Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 651

Kommentare zum Liber sextus

Papier · 3, 399, 2 Bll. · 30,8 × 21,5 cm · Süddeutschland · um 1430


Schlagwörter (GND)
Kanonisches Recht / Dekretalensammlung / Dekretalen / Liber sextus / Kommentar.
Entstehungsort
Süddeutschland.
Entstehungszeit
um 1430.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
3, 399, 2 Bll.
Format (Blattgröße)
30,8 × 21,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(II-1)3* + VII14 + VI26 + VII40 + 7 VI124 + (VI+1)137 + 21 VI390 + V400 + [(I-1)+1]401*/402*. Vorderspiegel Gegenbl. von 3*, Hinterspiegel Gegenbl. von 401*. 401* und 402* zusammengeklebt. Zählfehler: 288 übersprungen, 312 doppelt gez. Ungez. Fragmente nach 1, 2, 11, 29, 57, 83, 138, 158, 235, 340, 350, 359. Deren Gegenbll. nach 3, 12, 13, 37, 81, 148, 152, 243, 332, 361 ebenfalls ungez. 128 gez. Fragment, dessen Gegenbl. nach 134 ungez.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–400). Vor- und Nachsatzbll. ungez., weshalb hier, wie bei den Fragmenten, Zählung der Digitalisate übernommen wird (1*–3*, 1a–3a, 11a–13a, 29a, 37a, 57a, 81a, 83a, 134a, 138a, 148a, 152a, 158a, 235a, 243a, 332a, 340a, 350a, 359a, 361a, 401*, 402*). Durchgängig Kustoden auf der letzten Versoseite der Lage auf dem Fußsteg rechts, in arabischen und lateinischen Ziffern, teilweise im Falz verschwunden.
Zustand
Wenige Bll. leicht stockfleckig. Zuweilen Tinte etwas verblasst.
Wasserzeichen
Ochsenkopf mit Augen, als Oberzeichen einkonturige Stange mit Blume, daran fünf runde Blütenblätter, in drei Varianten, Bll. 2-4, 9, 14, 18-30, 32-34, 48-49, 59-61, 67, 93-94, annähernd identisch mit Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1435 in Schwäbisch Hall Verwendung fanden, DE7575-PO-65238, Bll. 7, 10, 16-17, 31, 42-46, 52-55, 63-66, 70-73, 92, 98-100, annähernd identisch mit Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1429 in Esslingen beschrieben wurden, DE2610-PO-65242, Bl. 396, annähernd identisch mit Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1430 in Nürnberg verwendet wurden, DE2040-PO-65246; Ochsenkopf mit Augen, als Oberzeichen einkonturige Stange mit Blume, daran sieben Blütenblätter, in zwei Varianten, Bll. 78, 84-88, keine Übereinstimmungen in WZIS, Bll. 79-83, annähernd identisch mit Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1431 Verwendung fanden, DE2730-PO-65792; Ochsenkopf mit Augen, als Oberzeichen zweikonturige Stange, Ende einkonturig, mit Blume, daran sieben Blütenblätter, in zwei Varianten, Bll. 101-105, 115-118, 125-126, 132, 138-140, 145, 157-161, 164-166, 175-178, 182-183, 189-197, 200-201, 210, 214-218, 228-240, 251, 258-261, 265-267, 276-280, 289-290, 292-293, 298, 308-310, 312, 319, 321-322, 332, 334-354, ähnlich Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1431 beschrieben wurden, DE8100-PO-69523, Bll. 107-113, 120-123, 133-135, 143, 146-156, 162-163, 167, 179, 185, 199, 202-209, 211, 219-224, 244-250, 254-257, 264, 273, 281, 291, 294-296, 299-307, 311, 316, 320, 323-325, 333, ähnlich Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1427 in Nürnberg verwendet wurden, DE7320-PO-69355; Ochsenkopf mit Augen, als Oberzeichen einkonturige Stange mit einkonturigem, sechsstrahligem Stern, Enden gerade, Bl. 128, keine Übereinstimmungen in WZIS; Ochsenkopf mit Augen, als Oberzeichen zweikonturige Stange mit lateinischem Kreuz, Kreuzbalken gerade / dreieckig, Bll. 355, 363-369, 375, 379, 383, 388-392, 395, annähernd identisch mit Wzz. von Papieren, die laut WZIS im 15. Jh. in Augsburg oder Umgebung Verwendung fanden, DE3270-theol285_250; Ochsenkopf mit Augen, als Oberzeichen zweikonturige Stange mit lateinischem Kreuz, Kreuzbalken mit Einkerbungen: Bll. 356-360, 371-372, 377-378, 380, 384-387, 393, 399, ähnlich Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1434 in Öhringen beschrieben wurden, DE2040-PO-68641.

