Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 69

Biblia, Vetus Testamentum: Psalterium cum Petri Lombardi Commentarium in psalmos

Pergament, Papier · 1, 220, 1 Bll. · 34,3–34,5 × 24,7–25,0 cm · Frankreich (?) · 13.-14. Jh.


Schlagwörter (GND)
Altes Testament / Liturgie / Glossen.
Entstehungsort
Frankreich (?).
Entstehungszeit
13.-14. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament (Vor- und Nachsatzbll. aus Papier).
Umfang
1, 220, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
34,3–34,5 × 24,7–25,0 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(VI+1)12 (kein Spiegel, mit Bl. 1a) + 8 VI108 + V118 + VI130 + 2 VII158 + IV165 (mit Bl. 163a) + V175 + VII189 + VI201 + (IV-1)208 + ([IV-1]+1)220* (kein Spiegel). – Die papierenen Vor- und Nachsatzbll. sind an das erste bzw. das letzte Pergamentbl. der Hs. angeklebt.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Fehlerhafte römische Foliierung des 17. Jhs. (1–219), nach Bl. 163 ein Bl. nicht gezählt; das papierene Vor- und Nachsatzbl. sind nicht gezählt, daher wird hier bei der Beschreibung die Zählung der Digitalisate übernommen. Zeitgenössische Lagenreklamanten auf dem letzten Bl. jeder Lage, meist durch Beschnitt verderbt. Beginn einer Lagenzählung, bricht wohl schon mit der ersten Lage wieder ab. Lagenpaginierung, beginnend mit der Versoseite des ersten Bls. der Lage, nicht durchgängig.
Zustand
Pergament mit Rissen und Fehlstellen, in der Regel ausgebessert (zeitgenössische Hinterklebungen und Nähte); stellenweise leicht durchscheinend. Wasserschaden am oberen und äußeren Rand, im letzten Drittel der Hs. bis zu einem Drittel der Bll. umfassend, zum Teil mit Moderschäden und Ausbrüchen; Bll. teilweise gewellt. Vor- und Nachsatzbl. mit recht starken Schäden und Ausbrüchen. Einband mit Schäden (Vorderdeckel löst sich).

Schriftraum
19,9–20,2 × 15,3–15,7 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Text und Glossen von einer Hand.
Buchgestaltung
Aufgeteilter Bibeltext von den Glossenspalten klammerförmig umfasst; etwa doppelte Schriftgröße des Bibeltextes im Vergleich zu den Glossen; Interlinearglossen mit den Marginalglossen zu einer „Klammerglosse" zusammengefasst. Ab Psalm 2 beginnt die jeweils erste Psalm-Glosse mit einer größeren fleuronné-verzierten Lombarde, in der Farbe je nach Folge der rot und blau alternierenden einfachen kleineren Lombarden am Beginn jeder Glosse; zur Hervorhebung der Bibelzitate innerhalb der Glossen rote Unterstreichungen. Die Anfänge der Psalmen werden durch große abwechselnd rote und blaue Lombarden mit Fleuronné in Gegenfarbe angezeigt; die Kennzeichnung der Verse erfolgt in gleicher Weise mit kleineren Lombarden. Die Zählung der Psalmen wohl erst nachträglich als Marginalien eingefügt von mindestens zwei verschiedenen Händen (römische Zahlzeichen), stehen in der Regel neben den Anfängen der zugehörigen Glossen des jeweiligen Psalms; Ps 149 nur mit einer Bleimarginalie als Zählung, Ps 150 gar nicht mehr gezählt. Anweisungen für den Rubrikator meist noch sichtbar. 87r–v fehlen die Lombarden, nur die Hilfsbuchstaben für den Rubrikator vorhanden. Seitentitel in Rot, nennt die Hauptquellen des Psalmen-Kommentars: Augustinus, Cassiodor, Hieronymus, Remigius, Ambrosius.
Buchschmuck
Prolog am Beginn des Psalteriums sowie Ps 1 mit goldenen Initialen in einem kastenartig gerahmten Feld, mit Rankenwerk über eine Höhe von elf Zeilen (der Glossenschriftgröße), teilweise verblasster rot-blauer Hintergrund. Zu Beginn der Psalm-Gruppen jeweils eine rot-blaue Silhouetten-Initiale mit Fleuronné und Rankenwerk, die bei Ps 38 nicht ausgeführt wurde (sowohl beim Glossen- als auch beim Psalmtext, in unterschiedlicher Größe).

