Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 589

Sammelhandschrift des Neustadter Liebfrauenstifts

Pergament · 2, 35, 2 Bll. · 25 × 17,6 cm · Neustadt an der Weinstraße · 1365–1425


Schlagwörter (GND)
Kollegiatstift / Stift Neustadt.
Entstehungsort
Neustadt an der Weinstraße.
Entstehungszeit
1365–1425.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
2, 35, 2 Bll.
Format (Blattgröße)
25 × 17,6 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + I2a (Doppelbl. nicht aufgeschnitten) + 3 IV24 + (I+1)27 (27 eingef. Fragment) + IV35 + I36* (Doppelbl. nicht aufgeschnitten) + (I-1)37*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 37* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Vor- und Nachsatzbll. ungez. Zeitgenössische Foliierung (j-xxxv). Keinerlei Lagenzählung.
Zustand
Viele Flecken, v. a. auf den ersten Bll. und zu Ende des ersten Texts, Schrift zuweilen verblasst, mehrere genähte Risse, die bereits vor Niederschrift vorhanden waren. Zahlreiche Benutzungsspuren.

Schriftraum
19,6 × 14,2–16,5 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten (XXVr-XXXIIIv: 1 Spalte).
Zeilenanzahl
32–37 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Beide Statuten wurden von je einer Hand in Textura geschrieben, wobei die zweite Hand mehr Brechungen aufweist (und mit dem Schreiber M des Seelbuchs des Liebfrauenstifts identisch sein könnte, s. Habermahl, Entwicklung S. 312; Weingart, Schreiber S. 63), die Anmerkungen zum ersten Statut hingegen von zwei Händen in Bastarda, ebenso der Kalender, welcher auf das zweite Statut folgt.
Buchgestaltung
Zeilengerüst mit Tinte vorgezogen. Kapitel auf den Rändern mit Buchstaben und arabischen Ziffern durchgezählt (Ir-XXIIIv). Jedes Kapitel beginnt mit Lombarde, Kapitelüberschrift rubriziert. Rote Paragrafenzeichen und Strichelungen zur Strukturierung. XXVr-XXVIv: Unter-, Über- und Durchstreichungen.
Buchschmuck
s. Buchgestaltung.

Nachträge und Benutzungsspuren
Nachträge von mehreren Händen, vorzüglich in schleifenloser Bastarda. Stiftsstatuten mit kurzen inhaltlichen Zusammenfassungen auf dem Seitensteg. Wenige grafische Verweiszeichen.

Einband
Römischer Einband, Pappe mit dunkelrotem Maroquin überzogen, Vorder- und Hinterdeckel blind mit Palmettenrolle gepresst, in Rom um 1880 gefertigt. Auf Buchrücken blaues aufgeklebtes Schildchen mit aktueller Signatur, darunter Blütenbordüre wie auch aktuelle Signatur in Goldstempelung (Schunke, Einbände 2.2, S. 844).
Provenienz
Neustadt an der Weinstraße / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Auf Ir neben aktueller Signatur Altsignatur 200. Alte Vor- und Nachsatzbll. wohl bei Neubindung um 1880 entfernt. Auf XVIIIr Zettel mit Aufschrift eingeklebt, wohl 17. Jh., darauf: Ecclesiæ Maguntinæ, et Spirensis. Bei den hier versammelten Texten handelt es sich um eine Sammlung von Statuten für das von Kurfürst Ruprecht I. 1356 in Neustadt an der Weinstraße gegründete Liebfrauenstift. Die ersten Statuten stellen eine Abschrift der für die Mainzer Kirchenprovinz verbindlichen Provinzialstatuten von 1310 dar, die zweiten Statuten konkret für das Stift, die laut Nachtrag auf XXVIIIr 1425 entstanden: Actum Anno domini 1425. Da bereits 1365 Statuten für das Stift angelegt worden waren, dürften die hier kopierten Provinzialstatuten nach 1365 entstanden sein, da ansonsten wahrscheinlich die Statuten von 1365 und nicht jene von 1425 angefügt worden wären. Dass beide Haupttexte von Anfang an vereint waren, zeigen die Randbemerkungen, die auf den jeweils anderen Text verweisen (Beispiele bei Habermehl, Entwicklung, S. 310). Beide Statutentexte wurden nachträglich noch ergänzt. Der erste mit Anmerkungen v. a. zum Begräbnisrecht, der zweite mit einem Festtags- und Jahrtagskalender. Anhand der Einträge und Nachträge lässt sich dessen Abfassung zwischen dem 22. März 1451 und dem 16. September 1451 datieren. Nachträge wurden bis Ende 1488 vorgenommen. Wohl gelangte die Hs. nach Aufhebung des Liebfrauenstifts 1561 nach Heidelberg (Habermehl, Entwicklung, S. 311). Womöglich ist sie mit folgendem Eintrag im Katalog der Bibliothek in der Heiliggeistkirche von 1581 identifizierbar: Statuta prouincialia diocesis Moguntinensis, in 4, geschrieben perment, bretter, alt leder (Pal. lat. 1945, 11).

