Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 703
Zusammengesetzte kanonistische Handschrift
Pergament, Papier · 3, 345, 4 Bll. · 27,5 × 19 cm · Oberitalien / Pavia (?) · 14. Jh. / um 1460
- Schlagwörter (GND)
- Bußpraxis / Handbuch / Kanonisches Recht / Eherecht / Glosse.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Pergament (ab 328 Papier).
- Umfang
- 3, 345, 4 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 27,5 × 19 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- Hs. aus 2 Faszikeln zusammengesetzt (I. Bll. 1–327; II. Bll. 328–347). (II-1)3a + … + 1348 + (II-1)351*. Vorderspiegel Gegenbl. von 3a, Hinterspiegel Gegenbl. von 349*. Zählfehler: 283 und 284 übersprungen, auf 313 folgt 313a.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–347), 313a und 348 später mit Blei nachgetragen. Bei ungez. Bll. folgt die Zählung dem Digitalisat (1a, 2, 3a, 349*, 350*, 351*).
- Zustand
- Wurmfraß auf den ersten und letzten Bll. Einige Flecken, insbesondere an der oberen äußeren Ecke. Mitunter Tinte etwas verblichen.
- Einband
- Römischer Einband, Pappe mit weißem Pergament überzogen, in Rom um 1780 gefertigt (Schunke, Einbände 2.2, S. 848), erneuerte Schließbänder vorhanden. Gelb-kupferfarbenes Kapital. Auf Buchrücken zwei blaue aufgeklebte Schildchen mit aktueller Signatur, dazwischen Altsignatur, Rückentitel: Summa Raymundi.
- Provenienz
- Neumarkt / Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Eingeklebtes blaues Schildchen auf Vorderspiegel. Auf 2ar neben aktueller Signatur Altsignatur 356 [durchgestrichen], weitere auf 1r: 484, nebst Capsa-Nummer C. 128, ebendort von Hand des 17. Jhs.: Summa Raymundi. Altsignatur auf 348v: 1106, auf Hinterspiegel aufgeklebtes Schildchen vom 6. März 2008 mit Verweis auf Restaurierung. Der erste Faszikel der Hs. dürfte im Verlauf des 14. Jhs. in Oberitalien entstanden sein. Womöglich wurde er dort von einem der Brüder Ruprecht (1437–1465), Albrecht (1440–1506) oder Johann von Pfalz-Mosbach (1443–1486) während ihrer Aufenthalte 1458 und 1460/61 an der Universität Pavia erworben (s. Einleitung). Schließlich sollte wohl einer ihrer Familiaren den zweiten Faszikel als Register hinzufügen. Wahrscheinlich befand sich die Hs. unter jenen, die unter Ottheinrich von der Heidelberger Schlossbibliothek in die Heiliggeistkirche gelangten. Im diesbezüglichen Katalog von 1555/1560 heißt es: Raymundi summæ libri quatuor, in membrana scripti (Pal. lat. 1944, 166r).
- Literatur
- OVL, Pal.lat.703; Schunke, Einbände 2.2, S.
848; Stevenson, Latini, S. 251; Rudolf Weigand, Zur Lehre von der
Dispensmöglichkeit des Gelübdes in den Pönitentialsummen, in: AfkKR 147
(1978), S. 7–34, hier S. 31.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
Faszikel I (Bl. 1–327)
- Sachtitel / Inhalt
- Raimund von Peñafort, Summa de poenitentia et matrimonio.
- Entstehungsort
- Oberitalien.
- Entstehungszeit
- 14. Jh.
- Typus (Überlieferungsform)
- Faszikel.
- Beschreibstoff
- Pergament.
- Umfang
- 326 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 27,5 × 19 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- 11 VI132 + V142 + 14 VI312 + VII325 + I327.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Durchgängig verzierte Reklamanten auf der letzten Versoseite der Lage auf dem Fußsteg rechts (außer 142v).
- Schriftraum
- 24 × 17 cm.
- Spaltenanzahl
- 4 Spalten.
- Zeilenanzahl
- Legaltext: 23–28 Zeilen; Klammerglosse: bis zu 64 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Der Legaltext wie die Klammerglosse wurden von einer Hand in einer Textura niedergeschrieben, die, ein wenig oberhalb der Grundlinie ansetzend, in ihrem breiten Duktus auf den ersten Blick wie eine Littera Bononiensis erscheint, wie auch die Ausmalung und das Layout ganz im Stil oberitalienischer Rechtshss. gehalten sind. Die Brechungen der Buchstaben und das mit der Zeit sich einschleichende h, dessen Bogen unter die Grundlinie abschwingt, lassen vermuten, dass der Schreiber sein Handwerk ursprünglich nördlich der Alpen erlernt hatte, ehe er in Oberitalien wirkte.
- Buchgestaltung
- Zeilengerüst mit Metallstift vorgezogen. Legaltext von Klammerglosse umflossen. Als Seitentitel auf der Versoseite ein rotes L als Abkürzung für ‚Liber‘, auf der Rectoseite die Zahl des entsprechenden Buches. Im Legaltext beginnt jedes Buch mit einer Initiale vor quadratischem Grund mit Fadenornament und Profilblatt-Ornament im Binnenfeld, einmal auch mit ineinander verschlungenen Drachenleibern (81ra), Kapitelüberschriften in Rot, gefolgt von alternierend blauer und roter Lombarde mit Fleuronné in Gegenfarbe; ferner alternierend blaue und rote Paragrafenzeichen und rote Strichelungen. In Klammerglosse alternierend blaue und rote Paragrafenzeichen. Rote Unterstreichungen als Verweise zwischen Legaltext und Glosse.
