Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 762

Codex Iustinianus cum Glossa ordinaria

Pergament · 2, 228, 1 Bll. · 35,5-39 × 21-23,8 cm · Oberitalien · 13. Jh. / 12./13. Jh. / 13. Jh. / 12. Jh., zweite Hälfte


Schlagwörter (GND)
Römisches Recht / Kommentar / Corpus iuris civilis / Kommentar / Fragment.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
2, 228, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
35,5-39 × 21-23,8 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
Hs. mit Fragmenten (I. Bll. 1–2; II. Bll. 3–224; III. Bl. 225; IV. Bll. 226–227). (I-1)1a + 12a + … + (I-1)228*. Vorderspiegel Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 228*. Zählfehler: Auf 174 folgt ungez. Bl.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–227). Vor- und Nachsatzbll. ungez., deshalb wird hier, wie auch beim ungez. Bl., die Zählung der Digitalisate übernommen (1a, 2a, 174a, 228*). Reklamant oder Lagenzählung, meist aber beides, auf letzter Versoseite der Lage auf dem Fußsteg, zuweilen durch Beschnitt verloren gegangen – womöglich auch durch Rasur der azonischen Glosse.
Zustand
Pergament verschmutzt, mit zahlreichen Flecken, Tinte verblasst und berieben, zahlreiche, meist genähte Risse, einige Löcher. Zuweilen aufgeklebte Pergamentstreifen. 37v und verschiedene Risse mit Japanpapier angefasert. 174a oberer Teil des Blatts herausgeschnitten, mit Textverlust.


Einband
Pergamentband über Pappe, nach Schunke, Einbände 2.2, S. 850, um 1780 in Rom entstanden. Oben aufgeklebt auf den Rücken ein barockes helles Signaturschild 762, darunter direkt auf den Rücken der Buchtitel notiert; unten blaues Schildchen mit Pal. lat. 762. Löcher für zwei Schließschnüre in beiden Deckeln.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Modernes blaues Signaturschild der Vaticana Pal. lat. 762 auf dem vorderen Spiegel. Auf Vorsatzbl. 1ar aktuelle Signatur, Altsignaturen 656 und 73 [beide durchgestrichen]. Auf 2ar Capsa-Nummer C. 100, darunter Allacci-Signatur 1785. Auf 1r Altsignaturen 45 und 560, letztere ein weiteres Mal auf 3r. Der Textus inclusus des Codex Iustinianus dürfte in der zweiten Hälfte des 12. Jhs. in Oberitalien entstanden sein, allerdings wohl nicht in Bologna. Ausgelassene Textpassagen wurden nachgetragen, wobei auch zwischen den einzelnen Gesetzen der Justinianischen Sammlung die Konstitution ‚Imperialem decet sollertiam‘ Friedrichs I. aufgenommen wurde, wie sie der Staufer 1154 in Roncaglia promulgieren ließ. Der Legaltext wurde schließlich mit der Glosse des Azo versehen, diese aber bald darauf radiert, um vom Kommentar des Accursius ersetzt zu werden. Dies dürfte wahrscheinlich überwiegend im dritten Viertel des 13. Jhs. unter Verwendung von Pecien vorgenommen worden sein, handelt es sich doch um eine relativ frühe Form des accursischen Apparats (vgl. Soetermeer, Utrumque ius, S. 135 A. 66, 320f.). Über die Alpen gelangte der Codex wohl erst im 16. Jh. Die Signatur auf 2v 186. seors. macht deutlich, dass es sich um eine Einzelerwerbung des Augsburger Büchersammlers Ulrich Fugger (1526–1584) handeln muss (s. Einleitung). Mit seiner Migration gelangte die Hs. nach Heidelberg und mit seinem Tod in das Eigentum des Kurfürsten.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_762
Literatur
Manlio Bellomo, Consulenze professionali e dottrine di professori. Un inedito „consilium domini Accursii“, in: Quaderni catanesi di studi classici e medievali 4 (1982), S. 199–219, hier S. 208 A. 14, 209 A. 17; CALMA, Guido de Suzaria, Iacobus de Belvisio; Caprioli, Belvisi, S. 94; Cortese, La norma, Bd. 2, S. 307f. A. 25, 350f. A. 106; Devoti, Un rompicapo, S. 202 A. 43; Gero R. Dolezalek, La pecia e la preparazione dei libri giuridici nei secoli XII–XIII, in: Luoghi e metodi di insegnamento nell’Italia medioevale (secoli XII–XIV). Atti del Convegno, Lecce-Otranto 6–8 ott. 1986, hrsg. von Luciano Gargan / Oronzo Limone, Galatina 1989 (Saggi e ricerche. Serie seconda 3), S. 201–217, hier S. 215; Gero R. Dolezalek / Antonio Ciarelli, Codicis Justiniani Epitome Beinecke and Summa Perusina (11th Century). Comments on and Edition of Ms. 974 at Yale University’s Beinecke Library, in: Ius romanum – ius commune – ius hodiernum. Studies in Honour of Eltjo J. H. Schrage on the Occasion of his 65th Birthday, hrsg. von Harry Dondorp u. a., Amsterdam 2010, S. 75–100, hier S. 78; Dolezalek / Weigand, Geheimnis, S. 148, 173; Hanselmann, Bücherschenkung, S. 126, Nr. 4; Lefebvre, Pillius, S. 1501; Lehmann, Fuggerbibliotheken 2, S. 483f.; Luca Loschiavo, „Secundum Peponem dicitur … G. vero dicit”. In margine ad una nota etimologica di Pepo a Ugolino, in: Rivista internazionale di diritto comune 6 (1995), S. 233–249, hier S. 238 A. 14; Manuscripta juridica, Pal.lat.762; Maffei, La donazione, S. 138 A. 5; Mancuso, Per la datazione, S. 351 A. 2; Mirabile, Pal.lat.762; Nardi, Studi, S. 43 A. 53; OVL, Pal.lat.762; Schunke, Einbände 2.2, S. 850; Soetermeer, Utrumque ius, S. 135 A. 66, S. 318 A. 74, S. 320f.; Speciale, La memoria, S. 44 A. 56, 205 (mit weiterer Literatur), 222, 226, 325f.; Stevenson, Latini, S. 273.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

