Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 693
Sammelhandschrift
Papier · 1, 177, 1 Bll. · 29,4 × 20,5 cm · Diözese Augsburg · um 1470
- Schlagwörter (GND)
- Sakrament / Buße / Bußkatechese / Traktat / Passion Jesu / Synodalstatuten / Augsburg / Interpretation / Heilsgeschichte.
- Entstehungsort
- Diözese Augsburg.
- Entstehungszeit
- um 1470.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Papier.
- Umfang
- 1, 177, 1 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 29,4 × 20,5 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1a + (VI-1)11 + 13 VI167 + (VI-2)177 + (I-1)178*. Vorderspiegel Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 178*.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–177). Bei ungez. Bll. folgt die Zählung dem Digitalisat (1a, 178*). Durchgehend Lagenzählung mit arabischen Ziffern auf letzter Versoseite der Lage auf Fußsteg mittig (fehlt auf 11v, ab zehnter Lage ausgeschrieben), teilweise durch Beschnitt beeinträchtigt.
- Zustand
- Stockfleckig, v.a. am oberen Rand, diverse andere Flecken. 22a, 26a einliegende Zettel. Grünliche Falzverstärkungen. Schrift zuweilen etwas verblasst und schlägt durch.
- Wasserzeichen
- Frei stehender Ochsenkopf mit Augen, darüber Blume an einkonturiger Stange, darunter Pfeilspitze an einkonturiger Stange mit zwei Kreuzsprossen, zwei Varianten, auf Bll. 1–3, 7, 13–14, 18, 27–29, 40, 46, 47, annähernd identisch mit Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1469 in Bayern Verwendung fanden, DE5580-Clm3808_70, auf Bll. 5, 9–12, 16, 20, 33–35, 39, 42–45, ähnlich Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1459 in Eichstätt beschrieben wurden, AT8100-PO-66221; frei stehender Ochsenkopf mit Augen, darüber an zweikonturiger Stange, Stangenende einkonturig, Blume mit sieben Blütenblättern, zwei Varianten, auf Bll. 49, 62, 66–71, 80, 82, 85, 91, 103, 106–107, vergleichbar mit Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1420/30 in Deutschland verwendet wurden, DE3315-GMXXXVIII.E.27._28, auf Bll. 53–59, 63–64, 72–79, 81, 84, 89, 92–101, annähernd identisch mit Wzz. von Papieren, die laut WZIS im 15. Jh. in Bayern Verwendung fanden, DE5580-Clm14111_332; frei stehender Ochsenkopf mit Augen, darüber zweikonturige Stange mit Blume mit vier Blütenblättern und zwei Knospen, zwei Varianten, auf Bll. 108–112, 117–118, annähernd identisch mit Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1466 in Lindau beschrieben wurden DE5580-Clm3815_41, auf Bl. 113, annähernd identisch mit Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1446/1475 in Schwaben verwendet wurden, DE0510-CodII12_182_115; frei stehender Ochsenkopf mit Augen, darüber zweikonturige Stange mit Blume und sechs Blütenblättern, zwei zweikonturige Kreuze, darunter einkonturige Stange mit Kreis, auf Bll. 120–177, vergleichbar mit Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1485 in Greifswald beschrieben wurden, DE3315-GM1693_11%2A oder DE3315-GM1693_96.
- Schriftraum
- 21,3 × 15 cm.
- Spaltenanzahl
- 2 Spalten.
- Zeilenanzahl
- 34–42 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Die erste Hand (1ra–106ra, 115ra–119vb) bediente sich einer sorgfältig ausgeführten Bastarda, wobei sie immer wieder auf die Schleifen an den Oberlängen verzichtete. Die zweite Hand (108ra–115ra) führte ihre Bastarda nicht ganz so sauber aus. Die Bastarda der dritten Hand (120ra–177rb) zeigt Anleihen aus der Kanzleikursive, indem die Umrisse einzelner Buchstaben der Gestalt einer Raute angepasst werden. Stärker noch als bei der ersten Hand ist ein x-förmiges r zu erkennen, das auf einen oberdeutsch sozialisierten Schreiber hindeuten dürfte (s. Schneider, Paläographie, S. 76f.).
- Buchgestaltung
- Schriftraum mit Tinte, ab 120r mit Metallstift vorgezogen. Abschnittsanfänge meist mit roter Lombarde hervorgehoben, in der Regel mit Punktverdickungen, teilweise als Cadellen (auf 1r im Fleuronnéfeld, mit Aussparungen und Knospenfleuronné im Binnenfeld), ferner Rubriken und rote Strichelungen zur Strukturierung des Texts, rote Unterstreichungen zur Hervorhebung.
- Buchschmuck
- s. Buchgestaltung.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Kaum Anmerkungen und Verweise, v.a. in Form von Nota und Nota bene, von mehreren Händen, ferner grafische Verweiszeichen und Unterstreichungen. 1v Nachtrag auf Deutsch.
