Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 66

Biblia, Vetus Testamentum: Psalterium et Cantica cum Glossa ordinaria

Pergament, Papier · 1, 188, 1 Bll. · 27,0–27,2 × 18,0 cm · Italien (?) · 12./13. Jh.


Schlagwörter (GND)
Bibel, Altes Testament / Liturgie / Glossen.
Entstehungsort
Italien (?).
Entstehungszeit
12./13. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament (Vor- und Nachsatzbll. aus Papier).
Umfang
1, 188, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
27,0–27,2 × 18,0 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(IV+2)8 (kein Spiegel, mit Bl. 1a und 2a) + 22 IV182 (mit Bll. 65a und 105a) + ([III-3]+1)186* (kein Spiegel). – Das papierene Nachsatzbl. ist an das letzte Pergamentbl. der Hs. als Einzelbl. angeklebt.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Fehlerhafte römische Foliierung des 17. Jhs. (1–185), nach Bl. 65 und 105 je ein Bl. nicht gezählt; das papierene und das alte Vor- sowie das papierene Nachsatzbl. sind nicht gezählt, daher wird hier bei der Beschreibung die Zählung der Digitalisate übernommen. Eine weitere Zählung (1–8) auf den Rectoseiten rechts oben verweist auf die acht Psalm-Gruppen und wurde teilweise in die römische Foliierung integriert bzw. auch gestrichen. Zeitgenössische Lagenreklamanten auf dem letzten Bl. jeder Lage, meist durch Beschnitt verderbt.
Zustand
Pergament mit vereinzelten Rissen und Fehlstellen, meist ausgebessert (zeitgenössische Hinterklebungen und Nähte); stellenweise leicht durchscheinend; Haar- und Fleischseite meist deutlich unterscheidbar. Ränder teilweise unregelmäßig beschnitten. Tinte stellenweise leicht verwaschen (Feuchtigkeitsschaden?). Vor- und Nachsatzbl. mit starken Schäden und Ausbrüchen, zum Teil mit dem Einband verklebt. Einband mit Schäden (Vorderdeckel abgelöst).

Schriftraum
17,5 (ohne Glossen), 18,5 × 5,0–6,0 (ohne Glossen), 14,4–15,0 cm.
Spaltenanzahl
unterschiedliche Spaltenzahl, je nach Textgestalt.
Zeilenanzahl
schwankende Zeilenzahlen auf Grund der differierenden Anordnung der Glossen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Frühgotische Minuskel mit Tendenzen zur Rotunda. Text und Glossen wohl von einer Hand, vereinzelt Glossen auch von einer (?) weiteren zeitgenössischen Hand.
Buchgestaltung
Drei-Spalten-Typ (Grundform) in differierendem zeilenabstand; etwa doppelte Schriftgröße des Bibeltextes im Vergleich zu den Glossen; mit Marginal- und Interlinearglossen. Zur Hervorhebung der Glossen finden durchgängig schwarze Paragraphenzeichen und Initialmajuskeln Verwendung. Die Anfänge der Psalmen werden durch rote Psalmüberschriften und große rote Lombarden, teilweise mit Verzierungen, hervorgehoben. Zur Kennzeichnung der „Verse“ werden rote Satzmajuskeln verwendet. Die Zählung der Psalmen meist nachträglich als Marginalie eingefügt (arabische Ziffern), vereinzelt auch schon zeitgenössische in die Psalmüberschriften integriert) römische Zahlzeichen). Bei Psalm 118, mit Initialen zur Binnengliederung, setzt eine weitere Zählung ein, die auch die Cantica umfasst: cº. 20–cº. 78. – Die Cantica sind wie die Psalmen gegliedert; vereinzelt auch Satzmajuskeln mit den üblichen Rubrizierungen.
Buchschmuck
Am Beginn des Psalters und zu Beginn der Psalm-Gruppen stehen mehrfarbige Schmuckinitialen in einem kastenartigen, teilweise gerahmten Feld, mit Rankenwerk und Mensch-Tier-Motiven über eine Höhe von meist vier Zeilen, mit Ausnahme der B-Initiale, die nahezu die Hälfte der Höhe des Schriftraums umfasst.

Nachträge und Benutzungsspuren
Vereinzelt zeitgenössische Nachträge und Verbesserungen, zum Teil von der Schreiberhand. Ergänzungen der Glossen von einer zeitgenössischen Hand (?). Vereinzelt Nota-Zeichen und Federproben (teilweise italienisch). Teile der Kapitelzählung nachgetragen (s. Buchgestaltung). Größere Nachträge sind die Gebete (183r–v; 13.–15. Jh.) und das fragmentarische Inhaltsverzeichnis (184r–185v; 14. Jh.), die der Hs. beigebunden wurden.