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_589
Literatur
Gugumus, Erforschung, S. 135f.; Paul Habermehl, Statuarische Entwicklung des Liebfrauenstifts, in: Stift und Stadt. Beiträge zum Seelbuch des Liebfrauenstifts zu Neustadt, Erläuterungen, hrsg. von Paul Habermehl, Neustadt an der Weinstraße 2006 (Schriftenreihe der Bezirksgruppe Neustadt im Historischen Verein der Pfalz 11,3), S. 277–331 (weitere Literatur hier S. 308–310); Schunke, Einbände 2.2, S. 844; Stevenson, Latini, S. 198; Johannes Weingart, Die Schreiber des Seelbuchs, in: Stift und Stadt. Beiträge zum Seelbuch des Liebfrauenstifts zu Neustadt, Erläuterungen, hrsg. von Johannes Weingart, Neustadt an der Weinstraße 2006 (Schriftenreihe der Bezirksgruppe Neustadt im Historischen Verein der Pfalz 11,3), S. 49–78.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) Ir–XXIVv Digitalisat

Titel
Beschlüsse des Mainzer Provinzialkonzils von 1310.
Angaben zum Text
Statuten für die Mainzer Kirchenprovinz: (Ir-XXIIIv) Statuten; (XXIIIv-XXIVv) Inhaltsverzeichnis.
Incipit
Ir ›Jn Nomine patris et filij et spiritus sancti. amen. Petrus dei gracia sancte Maguntinensis sedis archiepiscopus Sacri inperij [!] per Germaniam archicancellarius Vniuersis prelatis capitulis Conuentibus
Explicit
XXIIIv Sanctorum patrum regulis et statutis quilibet christianus regatur in uita uerbis et factis. et sciat et faciat quod acceptum est omnipotenti deo. Qui uiuit et regnat dominus per omnia secula seculorum amen. Explicit. Et cetera dicant omnia.
Edition
Concilia Germaniae, Bd. 4, hrsg. von Johann Friedrich Schannat / Joseph Hartzheim, Köln 1761, S. 175–224.

2) XXVr–XXVIIr Digitalisat

Titel
Anmerkungen zu den Beschlüssen des Mainzer Provinzialkonzils von 1310.
Angaben zum Text
XXVIIv leeres Zeilengerüst.
Incipit
XXVr Et in missis animarum determinante [!] eedem determinaciones obseruentur.
Explicit
XXVIIr … eciam huiusmodi malas consuetudines et corruptelas necnon violationes huiusmodi interdicti ut patet intuenti.

3) XVIIIr–XXXIIIv Digitalisat

Titel
Statuten des Liebfrauenstifts zu Neustadt an der Weinstraße von 1425.
Incipit
XVIIIr ›JNnomine domini. Amen. Vniuersis presentis opusculi seriem inspecturis et audituris. Ludowicus de Buscho decretorum doctor
Explicit
XXXIIIv Anno domini Mo. CCCCo. XXVo. sexta feria ante festum sancte Marie Magdalene.
Edition
Das Seelbuch des Liebfrauenstifts zu Neustadt. Text, bearb. von Friedrich Burkhardt u. a., Speyer 1993 (Schriftenreihe der Bezirksgruppe Neustadt im Historischen Verein der Pfalz 11,1), S. 475–511.

4) XXXIVr–XXXVr Digitalisat

Titel
Festtags- und Jahrtagskalender.
Angaben zum Text
(XXXIVr) Festtagskalender; (XXXIVv-XXXVr) Jahrtagskalender.
Rubrik
XXXIVr ›Festa. Jn quibus persone Ecclesie tenentur offerre‹.
Incipit
XXXIVr [J]N festo. Natali Christi. Jn tribus missis
Explicit
XXXVr Magistri Johannis Ruerer de Amberga canonici.
Edition
Seelbuch des Liebfrauenstifts, S. 512–518.


Bearbeitet von
Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 589. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
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Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.