Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 708

Kanonistische Sammelhandschrift zur ‚Summa confessorum‘ des Johannes von Freiburg

Pergament · 1, 383, 1 Bll. · 35,3 × 25 cm · Südwestdeutschland (?) · 1. Hälfte 14. Jh.


Schlagwörter (GND)
Beichte / Buße / Handbuch / Moraltheologie.
Entstehungsort
Südwestdeutschland (?).
Entstehungszeit
1. Hälfte 14. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
1, 383, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
35,3 × 25 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + (VI-1)11 + 22 VI275 + V285 + II289 + 7 VI372 + V382 + (I-1)383*. Vorderspiegel Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 383*. Zählfehler: Auf 355 folgt ungez. Bl.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–382). Bei ungez. Bll. folgt Zählung dem Digitalisat (1a, 355a, 383*). Durchgängig Reklamanten auf der letzten Versoseite der Lage auf dem Fußsteg rechts, oftmals durch Beschnitt beeinträchtigt oder verloren gegangen. Hin und wieder Blattsignaturen mit Minuskeln und lateinischen Ziffern auf den Rectoseiten auf dem Fußsteg erkennbar, z.B. auf 86r: g III.
Zustand
Erstes Bl. stark gebräunt. Wasserschaden auf den ersten Bll. oben sowie den letzten Bll. Einige Flecken. Schrift scheint leicht durch das Pergament, hin und wieder verblasst. Im Wesentlichen gut erhalten. Manche Löcher, die bereits vor Anlage der Schrift vorhanden waren. 297 Fußsteg herausgeschnitten.

Schriftraum
24,5 × 15,7 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
51 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Alle Texte wurden wahrscheinlich von einer Hand in Textualis auf gutem kalligraphischem Niveau geschrieben.
Buchgestaltung
Zeilengerüst mit Tinte vorgezogen. Als Seitentitel auf der Versoseite ein rotes L als Abkürzung für ‚Liber‘, links ein Tus für Titulus, auf der Rectoseite die Zahl des entsprechenden Buches und Titulus. Text- und Buchanfänge eingeleitet von reich verzierter Fleuronnéinitiale in Blau und Rot mit Aussparungen, darin auch Blätter und Ranken, Knospenfleuronné im Binnenfeld, als Besatz verschiedenartige Fadenausläufer sowie ablaufende Leisten. Titulus beginnt mit alternierend blauer oder roter Lombarde über meist vier Zeilen, Quaestio mit alternierend blauer oder roter Lombarde über zwei Zeilen. In Rot: Titulus, zuweilen mit q abgekürzte Quaestio, ansonsten lediglich deren entsprechende Ziffer. Ferner alternierend blaue und rote Paragrafenzeichen, rote Strichelungen und Unterstreichungen. Autoritäten, auf die im Text Bezug genommen wird, abgekürzt in Rot auf Rändern. Angaben für Rubrikator teilweise vorhanden. Dieses für die Summa confessorum angewandte Schema wurde nur geringfügig verändert auch auf die anschließenden Texte übertragen.
Buchschmuck
s. Buchgestaltung.

Nachträge und Benutzungsspuren
Wenige Korrekturen, Anmerkungen und Verweise von mehreren Händen. Grafische Verweiszeichen in Form von Kreuzen.

Einband
Römischer Einband, Pappe mit weißem Pergament überzogen, Rücken mit zwei blauen Schildchen, jeweils mit aktueller Signatur, dazwischen rotes Schildchen, über diesem Rückentitel SVMMA CONFESSORUM, unter diesem Wappenstempel Papst Pius XII. und des Kardinals und Bibliothekars Giovanni Mercati (1866–1957) in Gold, gefertigt in Rom zwischen 1939 und 1957 (Schunke, Einbände 2.2, S. 848).
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Eingeklebtes blaues Schildchen auf Vorderspiegel. Auf 1a Capsa-Nummer C. 78. nebst Altsignatur 580 [durchgestrichen]. Auffallend bei dieser wahrscheinlich in Südwestdeutschland in der ersten Hälfte des 14. Jhs. geschaffenen Hs. ist die Übereinstimmung mit Pal. lat. 706 und Pal. lat. 707 hinsichtlich der Anlage der Texte wie auch der Ähnlichkeit des Schriftbilds. Auf 1ar befindet sich eine Notiz auf einem Pergamentstreifen, der wohl zu einem Blattweiser umgearbeitet worden war und ursprünglich zwischen 356 und 357 einlag. Darauf ist zu lesen: Memoriale ex parte cuiusdam […] Ex dono dominj Gerhardj […]. Aus den kryptischen Informationen lässt sich schließen, dass diese Hs. – falls der Pergamentstreifen schon immer in dieser Hs. lag – aus der Bücherschenkung eines gewissen Gerhard stammen könnte. Von den bekannten Bücherschenkungen zugunsten der Universität Heidelberg kommen die eines Gerhard von Emelisse († vor Febr. 1396) und eines Gerhard von Hohenkirchen (um 1382–1448) infrage. Für den aus Paris an die alma mater gelangten Gerhard von Emelisse (Drüll, Gelehrtenlexikon, S. 177) kennen wir die Aufstellung seiner Bücher, worunter sich auch eine Exposicio super penitenciarum (Rektorbücher 1, Nr. 468, S. 508) befand, was sich auf die Summa confessorum beziehen könnte. Von der Schenkung des Gerhard von Hohenkirchen (Drüll, Gelehrtenlexikon, S. 179) zugunsten des Dionysianums kennen wir leider die Werke im Einzelnen nicht. Im Katalog der Bibliothek in der Heiliggeistkirche von 1581 finden sich mehrere Einträge, die sich auf vorliegende Hs. beziehen könnten (Pal. lat. 1945, 10).

