Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 649

Kanonistische Sammelhandschrift

Papier · 4, 295, 3 Bll. · 33,9–34 × 24–24,5 cm · Padua (?) · 1440er Jahre


Schlagwörter (GND)
Kanonisches Recht / Dekretalensammlung / Dekretalen / Liber extra / Clementinae / Kommentar.
Entstehungsort
Padua (?).
Entstehungszeit
1440er Jahre.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
4, 295, 3 Bll.
Format (Blattgröße)
33,9–34 × 24–24,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
1Vorderspiegel + I2a + (V+2)10 + 17 V180 + (VI+1)193 + 9 V283 + (VI+2)297* + (I-1)298*. Vorderspiegel ist ein Einzelbl., Hinterspiegel Gegenbl. von 298*.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–295), 296 durchgestrichen. Vor- und Nachsatzbll. ungez., weshalb hier Zählung der Digitalisate übernommen wird (1a–4a, 297*–298*). Reklamanten auf der letzten Versoseite der Lage auf dem Fußsteg rechts, meist durch Beschnitt verloren gegangen, wie auch Kustoden auf der Rectoseite auf dem Fußsteg rechts.
Zustand
Erste Bll. an Rand ein wenig ausgerissen, mit leichtem Wurmfraß. Leicht stockfleckig. Wenige Benutzungsspuren. In gutem Zustand.
Wasserzeichen
Dreiberg, als Beizeichen einkonturige Stange mit einkonturigem Kreuz, in zwei Varianten, Bll. 3, 18-25, 30, 35-47, 56-64, 68, 86-88, 91-104, 115-119, 137-139, 146-154, 160, 166-169, 176-180, 187-193, 196-197, 204-209, 222-226, 240-244, 246, 250-258, 264-265, 268-277, 286, ähnlich Wzz. von Papieren, die laut WZIS um 1450 in Oberitalien (Padua) Verwendung fanden, DE5580-Clm6585_II, Bll. 5-15, 27-29, 31-34, 50-54, 66, 69-75, 89-90, 106-114, 123-135, 142-144, 155, 161, 173, 182-185, 194, 199-202, 212-219, 229-239, 245, 248, 261-263, 266-267, 279-282, 287-299, annähernd identisch mit Wzz. von Papieren, die laut WZIS um 1444/1449 in Padua beschrieben wurden, DE5580-Clm6573_144a.

Schriftraum
23,5–23,7 × 13,2–13,5 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
43–47 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Der Schreiber bediente sich einer schleifenlosen Bastarda, obgleich zuweilen das d mit einer Schleife versehen ist. Auffallend ist ferner das markante Schluss-s. Die Schrift zeigt die Tendenz, die Schäfte von m, n und u nicht zu legieren, sondern einzeln auszuführen, oft sogar unverbunden nebeneinander zu setzen. Korrekturen wurden auf dem Seitenrand bzw. auf dem Fußsteg nachgetragen.
Buchgestaltung
Schriftspiegel mit Metallstift vorgezogen. Tituli als Überschriften in vergrößerten Buchstaben in gotischer Minuskel, rot umrandet. Capitulumsanfänge mit roten Lombarden (Buchstabenkörper z.T. gespalten mit Schaftaussparungen, blaue Lombarde auf 25v) und erstem Wort bzw. ersten Wörtern mit vergrößerten Buchstaben in gotischer Minuskel hervorgehoben, dazu rot umrandet. Ferner Paragrafenzeichen sowie Strichelungen zur Unterteilung des Texts in Sinnabschnitte. Glossenanfänge unterstrichen.
Buchschmuck
s. Buchgestaltung.

Nachträge und Benutzungsspuren
Ausführlichere Anmerkungen einer zeitgenössischen Hand auf 20v, 98v, 295r. Auf 44r Marginalglosse, Angelo da Castro (um 1404–nach 1477) zitierend, von jüngerer Hand. Grafische Verweiszeichen.

