Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 545
Orationes, Psalmi, Cantica, Litaniae
Pergament, Papier · 3, 40, 3 · 13,1 × 10,2 cm · Diözese Augsburg (?) · Mitte 14. Jh.
- Schlagwörter (GND)
- Liturgie / Stundengebet / Allerheiligenlitanei / Gebete.
- Entstehungsort
- Diözese Augsburg (?).
- Entstehungszeit
- Mitte 14. Jh.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Pergament (Vorsatzbll. Papier 1a–3a, 41*–43*).
- Umfang
- 3, 40, 3.
- Format (Blattgröße)
- 13,1 × 10,2 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1a + I3a + 5 IV40 + I42* + (I-1)43*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 43* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Tintenfoliierung, Rom 17. Jh. (1–40). Die Bezeichnung unfoliierter Bll. folgt dem Digitalisat (1a–3a, 41*–43).
- Zustand
- Seiten im unteren Bereich mit deutlichen Griffspuren. Zum Teil etwas fleckig.
- Schriftraum
- 10,4 × 8 cm ().
- Spaltenanzahl
- 1 Spalte.
- Zeilenanzahl
- 19–21 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Einfache, überwiegend schmucklose Textualis einer Hand. Wenige Kürzungen in den lateinischen, keine in den deutschen Texten. 1r–2r und 39v–40r teilweise Satzmajuskeln mit leicht ausschwingendem An- oder Abstrich sowie roter Strichelung. Auffallend ist die Satz- und Textgliederung mit punctus elevatus, oft in Rot.
- Buchgestaltung
- Textraumbegrenzung in Tinte. Rubriziert. Rubriken in der etwas größer gestalteten Textschrift. In den lateinischen Texten zahlreiche Satzinitialen als leicht vergrößerte 1zeilige Lombarden in Rot. Zu Textanfängen zwei- bis dreizeilige rote Lombarden.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Außer den späten Signaturen 1r keine Einträge.
- Einband
- Dunkelrotes Maroquin mit Blindstempel- und Golddekor auf Pappe, Rom um 1878–1889. Deckelflächen gerahmt mit Voluten- und Palmettenrolle. Glatter Rücken, mit kleinen ovalen und rautenförmigen vergoldeten Stempeln in Felder geteilt. Oben das Wappen von Papst Leo XIII. (1878–1903), darunter die Signatur (PAL. 545), unten das Wappen des Kardinalbibliothekars Jean-Baptiste Pitra (1869–1889), jeweils in Goldpressung. Gewobenes Kapitalband (weiß mit roten Streifen). Schunke, Einbände 2, S. 841, zu den sonst schlichteren Einbänden unter Leo XIII. siehe: Schunke, Einbände 1, S. 257f.
- Provenienz
- Diözese Augsburg (?) / Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Die Litanei enthält auf 23rv Anrufungen u. a. der Heiligen Ulrich, Gallus, Magnus (confessor), Othmar und Aegidius sowie Ursula, Afra, Ottilia, Gertrud, Walpurga, Kunigundis und Elisabeth. Die Fürbitten an Heilige auf 38v umfassen im wesentlichen die gleichen Namen, dazu kommt Hilaria. Die Auswahl passt zu Augsburg (z. B. Ulrich, Afra, Hilaria). Die Abwesenheit von Bettelordensheiligen ist auffällig. Die deutschsprachigen Teile sind in ostoberdeutscher Schreibsprache verfasst (HSC), was eher auf die östlicheren Teile der Diözese Augsburg verweisen dürfte. Capsa-Nummer 1r: C. 75/ ..50 (vielleicht zu identifizieren als: Pal. lat. 1949, 41v 950 Preces diversae. 8. C. 75). Ältere Signaturen: 1r S 60 [?], 354. Besitzstempel der BAV 1r, 40v.
- Besonderheiten
- Die Hs. enthält lateinische und deutschsprachige Texte.
- Literatur
- Bartsch, Handschriften, S. 188f., Nr. 358; Karl Christ, Sammelbeschreibung 'Deutsche Hss. in
Italien' im Handschriftenarchiv der Berlin–Brandenburgischen Akademie der
Wissenschaften, 1916, dort Bl. 13; HSC, Handschriftenbeschreibung 10492; Montuschi, biblioteche, S. 314; OVL, Pal. lat. 545; Salmon, Mss. liturgiques 4, S. 158, Nr. 493; Stevenson, Latini, S. 176.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
1) 1r–2r
- Titel
- Exemplum.
