Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 543
Officium defunctorum secundum usum Ordinis Praedicatorum
Pergament, Papier · 1, 48, 1 · 12,9 × 9 cm · Diözese Eichstätt · 1. H. 15. Jh.
- Schlagwörter (GND)
- Liturgie / Stundengebet / Totenoffizium / Allerheiligenlitanei / Gebete.
- Entstehungsort
- Diözese Eichstätt.
- Entstehungszeit
- 1. H. 15. Jh.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Pergament (Vorsatzbl. Papier: 1a, 49*).
- Umfang
- 1, 48, 1.
- Format (Blattgröße)
- 12,9 × 9 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1a + 4 V40+ IV48* + (I-1)49*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 49* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Tintenfoliierung des 15. Jhs. (1–47). Die Bezeichnung unfoliierter Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 48*, 49*). Ein Textreklamant erhalten (20v).
- Zustand
- Spiegel und Vorsätze etwas verfärbt, sonst sauber und intakt.
- Schriftraum
- 9,2 × 7 cm.
- Spaltenanzahl
- 1 Spalte.
- Zeilenanzahl
- 14 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Textura formata von zwei Händen (eine Haupthand, gelegentlich kurze Abschnitte einer zweiten, z. B. 32rv).
- Buchgestaltung
- Textraumbegrenzungen und Zeilenlinien in Metallstift. Rubriziert. Satzinitialen als einzeilige Lombarden in Rot. Textabsätze mit zweizeiligen roten Lombarden gekennzeichnet.
- Einband
- Braunes Kalbsleder mit Blind- und Goldpressung auf Holzdeckeln. Heidelberg, Jörg Bernhard (?), 1558, angefertigt für Kf. Ottheinrich von der Pfalz. Vorderdeckel: mittig Porträtplatte Ottheinrichs mit Monogramm OH PC in ovalem Rollwerkrahmen, sorgfältig vergoldet (Konrad Haebler, Rollen- und Plattenstempel des XVI. Jahrhunderts, Bd. 2, Leipzig 1929, S. 71, Nr. V). Darunter die Jahreszahl 1558 in Gold. Umrahmung mit Rollstempelabdrücken: "Pärchenrolle" (Haebler, Nr. 4). Hinterdeckel: mittig vergoldete Wappenplatte im ovalen Rollwerkrahmen (Kurpfalz, drei Schilde: Löwe, Globus, Rauten, Haebler, Nr. VII). Der Abdruck hat wenig Relief, die Vergoldung ist unregelmäßig. Darum Rahmen aus Rollstempelabdrücken, wie vorne. Oberhalb und unterhalb des Wappens Teilabdrücke einer Rolle mit Blumenranken. Eckbeschläge zum Teil erhalten (fünf von acht). Reste von zwei entfernten ledernen Bandschließen und ihre Befestigungsbleche (hinten) sowie Schließenanker (vorne). Rücken mit drei erhabenen Bünden, stark abgerieben. Oben ein altes Signaturschild, etwas beschädigt (Kupferstichkartusche, darin in Rot 54[3]). Unten das blaue Signaturschild der BAV. Kapital aus farbigen Seidenfäden in Rot, Weiß und Blau. Spuren von Farbschnitt (Gelb). Schunke, Einbände 2,2, S. 842, vgl. Schunke, Einbände 1, S. 47–58.
- Provenienz
- Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Das Totenoffizium zeigt die vor allem im Dominikanerorden übliche Form. Auf diesen Orden verweist auch die Litanei, in der die Heiligen Dominikus, Petrus Martyr und Thomas von Aquin jeweils an prominenter Stelle erscheinen. Die Heiligen Willibald und Wunnebald deuten auf die Diözese Eichstätt als Bestimmungsort der Hs. Die Gebete wurden ausdrücklich für beide Geschlechter angelegt, die deutschsprachigen Rubriken deuten wohl auf eine Frauengemeinschaft (s. Ehrensberger, Libri liturgici, S. 328). Totenoffizium, Bußpsalmen und Litanei wurden anlässlich des jährlichen Todestages einer Person gebetet (s. Text 3). Schrift und Erscheinungsbild machen eine Entstehung des Bändchens in der ersten Hälfte des 15. Jhs. wahrscheinlich. Der „Ottheinricheinband“ belegt, dass sich die Hs. 1558 im Besitz des Kf. befand. Mit dessen Büchern in die Bibliotheca Palatina eingegangen. 1623 mit der Palatina in die Vatikanische Bibliothek verbracht. Die Hs. (oder Pal. lat. 544 ?) findet sich im Allacci-Register (Pal. lat. 1949, 39r: 210. Officium defunctorum. 16. C. 77.). Ältere Signaturen: 1ar: 503, 363 (beide gestrichen). Besitzstempel der BAV: 1r, 47r.
