Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 773

Lex Ribuaria

Pergament · 2, 57, 2 Bll. · 18,8–18,9 × 11–11,5 cm · Ribuarien (?) · 1. Viertel 9. Jh.


Schlagwörter (GND)
Rheinfranken / Gesetz / Ribuarisches Gesetz.
Entstehungsort
Ribuarien (?).
Entstehungszeit
1. Viertel 9. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
2, 57, 2 Bll.
Format (Blattgröße)
18,8–18,9 × 11–11,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 12a + 6 IV48 + (IV+2)58 + (I-1)59*. Vorderspiegel Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 59*.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Vorsatzbll. und Nachsatzbl. ungez., weshalb hier Zählung der Digitalisate übernommen wird (1a–2a, 59*). Moderne Foliierung in Blei (1–58). Kustoden in lateinischen Ziffern durchgängig auf der letzten Versoseite der Lage auf dem Fußsteg (fehlt auf 8v).
Zustand
Pergament leicht verschmutzt, wenige Flecken, im Wesentlichen gut erhalten. 58 nur noch teilweise erhalten.

Schriftraum
15,1–15,5 × 8–8,6 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
17 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Von einer Hand in einer gut leserlichen karolingischen Minuskel ausgeführt.
Buchgestaltung
Zeilengerüst blindliniiert. Tituli mit Initiale eingeleitet, meist als Hohlbuchstabe ausgeführt, mit roter bzw. hellbrauner Füllung, Ziffern der Tituli mit Rot bzw. Hellbraun hervorgehoben. Auszeichnungsbuchstaben im Kapitularienteil in Capitalis quadrata und Unziale.
Buchschmuck
Auf 4v S-Initiale mit Flechtbandornament als Aussparung, Buchstabenenden in Form eines Dreiblatts.

Nachträge und Benutzungsspuren
Lediglich Kreuze als grafische Verweiszeichen.

Einband
Steifbroschur aus Pergament, nach Schunke, Einbände 2.2, S. 850, um 1780 in Rom entstanden. Auf dem Rücken oben aufgeklebt barockes helles Signaturschild 773, darunter direkt auf den Rücken der Buchtitel notiert, Leges Ripuariae [?], unten blaues Schildchen mit aktueller Signatur.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Modernes blaues Signaturschild der Vaticana Pal. lat. 773 auf dem vorderen Spiegel. Auf Vorsatzbl. 2ar aktuelle Signatur, nebst Altsignaturen 7 und 1368 [durchgestrichen], auf 1r neben aktueller Signatur Altsignatur 437 [durchgestrichen]. Auf 1r Titel von neuzeitlicher Hand, darüber ein weiteres Mal erkennbar, aber durch Beschnitt zum größten Teil verloren gegangen. Wohl zu Beginn des 9. Jhs. geschrieben, enthält die Hs. die Lex Ribuaria mit dem typischen, der Gesetzessammlung gerne beigegebenen Kapitular Karls des Großen von 803. Zwei weitere Kapitulare des Kaisers aus demselben Jahr komplettieren das Kompendium, wobei das letzte Kapitular im Text abbricht. Da die Texte auf die ribuarischen Verhältnisse ausgerichtet sind, wird in der Forschung die Entstehung der Hs. in genanntem Raum vermutet. Lehmann überlegt ferner, ob der Codex über Matthias Flacius Illyricus (1520–1575) und Ulrich Fugger (1526–1584) in die Bibliotheca Palatina gelangt sein könnte (Lehmann, Fuggerbibliotheken 1, S. 148). Allerdings findet sich im Katalog der Bibliothek in der Heiliggeistkirche von 1581 ein passender Eintrag: Leges Ripuariae, geschrieben perment, schmal 4, bretter, [durchgestrichen: sch] braun leder, bucklen (Pal. lat. 1945, 11).

