Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 743
Infortiatum cum Glossa ordinaria
Pergament · 1, 245, 1 Bll. · 45,2 × 27 cm · Bologna (?) · 3. Drittel 13. oder 1. Drittel 14. Jh.
- Schlagwörter (GND)
- Römisches Recht / Corpus iuris civilis / Digesta / Infortiatum.
- Entstehungsort
- Bologna (?).
- Entstehungszeit
- 3. Drittel 13. oder 1. Drittel 14. Jh.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Pergament.
- Umfang
- 1, 245, 1 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 45,2 × 27 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1a + 16 V160 + 6 IV208 + VII222 + V232 + VI244 + (I-1)245*. Vorderer Spiegel Gegenbl. zu 1a, hinterer zu 245*.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Blattzählung in römischen Ziffern rechts oben in von nachträglichen Annotationen freigelassenen Stellen, teilweise sogar zwischen Klammerglosse und Textus inclusus: I–CCXLIIIJ. Bei ungez. Bll. folgt die Zählung dem Digitalisat (1a, 245*). – 30v, 40v, 60v, 80v, 90v und ab 120v Reklamanten von Schreiberhand.
- Zustand
- Einzelne Seiten verschmutzt und am Schluss Blattverlust, insgesamt aber gut.
- Schriftraum
- 36,7 × 25 cm.
- Spaltenanzahl
- Textus inclusus und Klammerglosse jeweils zweispaltig.
- Zeilenanzahl
- Textus inclusus: 45 Zeilen, Klammerglosse bis zu 108 Zeilen, meist um die 94.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Die Schrift voll entwickelt im Sinne der Bologneser Rotunda (Littera Bononiensis); hohes, aber nicht allerhöchstes kalligraphisches Niveau.
- Buchgestaltung
- Seiteneinrichtung wie üblich bei glossierten oberitalienischen Rechtshss.: zweispaltiger Text mit umgebender zweispaltiger Klammerglosse, in der Terminologie von Powitz, Textus, S. 84f., Klammerform des Vier-Spalten-Typs. – Anscheinend mit Metallstift vorgezogener, später radierter Schriftspiegel. Grundlinien bis zum Rand durchgezogen. Buchzählung nur für das Infortiatum (I–XIII) als lebender Seitentitel in Rot und Blau von zeitgenössischer Hand. Ab 5ra abwechselnd rote und blaue kleine Lombarden für Autorennamen. Für die Anfänge der Leges vor den Zeilen blaue Lombarden mit rotem Parallelstrichfleuronné. Caputzeichen und gelegentlich auch große Paragrafenzeichen vor den Zeilen alternierend rot und blau. In der Glosse leicht eingerückte alternierend rote und blaue Lombarden mit Fleuronné in der Gegenfarbe; Verweisung auf den Legaltext mittels dieser Initialen.
- Buchschmuck
- Vor den Anfängen der Bücher wurde in den Spalten Platz für Initialen und Miniaturen gelassen.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Zahllose spätere Annotationen. Nachgetragene Glossen u. a. Additiones zur Glosse mit den Kürzeln von Alessandro Tartagni (de Tartagnis) (1424–1477) (laut Manuscripta juridica); Cyno da Pistoia (um 1270–1336/37) (laut OVL 225v, 226v); Iacopo Bottrigari (1274–1347) (laut OVL ab 9r passim); Iacopo de Arena (um 1270–um 1320) (198r, 199r, 200v–217v); Jacques de Révigny (um 1230–1296) (171r); Odofredo (†1265) (17v–18r, 21r); Pierre de Belleperche (um 1250–1308) (9v, 225r). Besonders häufig vertreten ist bereits ab 1r Dino del Mugello (um 1254–um 1300). Außerdem finden sich Additiones von doc[tores], also Lehrern mutmaßlich der Bologneser Universität (123v, 152v, 158r–238r).
- Einband
- Pergamentband über Pappe, nach Schunke, Einbände 2.2, S. 850, um 1780 in Rom entstanden. Oben aufgeklebt auf den Rücken barockes helles Signaturschild 743, darunter Buchtitel direkt auf den Rücken notiert; unten blaues Schildchen mit Pal. lat. 743.
- Provenienz
- universitäres Milieu Oberitaliens, jedenfalls Padua / Augsburg / Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Modernes blaues Signaturschild der Vaticana Pal. lat. 743 außer auf dem Rücken auch auf dem vorderen Spiegel. Auf 1ar notiert Pal. und 743, durchgestrichen zudem 655 (?). Auf 1r unten zwei Einträge: 1445 die VIIII Ianuarii [?] Iohannes subscripsi und 1439 […]s subscripsi. Nach Einschätzung von Gargan (der nur den ersten kennt) ermöglichten entsprechende Vermerke die zollfreie Wiederausfuhr der Bücher aus Padua durch die besitzenden Studenten. Daneben die neuzeitliche Nummer 554, oben der Vermerk aus der Bibliothek von Ulrich Fugger (1526–1584), 191. seors. (s. Einleitung). Mit der Fuggerbibliothek 1567 von Augsburg nach Heidelberg und nach Fuggers Tod in den Besitz des pfälzischen Kurfürsten gelangt.
- Literatur
- Brenkman, Historia, S. 282–283,
Nr. II; Gargan, L’enigmatico ‚conduxit‘,
hier S. 11 (Nr. 2); Hanselmann, Bücherschenkung, S.
126, Nr. 3; Lehmann, Fuggerbibliotheken 2, S.
117, 482; Manuscripta
juridica, Pal.lat.743; OVL,
Pal.lat.743; Stevenson, Latini, S. 270.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
1) 1ra–244vd
- Titel
- Infortiatum cum Glossa ordinaria.
- Angaben zum Text
- Von Kaiser Justinian I. in Auftrag gegebene Rechtssammlung mit der Glossa ordinaria des Accursius (um 1182/85–um 1260/63). – (1rb–9rb) Dig. 24.3.0–Dig. 24.3.67; (9rb–15vc) Buch 25; (16rb–37vb) Buch 26; (37vb–55rc) Buch 27; (55rc–83rb) Buch 28; (83rc–104vb) Buch 29; (104vb–120rc) Buch 30; (120rc–134vc) Buch 31; (134vc–150rb) Buch 32; (150rc–171vb) Buch 33; (171vb–193rc) Buch 34; (193rc–217rc) Buch 35; (217rc–242rc) Buch 36; (242rc–244vc) Buch 37, bricht ab in Dig. 37.4.6.2. – 212vc möglicherweise Pecien-Ende in Dig. 35.2.82 nach que praestari possunt; jedenfalls Rest der Spalte leer.
- Rubrik
- 1rb ›Incipit liber Fortiati. Soluto matrimonio, quamadmodum dos petatur. Rubrica. Rubrica [!]‹.
- Incipit
- 1rb ›[D]otis‹ causa semper et ubique precipua est: nam et [überschrieben: rei] publice interest, dotes mulieribus conseruari …
- Explicit
- 244vc Text bricht ab nach … deinde patre eius, nepos praeteritus accipiet etiam […].
- Edition
- Infortiatum, Lyon 1627.
- Bearbeitet von
- Dr. Christoph Winterer, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 743. Beschreibung von: Dr. Christoph Winterer (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.