hester generosa, sponsa summe speciosa, regi placens rubens rosa … . >Capitulum<. Ab inicio et ante secula creata sum … [Sir 24,14]. Zur Non: >Antiphona<. Que protulisti medium, in huius orbis predium … . >Capitulum<. Quasi cedrus exaltata sum in Libano … [Sir 24,17]. Die Capitula aus Sir 24 finden sich so in Frankreich (Toul, Tréguier, Limoges, Apt) und Utrecht. Die Antiphonen lassen sich nicht nachweisen (Madan, Localization, S. 23–28). Die Hymnen wurden von Blume und Dreves nach dieser Hs. in AH 46 abgedruckt (AH 46, S. 145–147, Nr. 99), weitere Überlieferungsträger konnten nicht nachgewiesen werden. Der Text endet mit dem Collectgebet zur Complet. Einem konkreten liturgischen Gebrauch lässt sich das Offizium auch anhand der Aufzeichnungen von Leroquais nicht zuweisen (Leroquais, Hymnes).
27rv leer.
Incipit
1ra Domine labia mea aperies [Ps 50,17] …
Weiteres Initium
1ra In laude Christi domini iubilemus suae matri virgini … ; 14vb Coeli porta nobis orta virgo sancta cerne quanta …
Explicit
26v … incolumes stabilire per eundem dominum nostrum.

2) 28ra–40rb Digitalisat

Verfasser
Engelbert von Admont (?) (GND-Nr.: 118530321).
Titel
Opusculum de anima a corpore separata.
Angaben zum Text
Erörterung zur Seele im Jenseits und inwiefern ihr geholfen werden kann in zwei Teilen (particula) zu jeweils neun Punkten. Das nicht sehr verbreitete opusculum wurde Engelbert von Admont zugeschrieben. Fowler listete es unter den zweifelhaften Zuschreibungen: George Bingham Fowler, Additional Notes on Manuscripts of Engelbert of Admont (c. 1250–1331), in: Recherches de théologie ancien et médiévale 28 (1961), S. 269–282, hier S. 270. Ebenfalls überliefert in: Würzburg, UB, M. ch. f. 208, 104r–107 und Schlägl, Prämonstratenser-Stiftsbibl., Cpl. 101, 181r–184v (Gottfried Vielhaber / Gerlach Indra, Catalogus Codicum Plagensium [Cpl.] manuscriptorum, Linz 1918, S. 91f., Nr. 68). Siehe auch: Elisa Chiti, in: CALMA 3, S. 220–224, dort Nr. 6.
Incipit
28ra Opusculum hoc duabus particulis distinguitur quarum prima puncta circa sciencias animarum separatarum oriencia
Explicit
40rb … qui quidem honor debetur rationali creature. Explicit.


Bearbeitet von
Dr. Wolfgang Metzger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 541. Beschreibung von: Dr. Wolfgang Metzger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.