- Buchschmuck
- s. Buchgestaltung und die Bildbeschreibung bei heidICON.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Wenige Korrekturen von jüngerer Hand. Wenige grafische Verweiszeichen.
- Provenienz
- Neumarkt / Heidelberg.
- Geschichte des Faszikels
- Das Layout, der Schriftduktus und auch der Buchschmuck verweisen nach Oberitalien.
1) 1ra–327vd
- Verfasser
- Raimund von Peñafort (GND-Nr.: 118787756).
- Weitere beteiligte Personen
- Wilhelm von Rennes.
- Titel
- Summa de poenitentia et matrimonio.
- Angaben zum Text
- Text des Raimund von Peñafort mit der Glosse des Wilhelm von Rennes: (1rb–1vc) Vorrede; (1vc–80vc) Buch 1; (80vc–142vc) Buch 2; (143rb–286rc) Buch 3; (286rc–327vc) Buch 4.
- Rubrik
- 1rb ›Jncipit Summa de penitencia a magistro Raymundo composita‹.
- Incipit
- 1rb ›Quoniam‹, ut ait Jeronimus, secunda post naufragium tabula est culpam simpliciter confiteri …
- Explicit
- 327vc … uoluntarias vero perdit sicut ›ibi dicitur. Explicit summula matrimonij‹. Deo ›gratias. Aue Maria gratia plena dominus tecum benedicta tu in mulieribus‹.
- Edition
- Summa sancti Raymundi de Peniafort Barcinonensis ordinis Praedicatorum de poenitentia et matrimonio cum glossis Ioannis de Friburgo [i.e. Glossen des Wilhelm von Rennes], Rom 1603 (Neudruck Farnborough 1967).
Faszikel II (Bl. 328–347)
- Sachtitel / Inhalt
- Tituli der ‚Summa de poenitentia et matrimonio‘ des Raimund von Peñafort.
- Entstehungsort
- Pavia (?).
- Entstehungszeit
- um 1460.
- Typus (Überlieferungsform)
- Faszikel.
- Beschreibstoff
- Papier.
- Umfang
- 20 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 27,5 × 19 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- 2 V347.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Auf 337v Reklamant am Ende des Texts im rechten Winkel zu diesem geschrieben. Auf 338r Beginn einer Lagenfoliierung (.B.1.), später durch Beschnitt verloren gegangen.
- Wasserzeichen
- Blume mit Stempel und acht Blütenblättern, ohne Beizeichen oder Stängel, nur teilweise erkennbar, dieser Typus kommt jenen Papieren am Nächsten, die laut WZIS 1452 in Como Verwendung fanden, IT1650-PO-126722.
- Schriftraum
- 24 × 17 cm.
- Spaltenanzahl
- 2 Spalten.
- Zeilenanzahl
- 42 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Der Schreiber des Texts bediente sich einer schleifenlosen Bastarda und dürfte höchstwahrscheinlich im Familiarenkreis Ruprechts von Pfalz-Mosbach oder seiner Brüder Albrecht und Johann zu suchen sein (s. Geschichte der Handschrift), da er für Ruprecht von Pfalz-Mosbach Pal. lat. 662, 665 und Teile von 666 (11ra–77vb, 167ra–192va) während seines Aufenthalts an der Universität Pavia schrieb. Zu den möglichen Schreibern s. ‚Geschichte der Handschrift‘ von Pal. lat. 662.
- Buchgestaltung
- Zeilengerüst mit Metallstift vorgezogen. Alternierend blaue und rote Lombarden sowie blaue und rote Paragrafenzeichen.
- Buchschmuck
- s. Buchgestaltung.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Auf 342rb 3us liber nachgetragen.
- Provenienz
- Neumarkt / Heidelberg.
- Geschichte des Faszikels
- Der Faszikel wurde wahrscheinlich im Zuge eines Italienaufenthalts der Brüder Ruprecht, Albrecht und Johann von Pfalz-Mosbach in Pavia von einem ihrer Familiaren geschaffen (s. Einleitung).
2) 328ra–338va
- Titel
- Tituli der ‚Summa de poenitentia et matrimonio‘ des Raimund von Peñafort.
- Rubrik
- 328ra ›Tituli super summam Raymundi‹.
- Incipit
- 328rb ›Qvid‹ sit symonia …
- Explicit
- 338va … maritus in reddenda dote impensas necessarias et vtiles in rebus dotalibus factas potest retinere.
3) 338va–346vb
- Titel
- Tituli des Apparats der ‚Summa de poenitentia et matrimonio‘ des Wilhelm von Rennes.
- Angaben zum Text
- 347r–347v leeres Zeilengerüst. – 348r leer. – 348v Notizen.
- Rubrik
- 338va ›Sequitur tituli super apparatu summe Raymundi de casibus‹.
- Incipit
- 338vb ›De‹ symonia …
- Explicit
- 346vb … vtrum vir jnnocens possit repetere uxorem fornicariam quam dimiserat et illa ex hoc intrauit monasterium.
- Bearbeitet von
- Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 703. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.