Kontakt

Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 675

Sammelhandschrift

Papier · 18, 225, 2 Bll. · 28,5 × 19,5 cm · Mittel- / Oberrhein · um 1440

Schlagwörter (GND): Konzil / Basler Konzil / Kanonisches Recht / Konkordanz / Bibel.

Entstehungsort: Mittel- / Oberrhein.

Entstehungszeit: um 1440.

Typus (Überlieferungsform): Codex.

Beschreibstoff: Papier.

Umfang: 18, 225, 2 Bll.

Format (Blattgröße): 28,5 × 19,5 cm.

Zusammensetzung (Lagenstruktur): (II-1)^C + VII^13a + 1^14a + 5 V⁵⁰ + IV⁵⁸ + 2 V⁷⁸ + IV⁸⁶ + V⁹⁶ + 2 IV¹¹² + II¹¹⁶ + V¹²⁶ + 8 VI²²² + (II-1)²²⁵ + (II-1)^227*. Vorderspiegel Gegenbl. von C, Hinterspiegel Gegenbl. von 226*.

Seiten-, Blatt- und Lagenzählung: Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–225), A–D nachgetragen. Vor- und Nachsatzbll. ungez., weshalb hier Zählung der Digitalisate übernommen wird (1a–14a, 226*–227*). Durchgängig Reklamanten auf der letzten Versoseite der Lage, bis 116v auf dem Fußsteg rechts, eingeleitet mit einem Paragrafenzeichen, ab 138v auf dem Fußsteg mittig, rot durchgestrichen. 11r–114r Blattsignatur auf dem Fußsteg rechts, teils durch Beschnitt verloren gegangen, mit Kleinbuchstaben für die Lage und arabischer Ziffer für jeweiliges Doppelbl.

Zustand: An den Rändern, v.a. am oberen, stockfleckig. Initialen und Überschriften schlagen durch. Schriftraum gebräunt. Schrift zuweilen etwas ausgeblichen. Bll. 36–40 Wasserschaden. 64r Risse überklebt, mit leichtem Textverlust. 73v beschriebene Falzverstärkung.

Wasserzeichen: Ochsenkopf mit Augen, Nasenlöchern, Kreis auf Stirn, mit einkonturiger Stange und sechsstrahligem, einkonturigem Stern als Oberzeichen, Bll. B, C, 127–227*, annähernd identisch mit Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1441 beschrieben wurden, DE2730-PO-75738; Ochsenkopf mit Augen und Nasenlöchern, mit einkonturiger Stange und sechsstrahligem, einkonturigem Stern als Oberzeichen, Bll. 12a–49, vergleichbar mit Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1452 Verwendung fanden, DE8100-PO-75946. Traube, Stiel zweikonturig, Ranke ringförmig, mit Querstrich, Bll. 2–6, 117–125, ähnlich Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1439 in Basel verwendet wurden, DE0960-Mlf50_999; Traube, Stiel einkonturig, mit Ranke, Bll. 12–20, 61–114, vergleichbar mit Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1438 in Bacharach beschrieben wurden, DE6405-PO-128894.

Schriftraum: 19 × 12 cm.

Spaltenanzahl: 1 Spalte (127r–225r: 2 Spalten).

Zeilenanzahl: 33–37 Zeilen (127r–225r: 37–38 Zeilen).

Angaben zu Schrift / Schreibern: Der gesamte Text wurde in einer schleifenlosen Bastarda ausgeführt. Die erste Hand verfügte bei aller Kursivität über erstaunlich viele Brechungen, auf den letzten Bll., ehe sie ihre Arbeit auf 116v beendete, schlichen sich immer wieder Schleifen ein. Auf den ersten Bll. bis 23v führte besagte Hand auch die roten Seitentitel und die roten Verweise auf dem Seitensteg aus. Für die letzte Lage des ersten Texts übernahm eine andere Hand, die weniger schwungvoll schrieb, weniger die Ober- und Unterlängen betonte. Mit dem zweiten Text übernahm ab 127ra eine ganz ähnlich schreibende Hand.

Buchgestaltung: Schriftraum mit Metallstift vorgezogen. Kapitel eingeleitet mit rotem Paragrafenzeichen und Überschrift mit Auszeichnungsbuchstaben in gotischer Minuskel, darauf dem Text rote Lombarde über meist drei bis fünf Zeilen vorangestellt (134ra–224rb Lombarden nicht ausgeführt, Angaben für Rubrikator noch vorhanden). Rote Paragrafenzeichen zur Strukturierung des Texts. Auf ersten Bll. Seitentitel in Rot auf der Rectoseite, zudem Verweise in Rot auf dem Seitensteg. 127ra–225ra Schlagwörter mit Buchstaben durchgezählt.

Buchschmuck: Auf dem Fußsteg von 1r auf einem braunen Blütenkelch, umgeben von gedrehten Akanthusranken in Blau, Grün und Rot, ein Wappen: Wachsendes Einhorn in geteiltem Schild, oben ein goldener Einhornkopf auf blauem Grund, unten in verwechselten Farben (s. auch die Bildbeschreibung in heidICON).

Nachträge und Benutzungsspuren: Keinerlei Anmerkungen oder Nachträge von anderer Hand. Wenige Benutzungsspuren.

Einband: Römischer Einband, Pappe mit weißem Pergament überzogen, in Rom um 1780 gefertigt (Schunke, Einbände 2.2, S. 847). Gelb-kupferfarbenes Kapital. Auf Buchrücken zwei blaue aufgeklebte Schildchen mit aktueller Signatur, dazwischen Rückentitel: Iohannes de Zegobia de potestate ecclesie et generalium conciliorum auctoritate.

