Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 670
Johannes Andreae, Novella super primo libro decretalium
Papier, Pergament · 2, 223, 3 Bll. · 41,5 × 29 cm · Frankreich · 1407
- Schlagwörter (GND)
- Kanonisches Recht / Dekretalensammlung / Dekretalen / Liber extra / Kommentar.
- Entstehungsort
- Frankreich.
- Entstehungszeit
- 1407.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Papier (Bll. 65–88 Pergament).
- Umfang
- 2, 223, 3 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 41,5 × 29 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (II-1)2a + (VI+1)13 + 4 VI61 + (II-1)64 + 6 VI136 + IV144 + 6 VI216 + (VI-5)223 + (II-1)225*. Vorderspiegel Gegenbl. von 2a, Hinterspiegel Gegenbl. von 224*. Zwischen 4 und 5 Falzfragment, eingefügtes Fragment zwischen 11 und 12.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–223). Vor- und Nachsatzbll. ungez., weshalb hier, wie beim ungez. Fragment, Zählung der Digitalisate übernommen wird (1a–2a, 11a, 224*–225*). Reklamanten auf der letzten Versoseite der Lage auf dem Fußsteg rechts (nicht auf 12v, 13v, 64v, 144v). Kustoden auf 14r, 26r und 38r auf der ersten Rectoseite der Lage auf dem Fußsteg links in arabischen Ziffern. Im pergamentenen Teil (65r–88v) Reklamanten auf der letzten Versoseite der Lage auf dem Fußsteg mittig mit Verzierungen (76v und 88v), jedoch keine Kustoden.
- Zustand
- Erste Bll. stark stockfleckig, ansonsten v.a. an den Rändern, insbesondere am oberen, wo sich auch Wasserschaden befindet. 217r mit Klebeband restauriert.
- Wasserzeichen
- Dreiberg, einkonturige Stange mit Kreuz als Beizeichen, ähnlich Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1406 in Chambéry beschrieben wurden, IT8190-PO-150329.
- Schriftraum
- 29,3 × 20–25,4 cm.
- Spaltenanzahl
- 2 Spalten.
- Zeilenanzahl
- 50–61 Zeilen (65r–88v: 81 Zeilen).
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Der überwiegende Teil der Hs. wurde von zwei Händen in einer Bastarda abgefasst. Der eingebundene pergamentene Teil hingegen ist in einer gotischen Minuskel geschrieben, die durch ihren breiten Duktus und runde Formen auffällt und daher an die italienische Rotunda erinnert, gleichwohl aber Formen verwendet, die typisch für die nördlich der Alpen gebrauchte Textura sind, wie der unter die Zeile gezogene Bauch des h oder die Haarstriche am Querstrich des t sowie beim runden r, weshalb an eine Entstehung besagten Teils der Hs. in Südfrankreich zu denken ist, wo sich diese Elemente vermischten (vgl. Derolez, Palaeography, S. 116f.).
- Buchgestaltung
- Schriftraum mit Tinte, 65r–88v Zeilengerüst mit Bleistift vorgezogen. Tituli als Seitentitel auf dem Kopfsteg rechts nachgetragen. Tituli und Kapitelanfänge meist in vergrößerten Buchstaben in gotischer Minuskel. Platz für Initialen freigelassen, selten mit Angaben für Rubrikator. Im pergamentenen Teil beginnen die Kapitel alternierend mit einer blauen oder roten Lombarde, verziert mit Knospenfleuronné in Gegenfarbe und umgeben von Rahmen in derselben Farbe. Zur Unterteilung der Kapitel Paragrafenzeichen alternierend in Blau und Rot.
- Buchschmuck
- s. Buchgestaltung.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Korrekturen und Anmerkungen v.a. auf den ersten Bll. von mehreren Händen in jüngerer gotischer Kursive, darunter auch von jener, welche die Tituli als Seitentitel nachtrug. Anmerkungen auch in Spruchbänder gesetzt (z.B. 161va). Verschiedene grafische Verweiszeichen.
- Einband
- Römischer Einband, Pappe mit weißem Pergament überzogen, in Rom um 1780 gefertigt (Schunke, Einbände 2.2, S. 847). Gelb-kupferfarbenes Kapital. Auf Buchrücken zwei blaue aufgeklebte Schildchen mit aktueller Signatur, darunter Rückentitel: Lectura in ius canonicum.
