Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 712
Kanonistische Sammelhandschrift zur ‚Summa confessorum‘ des Johannes von Freiburg
Pergament · 3, 293, 1 · 21,5 × 15,5 cm · Südwestdeutschland (?) · 1. Hälfte 14. Jh.
- Schlagwörter (GND)
- Beichte / Buße / Handbuch / Moraltheologie.
- Entstehungsort
- Südwestdeutschland (?).
- Entstehungszeit
- 1. Hälfte 14. Jh.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Pergament.
- Umfang
- 3, 293, 1.
- Format (Blattgröße)
- 21,5 × 15,5 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1a + I3a + 10 VI120 + (VI-1)131 + (VI-1)142 + 2 VI166 + V176 + 4 VI124 + 2 IV140 + 3 VI176 + (VIII-1)191 + I293 + (I-1)294*. Vorderspiegel Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 294*. Zählfehler: 201 zu 221 verschrieben, auf 216 folgt 117, daraufhin Zählung mit 118ff. fortgeführt. Mit Bleistift 133, 153 und 193 in 233, 253 und 293 umbenannt.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Fehlerhafte Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–216, 117–193). Vorsatzbll. und Nachsatzbl. ungez., weshalb hier Zählung der Digitalisate übernommen wird (1a–3a, 294*). Durchgehend Reklamanten auf der letzten Versoseite der Lage auf dem Fußsteg rechts (fehlen auf 131v, 132v–166v, auf 24v in Rot).
- Zustand
- Erstes und letztes Bl. gebräunt. Die ersten Bll. mit leichtem Wasserschaden auf den Rändern. Einige Löcher, die bereits vor Anlage des Texts vorhanden waren. 67 untere Ecke Streifen ausgeschnitten. 131–233 Risse im Pergament. Schrift scheint zuweilen durch (deshalb wohl auch Leerstelle auf 130v). Im Wesentlichen gut erhalten.
- Schriftraum
- 13,6 × 10–13 cm.
- Spaltenanzahl
- 2 Spalten.
- Zeilenanzahl
- 31 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Die Texte wurden wohl von einer Hand in einer Textualis auf gutem kalligraphischem Niveau kopiert, wobei die Grundlinie der Buchstaben knapp oberhalb der Zeile angesetzt wurde.
- Buchgestaltung
- Zeilengerüst mit Tinte vorgezogen. Als Seitentitel auf der Versoseite ein L als Abkürzung für ‚Liber‘, links ein Tus für Titulus, auf der Rectoseite die Zahl des entsprechenden Buches und rechts des Titulus. Text- und Buchanfänge eingeleitet von reich verzierter Fleuronnéinitiale in Blau und Rot mit Aussparungen und Knospenfleuronné im Binnenfeld (auf 205ra zudem ein Drache), als Besatz ablaufende Leisten. Titulus beginnt mit alternierend blauer oder roter Lombarde über zwei bis vier Zeilen mit Fleuronné in Gegenfarbe im Binnenfeld und mit Fadenausläufern als Besatz, dazu Titulus als Rubrik im Text. Quaestio von alternierend blauer oder roter Lombarde als Satzmajuskel eingeleitet, zuweilen mit Qo abgekürzt mit entsprechender Ziffer auf den Rändern. Ferner alternierend blaue und rote Paragrafenzeichen, rote Strichelungen und Unterstreichungen. Angaben für Rubrikator in der Regel auf Rändern erhalten. Schema in vergleichbarer Weise auf folgende Texte übertragen.
- Buchschmuck
- s. Buchgestaltung.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Einige Korrekturen und wenige Anmerkungen von mehreren, nur unwesentlich jüngeren Händen. Kaum grafische Verweiszeichen (auf 145r in Form eines Esels). Hin und wieder Rasuren auf Rändern erkennbar.
- Einband
- Römischer Einband, Pappe mit weißem Pergament überzogen, Rücken mit blauem und rotem Schildchen, jeweils mit aktueller Signatur, darunter Wappenstempel Papst Pius’ XII. und des Kardinals und Bibliothekars Giovanni Mercati (1866–1957) in Gold, gefertigt in Rom zwischen 1939 und 1957 (Schunke, Einbände 2.2, S. 848).