Provenienz: Cyriakusstift Neuhausen bei Worms / Heidelberg.

Geschichte der Handschrift: Blaues Schildchen mit aktueller Signatur auf Vorderspiegel. Auf Ar nebst aktueller Signatur Altsignatur 536 [durchgestrichen], auf Dr weitere Altsignatur 469 neben einer durchgestrichenen und nicht mehr leserlichen, darüber hinaus Capsa-Nummer C. 75., darunter Allacci-Signatur 932 [durchgestrichen]. Wie die Wzz. der verwendeten Papiere suggerieren, dürfte die Hs. am Mittel- oder Oberrhein entstanden sein. Dazu passt der Eintrag auf Dr. Eine Kanzleihand des 16. Jhs. vermerkte hier Neuhausen, was nahelegt, dass sich der Codex im Besitz des Cyriakusstifts in Neuhausen bei Worms befand. Der Eigentümer der Hs., der auch mit einem Wappen ausgewiesen ist, das sich ebenfalls in Pal. lat. 676 wiederfindet, könnte ein Kleriker im Cyriakusstift gewesen sein, an dem auch Lehrer der Heidelberger Universität ihr Kanonikat innehatten. Nach Heidelberg dürfte der Codex allerdings nicht über die Hochschule gelangt sein, sondern vielmehr über ein Büchergeschenk. Denn in Pal. lat. 168 heißt es auf 1r, dass jene Hs. am 12. Juni 1553 Pfalzgraf Ottheinrich von Dekan und Kapitel des Cyriakusstifts geschenkt worden sei. Da die Kanzleihand, welche besagten Vermerk schrieb, mit dem hier auf Dr hinterlassenen Besitzeintrag übereinstimmt, dürfte dieses Buch Teil des Geschenks gewesen sein. Mit der Bibliothek Ottheinrichs dürfte der Band schließlich in die Bibliotheca Palatina gelangt sein.

Faksimile: https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_675

Literatur: Gugumus, Erforschung, S. 138; OVL, Pal.lat.675; Sigrid Krämer, Handschriftenerbe 1.2, S. 598; Horacio Santiago-Otero, Juan de Segovia. Algunos manuscritos de sus obras en la Biblioteca Vaticana, in: Revista Española de Teología 30 (1970), S. 93–106, hier S. 99; Schunke, Einbände 2.2, S. 847; Stevenson, Latini, S. 239.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1r–125v Digitalisat

Verfasser: Johannes von Segovia (GND-Nr.: 118712705).

Titel: Tractatus decem avisamentorum ex sacra scriptura de insuperabili sanctitate ecclesiae et suprema generalis concilii auctoritate.

Rubrik: 1r ›Jncipit tractatus venerabilis magistri Johannis de Zegobia de potestate ecclesie et auctoritate generalium conciliorum‹.

Incipit: 1r ›Aput‹ sapientes in decisione questionum ac disputacionum frequencia …

Explicit: 125v … et in materia scandali quod nemo eximitur a judicio. Et sic est finis.

Edition: Das erste Avisament (hier: 1r–14v) ist samt der anhängenden Zusammenfassung (hier: 124v–125v), auch unter Berücksichtigung vorliegender Hs., ediert in: Werner Krämer, Konsens und Rezeption. Verfassungsprinzipien der Kirche im Basler Konziliarismus, mit Edition ausgewählter Texte, Münster 1980 (Beiträge zur Geschichte der Philosophie und Theologie des Mittelalters 19), S. 385–415.

2) 127ra–255r Digitalisat

Verfasser: Johannes Calderinus (GND-Nr.: 100948545).

Titel: Tabula auctoritatum et sententiarum Bibliae cum concordantiis decretorum et decretalium.

Angaben zum Text: s. Stegmüller, RB 4280 (ohne Nennung der Hs.): (127ra–133vb) Buchstabe A; (134ra–135vb) Buchstabe B; (135vb–144vb) Buchstabe C; (144vb–152ra) Buchstabe D; (152ra–155rb) Buchstabe E; (155rb–158vb) Buchstabe F; (158vb–160ra) Buchstabe G; (160ra–161va) Buchstabe H; (161va–170rb) Buchstabe I; (170va) Buchstabe K; (170va–173vb) Buchstabe L; (173vb–180va) Buchstabe M; (180va–182va) Buchstabe N; (182va–185va) Buchstabe O; (185va–198ra) Buchstabe P; (198ra–b) Buchstabe Q; (198rb–201vb) Buchstabe R; (201vb–211rb) Buchstabe S; (211va–215ra) Buchstabe T; (215ra–222ra) Buchstabe U / V; (222ra–224rb) Buchstabe X; (224rb–225ra) Buchstabe Z.

Rubrik: 127ra ›Jncipit Tabula auctoritatum et sentenciarum inductarum in copulacionibus decretorum et decretalium quotatarum excellentissimi doctoris domini Johannis Calderini cuius anima requiescat in pace. Amen‹.

Incipit: 127ra ›Seriem huius‹ tabule continentis auctoritates et sententias Biblie …

Explicit: 225r … Mt xiij xxiij q. j. in principio require erradicare a. Explicit Tabula auctoritatum et sentenciarum Biblie inductarum in compilacionibus decretorum et decretalium commentatorum excellentissimi decretorum doctoris domini Johannis Calderini, cuius anima requiescat in pace. Amen.

Edition: Der Text liegt in keiner modernen Edition vor, wurde aber bereits 1481 als Wiegendruck publiziert (GW 5896).

Bearbeitet von: Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.

Zitierempfehlung:

Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 675. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.

Katalogisierungsrichtlinien: Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.