Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 777
Kanonistische Sammelhandschrift
Papier · 6, 226, 3 Bll. · 30,4 × 21,2 cm · Südwestdeutschland · Mitte 15. Jh.
- Schlagwörter (GND)
- Rota Romana / Urteil.
- Entstehungsort
- Südwestdeutschland.
- Entstehungszeit
- Mitte 15. Jh.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Papier.
- Umfang
- 6, 226, 3 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 30,4 × 21,2 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1a + 34a + I6a + 19 VI228* + (I-1)229*. Bei ungez. Bll. folgt die Zählung dem Digitalisat (1a–6a, 227*–229*). Vorderer Spiegel Gegenbl. von 1a, hinterer Spiegel Gegenbl. von 229*.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Vor- und Nachsatzbll. ungez. Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–226). Durchgängig Reklamanten auf der letzten Versoseite der Lage auf dem Fußsteg rechts. Lagenfoliierung auf Rectoseiten auf dem Fußsteg rechts mit Minuskelbuchstaben und arabischen Ziffern, teilweise durch Beschnitt verloren gegangen.
- Zustand
- Stockflecken, v.a. am oberen Rand. Lagenmitte im Falz gebräunt. Teile von 226 herausgeschnitten. Wenige Gebrauchsspuren.
- Wasserzeichen
- Freistehendes, doppelrädriges Mühlrad mit sechs Speichen und Kurbel als Beizeichen, in zwei Varianten, auf Bll. 1, 6, 10, 23-25, 32-34, 40, 44, 48, 53, 57-61, 63–66, 81, 83-87, 92-102, 105, 108-110, 115, 124, 132-139, 143-151, 153, 156-158, 164, 176-179, 181, 187-190, 196, 205-211, 213, 215-217, 224, ähnlich Wzz. von Papieren, die 1459 in Solothurn beschrieben wurden, WZIS CH7740-PO-122918, auf Bll. 2-4, 8, 13-21, 28-31, 35, 43, 46-47, 50, 54, 62, 77, 82, 91, 104, 107, 111-113, 120, 131, 141, 152, 154-155, 160-163, 166-174, 180, 184-185, 195, 198-203, 212, 214, 218, annähernd identisch mit Wzz. von Papieren, die 1450–1455 in Ostschwaben / Nordbayern beschrieben wurden, WZIS DE1935-Mscr_Dresd_M_180_71 .
- Schriftraum
- 19,3 × 12–17 cm (mit Kommentaren).
- Spaltenanzahl
- 1 Spalte.
- Zeilenanzahl
- 43 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Alle Texte wurden von einer Hand geschrieben, die sich einer Semitextualis im Derolezschen Sinn bediente (vgl. Derolez, Palaeography, S. 119–122). Dabei sind die Brechungen nicht stark ausgeprägt und es zeigen sich Einflüsse humanistischer Schriften, wie die meist verwendete Capitalis bei Majuskeln. Möglichweise handelt es sich hier um denselben Schreiber, der auch die Texte in Pal. lat. 684 schrieb.
- Buchgestaltung
- Zeilengerüst mit Silberstift vorgezogen. Jeder Decisio ist auf dem Rand eine durchnummerierte lateinische Ziffer zur Seite gestellt (ab 300 in arabischen Ziffern), jede Decisio beginnt alternierend mit einer blauen oder roten Lombarde, innerhalb der Decisio alternierend blaue oder rote Paragrafenzeichen zur Strukturierung des Texts. Im zweiten Text jeder Decisio alternierend blaues oder rotes Paragrafenzeichen vorangestellt.
- Buchschmuck
- Rubrik auf 1r beginnt mit roter Lombarde mit Fleuronnéperlenbesatz und Fadenausläufern, im Binnenfeld im Büschel angeordnetes Knospenfleuronné. Incipit grüne Initiale mit Blattranken vorangestellt, mit rotem Knospenfleuronnébesatz und roten Fadenausläufern, im Binnenfeld Knospenfleuronné. Zum Buchschmuck siehe auch heidICON.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Kurze Inhaltsangaben, Korrekturen, Verweise und Anmerkungen von Schreiberhand auf Rändern. Kaum grafische Verweiszeichen. Teilweise Seitentitel von jüngerer Hand nachgetragen.
