Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 544>
Officium defunctorum secundum usum ordinis Praedicatorum
Pergament, Papier · 3, 94, 2 · 13,4 × 9,7 cm · Süddeutschland (Augsburg ?) · 3. Viertel 15. Jh.
- Schlagwörter (GND)
- Liturgie / Stundengebet / Totenoffizium / Allerheiligenlitanei / Gebete.
- Entstehungsort
- Süddeutschland (Augsburg ?).
- Entstehungszeit
- 3. Viertel 15. Jh.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Pergament (Vorsatzbll. Papier: 1a–3a, 93*–94*).
- Umfang
- 3, 94, 2.
- Format (Blattgröße)
- 13,4 × 9,7 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1a + 23a + 9 V88 + II92 + 294*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl. Der Hinterspiegel ist ein Einzelbl.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Tintenfoliierung Rom 17. Jh. (1–14, 15–20, 21–92), nach 14 und 20 jeweils ein Bl. übersprungen. Diese mit Bleistiftfoliierung des 20. Jhs. (14a, 20a). Die Bezeichnung unfoliierter Bll. folgt dem Digitalisat (1a–3a, 93*–94*). Textreklamanten, zuweilen durch Beschnitt ganz oder zum Teil entfallen.
- Zustand
- Erste und letzte Seite des Buchblockes etwas berieben. Bordüren etwas berieben, stellenweise vom Beschnitt der Seiten betroffen.
- Schriftraum
- 8 × 7 cm.
- Spaltenanzahl
- 1 Spalte.
- Zeilenanzahl
- 12–13, 92v 20 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Textura formata von einer Hand. Der Nachtrag 92v in schlichterer Textura von anderer Hand.
- Buchgestaltung
- Schriftraumbegrenzung und Zeilenlinien in schwarzer Tinte. Rubriziert. Satzinitialen einzeilige Lombarden in Blau und Rot. Zweizeilige Lombarden zu den Textabsätzen. Zuweilen einfache Zeilenfüller.
- Buchschmuck
- Jeweils zum Beginn des Totenoffiziums, der Nokturnen und der sieben Bußpsalmen (1r, 12r, 60v) eine vierzeilige Initiale mit schattiertem Farbrahmen und farbiger wie goldener Ornamentik, davon ausgehend Blumenranken als zwei- bis dreiseitige Bordüre, s. heidICON.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- 92v Nachtrag von wenig späterer Hand: Retribuere dignare domine omnibus nobis bona facientibus … . Fürbitte für die Wohltäter des Klosters. Vgl. Annik Aussedat-Minvielle, Ritualia Gallica II.3. Formulaires et formules: Pénitence. Enseignement de la foi. Conseils de vie chrétienne, Turnhout 2019, Nr. 494. Rubriken in deutscher Sprache (in Farbe oder Gestaltung nicht hervorgehoben). Z. B. … >Psalmus<. Ad te levavi oculos, und wirt geendet mit dem gloria patri. … . Endet mit dem Eintrag: Scriptor mente pia petit unum ave Maria. IO. NE. [?].
- Einband
- Dunkelrotes Maroquin mit Blindstempel- und Golddekor auf Pappe, Rom um 1878–1889. Deckelflächen gerahmt mit Voluten- und Palmettenrolle. Glatter Rücken, mit einer goldenen Filete in Felder geteilt. Oben das Wappen von Leo XIII. (1878–1903), darunter die Signatur (PAL. 544), unten das Wappen des Kardinalbibliothekars Jean-Baptiste Pitra (1869–1889), jeweils in Goldpressung. Schunke, Einbände 2, S. 841, zu den sonst schlichteren Einbänden unter Leo XIII. siehe: Schunke, Einbände 1, S. 257f.
- Provenienz
- Augsburg (?) / Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Der Buchschmuck der Hs. deutet auf eine Entstehung im dritten Viertel des 15. Jhs. im süddeutschen Raum. Die Auswahl der Heiligen in der Litanei weist nach Augsburg (Ulrich, Afra), allerdings stehen einige Einträge auf Rasur oder wurden nachträglich ergänzt. Das Totenoffizium kann dem Gebrauch des Dominikanerordens zugewiesen werden. Deutschsprachige Rubriken (s. Nachträge) mögen auf die Verwendung in einer Frauengemeinschaft schließen lassen. Die Orationen verwenden jedoch explizit Formulierungen für beide Geschlechter (z. B. famulis et famulabus) 1r Capsa-Nummer C. 77. (möglicherweise: Pal. lat. 1949, 39r: 210. Officium defunctorum. 16. C. 77., vgl. Pal. lat. 543). Ältere Signaturen: 1r 598 (gestrichen), 352. Besitzstempel der BAV 1r und 92v.
- Literatur
- Ehrensberger, Libri liturgici, S. 329, Nr.
5; OVL, Pal.lat.544; Salmon, Mss. liturgiques 4, S. 157, Nr.
492; Stevenson, Latini, S. 176.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
1) 1r–60v
- Titel
- Officium defunctorum secundum usum ordinis Praedicatorum.
- Angaben zum Text
- Das Totenoffizium nach dem Gebrauch des Dominikanerordens. Die „großen“ Responsorien der drei Nokturnen sind nach Ottosen: R 14, 72, 24, 32, 57, 28, 68, 46, 38. Ottosen, Responsories, S. 108–110 und 237–242.
- Incipit
- 1r Placebo domino in regione vivorum [CAO 4293]. Dilexi quoniam exaudiet dominus vocem [Ps 114,1] …
- Explicit
- 60v … De profundis clamavi ad te domine [CAO 2116].
2) 60v–77v
- Titel
- Psalmi poenitentiales.
- Angaben zum Text
- Die sieben Bußpsalmen, jeweils mit Doxologie. Abschließend die Antiphon Ne reminiscaris … [CAO 3861] und Corp. orat. 1143.
- Rubrik
- 60v ›Die siben psalmen<.
- Incipit
- 60v Domine ne in furore tuo arguas … [Ps 6,2].
- Explicit
- 77v … miseracio tue pietatis absolvat.
- Edition
- Biblia sacra.
3) 78r–92r
- Titel
- Litaniae cum orationibus.
- Angaben zum Text
- Allerheiligenlitanei mit anschließenden Gebeten. Ins Auge fallen zunächst die Heiligen Erhard, Ulrich, Ursula, Aurelia, Afra, Ottilia und Brigitta. Dominicus wird doppelt genannt, ebenso Katharina (vgl. auch Pal. lat. 543, Text 3). Der Dominikaner Petrus Martyr findet sich ebenfalls, wie auch Thomas von Canterbury. Die Auswahl deutet auf einen Dominikaner(innen)konvent in Südeutschland (s. Geschichte der Hs.), die Orationen sind auf beide Geschlechter zugeschnitten. 86v Deus a quo sancta desideria recta consilia et iusta sunt … . Corp. orat. 1088a.
- Incipit
- 78r Kirieleison, Christe eleison, Kriste audi nos …
- Weiteres Initium
- 86v Deus a quo sancta desideria recta consilia et iusta sunt …
- Explicit
- 92r … te toto corde perquirant et que digne postulant assequantur. Per Christum.
- Bearbeitet von
- Dr. Wolfgang Metzger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 544>. Beschreibung von: Dr. Wolfgang Metzger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.