Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 665

Nicolaus de Tudeschis, Lectura super quinto libro decretalium

Papier · 1, 230, 1 Bll. · 38,5 × 27,3 cm · Pavia · um 1460


Schlagwörter (GND)
Kanonisches Recht / Dekretalensammlung / Dekretalen / Liber extra / Kommentar.
Entstehungsort
Pavia.
Entstehungszeit
um 1460.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier (Bl. 1 Pergament).
Umfang
1, 230, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
38,5 × 27,3 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 23 V230* + (I-1)231*. Vorderspiegel Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 231*.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–228). Vor- und Nachsatzbl. ungez., weshalb hier, wie bei ungez. Bll., Zählung der Digitalisate übernommen wird (1a, 229*–231*. Reklamanten durchgängig auf der letzten Versoseite der Lage am Ende des Texts im rechten Winkel zu diesem geschrieben.
Zustand
Stockfleckig, v.a. an den Blatträndern, insbesondere an den oberen. Minuskel-Auszeichnungsbuchstaben schlagen durch, teilweise auch der Fließtext. Kaum Benutzungsspuren. Auf 1av Abklatsch von 1r.
Wasserzeichen
Blume mit acht Blütenblättern, ohne Stängel, Blüte mit Stempel, in zehn Varianten, Bll. 2, 4, 14, 19–21, 26, 31–32, 41–45, 57–58, 60–63, 75–81, 87–88, 98–100, 229*, ähnlich Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1472/1473 Verwendung fanden, DE8100-IncFol1329_999e, Bll. 3, 6–11, 15–18, 23–24, 37–38, 48, 59, 64–74, 86, 89–95, 221–226, ähnlich Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1476 in Nürnberg beschrieben wurden, DE8100-PO-126679, Bl. 29, ähnlich Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1476 in Nürnberg verwendet wurden, DE8100-PO-126679, Bll. 36, 55, vergleichbar mit Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1458 in Candia (Kreta) Verwendung fanden, DE4200-PO-126724, Bll. 104–112, 118, 186, vergleichbar mit Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1458 in Candia (Kreta) beschrieben wurden, DE4200-PO-126725, Bll. 114, 127–130, 145, 175, 179, 183, 187, ähnlich Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1458 in Candia (Kreta) verwendet wurden, DE4200-PO-126724, Bll. 116, 122–125, 141–143, 147, 177–178, 180, 193–200, vergleichbar mit Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1464 Verwendung fanden, DE8085-PO-126718, Bll. 153–159, annähernd identisch mit Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1458 in Candia (Kreta) beschrieben wurden, DE4200-PO-126723, Bl. 160, vergleichbar mit Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1458 in Candia (Kreta) verwendet wurden, DE4200-PO-126725, Bll. 168, 207–208, ähnlich Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1458 in Candia (Kreta) Verwendung fanden, DE4200-PO-126723; Blume mit sieben Blütenblättern, ohne Stängel, Blüte mit Stempel, ohne Beizeichen (oder mit Buchstabe M auf dem Stempel), Bll. 216, 218, keine Übereinstimmung in WZIS, aber identisch mit Wz. auf Bl. 365 in Pal. lat. 662; Blume mit acht Blütenblättern, ohne Stängel, Buchstabe M als Beizeichen nur auf Stempel, Bll. 217, 219–220, ähnlich Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1466 beschrieben wurden, DE4200-StGeorgen49_88.

