Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 771

Institutiones Iustiniani

Pergament · 3, 93, 3 Bll. · 21,2–21,4 × 13,1–13,2 cm · Oberitalien · 2. Hälfte 12. Jh.


Schlagwörter (GND)
Römisches Recht / Corpus iuris civilis / Institutiones Iustiniani.
Entstehungsort
Oberitalien.
Entstehungszeit
2. Hälfte 12. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
3, 93, 3 Bll.
Format (Blattgröße)
21,2–21,4 × 13,1–13,2 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(II-1)3a + (IV+1)8 + 5 IV48 + (IV+1)57 + 4 IV89 + (II-1)92 + (II-1)95*. Vorderspiegel Gegenbl. von 3a, Hinterspiegel Gegenbl. von 93*. Erste Lage beginnt mit A.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–92), A mit Blei nachgetragen. Vor- und Nachsatzbll. ungez., weshalb hier Zählung der Digitalisate übernommen wird (1a–3a, 93*–95*).
Zustand
Pergament stark verschmutzt, Haar- und Fleischseite deutlich unterscheidbar. Zahlreiche Flecken, womöglich Schimmelbefall.

Schriftraum
15,5–16 × 8,3–8,5 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
36 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Frühe Textura von einer Hand, die beispielsweise bei der Verwendung der Unterlänge beim f noch an die karolingische Minuskel gemahnt.
Buchgestaltung
Zeilengerüst blind geritzt, mitunter auch mit Metallstift vorgezogen. Zu Eingang der Tituli rote, eingerückte Silhouetteninitiale, teilweise mit Ranken bzw. ablaufenden Blättern in unterschiedlichen Formen, Tituli rubriziert, ferner rote Strichelungen zur Unterteilungen der Sinnabschnitte, rote Zeilenfüllung. Zur Hervorhebung bestimmte Wörter oder Sätze in Majuskeln mit roten Strichelungen ausgeführt.
Buchschmuck
Auf 1r eingerückte I-Silhouetteninitiale mit Blättern an den Enden des Schafts und blattähnlichen Formen, die denselben umschließen. Ihr folgend Silhouetteninitialgruppe in Rot auf schwarzem Feld. Auf 54v Platz für Stemma cognationum freigelassen.

Nachträge und Benutzungsspuren
Korrekturen, grafische Verweiszeichen und Anmerkungen von mehreren Händen aus verschiedenen Zeitstufen, darunter ein Dutzend verstreute Glossen, darunter auch präirnerische sowie zwei Authentiken (vgl. Astuti, Le fonti, S. 323; Cortese, La norma 1, S. 80 A. 108; Manuscripta juridica); vereinzelt kleine Zeichnungen, z. B. 71v Hundekopf, 92r Pfeil.

Einband
Pergamentband über Pappe, nach Schunke, Einbände 2.2, S. 850, um 1780 in Rom gefertigt. Löcher für Schließbänder in den Deckeln noch vorhanden. Aktuelle Signatur in Blau auf Vorderdeckel geschrieben. Auf dem stark beschädigten und nur noch fragmentarisch erhaltenen Rücken oben aufgeklebt barockes helles Signaturschild 771, darunter direkt auf den Rücken der Buchtitel notiert, Institu[tion]es Iust[inia]ni […], darunter Pal […].
Provenienz
Florenz / Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Modernes blaues Signaturschild der Vaticana Pal. lat. 771 auf dem vorderen Spiegel, samt aktueller Signatur in Blau. Auf Vorsatzbl. 1ar aktuelle Signatur und Altsignaturen 68[Rest unleserlich, durchgestrichen, weitere Signatur überschrieben] sowie 463 [durchgestrichen], auf Ar Capsa-Nummer C. 64., darunter Allacci-Signatur 1700, nebst Altsignatur 460 [durchgestrichen]. Auch wenn Johannes Fried die Entstehung der Hs. nördlich der Alpen vermutet (Fried, Rezeption, S. 126), deutet doch einiges darauf hin, dass diese wohl eher in der zweiten Hälfte des 12. Jhs. in Oberitalien entstand. Die Gestaltung ist typisch für die italienischen Codices mit den Institutiones Iustiniani des 12. Jhs.: ein kleines Format mit einem verhältnismäßig großen Schriftraum und entsprechend auch ohne Glosse (Macino, Sulle tracce, S. 105f.). Nicht zuletzt der spätere Eigentümer Giannozzo Manetti (1396–1459) spricht ebenfalls für eine italienische Herkunft, der eindeutig durch die Signatur auf Av Maneti 161 zu fassen ist, die wie der Eintrag Jnstitutiones Justiniani aus dem 16. Jh. stammen dürfte, als die Sammlung des italienischen Humanisten und Diplomaten von Ulrich Fugger (1526–1584) nach 1529 erworben wurde. Letzterer migrierte mit seiner Bibliothek von Augsburg nach Heidelberg. Nach dessen Tod gingen seine Hss. an den Pfälzer Kurfürsten über und schließlich in die Bibliotheca Palatina ein (s. Einleitung).