Einband
Römischer Einband, Pappe mit weißem Pergament überzogen, in Rom um 1780 gefertigt (Schunke, Einbände 2.2, S. 847). Gelb-kupferfarbenes Kapital. Rückentitel: LECTVRÆ CIVILES. Ferner zwei blaue aufgeklebte Schildchen mit aktueller Signatur.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Blaues Schildchen mit aktueller Signatur auf Vorderspiegel. Altsignaturen auf 2ar neben der aktuellen Signatur 738, auf 3ar Capsa-Nummer C. 116., darunter die Allacci-Signatur 1458, auf 1r 582, auf 297*v 1624. Die Nachträge, welche von einer Hand stammen, suggerieren, dass die einzelnen Texte bereits ursprünglich als eine gebundene Hs. vorlagen. Diese könnte den Wzz. nach während der 1440er Jahre in Padua entstanden sein, dafür spricht auch die Aufnahme eines Textes von Francesco Capodilista, der zu besagter Zeit in Padua lehrte (Luigi Trenti, Art. Capodilista, Francesco, in: DBI, Bd. 18, Rom 1975, S. 633f.). Denkbar wäre beispielsweise ein deutscher Student oder Gelehrter als ausführende Kraft. Dafür spricht die eigentümliche Zusammenstellung der Texte, welche nicht Werke in Gänze wiedergeben, sondern lediglich einzelne thematische Teile, weshalb die Entstehung und Nutzung im universitären Zusammenhang anzunehmen ist.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_649
Literatur
OVL, Pal.lat.649; Schunke, Einbände 2.2, S. 847; Stevenson, Latini, S. 231.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1r–256v Digitalisat

Verfasser
Antonio da Budrio (GND-Nr.: 100968899).
Titel
Super secundo libro decretalium, pars II.
Angaben zum Text
Der Text beginnt mit dem Kommentar zu X 2.14.6 und endet mit X 2.30.9: (1r–7r) Titulus XIV, Capitulum VI–X; (7r–11r) Titulus XV; (11v–14r) Titulus XVI; (14r–16r) Titulus XVII; (16v–20v) Titulus XVIII; (21r–42r) Titulus XIX; (42r–81r) Titulus XX; (81r–85v) Titulus XXI; (85v–100r) Titulus XXII; (100r–106v) Titulus XIII; (106v–134r) Titulus XXIV; (134r–147v) Titulus XXV; (147v–162v) Titulus XXVI; (162v–188v) Titulus XXVII; (189r–250r) Titulus XXVIII; (250r–250v) Titulus XXIX; (250v–256v) Titulus XXX.
Incipit
1r ›Cum dilecti‹: Contumax condemnatur in expensis factis a tempore citationis emisse …
Explicit
256v … In glossa non colligentur generalia non cause eterniter. Hoc sit finis libri laudemusque omnipotentem deum patrem filium et spiritum sanctum. Amen.
Edition
Antonius De Butrio, Super secundo libro decretalium, 2,1, Venedig 1503, fol. 180v–2,2, fol. 199v.

2) 257r–v Digitalisat

Titel
Zusammenfassungen der Kommentare zu Clem. 1.1.1. bis Clem. 1.3.4.
Angaben zum Text
258r–263v leer.
Incipit
257r–257v Glosse scriptarum infra scriptarum et in Clementinas atque sunt notabiles atque sinceres …
Explicit
257v … Glossa in uerbo prouisio ponit significatum uerbi prouidere quod est latissimum.

3) 264r–283r Digitalisat

Titel
Kommentar zu X 3.19.5.
Angaben zum Text
283v–284v leer.
Incipit
264r ›Quesitum‹: Solemne et utile solitum est reputari propter vim suam utilem difficilem et cottidianam …
Explicit
283r … et per hoc remanebat expedita tota ista materia.Laus deo Amen‹.

4) 285r–295r Digitalisat

Verfasser
Francesco Capodilista.
Titel
Kommentar zu Clem. 5.11.2.
Incipit
285r ›Sepe contingit‹: Ista Clementina famosa et utilis non eget commendacione …
Explicit
295r … Hoc est ipse deus cum ad illam redibimus per intercessionem virginis gloriose nos collocabit in eterna gaudia.Amen‹.


Bearbeitet von
Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 649. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.