Schriftraum
26,5 × 19 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
59 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Der Schreiber des Texts, der auch Pal. lat. 657 (1ra–317vb), 662, 666 (11ra–77vb, 167ra–192va), 788 (1ra–58va) und 807 (101ra–220vb, 275ra–293vb) schrieb, bediente sich einer italienischen Semitextualis im Derolezschen Sinn (vgl. Derolez, Palaeography, S. 119–121), wobei aufgrund der Ligaturen die Schrift einer schlaufenlosen Bastarda gleicht, bei der f und s ohne Unterlängen erscheinen. Der Schreiber dürfte höchstwahrscheinlich im Familiarenkreis Ruprechts von Pfalz-Mosbach zu suchen sein (s. Geschichte der Handschrift). Im Gegensatz zu Johannes Stetzenbach, der die gewichtigsten Teile von Pal. lat. 654, 660 und 661 abschrieb, und dieselbe Schrift verwendete, setzt dieser Schreiber gedachte Grundlinie knapp oberhalb der Zeile an. Ferner fällt bei ihm die Schaftmitbenutzung bei d und e auf, das fast schon 8-förmige g sowie das extrem in die Breite gezogene Majuskel-S zu Beginn eines Satzes. Nur sehr selten trug der Schreiber Korrekturen am Seitenrand oder im Interkolumnium nach. Die Auszeichnungsbuchstaben hingegen sind in gotischer Minuskel geschrieben.
Buchgestaltung
Zeilengerüst mit Metallstift und Tinte vorgezogen. Tituli in der rechten oberen Ecke abgekürzt wiedergegeben, teilweise durch Beschnitt verloren gegangen. Vor jedem neuen Titulus sieben Zeilen für Rubrik frei gelassen, die nicht ausgeführt wurde. Zu Beginn eines jeden Capitulums Initialmajuskeln mit Schaftaussparungen, alternierend in Blau und Rot über sechs bis sieben Zeilen, die übrigen Buchstaben der Capitulumsanfänge in gotischer Minuskel vergrößert dargestellt, über vier Zeilen. Kommentare zu Abschnitten innerhalb des Capitulums mit Paragrafenzeichen und vergrößerten gotischen Minuskeln hervorgehoben. Alternierend blaue und rote Paragrafenzeichen zur Unterteilung der Sinnabschnitte.
Buchschmuck
Auf 1r Eingangsminiatur, golden gerahmt: Kaiser Heinrich II., grün gewandet mit goldener Krone und Heiligenschein, steht seiner Gattin Kunigunde, in purpurnem, gefütterten Mantel mit goldener Krone und Heiligenschein, gegenüber. Beide sind durch eine Beischrift ausgezeichnet. Er trägt ein Zepter, sie ein Büchlein und einen Zweig. Darunter Initiale mit Blattornament im Binnenfeld. In den Blatträndern Ranken in Blau, Grün, Purpur und Rot. Zwischen den unteren Ranken auf Fußsteg weiß gewandeter Engel mit blondem Haupthaar, Flügeln in Blau, Grün und Purpur, zwei Schilde haltend. Im heraldisch rechten Schild in Rot ein silberner Schrägbalken, im heraldisch linken Schild in 1 und 4 ein goldener steigender Löwe auf gelb-grauem Grund (der offenbar nicht mit Schwarz ausgeführt wurde), 2 und 3 blau-silbern geweckt (s. auch die Bildbeschreibung in heidICON).

Nachträge und Benutzungsspuren
Sehr selten sehr kurze Notizen. Grafische Verweiszeichen.

