Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 697
Nikolaus Osimo, Supplementum summae Pisanellae
Pergament · 3, 400, 1 Bll. · 20,6–20,8 × 14,1–14,4 cm · Oberitalien (Venedig oder Padua) · 1470
- Schlagwörter (GND)
- Kanonisches Recht / Beichte / Bußpraxis.
- Entstehungsort
- Oberitalien (Venedig oder Padua).
- Entstehungszeit
- 1470.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Pergament.
- Umfang
- 3, 400, 1 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 20,6–20,8 × 14,1–14,4 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1a + III + 40 V400* + (I-1)401*. Vorderspiegel Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 401*.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–396), I–II nachgetragen. Bei ungez. Bll. folgt die Zählung dem Digitalisat (1a, 397*–401*). Durchgehend verzierte Reklamanten auf der letzten Versoseite der Lage auf dem Fußsteg mittig. Lagenfoliierung mit Minuskelbuchstaben und arabischen Ziffern, teilweise durch Beschnitt verloren gegangen.
- Zustand
- Schrift zuweilen etwas verblasst. Kaum Flecken oder sonstige Gebrauchsspuren. Auf I Klebespuren, was auf ursprüngliche Verwendung als Vorderspiegel hindeutet. Auf Iv Bl. mit Klebeband ausgebessert.
- Schriftraum
- 14,1–14,8 × 9,5–10 cm.
- Spaltenanzahl
- 2 Spalten.
- Zeilenanzahl
- 41 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Die gesamte Hs. wurde von Peter Stengel aus Würzburg geschrieben. Er bediente sich dabei im Grunde einer Rotunda, die vielerlei Einflüsse zeigt. So finden sich Elemente aus humanistischen Schriften, beispielsweise das aus der karolingischen Minuskel übernommene g, das c mit Cedille für den Buchstaben z oder die zuweilen gebrauchten Majuskeln aus der Capitalis. Gleichzeitig steht das halbunziale d neben dem unzialen.
- Buchgestaltung
- Zeilengerüst mit Tinte vorgezogen. Abschnitte zu jeweiligen Buchstaben mit Initiale eingeleitet, als kleinerer und weniger opulent geschmückter Variante der Initialen von 17ra und 17va (s. Buchschmuck). Jedes Lemma beginnt mit alternierend blauer oder roter Lombarde über meist drei Zeilen mit Fleuronné in Gegenfarbe. Lemma in vergrößerten Buchstaben in gotischer Minuskel über meist zwei Zeilen hervorgehoben. Innerhalb der einzelnen Artikel zur Untergliederung alternierend blaue und rote Initialmajuskeln (wechselnd A und B) sowie Paragrafenzeichen.
- Buchschmuck
- Auf 1r Miniatur, aufgerissenes Pergament vortäuschend, worin vor einer Landschaft ein Altar erscheint, mit zwei Putti auf der Mensa, einen Schild haltend, darauf in Silber, welches abgeblättert sein dürfte und nun schwarz erscheint, ein blauer Balken mit goldener Fessel (Das Ugelheimersche Wappen wird, laut Literatur, auf dem Vorderschnitt wiederholt). Auf 17ra und 17va Initiale vor goldenem Feld, im Binnenfeld Knospe vor blauem Grund, ablaufende Ranken in Blau, Grün, Purpur, Rot mit Blüten, gestrahlten Goldtropfen und Goldpunkten. Auf 394v–395v Arbor consanguinitatis, affinitatis und spiritualis: Verwandtschaftsstemmata aus Kreisen und Bögen (s. auch die Bildbeschreibungen in heidICON).
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Abgesehen vom Kaufeintrag auf 394r keinerlei Nachträge von anderer Hand.
- Einband
- Auf den Deckeln Rahmen mit einzelnen Kompartimenten, gefüllt mit golden eingestempelten Linien als „pseudo-kalligrafischer Dekor“ (Hinter dem Pergament, hrsg. von Winterer, S. 206). Im Binnenfeld golden gestempeltes Y-Flechtmuster. In der Mitte des Binnenfelds kreuzförmiges Medaillon mit Wappen des Peter Ugelheimer samt Initialen P und V. Schließen nicht mehr vorhanden. Auf Vorderdeckel Capsa-Nummer C. 64., Altsignaturen auf Rückdeckel 1791 und auf Rücken 566. Zwischen 1878 und 1889 war der Einband abgenommen und ersetzt worden, durch Einband aus Pappe mit weißem Pergament überzogen, auf dem Rücken Wappenstempel in Gold von Papst Leo XIII. und Kardinal und Bibliothekar Jean-Baptiste Pitra (1812–1889) (Schunke, Einbände 2.2, S. 848). 1976 wurde dieser wieder durch den originalen ausgetauscht.