Nachträge und Benutzungsspuren
Vereinzelt zeitgenössische Nachträge und Verbesserungen, in der Regel von der Schreiberhand. Vereinzelt Nota-Zeichen in Blei. Psalmzählung von mindestens zwei Händen. Zahlreiche (jüngere?) Bleistiftnachträge auf den Rändern der Bll., meist nahezu gänzlich erloschen; in der Regel wohl Ergänzungen zu den Glossen bzw. weitere Glossierungen mit Paragraphenzeichen sowie Querverweise auf Bibelstellen.

Einband
Beschädigter römischer Einband zwischen 1623 und 1626: grünes Pergament über Pappe, Vorder- und Hinterdeckel mit Wappensupralibros: Papst Urban VIII. und Kardinalbibliothekar Scipione Cobelluzzi; Rücken mit goldgeprägten Bienen (Barberini), zwei Signaturschildchen sowie mit hs. Signaturen, neben der aktuellen auch die ältere römische Signatur: 61. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 815.
Provenienz
Frankreich (?) / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Vorderspiegel mit Signaturschildchen. 1ar mit der aktuellen römischen Signatur und älteren römischen Signatur: 61 [gestrichen]; 1r weitere ältere (römische?) Signatur: 24 [gestrichen]. Ob es sich bei der Hs. um das „Psalterium cum glosa ordinaria“ handelt, das in der Bücherschenkung Kurfürst Ludwigs III. erwähnt ist, ist nicht mit letztgültiger Sicherheit zu beweisen. Nach Hanselmann, Bücherschenkung, S. 121, handelt es sich bei Pal. lat. 69 nicht um das erwähnte Exemplar, da es zwar Glossen bestimmter Autoren, „nicht aber die 1438 geforderte Glossa ordinaria“ biete. Dennoch sollte man die Identität des Codex mit der in der Bücherliste erwähnten Hs. in Betracht ziehen. Denn es handelt sich bei den Glossen um den ‚Commentarius in Psalmos‘ des Petrus Lombardus, der als ‚Magna Glossatura‘ in die Glossa ordinara aufgenommen wurde (s. Angaben zum Inhalt).

Faksimile
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_69
Literatur
Hanselmann, Bücherschenkung, S. 95–127; OVL, Pal.lat.69; OVL; Schunke, Einbände 2.2, S. 815; Stevenson, Latini, S. 12.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

) 1ra–219vb Digitalisat

Verfasser
Petrus Lombardus (GND-Nr.: 11859334X).
Titel
Biblia Psalterium cum Commentarium in psalmos .
Angaben zum Text
1ra–219vb PETRUS LOMBARDUS, COMMENTARIUS IN PSALMOS. Ps, nach der Septuaginta. Stegmüller, RB 6637. Der ‚Commentarius‘ fand als ‚Magna Glossatura‘ Aufnahme in die Glossa ordinaria (vgl. Stegmüller, 11801). In Form von Seitentiteln werden am oberen Rand der Bll. die Autoren genannt, deren Werke die Quellen des Kommentars bilden: Augustinus, Cassiodor, Hieronymus, Remigius und Ambrosius. Die Psalmen selbst sind in neun Gruppen unterteilt; markiert sind in Kombination die Anfänge der Matutinen und der Sonntagsvesper nach der liturgischen Achtteilung (Ps [1], 26, 38, 52, 68, 80, 97 und 109) sowie Ps 51 nach der formalen Dreiteilung; Ps 101 wurde allerdings nicht besonders markiert. – 1ar bis auf Signaturen, 1av, 165rb bis auf Linierung, 165v, 220*r–v leer.
Incipit
1r Cum omnes prophetas sancti spiritus reuelacione
Explicit
219vb … vite eterne [vox est]. omnis spiritus laudet dominum.
Edition
Migne PL 191, Sp. 55–1296.


Bearbeitet von
Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 69. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
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Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.