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_773
Literatur
Ausst.-Kat. Palatina, S. 53f.; Bethmann, Nachrichten, S. 342; Bibliotheca legum (http://www.leges.uni-koeln.de/mss/handschrift/vatikan-bav-pal-lat-773/); Bernhard Bischoff, Katalog der festländischen Handschriften des neunten Jahrhunderts (mit Ausnahme der wisigotischen). Teil 3: Padua-Zwickau. Aus dem Nachlaß herausgegeben von Birgit Ebersperger, Wiesbaden 2014, S. 416; Buchner, Handschriften, Drucke und Textgestaltung, in: MGH LL nat. Germ. 3,2, S. 32-51 (ebenda S. 181f. Übersicht über die ältere Literatur); Arnold Bühler, Capitularia Relecta. Studien zur Entstehung und Überlieferung der Kapitularien Karls des Großen und Ludwigs des Frommen, in: Archiv für Diplomatik 32 (1986), S. 305–502, hier S. 360, 484–490; Thomas Faulkner, Law and Authority in the Early Middle Ages. The Frankish Leges in the Carolingian Period, Cambridge 2016, S. 71, 111, 126f., 146; Martina Hartmann, Humanismus und Kirchenkritik. Matthias Flacius Illyricus als Erforscher des Mittelalters, Stuttgart 2001, S. 63, 252; Wilfried Hartmann, Einige Fragen zur Lex Alamannorum, in: Der Südwesten im 8. Jahrhundert aus historischer und archäologischer Sicht, hrsg. von Hans Ulrich Nuber / Heiko Steuer / Thomas Zotz, Sigmaringen 2004 (Freiburger Forschungen zum ersten Jahrtausend in Südwestdeutschland 13), S. 313–333, hier S. 321; Lehmann, Fuggerbibliotheken 1, S. 148; Manuscripta juridica Pal.lat.773; Hubert Mordek, Bibliotheca capitularium regum Francorum manuscripta. Überlieferung und Traditionszusammenhang der fränkischen Herrschererlasse, München 1995 (MGH Hilfsmittel 15), S. 799–801 (mit weiterer Literatur); OVL, Pal.lat.773; Georg Heinrich Pertz, Italiänische Reise vom November 1821 bis August 1823, Hannover 1824 (= Archiv der Gesellschaft für Ältere Deutsche Geschichtskunde 5 [1824]), S. 218f.; Schunke, Einbände 2.2, S. 850; Stevenson, Latini, S. 276; Karl Ubl, Sinnstiftungen eines Rechtsbuchs. Die Lex Salica im Frankenreich, Ostfildern 2017 (Quellen und Forschungen zum Recht im Mittelalter 9), S. 184 A. 105.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1v–48v Digitalisat

Titel
Lex Ribuaria.
Angaben zum Text
Zur Aufteilung der Tituli s. Pertz, Italiänische Reise, S. 218: (1r) Nachgetragener Titel; (1v–4v) Inhaltsverzeichnis; (4v–48v) Text.
Incipit
1v ›Siquisingenuus ingenuum ictu percusserit
Explicit
48v … ut pax perpetua stabilis permaneat.
Edition
MGH LL nat. Germ. 3,2.

2) 48v–57v Digitalisat

Titel
Kapitularien Karls des Großen.
Angaben zum Text
Kapitularien Karls des Großen aus dem Jahr 803, nach der maßgeblichen Ausgabe der MGH die Nrr. 41, 39, 40: (48v–51r) Capitulare legi Ribuariae additum; (51r–55v) Capitulare legibus additum; (55v–57v) Capitulare missorum, bricht ab in Capitulum 19; (58r) beschädigtes Bl., womöglich alter Hinterspiegel mit Kleberesten.
Rubrik
48v ›Incipit nova legis constitvtio Karoli imperatoris qua in lege Ribuaria mittenda est‹.
Incipit
48v ›I. Capitulum: Siquis ingenuus ingenuum ictu percusserit
Explicit
57v … et postquam omnes … [Text bricht ab] .
Edition
MGH Capit. 1, Nr. 41, 39, 40.


Bearbeitet von
Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 773. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
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Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.