Fragment I (Bl. 1–2)

Sachtitel / Inhalt
Accursius, Glossa in Codicem.
Entstehungsort
Oberitalien.
Entstehungszeit
13. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Fragment.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
2 Bll.
Format (Blattgröße)
39 × 23,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
I2 .
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
s. zum Codex.

Schriftraum
35 × 23,5 cm.
Spaltenanzahl
4 Spalten.
Zeilenanzahl
Legaltext: 64-66 Zeilen; Klammerglosse: bis zu 98 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Textus inclusus wie Klammerglosse wurden von einer Hand in einer für Oberitalien typischen Rotunda geschrieben, die auch innerhalb des Codex’ Glossen nachtrug.
Buchgestaltung
Die für glossierte oberitalienische Rechtshss. entwickelte Seiteneinrichtung: zweispaltiger Text mit umgebender zweispaltiger Klammerglosse, in der Terminologie von Powitz, Textus, S. 84f., Klammerform des Vier-Spalten-Typs. Zeilengerüst mit Metallstift vorgezogen. Verweis von Textus inclusus auf Glosse mittels Buchstaben. Kommentierte Begriffe unterstrichen und eingerückt.

Nachträge und Benutzungsspuren
Anmerkungen von jüngeren Händen.

Provenienz
Heidelberg.
Geschichte des Fragments
In diesem Fragment sind Kommentare zu einzelnen Teilen des Codex Iustinianus versammelt, die mitunter im eigentlichen Codex fehlen, womöglich mangelte es an den entsprechenden Stellen auch schlichtweg am Platz, um sie noch unterzubringen, wie Dolezalek vermutete (s. Manuscripta juridica).

1) 1ra–2vd Digitalisat

Verfasser
Accursius (GND-Nr.: 100956599).
Titel
Glossa in Codicem.
Angaben zum Text
Apparat des Accursius zum Codex Iustinianus mit Kommentar: (1r) Cod. 2.7.25.2–2.10.0; (1v) 2.11.8–2.11.12; (2r) 2.4.40–2.4.43; (2v) 2.6.7.pr–2.7.8.
Incipit
1rb ›Quos unius: Id est codicillos, id est litteras, quas alicui dirigit …
Explicit
2vc … aduocatus tamen erit, et comes consistorii … [Text bricht ab].
Edition
Codex, Lyon 1627, Sp. 393-398, 403-404, 373-376, 382-385.

