Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 707

Kanonistische Sammelhandschrift zur ‚Summa confessorum‘ des Johannes von Freiburg

Pergament · 3, 348, 3 Bll. · 32,2 × 22,5 cm · Südwestdeutschland (?) · 1. Hälfte 14. Jh.


Schlagwörter (GND)
Beichte / Buße / Handbuch / Moraltheologie.
Entstehungsort
Südwestdeutschland (?).
Entstehungszeit
1. Hälfte 14. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
3, 348, 3 Bll.
Format (Blattgröße)
32,2 × 22,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(II-1)3a + (VI-1)11 + 3 VI47 + VII61A + 4 VI108 + V118 + 2 VI142 + (V-1)151 + VI163 + V173 + 3 VI209 + IV217 + 2 VI241 + (VI-1)252 + III258 + 2 IV274 + 2 VI298 + (V-1)307 + 3 VI343 + II347 + (II-1)350*. Vorderspiegel Gegenbl. von 3a, Hinterspiegel Gegenbl. von 348*. Zählfehler: 61 übersprungen, auf Bl. 60 folgen 61A und 61B.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–347). Bei ungez. Bll. folgt die Zählung dem Digitalisat (1a–3a, 348*–350*). Auf der letzten Versoseite der Lage Lagenzählung zuerst in lateinischen (I–III), schließlich in arabischen Ziffern (4–19) auf dem Fußsteg mittig (bis 217v), sowie durchgehend Reklamanten auf dem Fußsteg rechts, teilweise durch Beschnitt verloren gegangen.
Zustand
Die ersten und letzten Bll. gebräunt. Ab 342 stark beschädigt mit Textverlust, Seiten zerknittert und mit Pergamentstreifen verstärkt, auf denen gotische Schriftzeichen zu erkennen sind. Mehrere Bll. an den Rändern beschnitten, 136, 141 Bl. am Fußsteg ausgerissen, 61 A zur Hälfte abgeschnitten. Schrift scheint leicht durch das Pergament. Einige Flecken und Löcher, die bereits vor Anlage der Schrift vorhanden waren. Im Wesentlichen gut erhalten.

Schriftraum
22,5 × 16 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
50–52 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Mehrere Hände schrieben die Texte in einer gut lesbaren Textualis, deren Niveau in der geometrischen Präzision der Buchstabengestaltung durchaus unterschiedlich ist.
Buchgestaltung
Zeilengerüst mit Metallstift vorgezogen. Als Seitentitel auf der Versoseite ein rotes L als Abkürzung für ‚Liber‘, links zuweilen ein Tus für Titulus, auf der Rectoseite die Zahl des entsprechenden Buches und Titulus. Text- und Buchanfänge eingeleitet von reich verzierter Fleuronnéinitiale in Blau und Rot mit Aussparungen, darin auch Drachen, Blätter und Ranken, meist herzförmiges Knospenfleuronné im Binnenfeld, als Besatz verschiedenartige Fadenausläufer sowie ablaufende Leisten. Titulus beginnt mit alternierend blauer oder roter mit Fleuronné verzierter Lombarde über meist drei bis vier Zeilen, Quaestio mit alternierend blauer oder roter Lombarde über zwei Zeilen, zuweilen ebenfalls mit Fleuronné ausgeschmückt. In Rot: Titulus, zuweilen mit q abgekürzte Quaestio, ansonsten lediglich deren entsprechende Ziffer. Ferner alternierend blaue und rote Paragrafenzeichen, rote Strichelungen und Unterstreichungen. Autoritäten, auf die im Text Bezug genommen wird, abgekürzt in Rot auf Rändern. Angaben für Rubrikator teilweise vorhanden. Dieses für die Summa confessorum angewandte Schema wurde nur geringfügig verändert auch auf die anschließenden Texte übertragen.
Buchschmuck
s. Buchgestaltung.

Nachträge und Benutzungsspuren
Von Schreiberhand aber wohl auch von mehreren Korrektoren Verbesserungen an Rändern eingetragen und mit rotem Rahmen versehen. Kaum Verweise oder Anmerkungen von anderen Händen. Wenige grafische Verweiszeichen, v.a. in Form von Zeigehänden und Kreuzen.

