Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 721, 1–2

Guillaume de Saint-Amour, Collectiones catholicae et canonicae scripturae

Papier · 2, 159 (+ 9), 1 Bll. (Bd. 1); 1, 156 (+ 1), 1 Bll. (Bd. 2). · Frankreich (?) · 1514


Schlagwörter (GND)
Mendikantenstreit / Bettelorden / Innerkirchlicher Konflikt.
Entstehungsort
Frankreich (?).
Entstehungszeit
1514.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
2, 159 (+ 9), 1 Bll. (Bd. 1); 1, 156 (+ 1), 1 Bll. (Bd. 2).
Format (Blattgröße)
29 × 21 cm (Bd. 1); 28,8 × 21 cm (Bd. 2).
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
Heute in zwei Bände geteilt. – Bd. 1: (I-1)1a + 11b + (IV+1)8 + 2 IV24 + (IV+1)32 + 2 IV48 + (IV-1+1)55 + IV63 + (IV+1)71 + (IV+2)79 + 3 IV102 + (IV+2)110 + 4 IV142 + (IV+1)150 + IV158 + (I-1)159*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl. 159* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Die folgenden Bll. mit Textergänzungen wurden jeweils nachträglich in ihre Lagen eingefügt: 2a, 26a, 48a, 69a, 73a, 75a, 106a, 108a, 144a. – Bd. 2: (I-1)1a + IV166 + (IV+1)173 + 17 IV310 + (IV-2)316 + (I-1)317*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl. 317* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Bl. 171a mit Textergänzungen wurde nachträglich in seine Lage eingefügt.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Die Hs. wurde erst nach dem Eintrag der Foliierung in 2 Bde. geteilt. Bd. 1: Tintenfoliierung des 16. Jhs. (.1.–81, 81–158). Die zweite 81 modern ergänzt zu 81a (Bleistift). Die Bezeichnung unfoliierter Bll. folgt dem Digitalisat (1a–1b, 159*). – Bd. 2: Tintenfoliierung des 16. Jhs. (159–169, 169–219 e 220, 221–315). Die zweite 169 ergänzt zu 169a. Bl. 219 trägt die alte Tintenfoliierung 220 und eine neuere Bleistiftfoliierung 219. Moderne Bleistiftfoliierung (316). Die Bezeichnung unfoliierter Bll. folgt dem Digitalisat (1a, 317*). Zählung der Distinctiones als laufender Seitentitel (D I–D V).
Zustand
Tintenfraß. Bei fast allen Bll. des ursprünglichen Buchblockes wurde der Schriftraum mit transparentem Papier überklebt, wohl um Verluste durch den Tintenfraß zu verhindern. Die eingefügten Zettel tragen nur einseitig Text, entsprechend wurden nur die beschriebenen Seiten kaschiert. Das aufgebrachte Papier ist heute stark vergilbt, was zusammen mit dem oft fortgeschrittenen Tintenfraß die Schrift zuweilen fast unleserlich macht. Bd. 2, 313r–315v wurden mit einer feinen Gaze kaschiert, die nicht vergilbt ist und sind sehr viel besser zu lesen.
Wasserzeichen
Bd. 1.: Bl. 2–15, Buchstabe „B“, senkrecht (ähnlich Briquet, Les filigranes 8017); Bl. 17–157 (ohne die eingefügten Bll.) Buchstabe „B“, waagrecht (ähnlich WZIS AT8100-PO-26793); Bl. 26a, 48a, 73a, 106a, 108a, 144a zwei Buchstaben, Ligatur ip (?), darüber ein Kreuz, darunter sechsstrahliger Stern jeweils an einkonturiger Stange (vergleichbar WZIS DE5580-Xylo5_13). – Bd. 2: Bl. 162–315 Buchstabe „B“, waagrecht (ähnlich WZIS AT8100-PO-26793).

Schriftraum
21,7 × 14,5 cm (Bd. 1); 24,2 × 18,5 cm (Bd. 2).
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
22–23 Zeilen (313v–315r 26 Zeilen).
Angaben zu Schrift / Schreibern
Haupttext Humanistica cursiva von einer Hand. Die Ergänzungen von einer zweiten, wenig späteren. Der kurze Text 316v wurde von einer weiteren Hand eingetragen, die um die Mitte des 16. Jhs. oder später zu datieren ist.
Buchgestaltung
Ohne erkennbare Textraumbegrenzungen oder Zeilenlinien. Rubriken in normaler Tinte, am Seitenrand bezeichnet: rubrum. Aussparungen aus dem Textblock für dreizeilige Initialen (nicht ausgeführt).

Nachträge und Benutzungsspuren
Bd. 1, 1br, eingeklebter Zettel: Gulielmi de Sancto Amore, Sequani, theologi quondam Sorbonici, de periculis christianae ecclesiae a sectis, inminentibus, opus pium, et ante hunc diem non visum. Floruit circa annum domini .M. CC XXX. Der Anfang stimmt wörtlich mit dem Eintrag im Katalog der Heidelberger Schlossbibliothek überein (s. Geschichte der Handschrift). Die zum Teil umfangreichen Nachträge einer zweiten Hand auf Seitenrändern und eingehefteten Zetteln ergänzen im Haupttext nicht enthaltene Textabschnitte (s. u. zum Text). – Bd. 2, 316v: Antonius de Molendino Matisconensis juris utriusque doctor. Gulielmi de Sancto Amore collectio …. Als Autor wird der Jurist Antonius de Molendino Matisconensis genannt, wahrscheinlich Antoine Dumoulin (1510?–1551), Jurist, später Arzt, aus Mâcon (s. Inhalt). Der Nachtrag dürfte wohl um die Mitte des 16. Jhs. oder später entstanden sein.