- Literatur
- Bloh / Berg, Gebetbuch,
S. 257; Ehrensberger, Libri liturgici, S. 328f.,
Nr. 4; Gugumus, Brevierhandschrift, S. 246; Montuschi, Le biblioteche, S. 314; OVL, Pal.lat.543; Salmon, Mss. liturgiques 4, S. 157, Nr.
491; Stevenson, Latini, S. 176.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
1) 1r–33r
- Titel
- Officium defunctorum secundum usum ordinis Praedicatorum.
- Angaben zum Text
- Das Totenoffizium nach dem Gebrauch des Dominikanerordens. Die „großen“ Responsorien der drei Nokturnen sind nach Ottosen: R 14, 72, 24, 32, 57, 28, 68, 46, 38. Ottosen, Responsories, S. 108–110 und 237–242.
- Rubrik
- 1r ›Incipiunt vespere mortuorum<.
- Incipit
- 1r Placebo [CAO 4293]. Dilexi quoniam exaudiet dominus vocem [Ps 114,1] …
- Explicit
- 33r … inter sanctos tuos resuscitati respirent [CAO 1211]. Per Christum dominum nostrum.
2) 33r–39v
- Titel
- Psalmi poenitentiales.
- Angaben zum Text
- Die sieben Bußpsalmen, jeweils mit abschließender Doxologie. Die Psalmen 6, 50 und 129 nur als Incipit mit Verweis auf die Seite im Totenoffizium, auf der jeweils der volle Text beginnt. Auf den letzten Bußpsalm (Ps 142) folgt hier noch Ps 69,2–6.
- Rubrik
- 33r ›Die syben spalmen [!] mit der leteney<.
- Incipit
- 33r Domine ne in furore [Ps 6,1] …
- Explicit
- 39v … liberator meus esto domine ne moreris [Ps 69,6]. Gloria [patri].
- Edition
- Biblia sacra.
3) 39v–47r
- Beteiligte Personen
- Wunibald, Abt von Kloster Heidenheim, Heiliger (GND-Nr.: 118771477).
- Titel
- Litaniae cum orationibus.
- Angaben zum Text
- Allerheiligenlitanei mit anschließenden Gebeten. Ins Auge fallen zunächst die Heiligen Willibald und Wunibald. Dies deutet auf die Diözese Eichstädt. Unter den Märtyrern fallen auf: Thomas von Canterbury und zweimal Petrus: Petrus Martyr und vielleicht Petrus Alexandrinus. Unter den Bekennern findet sich Dominicus zweimal (so auch in: Bamberg, Staatsbibliothek Bamberg, Msc.Lit.109d, 56v–68r), darunter Thomas (von Aquin) und Franziskus. Unter den „virgines et viduae“ stehen u. a.: Ursula (cum sodalibus) und Elisabeth. Am Ende der Orationen findet sich eine Anleitung, wie die Formulierungen anzupassen sind, wenn Männer oder Frauen sie sprechen sowie bei gemischten Betergruppen. Die entsprechenden Rubriken sind in deutscher Sprache gehalten. 46v >Item zu einer iarzeit vil mann und vil frawen mit ein ander spricht man< da animabus famulorum famularumque tuarum quorum. Die Formulierung deutet darauf hin, dass die Hs. vor allem anlässlich des Totengedenkens am Jahrestag des Todes von Personen benutzt werden sollte.
- Incipit
- 39v Kyrieleyson, kyrieleyson, Christe audi nos …
- Weiteres Initium
- 46r Deus cui est proprium misereri semper et parcere …
- Explicit
- 47r … da animabus fidelium tuorum quorum et cetera.
- Bearbeitet von
- Dr. Wolfgang Metzger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2015.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 543. Beschreibung von: Dr. Wolfgang Metzger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2015.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.