II (Bl. 3–224)

Sachtitel / Inhalt
Codex Iustinianus cum Glossa ordinaria.
Entstehungsort
Oberitalien.
Entstehungszeit
12./13. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
223 Bll.
Format (Blattgröße)
38,7 × 23,8 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
V12 + 4 IV44 + II48 + 9 IV120 + V130 + 7 IV185 + (V-1)194 + 3 IV218 + III224 .
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
s. zum Codex.

Schriftraum
36,6 × 22,5 cm.
Spaltenanzahl
4 Spalten.
Zeilenanzahl
Legaltext: 45 Zeilen; Klammerglosse: bis zu 126 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Der Legaltext wurde in der zweiten Hälfte des 12. Jhs. in einer für Oberitalien typischen Textualis geschrieben, wobei die Bll. 7, 10, 125, 187 im 13. Jh. wahrscheinlich im Zuge der Tilgung der azzonischen Glosse radiert und neu beschrieben wurden. Einige Glossen sind ebenfalls der zweiten Hälfte des 12. Jhs. zuzuordnen, deren Gros wurde allerdings im 13. Jh. ergänzt, meist in einer im Duktus breiteren Rotunda.
Buchgestaltung
Die für glossierte oberitalienische Rechtshss. entwickelte Seiteneinrichtung: zweispaltiger Text mit umgebender zweispaltiger Klammerglosse, in der Terminologie von Powitz, Textus, S. 84f., Klammerform des Vier-Spalten-Typs. Zeitgenössische Buchzählung mit schwarzer Tinte im Seitenkopf als lebender Seitentitel, von I bis VIIII. An den Anfängen der Bücher Initiale (s. Buchschmuck). Mit Metallstift vorgezogenes Zeilengerüst. Titulus als Rubrik hervorgehoben. Vor den Tituli auf einer freigehaltenen Fläche im Schriftraum eine meist blaue Initiale. Vor den Autorennamen meist zwei- bis dreizeilige rote Initiale vor der Textspalte. Eingerückt dahinter die kleineren Initialen in Rot am Anfang der Leges. In der Glosse rote Paragrafenzeichen, mitunter auch alternierend rote und blaue; Glossen der ältesten Stufe, also noch des 12. Jhs., mit vorgeschaltetem CN für ‚Constitutio nova‘. Die Verweisung vom Legaltext auf die Glosse erfolgt mittels Buchstaben.
Buchschmuck
Zu Beginn der Bücher Initialen, darunter Flechtbandinitiale (33vb, 92vb, 159rc), Flechtbandinitiale mit Drachen (3rb, 49rb, 207vc), Vogel (4vb, 66rc), Drache (186rb), Drache mit Menschenkopf (122vc).

Nachträge und Benutzungsspuren
Auf 224v Gedicht, transkribiert bei Lehmann, Fuggerbibliotheken 2, S. 484. Anmerkungen, Korrekturen und Verweiszeichen – darunter gelb unterlegte Köpfe im Profil und immer wieder Tiere oder Fabelwesen – von mehreren Händen, in erster Linie Marginal- und Interlinearglossen von Juristen, unter denen folgende nachweisbar sind: Irnerius (um 1050-um 1130; 6va; Nardi, Studi, S. 43 A. 53), Odofredo (†1265; 3r, 7r, 16r), Federico delle Scale (†1289; 4r), Iacopo de Arena (um 1270–um 1320; 4v), Dino del Mugello (um 1254–um 1300; 6r, 35r, 40v–184r), Johannes Bassianus (†1197; 8r), Hubertus de Bobbio (†1245; 8r), Giacomo Belvisi (um 1270–1335; 13v, 14v, 15r, 15v–160r), Martino Gosia (†1158; 19r, 30r), Iacopo Bottrigari (1274–1347; 20v), Azo (um 1150–um 1230; 21r, 23r, 24r), Niccolò Spinelli (1325–1406; vgl. Speciale, La memoria, S. 326), des Weiteren Werke von: Odofredo: Quaestio de compromisso (16r), Repetitio in L. 13 ‚Generaliter sancimus‘, Cod. 4.30 (22v–23r); Pillius de Medicina († 1207): Quaestio de ponenda causa mutui (23v), Quaestio de mandato (23v, ed. Quaestiones aureae. Celeberrimi ivre cons. ac glosatoris vetustissimi. D. Pilei Modicensis Qvaestiones avreae, Rom 1560, Nr. 30, S. 46–50); Martino del Cassero da Fano (†1272): Quaestio de non numerata pecunia (27v); Omobono Morisio (†1262): Repetitio in l. 2 ‚Publicati semel‘, Cod. 6.23 (131r–132r); Guido da Suzzara (um 1225–1292): Quaestio de privilegio fori clericorum et scholarium (182r), Quaestio de ignorantia statuti (182r), Quaestio de potestate conficiendi et tollendi statuta (182r), Quaestio de iurisdictione statutorum (182r), Quaestio de rerum alienatione et efficacia statuti quoad forenses (182r); Dino del Mugello: Quaestio de mandato ad occidendum (213v–214r), Quaestio de tabellionatus officio (216r); Martino Sulimani (1236–1306): Quaestio de procuratoribus in causis criminalibus (219v); R. (?) de Gilio: Quaestio (29r; s. Manuscripta juridica); weitere Quaestio eines ungenannten Autors (32r; s. Manuscripta juridica); wenn kein anderer Verweis angegeben, vgl. OVL.