Einband
Römischer Einband, Pappe mit weißem Pergament überzogen, in Rom um 1780 gefertigt (Schunke, Einbände 2.2, S. 847). Gelb-kupferfarbenes Kapital. Auf Rücken zwei blaue aufgeklebte Schildchen mit aktueller Signatur. Rückentitel: ABBAS super 5m DECRETALIUM.
Provenienz
Regensburg / Neumarkt / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Blaues Schildchen mit aktueller Signatur auf Vorderspiegel. Auf 1ar, neben der aktuellen Signatur, Capsa-Nummer C. 138 sowie Altsignaturen 776 [durchgestrichen] und eine schwer leserliche 572 oder 573, weitere auf 231*v: 1195. Auf 1r von Hand des 17. Jhs.: Panormitanus super quintum librum decretalium. Die Hs. ist Teil einer mehrbändigen Reihe, welche die Vorlesung des Nicolaus de Tudeschis zum Liber extra vereint (s. Pal. lat. 654, 660, 661, 662, 666). Dass die Hs. für Ruprecht von Pfalz-Mosbach (1437–1465), designierten Bischof von Regensburg, gedacht war, zeigen das Wappen auf 1r und auch seine Devise auf 230*r (s. zu dieser die Beschreibung von Pal. lat. 645). Während Pal. lat. 654, große Teile von 660 und 661 wieder zur Gänze von Johannes Stetzenbach aus Eberbach kopiert wurden (s. Beschreibungen zu Pal. lat. 654, 660, 661), stammt diese Hs. von einer anderen Hand. Die Miniatur und die Wappen auf 1r, die Buchgestaltung sowie die Ähnlichkeit der Schrift sprechen dafür, dass der Schreiber dieser Zeilen mit Johannes Stetzenbach in Pavia zusammengearbeitet haben dürfte. Zu den möglichen Schreibern und dem weiteren Schicksal der Hs. vgl. Geschichte der Handschrift in der Beschreibung von Pal. lat. 662.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_665
Literatur
BioBib Jurists, Nicolaus de Tudeschis (r450); OVL, Pal.lat.665; Pennington, Lectura, S. 370; Pennington, Nicholaus, S. 20; Schunke, Einbände 2.2, S. 847; Stevenson, Latini, S. 234.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1ra–228va Digitalisat

Verfasser
Nicolaus de Tudeschis (GND-Nr.: 118588028).
Titel
Lectura super quinto libro decretalium.
Angaben zum Text
Vorlesung zum 5. Buch des Liber extra: (1ra–29vb) Titulus 1; (29vb–31rb) Titulus 2; (31rb–58ra) Titulus 3; (58ra–60ra) Titulus 4; (60ra–62vb) Titulus 5; (62vb–69rb) Titulus 6; (69rb–76va) Titulus 7; (76va–78rb) Titulus 8; (78rb–80va) Titulus 9; (80va–81rb) Titulus 10; (81va–82ra) Titulus 11; (82ra–92rb) Titulus 12; (92va–b) Titulus 13; (92vb–93vb) Titulus 14; (93vb–94rb) Titulus 15; (94va–97vb) Titulus 16; (97vb–102ra) Titulus 17; (102rb–104va) Titulus 18; (104vb–117ra) Titulus 19; (117ra–120rb) Titulus 20; (120rb–121va) Titulus 21; (121vb–123vb) Titulus 22; (123vb–124vb) Titulus 23; (124vb–125va) Titulus 24; (125va–126va) Titulus 25; (126va–127vb) Titulus 26; (127vb–133ra) Titulus 27; (133ra–133va) Titulus 28; (133va–134ra) Titulus 29; (134ra–135ra) Titulus 30; (135ra–143vb) Titulus 31; (143vb–146va) Titulus 32; (146va–161ra) Titulus 33; (161rb–168va) Titulus 34; (168va–169va) Titulus 35; (169va–172va) Titulus 36; (172va–178vb) Titulus 37; (178vb–188ra) Titulus 38; (188ra–215va) Titulus 39; (215va–226va) Titulus 40; (226vb–228va) Titulus 41. – 229*r–230*v leeres Zeilengerüst. – 231*r–231*v leer.
Incipit
1ra Hec rubrica continuari potest duobus modis, primo ad precedencia, secundo ad sequencia …
Explicit
228va … Iuramentum vero obediencie concernit spiritualia et pertinencia ad officium prelati et licita dumtaxat et hoc habet in se dacio spiritualium quia subditus debet obedire prelato ad quam obedienciam Christus nos inducat. Amen. Explicit Lectura super quinto decretalium famosissimi et monarche iuris cononici doctoris domini abbatis de Scicilia.
Edition
Die Vorlesung des Nicolaus de Tudeschis zum Liber extra ist bereits in zahlreichen Wiegendrucken seit 1476 überliefert (GW M47787–M47997). Die letzte Gesamtausgabe seiner Hauptwerke wurde 1617 in Venedig aufgelegt, darunter Commentaria in quinque decretalium libros, Venedig 1617.


Bearbeitet von
Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 665. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.