Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 706

Kanonistische Sammelhandschrift zur ‚Summa confessorum‘ des Johannes von Freiburg

Pergament · 2, 120, 2 Bll. · 31,1 × 21,3 cm · Südwestdeutschland (?) · 1. Hälfte 14. Jh.


Schlagwörter (GND)
Beichte / Buße / Handbuch / Moraltheologie.
Entstehungsort
Südwestdeutschland (?).
Entstehungszeit
1. Hälfte 14. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
2, 120, 2 Bll.
Format (Blattgröße)
31,1 × 21,3 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(II-1)2a + V10 + 8 VI106 + VII120 + (II-1)122*. Vorderspiegel Gegenbl. von 2a, Hinterspiegel Gegenbl. von 121.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–121). Vor- und Nachsatzbll. bis auf 121 nicht gez., weshalb hier Zählung der Digitalisate übernommen wird (1a–2a, 122*). Keinerlei Reklamanten, allerdings suggeriert der untere Rand von 82v, dass ebensolche durch Beschnitt verloren gegangen sein könnten.
Zustand
102–108, 117, 118, 120 Wasserschaden, wenige Flecken, ansonsten gut erhalten.

Schriftraum
22,5 × 15 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
51 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Die Texte wurden größtenteils von einer Hand in einer Textualis auf gutem kalligraphischen Niveau niedergeschrieben. Alleine die zweite Lage wurde von anderer Hand ausgeführt, deren Buchstaben in der Anlage ähnlich sind, aber nicht dieselbe geometrische Präzision aufweisen.
Buchgestaltung
Zeilengerüst mit Tinte vorgezogen. Als Seitentitel auf der Versoseite ein rotes L als Abkürzung für ‚Liber‘, links ein Tus für Titulus, auf der Rectoseite die Zahl des entsprechenden Buches und Titulus. Text- und Buchanfänge eingeleitet von reich verzierter Fleuronnéinitiale in Blau und Rot mit Aussparungen, darin auch Drachen, Blätter und Ranken, meist Knospenfleuronné im Binnenfeld, als Besatz verschiedenartige Fadenausläufer sowie ablaufende Leisten. Titulus beginnt mit alternierend blauer oder roter mit Fleuronné verzierter Lombarde über meist drei Zeilen, Quaestio mit alternierend blauer oder roter fleuronnégeschmückter Lombarde über zwei Zeilen. In Rot: Titulus, zuweilen mit q abgekürzte Quaestio, ansonsten lediglich deren entsprechende Ziffer. Ferner alternierend blaue und rote Paragrafenzeichen, rote Strichelungen und Unterstreichungen. Autoritäten, auf die im Text Bezug genommen wird, abgekürzt in Rot auf Rändern. Angaben für Rubrikator teilweise vorhanden. Dieses für die Summa confessorum angewandte Schema wurde nur geringfügig verändert auch auf die anschließenden Texte übertragen.
Buchschmuck
s. Buchgestaltung und die Bildbeschreibung bei heidICON.

Nachträge und Benutzungsspuren
Wohl in erster Linie von Schreiberhand Korrekturen an Rändern eingetragen und mit rotem Rahmen versehen. Kaum Verweise von anderen Händen oder grafische Verweiszeichen.

Einband
Römischer Einband, Pappe mit weißem Pergament überzogen, in Rom um 1780 gefertigt (Schunke, Einbände 2.2, S. 848), Löcher für Schließbänder noch vorhanden. Gelb-kupferfarbenes Kapital. Auf dem am Schwanz von Wurmfraß befallenen Buchrücken zwei blaue aufgeklebte Schildchen mit aktueller Signatur, darunter Rückentitel: Summa confessorum Ioanis.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Eingeklebtes blaues Schildchen auf Vorderspiegel. Auf 1ar aktuelle Signatur neben Altsignatur 532 [durchgestrichen], auf 2ar Capsa-Nummer C. 76., darunter Allacci-Signatur 1191 [beide durchgestrichen], des Weiteren zwei Altsignaturen 1285 und 488 [beide durchgestrichen]. Die Summa confessorum des Johannes von Freiburg war – gerade auch in der hier dargebrachten Zusammenstellung mit verwandten Texten – über ganz Europa weit verbreitet. Dass sie in der Bibliotheca Palatina dreimal erhalten ist, verwundert deshalb kaum, mehr dann doch, dass zwei Exemplare zumindest eine gewisse Verwandtschaft hinsichtlich des Entstehungskontextes aufweisen könnten. Beim Vergleich der Initiale auf 1ra mit 253ra in Pal. lat. 707 fällt die Übereinstimmung im Motiv auf. Allerdings ist die übrige Ausgestaltung des Schmucks so unterschiedlich, dass zumindest ein Werkstattzusammenhang doch fraglich ist. Motivische Ähnlichkeiten gibt es darüber hinaus auch mit Pal. lat. 453.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_706
Literatur
Kaeppeli, Scriptores OP 2, S. 432; OVL, Pal.lat.706; Schunke, Einbände 2.2, S. 848; Stevenson, Latini, S. 252.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1ra–56rb Digitalisat