Provenienz
Oberitalien / Augsburg / Heidelberg.
S. Geschichte der Handschrift.

2) 3ra–224vd Digitalisat

Beteiligte Personen
Justinian I. (GND-Nr.: 11855896X) / Accursius (GND-Nr.: 100956599).
Titel
Codex Iustinianus cum Glossa ordinaria.
Angaben zum Text
Dritter Teil der von Kaiser Justinian I. in Auftrag gegebenen Rechtssammlung mit der Glossa ordinaria des Accursius (um 1182/85–um 1260/63): (3rb–3rc) De novo codice componendo; (3rc–4rb) De Iustiniano codice confirmando; (4rb–4vb) De emendatione codicis Iustiniani et secunda eius editione; (4vb–33vb) Buch 1; (33vb–48vc) Buch 2; (49rb–66rc) Buch 3; (66rc–92vb) Buch 4; (92vb–122vc) Buch 5; (122vc–159rc) Buch 6; (159rc–185vc) Buch 7; (186rb–207vc) Buch 8; (207vc–224vc) Buch 9.
Rubrik
3rb ›In nomine domini nostri Ihesu Christi. Codicis domini Iustiniani sanctissimi principis de nouo codice faciendo. Liber I‹.
Incipit
3rb ›ImperatorIustinianus Augustus ad senatum.Hec‹, que necessario corrigenda esse multis retro principibus uissa [!] sunt
Explicit
224vc … ut libertatem non dampnationis sed lenitatis paterne testem habeant.
Edition
Codex, Lyon 1627.

Fragment III (Bl. 225)

Sachtitel / Inhalt
Accursius, Glossa in Codicem.
Entstehungsort
Oberitalien.
Entstehungszeit
13. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Fragment.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
1 Bl.
Format (Blattgröße)
38,7 × 23,8 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
1225.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
s. zum Codex.

Schriftraum
35,5 × 21 cm.
Spaltenanzahl
4 Spalten.
Zeilenanzahl
Textus inclusus: 49-50 Zeilen; Klammerglosse: 94 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Textus inclusus wie Klammerglosse scheinen von derselben Hand zu stammen, die auch innerhalb des Codex im 13. Jh. Teile nachtrug. Im Duktus erscheint die Klammerglosse hier im Gegensatz zum Textus inclusus etwas gedrängter.
Buchgestaltung
Die für glossierte oberitalienische Rechtshss. entwickelte Seiteneinrichtung: zweispaltiger Text mit umgebender zweispaltiger Klammerglosse, in der Terminologie von Powitz, Textus, S. 84f., Klammerform des Vier-Spalten-Typs. Zeilengerüst mit Metallstift vorgezogen. Verweis von Textus inclusus auf Glosse mittels Buchstaben. Kommentierte Begriffe unterstrichen und eingerückt. Zur Unterteilung von Abschnitten rote Paragrafenzeichen.