- Einband
- Pappe mit grünem Pergament überzogen, auf Vorderdeckel im Zentrum goldgeprägter Plattenstempel mit dem Wappen Papst Urban VIII., auf Rückdeckel im Zentrum gestempeltes Wappen des Kardinals und Bibliothekars Francesco Barberini (1597–1679) in Gold. Gefertigt in Rom zwischen 1626 und 1633. Gelb-türkis-kupferfarbenes Kapital oben, hellbraunes Kapital unten. Rücken weißes Pergament mit blauem Papierschildchen und zwei schwarzen goldgeprägten Schildchen mit aktueller Signatur, darunter Wappenstempel Papst Pius IX. und des Kardinals und Bibliothekars Luigi Lambruschini (1776–1854), zwischen 1846 und 1853 in Rom gefertigt (Schunke, Einbände 2.2, S. 848).
- Provenienz
- Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Blaues Schildchen mit aktueller Signatur auf Vorderspiegel. Auf 1r neben aktueller Signatur Capsa-Nummer C. 180 [durchgestrichen], nebst Altsignaturen 20 und einer unleserlichen, auf 59 [durchgestrichen] endenden. Wie der paläografische Befund ausweist, dürfte die Hs. in Oberdeutschland entstanden sein, wahrscheinlich in der Augsburger Diözese, wofür die Aufnahme der Augsburger Synodalstatuten in den Codex und auch die Wzz. im verwendeten Papier sprechen.
- Literatur
- Manuscripta juridica, Pal.lat.693; OVL,
Pal.lat.693; Petr, Soupis, S. 291–293; Schunke, Einbände 2.2, S.
848; Stevenson, Latini, S. 247f.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
1) 1ra–45va
- Titel
- Summa rudium.
- Angaben zum Text
- s. Bloomfield, Incipits, Nr. 4745,
5075.
46r–47v leerer Satzspiegel.
- Incipit
- 1ra ›Qvia‹ varia dicta sanctorum et contrarie oppiniones diuersorum sanctorum doctorum legentibus perplexitates et dubia pariunt …
- Explicit
- 45va … eo frequencius a sacerdote causa vtilitatis et deductionis temporis cum intentione legatur. Amen et cetera. Explicit Summa que dicitur rudium. ›Gloria omnipotenti‹.
- Edition
- Der Text liegt in keiner modernen Edition vor, erschien aber bereits 1487 als Wiegendruck (GW M44435–M44438).
2) 48ra–106ra
- Titel
- Traktat über die Passion Christi.
- Angaben zum Text
- 106v–107v leer.
- Rubrik
- 48r ›Jncipiunt aliqua de Cristi passione. Jncipiunt‹ aliqua de passione Christi recepta ex collectione Walthausser.
- Incipit
- 48ra ›Expedit uobis ut vnus moriatur homo pro populo, Johannis 11o. Quando‹ saluator noster Lazarum mortuum …
- Explicit
- 105vb–106ra … et ita consequenter septimi sancti doctores reputant ut afferunt seperationem anime Christi a corpore fore maximam passionem. ›Deo gracias‹.
3) 108ra–119vb
- Beteiligte Personen
- Johann II. von Werdenberg (GND-Nr.: 129033162).
- Titel
- Augsburger Synodalstatuten.
- Angaben zum Text
- Von Johann II. von Werdenberg (um 1430–1486) als Bischof von Augsburg im Jahr 1469 erlassene Statuten: (108r) Inhaltsverzeichnis; (108v) leer; (109r–119v) Statuten.
- Incipit
- 109ra ›Johannes‹ dei et appostolice sedis gracia episcopus ›Augustensis‹ vniuersis et singulis ecclesiarum prelatis, rectoribus …
- Explicit
- 119vb … ›Datum et actum in oppido Dilingen anno domini millesimo quadringentesimo sexagesimo nono die lune vicesima quinta mensis Septembris. Dei odium habeat qui hoc jnfringere presumat‹.
- Edition
- Joseph Anton Steiner, Acta selecta ecclesiae Augustanae, Augsburg 1785, S. 27–42.
4) 120ra–177rb
- Verfasser
- Marquard von Lindau (GND-Nr.: 118578081).
- Titel
- De reparatione hominis.
- Rubrik
- 120ra ›Jncipit tractatus de causu [!] hominis et reperacione eiusdem‹.
- Incipit
- 120ra ›Postquam‹ supprema sapiencia ea que in ipsa erant vita in lucem produxit temporalem …
- Explicit
- 177rb … Qui et curacionis et medele nos participes efficiat ipse Samaritanus, Pyssimus, Ihesus Cristus rex angelorum. Qui cum patre et spiritu sancto viuit et regnat in secula seculorum. ›Amen. Deo gracias et cetera‹.
- Edition
- Hermann Josef May, Marquard von Lindau OFM - De reparatione hominis, Bern / Frankfurt am Main 1977 (Regensburger Studien zur Theologie 5), S. 3–153.
- Bearbeitet von
- Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 693. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.