Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 658

Glossa palatina

Pergament · 1, 104, 1 Bll. · 33 × 21 cm · England (?) / Frankreich (?) / Zisterzienserkloster Schönau · 13. Jh. (nach 1215) / 1342


Schlagwörter (GND)
Kanonisches Recht / Decretum / Kommentar / Fragment / Rechnungslegung.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
1, 104, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
33 × 21 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
Hs. mit Fragment (I. Bll. 1–103; II. Bl. 104). (I-1)1a + … + (I-1)105*. Vorderspiegel Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 105*.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–104). Vor- und Nachsatzbl. ungez., weshalb hier Zählung der Digitalisate übernommen wird (1a, 105*). Reklamanten auf Fußsteg rechts (fehlen auf 23v, 55v, 63v, 75v, 95v).
Zustand
Leichter Wurmfraß auf den ersten und letzten Bll. Wasserschaden, v.a. Kopfsteg betroffen. Von 75 frei gelassener Teil des Bls., von 103 Seitensteg teilweise herausgeschnitten, von 20 Teil des Bls. mit Textverlust. Einige Löcher, die sich bereits vor der Niederschrift im Pergament befanden (46 Loch wohl ausgeschnitten). Risse genäht.


Einband
Pappe mit weißem Pergament überzogen, in Rom zwischen 1939 und 1957 gefertigt. Auf dem Rücken blaues und rotes Schildchen mit aktueller Signatur, darunter goldene Wappenstempel von Papst Pius XII. und dem Kardinal und Bibliothekar Giovanni Mercati (1866–1957) (Schunke, Einbände 2.2, S. 847).
Provenienz
Zisterzienserkloster Schönau / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Auf 1r Capsa-Nummer C. 49, darunter Allacci-Signatur 1104, ferner Altsignatur 505 nebst aktueller Signatur in Blei. Auf 1r Titel von Hand des 13. sowie 14. Jhs. auf Kopfsteg: Summa Johannis super Decretum. Auf Vorderspiegel blaues Schildchen mit aktueller Signatur und Titel der Hs. Summa Iohannis super Decret[um] auf kleinem Pergamentstreifen, der wohl aus dem alten Buchrücken herausgeschnitten wurde. Die nach vorliegender Hs. benannte Glossa palatina wurde wohl in England oder Frankreich im 13. Jh. gefertigt und dürfte im selben Kontext entstanden sein wie Pal. lat. 678. Im 14. Jh. schließlich muss sie sich im Zisterzienserkloster Schönau bei Heidelberg befunden haben, wie die Besitzeinträge auf 1r und 103va nahelegen: Iste liber est beate Marie uirginis in Schonawe Cisterciensis ordine Wormaciensis dyocesis (auf 103va lies ordinis statt ordine). Womöglich brachte ein in Westeuropa studierender Bruder das Buch von seinem Studienaufenthalt mit in das Kloster, aus dem das beigebundene Fragment stammt. Vereinigt wurden die beiden Teile vielleicht noch in der Abtei selbst, womöglich aber erst nach Aufhebung derselben 1557/58, worauf die Schönauer Bibliothek an Kurfürst Ottheinrich fiel.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_658
Literatur
Bertram, Abdankung, S. 25–28, 99, 101; BioBib Jurists, Laurentius Hispanus (a309); BioBib Jurists, Collectio Palatina I (a143); Christopher R. Cheney, Three Decretal Collections Before Compilatio IV: Pragensis, Palatina I, and Abrincensis II, in: Traditio 15 (1959), S. 464–483; Peter D. Clarke, A Question of Collective Guilt: Popes, Canonists and the Interdict c. 1140–c. 1250, in: ZRG KA 85 (1999), S. 114–146, passim; García y García, Laurentius, S. 53–59; Franz Gillmann, Rührt die Distinktionseinteilung des ersten und des dritten Dekretteils von Gratian selbst her?, in: AfkKR 112 (1932), S. 504–533, hier S. 514 A. 1; Gugumus, Erforschung, S. 139; Sigrid Krämer, Handschriftenerbe 1.2, S. 715; Stephan Kuttner, Eine Dekretsumme des Johannes Teutonicus (Cod. Vat. Pal. lat. 658), in: ZRG KA 21 (1932), S. 141–189, passim; Kuttner, Repertorium, S. 81–92; StephanKuttner, Universal Pope or Servant of God’s Servants: The Canonists, Papal Titles, and Innocent III, in: RDC 31 (1981), S. 109–149, hier S. 141f.; Manuscripta juridica, Pal. lat. 658; Joseph McManus, The Ecclesiology of Laurentius Hispanus (c. 1180–1248) and his Contribution to the Romanization of Canon Law Jurisprudence, with an Edition of the „Apparatus glossarum Laurentii Hispanii in Compilationem tertiam“. Diss. Syracuse University 1991, S. 30–42; Nardi, Studi, S. 260 A. 54; OVL, Pal.lat.658; Schunke, Einbände 2.2, S. 847; Stevenson, Latini, S. 233; Alfons Maria Stickler, Il decretista Laurentius Hispanus, in: Studia Gratiana 9 (1966), S. 461–549; Paolo Vian, L’opera del card. Giovanni Mercati per gli studiosi perseguitati per motivi razziali. L’appello alle Università Americane (15 dicembre 1938), in: Miscellanea Bibliothecae Apostolicae Vaticanae 9 (2002), S. 427–500, hier S. 489; Elisabeth Vodola, Legal Precision in the Decretist Period. A Note on the Development of the Glosses on ‚de consecratione‘ with Reference to the Meaning of ‚cautio sufficiens‘, in: BMCL 6 (1976), S. 55–63, hier S. 56f., 59, 62; Rudolf Weigand, Die Glossen des Johannes Faventinus zur Causa 1 des Dekrets und ihr Vorkommen in späteren Glossenapparaten, in: AfkKR 157 (1988), S. 73–107, hier S. 76–107.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