Einband
Beide Bände einheitlich gebunden: Weißes Pergament mit Goldpressung auf Pappen. Rom, 1869–1878. Glatter Rücken, oben das blaue Signaturschild der BAV. Darunter in Goldpressung das Wappen von Papst Pius IX. (Pontifikat 1846 bis 1878). Rotes Lederschild mit Goldpressung Pal. 721. Darunter P[ars]. 1 bzw. P[ars]. 2. Darunter das Wappen des Kardinalbibliothekars Jean-Baptiste Pitra (1812–1889, Kardinalbibliothekar ab 1869). Kapital mit blauen und violetten Seidenfäden umwickelt. Schunke, Einbände 2,2, S. 849, vgl. ebd. Bd. 1, S. 257.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
313r ›Finis Kalendas Februarii anno 1514‹. Abschrift fertiggestellt 1. Feb. 1514. 315r ›Ioannes A…h…di transcripsit iii Nonas Februarii M.D.XIIII. In arce K… ‹. Mit einer Tintenlinie gerahmt als „tabula ansata“, Namen jeweils getilgt. Im Katalog der Heidelberger Schlossbibliothek von um 1556–1558 aufgeführt unter „G in foliis“ (Pal. lat. 1929, 70r: Guilielmi de Sancto Amore Sequani … opus pium, auf Papir geschrieben.). 1623 mit den Bänden der Heidelberger Palatina in die Vatikanische Bibliothek verbracht. Im Allacci-Register (Pal. lat. 1949, 22v: 385 Gulielmi de Sancto Amore de periculis christianae ecclesiae. fol. C. 69.). Besitzstempel der BAV: 1r, 316v. Bei der Restaurierung und Neueinbindung im 19. Jh. in 2 Bde. geteilt.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_721ga
Literatur
OVL, Pal.lat.721,1; OVL, Pal.lat.721,2; Montuschi, Le biblioteche, S. 314; Stevenson, Latini, S. 265.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) Bd. 1, 1r–158v, Bd. 2, 159r–313r Digitalisat

Verfasser
Guillaume de Saint-Amour (GND-Nr.: 11910797X).
Titel
Collectiones catholicae et canonicae scripturae.
Angaben zum Text
Der Text des ersten Bandes endet 158v unten im Satz: … actiones licites sunt clericis que licet in se pie et sancte sint, tamen illicite / . Die Fortsetzung folgt bruchlos in Bd. 2, 159r oben: / sunt regularibus viris propter discrepantiam professionis … . Die zum Teil umfangreichen Nachträge einer zweiten, wenig späteren Hand auf Seitenrändern und eingehefteten Zetteln ergänzen den Text zu der ausführlicheren Fassung des Druckes (z. B. 3r). Polemische Schrift gegen die Predigttätigkeit der Bettelorden, entstanden 1266 im Zusammenhang des Mendikantenstreites Mitte des 13. Jhs. Jean-Yves Tilliette, Art. Guillelmus de Sancto Amore, in: CALMA, Bd. 5, Florenz 2017, S. 172–176, zu den Collectiones: S. 173, Nr. 1.
Rubrik
1r ›Collectio catholice et canonice scripture. Ad instructionem et preparationem simplicium fidelium Christi contra pericula imminentia ecclesie generali per ypocritas pseudo predicatores et penetrantes domos et ociosos et curiosos gyrovagos‹.
Incipit
1r [S]apientiam antiquorum omnium exquiret sapiens …
Explicit
313r … data est omnis potestas in celo et in terra, ut legitur Matheo ultimo. Per infinita secula seculorum. Amen.
Edition
Magistri Guillielmi de Sancto Amore opera omnia quae reperiri potuerunt, Constantiae [i.e. Paris?] 1632, S. 111–487 (VD17 7:708082Z), online unter: http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?PPN81241960X.

2) 313v–315r Digitalisat

Verfasser
Guillaume de Saint-Amour (GND-Nr.: 11910797X).
Titel
Tabula de signis per quae pseudo-praedictores discerni possunt a veris.
Angaben zum Text
Auflistung von 50 Zeichen, an denen sich falsche Prediger von echten unterscheiden lassen. Es handelt sich um einen Anhang zu den Collectiones des Guillaume de Saint-Amour (s. Text 1), der sich auch in der Druckausgabe findet. – 315v–316r leer.
Rubrik
313v ›Hec sunt signa quibus pseudopredicatores a veris predicatoribus possunt discerni‹.
Incipit
313v Quod predicant non missi vel non canonice missi …
Explicit
315r … epistolas commendari contra doctrinam et exemplum apostoli.
Edition
Magistri Guillielmi de Sancto Amore opera omnia quae reperiri potuerunt, Constantiae [i.e. Paris?] 1632, S. 487–490 (VD17 7:708082Z), online unter: http://resolver.sub.uni-goettingen.de/purl?PPN81241960X.

3) 316v Digitalisat

Verfasser
Antonius de Molendino (GND-Nr.: 100378897).
Titel
Adnotatio historica brevis de Guilelmo de Sancto Amore.
Angaben zum Text
s. Nachträge.
Rubrik
316v ›Antonius de Molendino Matisconensis juris utriusque doctor‹.
Incipit
316v Gulielmi de Sancto Amore collectio canonicae et catholicae scripta[e] …
Explicit
316v … bardocucullorum pellat ut orbe ergo [durchgestrichen: ge] greges.


Bearbeitet von
Dr. Wolfgang Metzger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 721, 1–2. Beschreibung von: Dr. Wolfgang Metzger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.