Einband
Beschädigter römischer Einband zwischen 1623 und 1626: grünes Pergament über Pappe, Vorder- und Hinterdeckel mit Wappensupralibros: Papst Urban VIII. und Kardinalbibliothekar Scipione Cobelluzzi; Rücken mit goldgeprägten Bienen (Barberini), blauem Signaturschildchen sowie mit hs. Signatur. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 815.
Provenienz
Italien (?) / Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Vorderspiegel mit zwei Signaturschildchen. 2ar mit der aktuellen römischen Signatur und älteren römischen Signaturen: 221 [?], 47, 42 und 38 [die letzten drei gestrichen], C . 70 [Capsa-Nummer], darunter die Allacci-Signatur: 1430, Titel: Psalmista [?], teilweise gelöschter Besitzvermerk: Codex hic est [Lücke] condam domini Francisci; 2av Titel: Psalterium glosatum [in Tintenrahmung], Signatur des Fuggerinventars: p 4. b. F. No. 3o, darunter die Fuggersignatur: 215. seors. 1r mit einem Hinweis auf den vermeintlichen Autor der Glossen: Ex Caßiodoro. Bei Lehmann, Fuggerbibliotheken 2, S. 473 nicht vermerkt; taucht jedoch in dem von ihm edierten ‚Catalogvs latinorvm librorvm‘ (Pal. lat. 1916) als ‚Psalterium cum scholiis‘ mit der Signatur 215. seors. auf, ohne dass Lehmann den Codex zuweist; vgl. Lehmann, Fuggerbibliotheken 2, S. 123. Erworben von Ulrich Fugger, wohl in der Mitte des 16. Jhs., gelangte der Codex mit dessen Bibliothek 1567 an die Bibliotheca Palatina (vgl. Mittler, Bibliotheca Palatina 1, S. 369, S. 378). Der teilweise gelöschte Besitzvermerk lässt keine nähere Benennung der Vorbesitzer der Hs. vor ihrem Erwerb durch Ulrich Fugger zu.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_66
Literatur
Lehmann, Fuggerbibliotheken 2, S. 123, 473; Elmar Mittler, Bibliotheca Palatina 1, S. 369, S. 378; OVL, Pal.lat.66; Schunke, Einbände 2.2, S. 815; Stevenson, Latini, S. 11f.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1r–182v Digitalisat

Titel
Biblia: Psalterium et Cantica cum Glossa ordinaria.
Angaben zum Text
1r–172r PSALTERIUM MIT GLOSSA ORDINARIA. Ps. Stegmüller, RB 11801. Nach der Septuaginta. Die Psalmen sind in neun Gruppen unterteilt; markiert sind Anfänge der Matutinen und der Sonntagsvesper nach der liturgischen Achtteilung sowie der Beginn der Montagsvesper (Ps [1], 26, 38, 52, 68, 80, 97 und 109 sowie 114). Vgl. dazu Günther Haseloff, Die Psalterillustration im 13. Jahrhundert. Studien zur Geschichte der Buchmalerei in England, Frankreich und den Niederlanden, Kiel 1938, S. 5f. Edition: Biblia Latina cum Glossa Ordinaria, vol. II, Straßburg: Adolph Rusch, 1480/81 (Editio princeps), S. 456–651, mit dem Hinweis am Ende: „Cantica in locis suis require“ (die Anordnung der Glossen stimmt nicht völlig mit der Editio princeps überein). – 172r–182v CANTICA, auf Grundlage der Glossa ordinaria glossiert. (1. 172r–v) Canticum Isaiae, Is 12,1–6. Vgl. Stegmüller, RB 11801,1. (2. 172v–173v) Canticum Ezechiae, Is 38,10–14 und 17–20. Vgl. Stegmüller, RB 11801,2. (3. 173v–174r) Canticum Annae, I Rg 2,1–10. Vgl. Stegmüller, RB 11801,3. (4. 174r–176r) Canticum Moisi, Ex 15,1–4, 8–13 und 17–18. Vgl. Stegmüller, RB 11801,4. (5. 176r–178r) Canticum Habacuc, Hab 3,2–4, 13 und 15–19; fälschlich als ›canticum Anne‹ überschrieben. Vgl. Stegmüller, RB 11801,5. (6. 178r–182v) Canticum Moisi, Dt 32,1–43. Vgl. Stegmüller, RB 11801,6. Edition: s. Editon zu 1r–172v. – 1ar, 1av bis auf Notizzettelchen, 2ar–v bis auf Signaturen leer.
Incipit
1rb ›Beatus uir qui n‹on abiit in consilio impiorum … (Ps 1,1).
Explicit
182v … Terrę id est aecclesię [!] misericordiam suam ostendet (Glossa marginalis zu Dt 32,43).
Edition
s. Angaben zum Inhalt.

2) 183r–v Digitalisat

Titel
Gebete und Psalmverse.

3) 183r–v Digitalisat

Titel
Gebete und Psalmverse.
Angaben zum Text
Nachgetragen in gotischer Minuskel, vielleicht in Italien, 13.–15. Jh.

4) 184r–185v Digitalisat

Titel
Inhaltsverzeichnis (Fragment).


Bearbeitet von
Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 66. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.