I (Bl. 1–103)

Sachtitel / Inhalt
Glossa palatina.
Entstehungsort
England (?) / Frankreich (?).
Entstehungszeit
13. Jh. (nach 1215).
Typus (Überlieferungsform)
Faszikel.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
103 Bll.
Format (Blattgröße)
33 × 21 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
2 IV16 + (IV-1)23 + 6 IV71 + II75 + 2 IV91 + II95 + IV103.

Schriftraum
25 × 13,5 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
105–109 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Der Schreiber bediente sich einer Textura, die er mit äußerst kleinen Buchstaben ausführte. Das Mittelband dürfte ungefähr 1 mm betragen. Die wenigen Korrekturen trug er auf dem Bund- oder Seitensteg nach.
Buchgestaltung
Zeilengerüst mit Metallstift vorgezogen. Textblock des ersten Teils mit Seitentitel überschrieben, einem P auf der Rectoseite, den jeweiligen Teil anzeigend, und der dem jeweiligen Teil zugeordneten Ziffer auf der Versoseite. Im zweiten Teil auf der Versoseite CA als Abkürzung für ‚Causa‘, auf der Rectoseite der Causa entsprechende Ziffer. Im Traktat ‚De poenitentia‘ auf der Versoseite DE, auf der Rectoseite PE. Beginnt mit einer roten Initiale mit Schaftaussparungen, blauen Ranken im Binnenfeld und ablaufendem, blauen Palmettenfleuronné. Lombarden als Versalien alternierend in Blau und Rot. Auf Bund- und Seitensteg Distinktionen und Causae angegeben, eingeleitet mir Paragrafenzeichen. Angaben für Rubrikator noch vorhanden.
Buchschmuck
s. Buchgestaltung.

Nachträge und Benutzungsspuren
Sehr wenige kurze Anmerkungen aus unterschiedlichen Zeitstufen. Wenige grafische Verweiszeichen und Distinktionen, letztere der Didaxe dienend.

Provenienz
Zisterzienserkloster Schönau / Heidelberg.

1) 1ra–103v Digitalisat

Titel
Glossa palatina.
Angaben zum Text
Kommentar zum Decretum Gratiani, von Stephan Kuttner nach dieser Hs. als ‚Glossa palatina‘ bezeichnet (Kuttner, Dekretsumme, S. 141), dessen Inhalte größtenteils von Laurentius Hispanus (um 1180–1248) stammen, dessen Autorschaft für diesen Text wahrscheinlich, aber nicht gesichert ist: (1ra–23vb) Teil I; (24ra–95vb) Teil II; (96ra–103va) Teil III.
Incipit
1ra ›Hvmanumgenus: Tractaturus Gratianus de iure canonico a naturali iure non discordat …
Explicit
103va … et hoc expono et usitatior esset quam hec que hic potior.

Fragment (Bl. 104)

Sachtitel / Inhalt
Rechnungen des Zisterzienserklosters Schönau (Fragment).
Entstehungsort
Zisterzienserkloster Schönau.
Entstehungszeit
1342.
Typus (Überlieferungsform)
Fragment.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
1 Bl.
Format (Blattgröße)
28 × 17 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
1104.

Schriftraum
25 × 13,5 cm.
Spaltenanzahl
4 Spalten.
Zeilenanzahl
31–39 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Der Schreiber bediente sich der älteren gotischen Kursive.
Buchgestaltung
Spalten wurden mit Tinte vorgezogen. Auflistung ohne größere gestalterische Ambitionen, lediglich Leerzeilen zur Untergliederung.

Provenienz
Zisterzienserkloster Schönau / Heidelberg.

2) 104ra–104vd Digitalisat

Titel
Rechnungen des Zisterzienserklosters Schönau (Fragment).
Incipit
104ra Anno domini mo. ccc. xlii frater C. primum recepit a festo Simonis et Jude anni precedentis vsque Georgij subnotata …
Explicit
104vd … Item viculos annales iii. quo unus est Jnnocencijs.


Bearbeitet von
Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 658. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.