- Provenienz
- Venedig / Mainz / Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Auf Vorderspiegel blaues Schildchen mit aktueller Signatur, sowie offenbar vom alten Buchrücken weiteres blaues Schildchen mit aktueller Signatur, Zettel mit Altsignaturen 1094, 447, 568 [alle durchgestrichen]. Auf Ir neben aktueller Signatur Altsignaturen 568 [durchgestrichen], 447. Auf IIr von Hand des 17. Jhs. Supplementum Pisanellæ. Auf Hinterspiegel Restaurierungsvermerk vom 17. Juli 1976. Vollendet wurde die Hs. im Dezember 1470 von einem gewissen Peter Stengel aus Würzburg. Offenbar kopierte er das Werk für Francesco Barbari, wie der Besitzvermerk auf 394rb ausweist: Et hic liber est domini Francisci Barbari qui fecit ipsum scribere. 1470. Von diesem erwarb es der bekannte franko-venezianische Drucker Nicolas Jenson (1420–1480) im Tausch gegen andere Bücher: Et ego Nicolaus Jenson emi ab eo causa permutacionis aliorum librorum. Über Letzteren muss das Werk zu dessen Freund und Geschäftspartner Peter Ugelheimer (um 1442/46–um 1488) gelangt sein, der gewichtige Teile des Buchschmucks nachträglich malen ließ. Schließlich ist sein Wappen unverkennbar zu identifizieren. Ugelheimers Bücher gingen nach seinem kinderlosen Tod an seine Gattin Margarete († um 1500). Im 16. Jh. dürfte der Codex in der Mainzer Dombibliothek gelegen haben, wie der Eintrag auf Iv nahelegt: Can[oni]icorum Moguntię. In diesem Fall wäre er wahrscheinlich im Zuge des Zweiten Markgrafenkriegs (1552-1554) an Ottheinrich und über diesen in die Bibliotheca Palatina gelangt (s. Einleitung).
- Literatur
- Lilian Armstrong, The Hand-Illumination of Printed
Books in Italy 1465–1515, in: The Painted Page. Italian Renaissance Book
Illumination 1450–1550, Ausst.-Kat. London / New York 1994/95, hrsg. von
Jonathan J.G. Alexander, München / New York 1994, S.
35–47, hier S. 47 A. 53; Ausst.-Kat. Palatina, S. 534; Theodor Gottlieb, Venezianer Einbände des XV.
Jahrhunderts nach persischen Mustern, in: Kunst und Kunsthandwerk 16,
Heft 3 (1913), S. 153–176, hier S. 166–170; Hinter dem Pergament: Die Welt. Der Frankfurter Kaufmann Peter
Ugelheimer und die Kunst der Buchmalerei im Venedig der Renaissance,
hrsg. von Christoph Winterer, Ausst.-Kat. Frankfurt
2018, Frankfurt a.M. / München 2018, Kat. Nr. 26, S. 83, 206–222,
234; Anthony Hobson, Humanists and Bookbinders. The
Origins and Diffusion of the Humanistic Bookbinding 1459–1559, with a
Census of Historiated Plaquette and Medallion Bindings of the
Renaissance, Cambridge 1989 (The Franklin Jasper Walls Lectures 11), S.
38–41; Montuschi, Le biblioteche, S.
335; OVL,
Pal.lat.697; Schunke, Einbände 2.2, S.
848; Stevenson, Latini, S. 248.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
1) 1ra–394rb
- Verfasser
- Nikolaus Osimo (GND-Nr.: 100954901).
- Titel
- Supplementum summae Pisanellae.
- Angaben zum Text
- (1ra–3va) Register der Lemmata; (3va–4ra) Abkürzungsverzeichnis; (4ra–16vb) Register der verwendeten Rechtsquellen; (17ra–b) Vorrede; (17va) Vorrede; (17va–34va) Buchstabe A; (34va–46ra) Buchstabe B; (46rb–88rb) Buchstabe C; (88rb–111rb) Buchstabe D; (111rb–152rb) Buchstabe E; (152rb–160vb) Buchstabe F; (160vb–162va) Buchstabe G; (162va–174va) Buchstabe H; (174va–211vb) Buchstabe I; (212ra) Buchstabe K; (212ra–220ra) Buchstabe L; (220ra–235ra) Buchstabe M; (235ra–238va) Buchstabe N; (238va–255va) Buchstabe O; (255va–281ra) Buchstabe P; (281ra–b) Buchstabe Q; (281rb–310va) Buchstabe R; (310va–349va) Buchstabe S; (349va–357vb) Buchstabe T; (357vb–393vb) Buchstabe U / V; (393vb) Buchstabe X; (393vb–394ra) Buchstabe Y; (394ra–b) Buchstabe Ç. – 394v Arbor consanguinitatis. – 395r Arbor affinitatis. – 395v Arbor spiritualis. – 396r–400*v leeres Zeilengerüst.
- Incipit
- 17ra ›Quoniam, ut ait‹ Gregorius super Ezechielem, nullum omnipotenti deo tale sacrificium est quale çelus animarum …
- Explicit
- 394rb … Et omnia que in eo ac ceteris opusculis per me compilatis compilandisue in caute seu minus perite posita continentur peritorum et presertim sacro sancte ecclesie submitto correctioni et cetera. Deo gracias. Explicit Supplementum Pisanelle, scriptum per me Petrum Stengell Alamanum de ciuitate Herbipolensi anno domini millesimo quadringentesimo septuagesimo XIIIJo die mensis Decembris. [Es folgen die Besitzeinträge, wie sie unter Geschichte der Handschrift zitiert werden].
- Edition
- Der Text liegt in keiner modernen Edition vor, wurde aber bereits 1473 als Inkunabel gedruckt (GW M26217–M26280).
- Bearbeitet von
- Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 697. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.