- Provenienz
- Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Auf Vorderspiegel aufgeklebtes blaues Schildchen mit aktueller Signatur. Auf 1ar neben aktueller Signatur Altsignatur 789 [durchgestrichen], auf 1r Capsa-Nummer C. 58 nebst Altsignatur 805. Den Nukleus der Hs. bilden zwei pergamentene Lagen, die bald nach 1338, der Vollendung des hier wiedergegebenen Werks des Johannes Andreae, in Südfrankreich entstanden sein dürften. Offenbar war der Codex, aus dem diese Lagen stammten, beschädigt worden, worauf die Flecken auf dem ersten und letzten Bl. hindeuten könnten. Um diesen Kern herum wurde der papierene Teil angelegt, freilich weniger aufwändig. Dies könnte angesichts der Wzz. in der Region Auvergne-Rhône-Alpes oder den angrenzenden Regionen geschehen sein. Vollendet wurde der Text im Jahr 1407, wie der Kolophon auf 223r ausweist: finitus anno domini 1407o proxima die Jouis post festum egregii professoris sancti Ambrosii episcopi. Als einer der möglichen Vorbesitzer kommt Johannes van de Noet von Brüssel (vor 1360-1432) in Betracht, der ab Dezember 1386 als Erster die Professur für Dekretalen an der Universität Heidelberg versah. Nach seinem Tod vermachte er der Universität 14 Rechtshss. (Drüll, Gelehrtenlexikon, S. 264f.), worunter sich auch eine teils aus Papier, teils aus Pergament zusammengesetzte Novella des Johannes Andreae zum ersten Buch des Liber extra befand: Item Iohannem in Novella super primo partim in papiro et partim in pergameno in asseribus cum alba cute (Rektorbücher 2, S. 260). In diesem Fall wäre das Buch wohl der Bibliothek der Artistenfakultät zugeschlagen worden, da der Katalog der Universitätsbibliothek aus dem Jahr 1466 für die Bibliothek der oberen Fakultäten nur einen Sammelband für die ersten beiden Bücher der Novella aus Pergament kennt (Heidelberg, UB, Heid. Hs. 47, 11v, während die Artisten über eine Ausgabe des ersten Buchs in einem Band verfügten, dessen Beschreibstoff allerdings nicht genannt wird: Nouella super primo decretale (Heidelberg, UB, Heid. Hs. 47, 54v.
- Literatur
- OVL, Pal.
lat. 670; Schunke, Einbände 2.2, S.
847; Stevenson, Latini, S. 238.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
1) 1ra–223ra
- Verfasser
- Johannes Andreae (GND-Nr.: 119244071).
- Titel
- Novella super primo libro decretalium.
- Angaben zum Text
- Kommentar zum ersten Buch des Liber extra: (1ra–9vb) Titulus 1; (10ra–16rb) Titulus 2; (16rb–40ra) Titulus 3 (30r–30v leer); (40ra–50va) Titulus 4; (50vb–55vb) Titulus 5; (55vb–92va) Titulus 6; (92va–95vb) Titulus 7; (95vb–97vb) Titulus 8; (97vb–106vb) Titulus 9; (106vb–108rb) Titulus 10; (108rb–113rb) Titulus 11; (113rb–113vb) Titulus 12; (113vb–114va) Titulus 13; (114va–120va) Titulus 14; (120va–122va) Titulus 15; (122va–124ra) Titulus 16; (124ra–128ra) Titulus 17; (128ra–130va) Titulus 18; (130va–131va) Titulus 19; (131va–133ra) Titulus 20; (133ra–135rb) Titulus 21; (135rb–136va) Titulus 22; (136va–140vb) Titulus 23; (140vb–142ra) Titulus 24; (142ra) Titulus 25; (142ra–b) Titulus 26; (142rb–142vb) Titulus 27; (142vb–144va) Titulus 28; (145ra–171va) Titulus 29; (171va–174ra) Titulus 30; (174ra–184rb Titulus 31; (184rb–185rb) Titulus 32; (185rb–191va) Titulus 33; (191va–192ra) Titulus 34; (192ra–193va) Titulus 35; (193va–196rb) Titulus 36; (196rb–197vb) Titulus 37; (197vb–205ra) Titulus 38; (205rb) Titulus 39; (205rb–208vb) Titulus 40; (208vb–216va) Titulus 41; (216va–217va) Titulus 42; (217va–223ra) Titulus 43.
- Incipit
- 1ra [H]eronimus hortatur in prologo libri regvm …
- Explicit
- 223ra … Concedat deus hunc librum studentibus quod ipsorum mutua visio sit in patria. Amen. [Es folgt der Kolophon, wie er im Kommentar zur Provenienz zitiert wird] ›Explicit Nouella primi‹.
- Edition
- Ioannis Andreae, In primum decretalium librum nouella commentaria, Venedig 1581 (ND Turin 1963).
- Bearbeitet von
- Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 670. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.