Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 688

Zusammengesetzte Handschrift

Papier · 5, 186, 1 Bll. · 21,5 × 14,5 cm · Oberdeutschland (?) / Mitteleuropa / Oberitalien · 2. Hälfte 15. Jh. / 3. Drittel 15. Jh.


Schlagwörter (GND)
Kanonisches Recht / Dekretalen / Liber extra / Kommentar / Benefizium / Päpstliche Kanzlei / Ablauforganisation.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
5, 186, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
21,5 × 14,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
Hs. aus 2 Faszikeln zusammengesetzt (I. Bl. 1–154; II. Bl. 155–186). (I-1)1a + II5a + … + (I-1)187*. Vorderspiegel Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 187*.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–186). Bei ungez. Bll. folgt die Zählung dem Digitalisat (1a–5a, 187*). Durchgängig Reklamanten auf der letzten Versoseite der Lage auf dem Fußsteg rechts (fehlen 108v, 154v). Ab 155r Lagenfoliierung in arabischen Ziffern.
Zustand
Leicht stockfleckig, v.a. am oberen Rand, gegen Ende stärker werdend. Ansonsten nur wenige weitere Flecken. Kaum Benutzungsspuren. Schrift teilweise ausgeblichen.
Wasserzeichen
Aufgrund geringer Größe nicht aufgenommen.


Einband
Römischer Einband, Pappe mit weißem Pergament überzogen, in Rom um 1780 gefertigt (Schunke, Einbände 2.2, S. 848), Löcher für Schließbänder noch vorhanden. Gelb-kupferfarbenes Kapital. Auf Rücken zwei blaue aufgeklebte Schildchen mit aktueller Signatur, dazwischen Rückentitel: Marianus Socinus in capitulo De multa prouidentia extra De præbendis et dignitatibus.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Blaues Schildchen mit aktueller Signatur auf Vorderspiegel. Auf 1ar neben aktueller Signatur Altsignatur 633 [durchgestrichen]. Auf 2ar altes Titelblatt, darauf Tractatus procurator[is] sub nomine dyaboli, mit Capsa-Nummer C. 85. und Altsignaturen 1832 und 432 [beide durchgestrichen]. Auf 1r von Hand des 17. oder 18. Jhs.: Marianus Socinus in capitulo De multa providentia extra De praebendis et dignitatibus. Bereits in Heidelberg müssen die beiden Faszikel miteinander verbunden gewesen sein, wie das alte Inhaltsverzeichnis suggeriert. Allerdings befand sich zuerst noch ein Faszikel dazwischen, der den im späten Mittelalter beliebten Prozess des Teufels gegen die Menschheit enthielt, welcher schließlich dem Codex entnommen wurde. In der ursprünglichen Zusammenstellung ist die Hs. noch im Katalog der Bibliothek in der Heiliggeistkirche von 1581 nachweisbar: Decretales de pluralitate beneficiorum, Tractatus procuratori sub nomine diaboli, Regulae cancellariae Pauli 2., geschrieben papir, in 4, schwartz leder, bretter (Pal. lat. 1945, 11).

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_688
Literatur
OVL, Pal.lat.688; Schunke, Einbände 2.2, S. 848; Stevenson, Latini, S. 246; Verzeichnis der in den Registern und Kameralakten Pauls II. vorkommenden Personen, Kirchen und Orte des Deutschen Reiches, seiner Diözesen und Territorien 1464–1471, Bd. 1, Text, bearb. von Hubert Höing / Heiko Leerhoff / Michael Reimann, Tübingen 2000 (Repertorium Germanicum 9/1), S. lxxvi.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Faszikel I (Bl. 1–154)

Sachtitel / Inhalt
Repetitiones.
Entstehungsort
Oberdeutschland (?).
Entstehungszeit
2. Hälfte 15. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Faszikel.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
154 Bll.
Format (Blattgröße)
21,5 × 14,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
12 VI144 + V154.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
s. zum Codex.

Schriftraum
14,5 × 8,5 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
23–30 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Beide Texte wurden von einer Hand kopiert, die sich einer Bastarda bediente, die Elemente aus zeitgenössischen Kanzleikursiven aufweist. Obgleich die Oberlängen von b, h und l in der Regel mit Schleifen versehen sind, wird zuweilen auf diese verzichtet, beim d quasi durchgängig. Mitunter wird das r x-förmig geschrieben, was nach Karin Scheider auf eine oberdeutsche Sozialisierung des Schreibers hindeuten könnte (Schneider, Paläographie, S. 76f.). Der Duktus der Schrift spricht für eine Niederschrift eher in der zweiten denn der ersten Hälfte des 15. Jhs.
Buchgestaltung
Texte beginnen mit roter Lombarde und Auszeichnungsschrift in gotischer Minuskel. Rote Paragrafenzeichen und Strichelungen zur grafischen Unterteilung von Sinnabschnitten.
Buchschmuck
s. Buchgestaltung.