Einband
Römischer Einband, Pappe mit weißem Pergament überzogen, in Rom um 1780 gefertigt (Schunke, Einbände 2.2, S. 848), Löcher für Schließbänder noch vorhanden. Gelb-kupferfarbenes Kapital. Auf dem leicht beschädigten und am Schwanz eingerissenen Buchrücken zwei blaue aufgeklebte Schildchen mit aktueller Signatur, dazwischen Rückentitel: Summa confessorum.
Provenienz
Zisterzienserkloster Schönau / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Eingeklebtes blaues Schildchen auf Vorderspiegel. Auf 1ar aktuelle Signatur nebst Altsignatur 533 [durchgestrichen], auf 1r Capsa-Nummer C. 182., darunter Allacci-Signatur 1169 [durchgestrichen], sowie Altsignaturen 481 und 2008. Die Hs. dürfte, angesichts des Schriftbilds wie auch der Ausmalung, in Südwestdeutschland entstanden sein. Darüber hinaus könnte eine gewisse Verwandtschaft mit Pal. lat. 706 bestehen, was ein Vergleich der Initialen auf 253ra mit 1ra in Pal. lat. 706 suggeriert. Allerdings sprechen die Unterschiede im Buchschmuck gegen eine gemeinsame Werkstatt. Im Unterschied zu Pal. lat. 706 kennen wir von dieser Hs. den Besitzer. Wie der Eintrag auf 1r ausweist, muss sich die Hs. im Zisterzienserkloster Schönau bei Heidelberg befunden haben: Jste liber est beate Marie uirginis in Sconaugia Cisterciensis ordinis Wormaciensis diocesis. Mit der Auflösung des Klosters während der Säkularisation im Zuge der Reformation dürfte die Hs. in die Bibliothek Kurfürst Ottheinrichs gelangt sein.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_707
Literatur
Cagni, Manetti, S. 41 A. 5; Gugumus, Erforschung, S. 139; Kaeppeli, Scriptores OP 2, S. 432; Krämer, Handschriftenerbe 1.2, S. 715; OVL,Pal.lat.707; Schunke, Einbände 2.2, S. 848; Stevenson, Latini, S. 252.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1ra–283vb Digitalisat

Verfasser
Johannes von Freiburg (GND-Nr.: 118829122).
Titel
Summa confessorum.
Angaben zum Text
(1ra–b) Praefatio; (1rb–1vb) Prologus; (1vb–2va) Tabula; (2vb–61Ara) Liber I, (61Bra–121rb) Liber II; (121va–252va) Liber III; (253ra–283vb) Liber IV.
Rubrik
1ra ›Nota quod lector iste Johannes ante compilacionem huius Summe confessorum fecerat tabulam super summam Raymundi et apparatum eius […]. Prologus fratris Johannis lectoris in priorem libellum questionum casualium‹.
Incipit
1ra ›Qvoniamdubiorum noua cottidie difficultas emergit casuum …
Explicit
283vb … ›Graciasago domino meo Ihesv Christo, qui collectionis mee laborem ad animarum salutem tam de penitencijs quam de matrimonijs hic conclusit. Cui est honor in secula seculorum.Amen. Explicit tractatus de matrimonio et finitur per consequens quasi in quatuor [durchgestrichen: per] libros distincta tota Summa confessorum.
Edition
Der Text liegt in keiner modernen Edition vor, erschien aber bereits 1476 als Wiegendruck (GW M13587, M13590-M13591). Für vorliegende Hs. bietet sich jedoch der Druck des Jean Petit (†1540) an, da er dem Wortlaut und der Abfolge der Texte nach im Wesentlichen der vorliegenden Hs. entspricht: Summa confessorum reuerendi patris Ioannis de Friburgo […], Paris 1519.

2) 284ra–286vb Digitalisat

Titel
Paragraphi summae fratris Raimundi.
Rubrik
284ra ›Jsti sunt paragrofi [!] summe fratris Raymundi per numerum secundum quem ut plurimum in hac Summa confessorum eorum fit assignacio [oberhalb nachgetragen: Jn paruis tamen titulis non semper assignantur] hic paragrofi [!], quia propter littere paucitatem non est labor inquirendo‹.
Incipit
284ra ›Prologus. Quoniam, ut ait Jeronimus …
Explicit
286vb … jllud jn summa notandum.Explicit. Deo gracias‹.
Edition
Summa confessorum reuerendi patris Ioannis de Friburgo […], Paris 1519.

3) 286vc–295vc Digitalisat

Verfasser
Johannes von Freiburg (GND-Nr.: 118829122).
Titel
Statuta Summae confessorum ex sexto libro decretalium addita.
Rubrik
286vc ›Jncipiunt statuta Summe confessorum ex sexto decretalium addita quantum pertinere uidetur ad materiam eiusdem summe ac sub eisdem titulis et numero questionum. Prologus‹.
Incipit
286vc ›Nelibri qui de Summa confessorum iam scripti erant …
Explicit
295vc … complectens contra legis nititur voluntatem.Explicit compendiosa collectio quorundam statutorum ex sexto decretalium addita ad Summam confessorum. Deo gracias‹.
Edition
Summa confessorum reuerendi patris Ioannis de Friburgo […], Paris 1519.

4) 296ra–347vb Digitalisat

Verfasser
Johannes von Freiburg (GND-Nr.: 118829122).
Titel
Tabula super Summam confessorum.
Rubrik
296ra ›Prologus tabule‹.
Incipit
296ra ›Jnhac tabula ubicumque fit simpliciter …
Weiteres Initium
296ra Utrum unus abbas possit praesidere in diversis monasteriis …
Explicit
347vb … furtum, matrimonium et in multis alijs locis.Explicit Tabula super Summam confessorum‹.
Edition
Summa confessorum reuerendi patris Ioannis de Friburgo […], Paris 1519.


Bearbeitet von
Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 707. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.