Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 671
Juristische Sammelhandschrift
Papier · 3, 170, 1 Bll. · 29,2 × 20 cm · Speyer · 1352
- Schlagwörter (GND)
- Kanonisches Recht / Römisches Recht / Prozessrecht / Verordnung / Urkunde.
- Entstehungsort
- Speyer.
- Entstehungszeit
- 1352.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Papier.
- Umfang
- 3, 170, 1 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 29,2 × 20 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (II-1)3a + IIIV + 3 IVXXVIII + VIXL + 6 IVLXXXVIII + VIC + 8 IVCLXIII + (IV-2)CLXIX + (I-1)CLXX**. Vorderspiegel Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von CLXX*. Zählfehler: CXVIII doppelt gez.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Zeitgenössische Foliierung (I-CLXV, CLXVI-CLXIX im 17. Jh. nachgetragen). Vorsatzbll. und Nachsatzbl. ungez., weshalb hier Zählung der Digitalisate übernommen wird (1a–3a, CLXX*). Durchgängig Kustoden in römischen Ziffern auf der ersten Rectoseite der Lage mittig auf dem Fußsteg.
- Zustand
- Am oberen Rand leicht stockfleckig, auf den letzte Bll. am oberen Rand Wasserschaden. I stark gebräunt mit Löchern, II mit Loch und stark gebräuntem Rand. Im letzten Viertel des Buchblocks Wurmfraß. Immer wieder Textteile durch Wassereinwirkung beeinträchtigt.
- Wasserzeichen
- Glocke, Glockenkörper ohne Schulter, Glockenmund einkonturig, ohne Joch, mit Klöppel, Bll. I–XL, ähnlich Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1349 in Piacenza beschrieben wurden, IT6855-PO-40945. Kreis – Kreis – Kreuz, Bll. CXXXIV–CXXXIX, ähnlich Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1374 in Bologna beschrieben wurden, IT7650-PO-22496. Ansonsten Papier im Regalformat, daher Wzz. um 90° gedreht, im Falz und nicht immer eindeutig erkennbar: Kreis – Kreuz (einkonturig), ohne Beizeichen, einfaches Kreuz, Kreis mit Längsstrich, Bll. XLII–LXXII, CI–CXXXII, CXLI–CLXVIII, keine Übereinstimmung mit WZIS. Birne, frei, zwei Blätter, mit Ring, ohne Beizeichen, Bll. LXXIII–XCIX, keine Übereinstimmung mit WZIS.
- Schriftraum
- 23 × 19,5–14 cm.
- Spaltenanzahl
- 1 Spalte (Inhaltsverzeichnis CLXIXr–CLXIXv: 3 Spalten).
- Zeilenanzahl
- 51–55 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Die Hand, welche die Gesamtheit der Texte ausführte, bediente sich einer älteren gotischen Kursive, die durch die Verwendung vieler Abkürzungen gekennzeichnet ist. Dieselbe Hand schrieb auch den ersten Faszikel von Pal. lat. 793.
- Buchgestaltung
- Schriftraum mit Metallstift oder Tinte vorgezogen. Raum für Initialen freigelassen, die allerdings nicht ausgeführt wurden. Angaben für Rubrikator noch vorhanden. Rubriken auf dem Seitenrand nachgetragen, aber nicht farblich oder grafisch hervorgehoben.
- Buchschmuck
- Auf CXXXVIIv Stemma zur Darstellung von Verwandtschaftsverhältnissen.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Anmerkungen und Verweise von derselben Hand, die auch den Text ausführte, wobei sich zuweilen die Schrift der gotischen Minuskel annähert. Grafische Verweiszeichen, insbesondere in Form von Zeigehänden.
- Einband
- Römischer Einband, Pappe mit weißem Pergament überzogen, in Rom um 1780 gefertigt (Schunke, Einbände 2.2, S. 847). Gelb-kupferfarbenes Kapital. Auf Buchrücken zwei blaue aufgeklebte Schildchen mit aktueller Signatur, darunter Rückentitel: Lectura super decretalibus.