Nachträge und Benutzungsspuren
Anmerkungen von mehreren Händen. Diverse grafische Verweiszeichen.

Provenienz
Heidelberg.
Geschichte des Fragments
Das Fragment diente womöglich als Nachtrag zu Teilen, die im Codex verloren gegangen waren. Schließlich endet auf 124v der Text mit Cod. 6.3.1, worauf mit Bl. 125 ein Kommentar zu Cod. 6.1.8-6.4.2 des Accursius samt Glosse folgt, auf 126r steigt der Text wieder in Cod. 6.21.0 ein. Der hier gebotene Kommentar, der von einem der Schreiber stammt, die verschiedene Teile im Codex nachtrugen, ist damit als Ergänzung zum verloren gegangenen Text zu sehen.

3) 225ra–225vd Digitalisat

Verfasser
Accursius (GND-Nr.: 100956599).
Titel
Glossa in Codicem.
Angaben zum Text
Apparat des Accursius zum Codex Iustinianus mit Kommentar, beginnend in Cod. 6.11.2, endend in 6.18.1.
Incipit
225rb … questio, an testator uoluit testari
Explicit
225vc … scilicet in socio liberalitatis … [Text bricht ab].
Edition
Codex, Lyon 1627, Sp. 1442-1455.

Fragment IV (Bl. 226–227)

Sachtitel / Inhalt
Konstitution ‚Imperialem decet sollertiam‘.
Entstehungsort
Oberitalien.
Entstehungszeit
2. Hälfte 12. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Fragment.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
2 Bll.
Format (Blattgröße)
38,7 × 23,8 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
I227.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
s. zum Codex.

Schriftraum
23,5 × 11,5 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
45 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Die erste Hand, 227 und den Anfang von 226ra ausführend, entspricht einer jener Hände, die unter anderen den Legaltext des Codex schrieb. Sie bediente sich einer Übergangsschrift, die Elemente der karolinigischen und der sich in Italien ausbreitenden gotischen Minuskel vereint. Die zweite Hand, die Konstitution Friedrich Barbarossas kopierend, verwendete eine vergleichbare Schrift. Die dritte Hand, für 226rb–226vb verantwortlich zeichnend, tendiert, gerade in der stärker ausgeprägten Gleichbehandlung der Schäfte, bereits entschiedener zur gotischen Minuskel.
Buchgestaltung
Die für glossierte oberitalienische Rechtshss. entwickelte Seiteneinrichtung: zweispaltiger Text mit umgebender zweispaltiger Klammerglosse, in der Terminologie von Powitz, Textus, S. 84f., Klammerform des Vier-Spalten-Typs. Glosse allerdings nicht ausgeführt. Vor den Autorennamen meist zwei- bis dreizeilige rote Initiale vor der Textspalte. Eingerückt dahinter die kleineren Initialen in Rot am Anfang der Leges.
Buchschmuck
Im Stil der Initialen zu den Buchanfängen im Codex auf 226ra Vorzeichnung für eine F-Initiale mit Drachen und Vogel, die Konstitution Friedrich I. Barbarossa einleitend.

Nachträge und Benutzungsspuren
Mehrere jüngere Hände trugen auf dem Rand juristische Kleintexte nach, darunter auch Teile der Glossa ordinaria des Accursius, aber beispielsweise auch auf 226v eine ‚Quaestio de recusatione testium‘.

