Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 630

Liber extra cum Glossa ordinaria

Pergament · 1, 169, 1 Bll. · 39,2 × 25,6 cm · Nordfrankreich, Paris (?) · 2. Hälfte 13. Jh.


Schlagwörter (GND)
Kanonisches Recht / Dekretalensammlung / Dekretalen / Liber extra.
Entstehungsort
Nordfrankreich, Paris (?).
Entstehungszeit
2. Hälfte 13. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
1, 169, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
39,2 × 25,6 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 9 IV72 + III78 + 6 IV126 + (II+1)131 + 4 IV163 + III169 + (I-1)170*. Vorderspiegel Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 170*.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–169), Vor- und Nachsatzbl. ungez., weshalb hier Zählung der Digitalisate übernommen wird (1a, 170*). Reklamanten durchgängig unten rechts, Kustoden unten mittig auf der letzten Versoseite der Lage, teilweise durch Beschnitt beeinträchtigt oder verloren gegangen.
Zustand
Zahlreiche Benutzungsspuren, Flecken, Löcher und viele, meist genähte Risse. Häufige Korrekturen über Rasuren. Wasserschaden am oberen Rand von 6r bis 7v. Seiten zum Teil an den Rändern eingerissen.

Schriftraum
20,4 × 11 cm (Legaltext); 24–33,5 × 21–25,3 cm (mit Klammerglosse); 16,8 × 21,5 cm (Fragment 131r).
Spaltenanzahl
2 Spalten; 4 Spalten auf 1r–8r, 43v–73r, 118v–131r.
Zeilenanzahl
54–55 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Der Legaltext zeigt Charakteristika der Littera Parisiensis und dürfte in der zweiten Hälfte des 13. Jhs. in Nordfrankreich hergestellt worden sein, womöglich in Paris. Mehrere, in etwa zeitgleich schreibende Hände fertigten die Glosse an, in einer etwas flüchtigeren Schrift.
Buchgestaltung
Liniierung mit Metallstift relativ grob vorgezogen. Als Seitentitel auf der Versoseite ein L als Abkürzung für ‚Liber‘, auf der Rectoseite die jeweilige lateinische Ziffer zum entsprechenden Buch in Gegenfarbe. Erstes Wort eines Buchs als Initialgruppe mit roten und blauen Majuskeln ausgeschmückt. Tituli rubriziert, Anfänge der Capitula mit abwechselnd roten und blauen Lombarden hervorgehoben, verziert mit Palmettenfleuronné, die verlängerten Fadenranken in Gegenfarbe. In alternierender Farbe im Satz zuvor Anfangsbuchstabe jener Person oder Institution hervorgehoben, auf deren Anfrage hin die Dekretale formuliert wurde. Zuweilen rote und blaue Paragrafenzeichen. Tituli des Öfteren senkrecht in das Interkolumnium bzw. den Seitensteg gezogen. Zahlreiche Verweiszeichen, zwei Piktogramme (79vb, 146vb). Text der Glosse nur teilweise ausgeführt (1r–8r, 43v–73r, 118v–131r).
Buchschmuck
s. Buchgestaltung.

Nachträge und Benutzungsspuren
Zahlreiche Korrekturen von verschiedenen Händen, in erster Linie im Interkolumnium oder wo keine Klammerglosse steht am Seitenrand. Die größeren Eingriffe am Legaltext dürften vom Schreiber der Klammerglosse stammen, es gibt aber auch weitere, jüngere Hände. Von jüngerer Hand abgekürzte Tituli auf der Rectoseite oben rechts als Seitentitel. Zuweilen zu Beginn auch Majuskelbuchstaben im Seitentitel. In den Glossen weitere zahlreiche Korrekturen und Anmerkungen.

Einband
Römischer Einband, um 1780, Pappe mit weißem Pergament überzogen (Schunke, Einbände 2.2, S. 846). Gelb-kupferfarbenes Kapital. Auf Buchrücken Aufkleber mit der aktuellen Signatur, sowie Reste einer Altsignatur. Rückentitel: DECRETALES cum glossa.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Blaues Schildchen mit aktueller Signatur auf Vorderspiegel. Capsa-Nummer auf 1r: C. 173 (durchgeschlagen auf 1a). Ältere, durchgestrichene römische Signaturen auf 1ar: 677 und 716 [beide Signaturen durchgestrichen]. Mögliche weitere Signaturen auf 1r: 2048 [durchgestrichen] und 533. Auf Vorderspiegel Aufkleber mit der aktuellen Signatur. Ausgehend vom Text der Promulgationsbulle, deren Grußadresse an die Pariser Universität gerichtet ist, und dem Charakter der Schrift ist die Entstehung der Hs. an der Universität Paris oder deren Umfeld anzunehmen.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_630
Literatur
Bertram, Signaturenliste; Hanselmann, Bücherschenkung, S. 125; Jeudy, Manuscrits achetés, S. 38f.; OVL, Pal.lat.630; Schunke, Einbände 2.2, S. 846; Stevenson, Latini, S. 226.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1ra–169ra Digitalisat

Beteiligte Personen
Gregor IX. (GND-Nr.: 118541870) / Bernhard von Parma (GND-Nr.: 100937918).
Titel
Liber extra cum Glossa ordinaria.
Angaben zum Text
Auf Veranlassung Papst Gregor IX. kompilierte Dekretalensammlung, stellenweise mit der Glossa ordinaria des Bernhard von Parma versehen: (1ra) Gregor IX., Promulgationsbulle ‚Rex pacificus’, adressiert an die Universität von Paris; (1rb–43vb) Liber I (Glosse von 1ra–8ra, bricht dann ab); (43vb–78vb) Liber II (Glosse von 43va–73rd); (79ra–118vc) Liber III (ohne Glosse); (118vc–130vd) Liber IV (Glosse von 118vd–131rc); (132ra–169ra) Liber V (ohne Glosse). – 169r–169v Anmerkungen von jüngeren Händen.
Rubrik
1rb ›Incipit prologus decretalium‹.
Incipit
1rb ›Gregoriusepiscopus seruus seruorum dei dilectis filiis doctoribus scolaribus uniuersis Parisius commorantibus salutem et apostolicam benedictionem. Rex pacificus …
Explicit
169ra … Indignum est et a Romane ecclesie consuetudine alienum, ut pro spiritualibus facere quis homagium compellatur.Explicit liber v‹.
Edition
Corpus iuris canonici 2, Sp. 1–928. Zur Glossa ordinaria des Bernhard von Parma existiert keine moderne Edition, sie ist aber bereits in zahlreichen Inkunabeln seit 1468/71 überliefert (GW 11450–11502) und auch in jüngeren frühneuzeitlichen Drucken (Laurin, Introductio, S. 230f.).


Bearbeitet von
Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 630. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
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Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.