Nachträge und Benutzungsspuren
Selten Korrekturen des Schreibers auf den Rändern, ansonsten keinerlei weitere Nachträge.

Provenienz
Heidelberg.
Geschichte des Faszikels
Dem paläografischen Befund zufolge dürfte dieser Faszikel in Oberdeutschland, dem Inhalt nach im Umfeld einer Universität entstanden sein.

1) 1r–107r Digitalisat

Verfasser
Mariano Sozzini (GND-Nr.: 134041828).
Titel
Repetitio zur Dekretale ‚De multa providentia‘.
Angaben zum Text
Repetitio zu X 3.5.28, s. Paolo Nardi, Mariano Sozzini. Giureconsulto senese del Quattrocento, Mailand 1974 (Quaderni di „Studi Senesi“ 32), S. 155f. – 1ar–1av leer / Signaturen. – 2ar altes Titelblatt. – 2av Inhaltsverzeichnis. – 3ar–5av leer. – 107v–108v leer.
Incipit
1r ›De multa prouidencia‹: Hec decretalis est multum famosa et habet materiam vtilem cottidianam frequentatam difficilem et satis intricatam …
Explicit
107r … Et ex hijs hoc c. quod dicitur De multa prouidencia editum cum ampla et bona dote iuit ad nupcias.Laus deo. Dominus Marianus Zozinj‹.

2) 109r–150r Digitalisat

Verfasser
Nicolaus de Tudeschis (GND-Nr.: 118588028).
Titel
Repetitio zur Dekretale ‚Per tuas‘.
Angaben zum Text
Repetitio zu X 1.43.9. – 150v–154v leer.
Incipit
109r ›Per tuas: Hoc c. proposui materiam utilem cottidianam et difficilem in hoc vetustissimo studio Bononiensi …
Explicit
150r ›… Repetitum fuit dictum c. Per tuas de arbitris per dominum Nicolaum de Tudiscis de Sicilia, abbatem Moniacensem in celeberrimo studio Bononiensi, anno domini Mo ccccxxxijo die xv Maij et cetera‹.
Edition
Nicolai Tudeschij […] consilia, iurisque responsa, ac quaestiones […], Venedig 1569, 241v–250v.

Faszikel II (Bl. 155–186)

Sachtitel / Inhalt
Kanzleiregeln Papst Paul II.
Entstehungsort
Mitteleuropa / Oberitalien.
Entstehungszeit
3. Drittel 15. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Faszikel.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
32 Bll.
Format (Blattgröße)
21,5 × 14,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
2 V174 + VI186.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
s. zum Codex.

Schriftraum
14,5 × 8,5 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
25 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Der Text wurde von einer Hand in einer schleifenlosen Bastarda kopiert, deren einzelne Buchstaben relativ weit voneinander entfernt stehen, sodass der Duktus der Schrift auf den ersten Blick wenig kursiv erscheint.
Buchgestaltung
Überschriften mit Auszeichnungsbuchstaben hervorgehoben, in Capitalis und einer recht runden gotischen Minuskel.
Buchschmuck
s. Buchgestaltung.

Nachträge und Benutzungsspuren
Keinerlei Nachträge.

Provenienz
Heidelberg.
Geschichte des Faszikels
Dem Schriftbild nach zu urteilen könnte dieser Faszikel in Mitteleuropa oder Oberitalien entstanden sein.

3) 155r–186r Digitalisat

Beteiligte Personen
Paul II. (GND-Nr.: 11923212X).
Titel
Kanzleiregeln Papst Paul II.
Angaben zum Text
186v Eintrag. – 187*r leer.
Incipit
155r ›Sanctissimusin Christo pater et dominus dominus Paulus diuina prouidencia papa secundus …
Explicit
186r … quibus per hanc constitucionem voluit aliquo derogari et cetera. Laus Yhesu Cristo.
Edition
Andreas Meyer, https://www.uni-marburg.de/de/fb06/mag/institut/prof-dr-andreas-meyer/kanzleiregeldateien/paul2.pdf, S. 1–83 (unter Verwendung vorliegender Hs).


Bearbeitet von
Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 688. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.