Provenienz
Heidelberg.
Geschichte des Fragments
Das Fragment beginnt mit einem Text aus dem Codex Iustinianus, offenbar geschrieben von einer jener Hände, die auch den Legaltext des eigentlichen Codex kopierte. In diesem fehlen auf 188v die Kapitel Cod. 8.11 und 8.12. Diese trug der Schreiber offenbar nach, allerdings scheint das erste Bl. hier zu fehlen, denn auf 227r beginnt der Text mit 8.11.6 und endet auf 227v mit 8.12.2, der noch fehlende Abschnitt wurde auf 226ra fortgeführt. Damit wird deutlich, dass die Bll. 226 und 227 in falscher Reihenfolge gebunden vorliegen. Dieser Nachtrag endet auf 226ra und es setzt die, wohl von einer neuen Hand geschriebene Konstitution Friedrichs I. ‚Imperialem decet sollertiam‘ ein, die der Staufer 1154 in Roncaglia auf seinem ersten Italienzug promulgieren ließ. Es handelt sich hier um die nun dritte bekannte Abschrift. Eine ebenfalls in das 12. Jh. zu datierende befindet sich im Domkapitelarchiv zu Bergamo, eine weitere, aus Bologna stammende, die um 1200 entstanden sein dürfte, konnte Giovanna Murano jüngst bekannt machen (Bologna, Biblioteca Universitaria, 1736, s. Lit.). Da ebenjene Konstitution 1158 auf Friedrichs zweitem Italienzug in überarbeiteter und ausführlicherer Form in Roncaglia erneut promulgiert wurde und in der jüngeren Version eine breite Rezeption in den Libri feudorum erfuhr (MGH DD F I. 1, Nr. 91, den Bearbeitern war nur die Bergamaskische Überlieferung bekannt), ist davon auszugehen, dass die hier wiedergegebene Urform von 1154 zeitnah niedergeschrieben wurde. Auf das Roncaglische Lehensgesetz folgen wieder Kapitel aus dem Codex Iustinianus, 5.27.7 und 5.27.9, die beim Kopieren des Legaltexts offenbar vergessen worden waren (5.27.8 wurde, obgleich im Codex enthalten, hier mitkopiert, der Text bricht in 5.27.9.2 ab). Diese Kapitel stammen von einer wohl etwas jüngeren Hand.

4) 226ra Digitalisat

Beteiligte Personen
Justinian I. (GND-Nr.: 11855896X).
Titel
Codex Iustinianus.
Angaben zum Text
Dritter Teil der von Kaiser Justinian I. in Auftrag gegebenen Rechtssammlung, beginnend in Cod. 8.12.2 und endend mit dem Ende des Gesetzes.
Incipit
226ra [Fortsetzung von 227vb] … legis precepta transierint, quinque quidem officii primates
Explicit
226ra … sicut superius dictum est, in minueda [!].
Edition
Codex, Lyon 1627, Sp. 2094 (Zählung abweichend, hier Cod. 8.13.2).

5) 226ra–226rb Digitalisat

Beteiligte Personen
Friedrich I. (GND-Nr.: 118535757).
Titel
Konstitution ‚Imperialem decet sollertiam‘.
Angaben zum Text
Von Friedrich I. am 5. Dezember 1154 in Roncaglia erlassenes Gesetz (vgl. RI IV,2,1 n. 255, in: Regesta Imperii Online). Im Unterschied zur Bergamaskischen Überlieferung fehlt die Datierungszeile.
Incipit
226ra ›Fredericusdei gratia Romanorum rex et semper Augustus. Imperialem decet solerciam …
Explicit
226rb … omnibus modis liberam habeat facultatem.
Edition
Murano, Imperialem decet sollertiam, S. 763.

6) 226rb–226vb Digitalisat

Beteiligte Personen
Justinian I. (GND-Nr.: 11855896X).
Titel
Codex Iustinianus.
Angaben zum Text
Dritter Teil der von Kaiser Justinian I. in Auftrag gegebenen Rechtssammlung: Cod. 5.27.7-5.27.9.2.
Incipit
226rb Imperator Justinus Augustus Marino pape: Legem Anastasii diuine recordationis
Explicit
226vb … quod nullus forte ex mortuis liberis curialia munera peragere cogitur: illo … [Text bricht ab].
Edition
Codex, Lyon 1627, Sp. 1267-1269.

7) 227ra–227vb Digitalisat

Beteiligte Personen
Justinian I. (GND-Nr.: 11855896X).
Titel
Codex Iustinianus.
Angaben zum Text
Dritter Teil der von Kaiser Justinian I. in Auftrag gegebenen Rechtssammlung, beginnend in Cod. 8.11.6, endend in 8.12.2.
Incipit
227ra [Anfang fehlt] … [Praescrip]tio temporis iuri publico non debet obsistere
Explicit
227vb … ex hisdem redditibus uel operibus vidicando [!] sacratissima nostre … [Text wird auf 226ra fortgeführt].
Edition
Codex, Lyon 1627, Sp. 1267-1269.


Bearbeitet von
Dr. Christoph Winterer, Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 762. Beschreibung von: Dr. Christoph Winterer, Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.