- Einband
- Pappe mit weißem Pergament überzogen, Löcher für Schließbänder noch vorhanden. Auf Rücken rotes Schild und zwei blaue aufgeklebte Schildchen mit aktueller Signatur, sowie die Wappenstempel in Gold von Papst Pius XII. und dem Kardinal und Bibliothekar Giovanni Mercati (1866–1957), gefertigt in Rom zwischen 1939 und 1957 (Schunke, Einbände 2.2, S. 850).
- Provenienz
- Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Auf Vorderspiegel blaues Schildchen mit aktueller Signatur, darunter ausgeschnittener alter Rückentitel: Decisiones Bellameræ de anno 74 75. 77. Auf 2ar neben aktueller Signatur Altsignatur 793 [durchgestrichen], auf 5ar Capsa-Nummer C. 159, darunter Allacci-Signatur 1265 (?) [durchgestrichen], ferner Altsignaturen 220 [durchgestrichen] und 494. Auf 5av Vermerk oder Altsignatur, auf 6ar Altsignatur 47. Lehmann verortet die Entstehung der Hs. in Italien (Lehmann, Fuggerbibliotheken 2, S. 486). In der Tat lässt der paläografische Befund dies auch als wahrscheinlich erscheinen. Der Buchschmuck wie auch die Wzz. verweisen jedoch auf eine Werkstatt in Südwestdeutschland, in der auch Pal. lat. 684 entstanden sein dürfte. Es ist durchaus möglich, dass sich der Codex später im Besitz des Ulrich Fugger (1526–1584) befand, wie Lehmann mit Verweis auf den Bibliothekskatalog von 1571 (Pal. lat. 1921, 100v) annahm.
- Literatur
- Dolezalek, Verbreitung, S. 79, 99; André Fliniaux, Contribution à l’histoire des sources du
droit canonique. Les anciennes collections de Decisiones Rotae Romanae, in:
Revue historique de droit français et étranger 4 (1925), S. 61–93, 382–410,
hier S. 83; Henri Gilles, La vie et les oeuvres de Gilles Bellemère,
in: Bibliothèque de l’Ecole des Chartes 124 (1966), S. 30–136, 382–431, hier S.
418f.; Gugumus, Erforschung, S. 128 A. 17a; Lehmann, Fuggerbibliotheken 2, S.
486; OVL,
Pal.lat.777; Schunke, Einbände 2.2, S. 850; Stevenson, Latini, S. 277.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
1) 1r–200v
- Verfasser
- Gilles Bellemère (GND-Nr.: 100966845).
- Titel
- Decisiones Rotae Romanae.
- Angaben zum Text
- 201r–201v leeres Zeilengerüst.
- Rubrik
- 1r ›Hec‹ sunt decisiones de concilijs Rote dominorum sacri palacij causarum auditorum per venerabilem virum dominum Egidium Bellemere utriusque iuris doctorem eiusdem palacij auditorem de anno septuagesimoquarto et citra de annis septuagesimoquinto et septuagesimo septimo recollecte.
- Incipit
- 1r ›Prima‹ conclusio est, quod consuetudo opcionis de qua loquitur c. Cum in tua de consuetudine li. vj. prescribitur in deceni annis ut uidetur notasse glossa in dicto c. Cum in tua …
- Explicit
- 200v … quam differenciam scripsi in regula ignorancia allegata.
- Edition
- Der Text liegt in keiner modernen Edition vor, erschien aber bereits 1474 als Wiegendruck (GW 8209–8210).
2) 202r–226r
- Verfasser
- Johannes de Lovania de Ruremunde.
- Titel
- Tabula sive summarium conclusionum sive decisionum.
- Rubrik
- 202r ›Tabula‹ siue summarium conclusionum seu decisionum reuerendi patris domini G. de Bellemere tunc apostolici palacij causarum auditoris postea episcopi Auinionensis iuxta rubricas decreti compilata a me Johanne de Leuania de Ruremunde.
- Incipit
- 202r ›De constitucionibus‹. 600. Vbi in constitucione exprimitur causa illa cessante cessat constitucio …
- Explicit
- 226r … eciam priuilegio extrauagantium Iohannis xxij. que incipit Matheus.
- Bearbeitet von
- Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 777. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.