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_771
Literatur
Guido Astuti, Lezioni di storia del diritto italiano. Le fonti, Età romano-barbarica, Padua 1953, S. 323; Cagni, Manetti, S. 32; Cortese, La norma, Bd. 1, S. 80 A. 108, Bd. 2, S. 28 A. 63; Crescenzi, Testo, S. 273, 296; Dydynski, Beiträge, S. 74, Nr. 205; Fried, Rezeption, S. 126; Lehmann, Fuggerbibliotheken 2, S. 117, 485; Francesca Macino, I manoscritti delle Istituzioni fino al XII secolo. Un tentativo di sistemazione, in: Manoscritti, editoria e biblioteche dal medioevo all’età contemporanea. Studi offerti a Domenico Maffei per il suo ottantesimo compleanno, hrsg. von Mario Ascheri / Gaetano Colli / Paola Maffei, Bd. 2, Rom 2006, S. 543–560, hier S. 546, 558; Francesca Macino, Sulle tracce delle istituzioni di Giustiniano nell’alto medioevo. I manoscritti dal VI al XII secolo, Vatikanstadt 2008 (Studi e testi / Biblioteca Apostolica 446), S. 14, 106, 118, 122–124; Manuscripta juridica, Pal.lat.771; Mirabile, Pal.lat.771; OVL, Pal.lat.771; Patetta, Studi, S. 61, 78, 107, 115, 118–120; Giovanni Santini, Il sapere giuridico occidentale e la sua trasmissione dal VI all’XI secolo, in: Rivista di storia del diritto italiano 67 (1994), S. 91–204, hier S. 113, 168 A. 115; Eduard Schrader, Prodromus corporis juris civilis a Schradero, Clossio, Tafelio, professoribus Tubingensibus, edendi, Berlin 1823, S. 323, Nr. CLXII; Schunke, Einbände 2.2, S. 850; Stevenson, Latini, S. 276; Torelli, Scritti, S. 40; Edoardo Volterra, La „Graduum agnationis vetustissima descriptio“ segnalata da Cujas, in: Memorie dell’Accademia nazionale dei Lincei. Classe di Scienze morali, storiche e filologiche 22 (1978), S. 1–108, hier S. 53 A. 74; Weigand, Naturrechtslehre, S. XX.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1r–92v Digitalisat

Beteiligte Personen
Justinian I. (GND-Nr.: 11855896X).
Titel
Institutiones Iustiniani.
Angaben zum Text
Von Kaiser Justinian I. in Auftrag gegebene Schriftensammlung: (1r–1v) Prooemium; (1v–16r) Liber 1; (16r–47v) Liber 2; (47v–71v) Liber 3; (71v–92v) Liber 4.
Rubrik
1r ›Incipit liber constitvtionvm [!] compositvs a Tribvano [… Folgendes unleserlich] qvestore sacri palacii et Theophilo et Dorotheo, ivssv imperatoris Ivstiniani‹.
Incipit
1r ›Imperatoriam maiestatem non solum armis decoratam‹ …
Explicit
92v … Alioquin diligencior eorum sciencia uel ex latioribus Digestorum seu Pandectarum libris deo propitio aduentura est.Explicit liber quartvs constitutionis‹. [Von anderer Hand nachgetragen:] Ffinito [!] libro gratias deo referamus.
Edition
Institutiones, Lyon 1627.


Bearbeitet von
Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 771. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
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Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.