Verfasser
Johannes von Freiburg (GND-Nr.: 118829122).
Titel
Summa confessorum.
Angaben zum Text
Teile des Liber I sowie Liber II und III fehlen: (1ra–b) Praefatio; (1rb–1vb) Prologus; (1vb–2va) Tabula; (2vb–22vb) Liber I, endet in Titulus VIII., Quaestio XI.; (23ra–56rb) Liber IV.
Rubrik
1ra ›Nota quod lector iste Johannes ante compilationem huius Summe confessorum fecerat tabulam super summam Raymundi et apparatum eius […]. Prologus fratris Johannis lectoris in priorem libellum questionum casualium‹.
Incipit
1ra ›Qvoniamdubiorum noua cottidie difficultas emergit casuum …
Explicit
56rb … ›Graciasago domino meo Ihesv Christo, qui collectionis mee laborem ad animarum salutem tam de penitencijs quam de matrimoniis hic conclusit. Cui est honor in secula seculorum.Amen. Explicit tractatus de matrimonio et finitur per consequens quasi in quatuor libros distincta tota Summa confessorum‹.
Edition
Der Text liegt in keiner modernen Edition vor, erschien aber bereits 1476 als Wiegendruck (GW M13587, M13590–M13591). Für vorliegende Hs. bietet sich jedoch der Druck des Jean Petit (†1540) an, da er dem Wortlaut und der Abfolge der Texte nach im Wesentlichen der vorliegenden Hs. entspricht: Summa confessorum reuerendi patris Ioannis de Friburgo […], Paris 1519.

2) 56va–59rc Digitalisat

Titel
Paragraphi summae fratris Raimundi.
Rubrik
56va ›Jsti sunt paragrofi [!] summe fratris Raymundi per numerum secundum quem ut plurimum in hac Summa confessorum eorundem fit assignacio. Jn paruis tamen tituli non semper assignantur hic paragrofi [!], quia propter littere paucitatem non est labor inquirendo‹.
Incipit
56va ›Prologus: Qvoniam, ut ait Jeronimus …
Explicit
59rc … jllud jn summa notandum.Explicit. Deo gracias‹.
Edition
Summa confessorum reuerendi patris Ioannis de Friburgo […], Paris 1519.

3) 59va–70vb Digitalisat

Verfasser
Johannes von Freiburg (GND-Nr.: 118829122).
Titel
Statuta Summae confessorum ex sexto libro decretalium addita.
Rubrik
59va ›Jncipiunt statuta Summe confessorum ex sexto decretalium, addita quantum pertinere uidetur ad materiam eiusdem summe ac sub eisdem titulis et numero questionum. Prologus‹.
Incipit
59va ›Nelibri qui de Summa confessorum iam scripti erant …
Explicit
70vb … complectens contra legis uicitur voluntatem.Explicit compendiosa collectio quorundam statutorum ex sexto decretalium addita ad Summam confessorum. Deo gracias‹.
Edition
Summa confessorum reuerendi patris Ioannis de Friburgo […], Paris 1519.

4) 70vb–120ra Digitalisat

Verfasser
Johannes von Freiburg (GND-Nr.: 118829122).
Titel
Tabula super Summam confessorum.
Rubrik
70vb ›Prologus tabule‹.
Incipit
70vb ›Inhac tabula ubicumque fit simpliciter …
Weiteres Initium
71ra Incipit Tabula super Summam confessorum. Abbas: Utrum unus abbas possit praesidere in diversis monasteriis.
Explicit
120ra … furtum matrimonium et in multis alijs locis.Explicit tabula super Summam confessorum‹.
Edition
Summa confessorum reuerendi patris Ioannis de Friburgo […], Paris 1519.


Bearbeitet von
Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 706. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
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Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.