Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 680

Nicolaus Eymerich, Directorium officii inquisitorum

Pergament · 2, 192, 1 Bll. · 28,1 × 13,8 cm · Mitteleuropa (?) · Anfang 15. Jh.


Schlagwörter (GND)
Inquisition / Häresie / Handbuch.
Entstehungsort
Mitteleuropa (?).
Entstehungszeit
Anfang 15. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
2, 192, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
28,1 × 13,8 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)A + 1B + V10 + 5 IV50 + V60 + 4 IV91 + V101 + 10 IV181 + V191* + (I-1)192*. Vorderspiegel Gegenbl. von A, Hinterspiegel Gegenbl. von 192*. Zählfehler: 61 doppelt gez.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Zeitgenössische Foliierung in arabischen Ziffern mittig auf dem Kopfsteg (1–99) in Rot, römische Foliierung des 17. Jhs. (1–190) auf dem Kopfsteg rechts, nachgetragen A–B, woran sich Digitalisate und Beschreibung orientieren. Ungez. oder doppelt gez. Bll. folgen den Digitalisaten (61a, 191*–192*). Durchgängig Reklamanten auf der letzten Versoseite der Lage auf dem Fußsteg rechts.
Zustand
Wenige Löcher und genähte Risse, die bereits vor Niederschrift vorhanden waren. Tinte teilweise etwas verblasst. Wenige Flecken und Gebrauchsspuren.

Schriftraum
19,7 × 9,5 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
44 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Von einer Hand in gut lesbarer Bastarda ausgeführt, welche die Grundlinie ihrer Buchstaben ein wenig oberhalb der Zeile ansetzte. Dem Duktus der Schrift nach dürfte der Schreiber eher in Mittel‐ denn in Westeuropa gewirkt haben.
Buchgestaltung
Zeilengerüst mit Tinte vorgezogen. Anfänge der drei Teile (2v, 98v, 162r) mit blau-roten Initialen mit vegetabilen Motiven als Aussparungen, Flächenornament im Binnenfeld und in Fäden ablaufenden Verzierungen als Besatz. Alternierend blaue und rote Lombarden an Abschnittsanfängen über meist zwei Zeilen. Rubriken, rote Paragrafenzeichen, Strichelungen und Unterstreichungen zur Strukturierung des Texts. Kürzungen und Oberlängen in der ersten Zeile zuweilen mit einer ausladenden Schleife versehen, darin mitunter auch Verzierungen. Zuweilen Buchstaben mit Köpfen oder Schulterstücken versehen. 54r–60r, 66r, 70v, 103v, 124r, 171r, 184v–186r Angaben für Rubrikator auf Seitensteg. 74r–138r Rubriken auf Seitensteg.
Buchschmuck
s. Buchgestaltung und die Bildbeschreibung in heidICON.

Nachträge und Benutzungsspuren
Selten Korrekturen oder Verweise und grafische Verweiszeichen von anderer Hand.

Einband
Römischer Einband, Pappe mit weißem Pergament überzogen, in Rom um 1780 gefertigt (Schunke, Einbände 2.2, S. 848). Gelb-kupferfarbenes Kapital. Auf Buchrücken zwei blaue aufgeklebte Schildchen mit aktueller Signatur, dazwischen Rückentitel: EMERICI inquisitionis liber, darunter in Blau: Pal.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Blaues Schildchen mit aktueller Signatur auf Vorderspiegel. Auf Ar neben aktueller Signatur Altsignatur 735 [durchgestrichen], sowie ein Zettel, der zwischen 52v und 53r einlag. Auf Br Capsa-Nummer C. 70, darunter Allacci-Signatur 1415 [durchgestrichen], ferner Altsignatur 1570 [durchgestrichen] und 599. Dem Duktus der Schrift nach dürfte die Hs. in Mitteleuropa entstanden sein. Bald nach ihrer Entstehung könnte sie sich im Eigentum Ludwigs III. befunden haben. Schließlich lässt sich ein Exemplar des ‚Directorium officii inquisitorum‘ des Nicolaus Eymerich in seiner 1438 dem Heiliggeiststift übertragenen Bücherschenkung nachweisen (Hanselmann, Bücherschenkung, S. 124).

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_680
Literatur
BioBib Jurists, Nicolaus Eymericus (r438); Hanselmann, Bücherschenkung, S. 124; Claudia Heimann, Nicolaus Eymerich (vor 1320–1399) - praedicator veridicus, inquisitor intrepidus, doctor egregius. Leben und Werk eines Inquisitors Münster 2001 (Spanische Forschungen der Görresgesellschaft, Reihe 2, 37), S. 180; Kaeppeli, Scriptores OP 3, S. 159; Montuschi, Le biblioteche, S. 313; OVL, Pal.lat.680; Alexander Patschovsky, Straßburger Beginenverfolgungen im 14. Jahrhundert, in: DA 30 (1974), S. 56–198, hier S. 80 A. 35, 129, 132–144; Josep Perarnau i Espelt, De Ramon Llull a Nicolau Eimeric. Els fragments de l’Ars amativa de Llull, en còpia autògrafa de l’inquisidor Eimeric integrats en les cent tesis antilul·lianes del seu Directorium Inquisitorum, in: Arxiu de Textos Catalans Antics 16 (1997), S. 7–129, hier S. 70 A. 82, 110 A. 204, 116; Jaume De Puig i Oliver, El „Dialogus contra lullistas” de Nicolau Eimeric. Edició i Estudi, in: Arxiu de Textos Catalans Antics 19 (2000), S. 7–296, hier S. 137 A. 379; Schunke, Einbände 2.2, S. 848; Stevenson, Latini, S. 242.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1r–190v Digitalisat

Verfasser
Nicolaus Eymerich (GND-Nr.: 119227479).
Titel
Directorium officii inquisitorum.
Angaben zum Text
Reihenfolge der Partes weicht vom gängigen Schema ab: (1r–2r) Epistola; (2v–98r) Pars I (richtig: Pars II); (98v–161v) Pars II (richtig: Pars III); (162r–182v) Pars III (richtig: Pars I); (183r–190v) Inhaltsverzeichnis; (190v) Articuli fratris Stephani de Marchia (ediert in: Edward Potkowski, Heretic Stephan of Marchia, in: Studi medievali 13 [1972], S. 281–290, hier S. 281f.).
Rubrik
1r ›Hic jncipit liber jnquisicionis copilatus [!] per fratrem Nycolaum Eymerici ordinis fratrum Predicatorum sacre theologie magistrum, cappellanum domini nostri pape et cetera, jn terris domini regis Aragonie jnquisitorem heretice prauitatis et cetera‹.
Incipit
1r ›Frater Nycolaus Eymerici, ordinis fratrum Predicatorumsacre theologie magister indignus […]. Ne pia sancte jnquisicionis negocia ceterorum [übergeschrieben: cetui] fidelium quam plurimum necessaria …
Explicit
182v … et ecclesiam suam sectam contra quam dicere non intendit et cetera.Explicit tercia pars officij jnquisisionis et cetera‹.
Edition
Nicolaus Eymericus, Directorium inquisitorum. Cum commentariis Francisci Pegñe, Venedig 1607.


Bearbeitet von
Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 680. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


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