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_708
Literatur
Kaeppeli, Scriptores OP 2, S. 432; OVL, Pal.lat.708; Schunke, Einbände 2.2, S. 848; Stevenson, Latini, S. 252.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1ra–321vb Digitalisat

Verfasser
Johannes von Freiburg (GND-Nr.: 118829122).
Titel
Summa confessorum.
Angaben zum Text
(1ra–b) Praefatio; (1rb–1vb) Prologus; (1vb–2vb) Tabula; (2vb–64rb) Liber I, (64va–130vb) Liber II; (131ra–289rb) Liber III; (289v) leer; (290ra–321vb) Liber IV.
Rubrik
1ra ›Nota quod lector iste Johannes ante compilacionem huius Summe confessorum fecerat tabulam super summam Raymundi et apparatum eius […]. Prologus fratris Johannis lectoris in priorem libellum questionum casualium‹.
Incipit
1ra ›Qvoniamdubiorum noua cottidie difficultas emergit casuum …
Explicit
321vb … ›Graciasago domino nostro Ihesv Christo qui collectionis mee laborem ad animarum salutem tam de penitencijs quam de matrimonijs hic conclusit.Cuiest honor in secula seculorum. Amen.Explicit tractatus de matrimonio. Ex [!] finitur per consequens quasi in quatuor libros distincta tota Summa confessorum.
Edition
Der Text liegt in keiner modernen Edition vor, erschien aber bereits 1476 als Wiegendruck (GW M13587, M13590-M13591). Für vorliegende Hs. bietet sich jedoch der Druck des Jean Petit (†1540) an, da er dem Wortlaut und der Abfolge der Texte nach im Wesentlichen der vorliegenden Hs. entspricht: Summa confessorum reuerendi patris Ioannis de Friburgo […], Paris 1519.

2) 322ra–325vb Digitalisat

Titel
Paragraphi summae fratris Raimundi.
Rubrik
322ra ›Jsti sunt paragrofi [!] summe fratris Raymundi per numerum secundum quem ut plurimum in hac Summa confessorum eorundem fit assignatio. Jn paruis tamen tytulis non semper assignatur hic paragrofi [!], quia propter littere paucitatem non est labor inquerendo‹.
Incipit
322ra ›Quoniam, ut ait Jeronimus.Prologus‹ …
Explicit
325vb … jllud jn summa notandum.Explicit‹.
Edition
Summa confessorum reuerendi patris Ioannis de Friburgo […], Paris 1519.

3) 326ra–337va Digitalisat

Verfasser
Johannes von Freiburg (GND-Nr.: 118829122).
Titel
Statuta Summae confessorum ex sexto libro decretalium addita.
Rubrik
326ra ›Jncipiunt statuta Summe confessorum et sexto decretalium addita quantum pertinere uidetur ad materiam eiusdem summe ac sub eisdem titulis et numero questionum. Prologus‹.
Incipit
326ra ›Nelibri qui de Summa confessorum iam scripti erant …
Explicit
337va … complectens contra legis nititur uoluntatem.Explicit compendiosa collectio quorundam statutorum. Ex sexto decretalium addita ad Summam confessorum. Deo gracias‹.
Edition
Summa confessorum reuerendi patris Ioannis de Friburgo […], Paris 1519.

4) 338ra–382rb Digitalisat

Verfasser
Johannes von Freiburg (GND-Nr.: 118829122).
Titel
Tabula super Summam confessorum.
Rubrik
338ra ›Prologus tabule‹.
Incipit
338ra ›Jn‹ hac tabula ubicumque fit simpliciter …
Weiteres Initium
338ra ›Incipit Tabula super Summam confessorum. Abbas‹: Utrum unus abbas possit praesidere in diversis monasteriis …Incipit Tabula super Summam confessorum. Abbas: Utrum unus abbas possit praesidere in diversis monasteriis.
Explicit
382rb ›… furtum, matrimonium et in multis alijs locis. Explicit Tabula super Summam confessorum‹.
Edition
Summa confessorum reuerendi patris Ioannis de Friburgo […], Paris 1519.


Bearbeitet von
Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 708. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.