- Angaben zum Text
- Deutschsprachiges Exemplum von einer Nonne und ihrem verstorbenen Bruder über die Wirksamkeit von Gebeten für Verstorbene.
- Rubrik
- 1r ›Ein gůt warheit<.
- Incipit
- 1r Es was ain fraw in ainem chloster der starb ihr leiplicher brůder …
- Explicit
- 2r … und sol dhainen willen oder fursatz haben zu totsünden.
2) 2r–33v
- Titel
- Orationes, psalmi, cantica et litaniae pro defunctis.
- Angaben zum Text
- Liberator animarum deus suscipe orationem et oblationem quam ego indignus homo peccator offero tibi pro anima famuli N. … – … cuius potestas in perpetuum viget in trinitate perfecta per omnia secula seculorum, amen. Umfangreiche Abfolge von Gebetstexten: darin u. a. Ps 138, 143 und 29, das „Gloria“, Ps 6, 31, 37, 50, 101, 129, 142, 116, 134, 145 und 150. Die Cantica „Benedicite“ (Dn 3,57–88) und „Te deum“. Das Athanasianische Glaubensbekenntnis, „Vaterunser“, „Ave Maria“ und „Credo“ sowie eine Heiligenlitanei mit Fürbitten für Verstorbene (20v–33v, vgl. Cantus ID: 909041a und a02456). Die Textfolge findet sich auch in Freiburg, UB, Cod. 301, 125r–133r. Vgl. auch Cologny, Fondation Martin Bodmer, Cod. Bodmer 30, 9r (stark verkürzt, Psalmen als Incipits, keine Litanei).
- Rubrik
- 2r ›Umb die sel ain pet<.
- Incipit
- 2r Liberator animarum deus suscipe orationem …
- Weiteres Initium
- 20v Pater de caelis deus miserere animabus omnium fidelium defunctorum …
- Explicit
- 33v … cuius potestas in perpetuum viget in trinitate perfecta per omnia secula seculorum, amen.
3) 33v–39r
- Beteiligte Personen
- Heilige Odilia (GND-Nr.: 11859074X).
- Titel
- Oratio sanctae Otiliae.
- Angaben zum Text
- Das Reimgebet thematisiert die sieben Freuden nach Marias Aufnahme in den Himmel. Der Text bricht 40r am Seitenende bei der fünften Freude im Satz ab. Der Rest fehlt, 40v blieb leer. Wohl zurückgehend auf Ps.-Thomas Becket, „Gaude flore virginali“ (AH 31, Nr. 189, S. 198). Hardo Hilg, Sieben Freuden Mariens, in: VL 8, Sp. 1158–1168, dort Sp. 1166 (Erleuchtungs-Typus), Hs. genannt; vgl. auch VL 11, Sp. 1429f.
- Rubrik
- 39v ›Daz sint die siben fræwd<.
- Incipit
- 33v Deus summe pacis, celi et terre conditor, precor te …
- Weiteres Initium
- 37r Matthaeus princeps publicanorum quem sanavit Jesus …
- Explicit
- 39r … salvator mundi qui in trinitate perfecta vivis et regnas in secula seculorum, amen.
4) 39v–40r
- Titel
- Die sieben himmlischen Freuden Mariens.
- Angaben zum Text
- Das Reimgebet thematisiert die sieben Freuden nach Marias Aufnahme in den Himmel. Der Text bricht 40r am Seitenende bei der fünften Freude im Satz ab. Der Rest fehlt, 40v blieb leer. Wohl zurückgehend auf Ps.-Thomas Becket, „Gaude flore virginali“ (AH 31, Nr. 189, S. 198). Hardo Hilg, Sieben Freuden Mariens, in: VL 8, Sp. 1158–1168, dort Sp. 1166 (Erleuchtungs-Typus), Hs. genannt; vgl. auch VL 11, Sp. 1429f.
- Rubrik
- 39v ›Daz sint die siben fræwd<.
- Incipit
- 39v O Maria sælden fruht sünder trost und heiles gnuht, der siben fræuden man ich dich …
- Weiteres Initium
- 39v Diu erst waz daz all himel schar von dir erlæchtet worden gar. …
- Explicit
- 40r … dir alle zeit gehorsam sint, mit rehter/.
- Edition
- Bartsch, Handschriften, S. 189 (diese Hs.).
- Bearbeitet von
- Dr. Wolfgang Metzger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2015.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 545. Beschreibung von: Dr. Wolfgang Metzger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2015.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.