Schriftraum
25,4 × 17 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
38–45 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Der Text wurde in einer jüngeren gotischen Kursive abgefasst, die für eine Buchschrift relativ flüchtig zu Papier gebracht wurde.
Buchgestaltung
Schriftraum mit Tinte vorgezogen. Tituli auf der Rectoseite auf dem Kopfsteg rechts in verkürzter Form. Auf dem Seitensteg Verweis auf jeweilige Quaestio und Opinio. Raum für Initialen zu Beginn der Capitula ausgespart. Verweise auf den Legaltext durch unterstrichene Wörter.
Buchschmuck
Platz für Initialen ausgespart, aber nicht ausgeführt, Anweisungen für Rubrikator noch vorhanden.

Nachträge und Benutzungsspuren
Korrekturen und Anmerkungen von mehreren Händen in jüngerer gotischer Kursive. Grafische Verweiszeichen.

Einband
Römischer Einband, Pappe mit weißem Pergament überzogen, in Rom um 1780 gefertigt (Schunke, Einbände 2.2, S. 847). Gelb-kupferfarbenes Kapital. Rückentitel: DECRETALIVM VI, darunter in Blau: Pal. Ferner zwei blaue aufgeklebte Schildchen mit aktueller Signatur.
Provenienz
Liebfrauenstift Neustadt an der Weinstraße / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Blaues Schildchen mit aktueller Signatur auf Vorderspiegel. Auf 1ar neben der aktuellen eine mehrfach durchgestrichene, kaum entzifferbare Altsignatur, auf 2ar Capsa-Nummer C. 73. sowie Altsignaturen 1634 [durchgestrichen] und 592 [wiederholt auf 1r]. Auf 2ar von Hand des 17. Jhs.: Comentarius in sextum decretalium, auf 1r: Sextus liber decretalium. Wie der Vermerk auf 1r Newenstat suggeriert, dürfte sich diese Hs. im Besitz des Liebfrauenstifts zu Neustadt an der Weinstraße befunden haben. Die Wzz. legen eine Entstehung um 1430 in Süddeutschland nahe. Die rasche Ausführung der Schrift deutet auf den Eigengebrauch eines Gelehrten hin. Mit der Auflösung des Stifts im Zuge der Einführung der Reformation in der Kurpfalz dürfte der Codex nach Heidelberg und schließlich in die Bibliotheca Palatina gelangt sein.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_651
Literatur
Gugumus, Erforschung, S. 138; Krämer, Handschriftenerbe 1.2, S. 600; Montuschi, Le biblioteche, S. 308; OVL, Pal.lat.651; Schunke, Einbände 2.2, S. 847; Stevenson, Latini, S. 231.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1r–399v Digitalisat

Titel
Kommentare zum Liber sextus.
Angaben zum Text
Kommentare von Rechtsgelehrten zum Liber sextus, darunter von Johannes Andreae (um 1270–1348) und Jean Lemoine (1250–1313): (1r–2r) Vorrede; (2r–3v) Bulle ‚Sacrosanctae Romanae ecclesiae‘; (3v–137v) Liber I; (137v–183v) Liber II; (183v–278v) Liber III; (279r–284r) Liber IV; (284r–399v) Liber V; (399v) ‚De regulis iuris‘, Text abbrechend in den Kommentaren zur Regula IV.
Incipit
1r In nomine domini. Amen. Lecturus sextum librum decretalium sic duxi breuiter inchoandum …
Explicit
399v … uel huius mundi sensibilia species qualitates et corpora vegetari non praue et que naturarum [… Text bricht ab].
Edition
Es existiert keine moderne Edition des Kommentars von Johannes Andreae, der Text ist aber bereits in zahlreichen Inkunabeln seit 1465 als Glosse zum Liber sextus überliefert (GW 4848–4905); zum Kommentar des Jean Lemoine existiert keine moderne Edition, er ist aber bereits in frühneuzeitlichen Drucken seit 1535 überliefert: Johannes Monachus, Glossa aurea nobis priori loco super sexto decretalium libro addita cum additionibus Philippi Biturici et in supremo Parisiensi senatu advocati, Paris 1535 (ND Aalen 1968).


Bearbeitet von
Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 651. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.