- Provenienz
- Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Eingeklebtes blaues Schildchen auf Vorderspiegel, darunter ausgeschnitten alter Rückentitel: Summa confessorum, darunter in Blei 712. Auf 2ar aktuelle Signatur, zudem Altsignaturen 572 und 466 [beide durchgestrichen], auf 1r Capsa-Nummer C. 85, darunter Allacci-Signatur 1110, ferner Altsignatur 1831 [durchgestrichen]. Die Hs. dürfte in der ersten Hälfte des 14. Jhs. in Südwestdeutschland entstanden sein. Aufgrund der Ähnlichkeit der Schrift und des Layouts scheint eine wie auch immer geartete Verwandtschaft mit Pal. lat. 706, Pal. lat. 707 und Pal. lat. 708 vorzuliegen. Dafür spricht auch der Inhalt, können die hier versammelten Texte des Johannes von Freiburg gewissermaßen als Ergänzung zu der in den drei Hss. dargebrachten Summa confessorum angesehen werden. Im Katalog der Bibliothek in der Heiliggeistkirche von 1581 ist der Codex womöglich aufgeführt als: Manuale de Summa confessorum, in 4, geschrieben perment, bretter, alt leder, [durchgestrichen: bu] (Pal. lat. 1945, 20).
- Literatur
- Bloomfield, ILWVV, S. 364, Nr.
951; Marc B. Cels, Examining Wrath in the Late Middle
Ages, S. 6 (http://hdl.handle.net/2149/2625); Marc B. Cels, „An irous man“. Anger and Authority
in the ‚Summoner’s Tale‘, in: The Chaucer Review 53 (2018), S. 308–335,
hier S. 316; Kaeppeli, Scriptores OP 2, Nr.
2346, S. 435; OVL,
Pal.lat.712; Schunke, Einbände 2.2, S.
848; Stevenson, Latini, S. 254.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
1) 1ra–132rb
- Verfasser
- Johannes von Freiburg (GND-Nr.: 118829122).
- Titel
- Manuale super Summam confessorum.
- Angaben zum Text
- Von Johannes von Freiburg vorgenommene Kürzung seiner ‚Summa confessorum‘, indem auf die scholastische Methode verzichtet und lediglich eine Lehrmeinung geboten wird. Dadurch ist eine hohe textliche Übereinstimmung mit der ‚Summa confessorum‘ gegeben, weshalb das Manuale in der Forschungsliteratur häufig mit der ‚Summa confessorum‘ verwechselt bzw. irrtümlich gleichgesetzt wird (Marlies Hamm, Die Entstehungsgeschichte der ‚Rechtssumme‘ des Dominikaners Berthold, in: Die ‚Rechtssumme‘ Bruder Bertholds. Eine deutsche abcedarische Bearbeitung der „Summa Confessorum“ des Johannes von Freiburg. Untersuchungen I, hrsg. von Marlies Hamm / Helgard Ulmschneider, Tübingen 1980 [Texte und Textgeschichte. Würzburger Forschungen 1], S. 35–114, hier S. 41f.). (1ra–b) Prologus; (1va–3vb) Tabula; (4ra–62rb) Liber I, (62rb–114rb) Liber II; (114rb–204vb) Liber III; (205ra–132rb) Liber IV. – 132v leer.
- Rubrik
- 1ra ›Prologus‹.
- Incipit
- 1ra ›Cvm‹ Summa confessorum penitenciarios specialiter dirigens …
- Explicit
- 132rb … contra legis nititur uoluntatem. ›Explicit manuale collectum de Summa confessorum‹.
2) 233ra–253rb
- Verfasser
- Johannes von Freiburg (GND-Nr.: 118829122).
- Titel
- Confessionale.
- Rubrik
- 233ra ›Jncipit tractatus de instructione confessorum‹.
- Incipit
- 233ra ›Simplitiores‹ et minus expertos de modo audiendi …
- Explicit
- 253rb … ›Debita‹ quoque et testamentum celeriter expediant frequentibus ammonitionibus inpulsabis. ›Explicit Confessionale‹.
- Edition
- Der Text liegt in keiner modernen Edition vor, erschien aber bereits um 1483 als Wiegendruck (GW M13586).
3) 253va–293va
- Verfasser
- Johannes von Freiburg (GND-Nr.: 118829122).
- Titel
- Tabula super manuale.
- Angaben zum Text
- Ob sich diese ‚Tabula‘ über das ‚Manuale super Summam confessorum‘ von der ‚Tabula‘ über die ‚Summa confessorum‘ unterscheidet, müssen weiterführende Forschungen entscheiden. Zur Problematik s. Hamm, Entstehungsgeschichte, S. 41f.
- Rubrik
- 253va ›Prologus‹.
- Incipit
- 253va ›Si‹ complete non inueneris…
- Weiteres Initium
- 253va Utrum unus abbas possit praesidere in diversis monasteriis …
- Explicit
- 293va ›… furtum, matrimonium‹ et in multis alijs locis. ›Explicit tabula super manuale‹.
- Edition
- Die ‚Tabula super Summam confessorum‘ liegt in keiner modernen Edition vor, erschien aber bereits 1476 als Wiegendruck (GW M13587, M13590-M13591).
- Bearbeitet von
- Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 712. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.