- Provenienz
- Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Auf Vorderspiegel blaues Schildchen mit aktueller Signatur. Auf 1ar neben aktueller Signatur Altsignatur 790 [durchgestrichen], auf Ir neben Capsa-Nummer C. 55. Altsignatur 477. Wie der Kolophon auf 166r ausweist, wurde der Haupttext der Hs. 1352 in Speyer vollendet: sub anno domini Mo ccco Lmo secundo feria tercia post assumpcionem Spire scripsit. Auch die übrigen Texte dürften in etwa zeitgleich entstanden sein. Gerade die kopierte Monatsrichterordnung unterstreicht den Bezug zur Stadt Speyer. Eine wenn auch gekürzte Version aller Bücher des Speculum iudiciale von derselben Hand findet sich in Pal. lat. 793, worin eine Verbindung zum dortigen Domstift aufscheint. Unklar bleibt, wie die Hs. nach Heidelberg gelangte, allerdings gab es mit der Universität Heidelberg viele persönliche Verbindungen, da einige der Heidelberger Universitätslehrer Kanonikate in Speyer und eben auch am Speyerer Domstift innehatten. Darüber hinaus bestanden zwischen dem spätmittelalterlichen Heidelberger Hof und dem nahen Speyer mannigfache Beziehungen.
- Literatur
- Émile van Balberghe, Un album paléographique de
manuscrits datés, in: Scriptorium 25 (1971), S. 304–316, hier S.
315; Latin Bookhands of the Later Middle Ages 1100–1500, hrsg. von Samuel
Harrison Thomson, Cambridge 1969, Nr. 45; OVL, Pal.
lat. 671; Schunke, Einbände 2.2, S.
847; Stevenson, Latini, S. 238.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
1) Ir–CLXVIr
- Verfasser
- Wilhelm Durand (GND-Nr.: 118681273).
- Titel
- Speculum iudiciale, Liber IV.
- Angaben zum Text
- Beginnt im vorderen Teil des Particulus I (Dvrandi Specvlvm, 3–4, S. 75): (Ir–XIXv) Particulus I; (XIXv–LIr) Particulus II; (LIr–CXXVIIIv) Particulus III; (CXXVIIIv–CLXVIr) Particulus IV.
- Incipit
- Ir [S]atis vtiliter super libellorum generali doctrina euagati sumus …
- Explicit
- CLXVIr … nec ea in vsu habere profecto non querentis humanum sed solum brauium sempiternum ad quos nos perducat qui sine fine viuit et regnat in secula seculorum. Amen. Explicit Speculum iudiciale magistri Gwilhelmi Duranti. Deo gracias [Es folgt der Kolophon, wie er im Kommentar zur Provenienz zitiert wird].
- Edition
- D. G. Dvrandi episc. Mimatensis Specvlvm juris […], Bd. 3–4, Frankfurt am Main 1612, S. 75–509. Eine moderne Edition existiert nicht, jedoch ist der Text in 15 Wiegendrucken seit 1473 überliefert.
2) CLXVIr–CLXVIIIr
- Titel
- Monatsrichterordnung für die Stadt Speyer.
- Angaben zum Text
- Vergleichbar aber nicht identisch (siehe Datum auf CLXVIr: an dem nechsten fritag nach dem heiligen Mane tage) mit den Monatsrichterordnungen für die Stadt Speyer vom 2. Juni 1314, 17. April 1328, 5. April 1354, s. Repertorium der Policeyordnungen der Frühen Neuzeit, Bd. 10, Reichsstädte, Bd. 4, Speyer, Wetzlar, Worms, Frankfurt am Main 2010 (Studien zur europäischen Rechtsgeschichte 251), S. 43, S. 45, S. 56.
- Incipit
- CLXVIr Wir die Richter der Rat vnd die Burger [durchgestrichen: meister] gemeinlichen van Spire …
- Explicit
- CLXVIIIr … Wirt aber iemans eins mardes beluemet ader vermert die Rihter des mandes vnd [durchgestrichen: des Rat des] der Rat [… Text bricht ab].
3) CLXVIIIv
- Titel
- Urkunde, ausgestellt von einer nicht näher bezeichneten Gemeinschaft von Kanonikern.
- Incipit
- CLXVIIIv Decanus et capitulum ecclesie et cetera, recognoscimus …
- Explicit
- CLXVIIIv … in cuius rei testimonium sigillum capituli nostri.
4) CLXIXra–CLXIXvc
- Titel
- Inhaltsverzeichnis zum Speculum iudiciale, Liber IV.
- Rubrik
- CLXIXra ›Speculum secundum librum‹.
- Incipit
- CLXIXra § De summa trinitate et fide catholica in jo folio …
- Explicit
- CLXIXvc … de vita et honestate clericorum § xxv.
- Bearbeitet von
- Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 671. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.