Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 780

Wilhelm Durand, Speculum iudiciale

Pergament · 1, 220, 1 Bll. · 44,2 × 27,2 cm · Bologna · 1. Hälfte 14. Jh.


Schlagwörter (GND)
Kanonisches Recht / Römisches Recht / Prozessrecht.
Entstehungsort
Bologna.
Entstehungszeit
1. Hälfte 14. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
1, 220, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
44,2 × 27,2 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 3 V38 + IV46 + 2 V66 + II70 + 171 + (V-1)81 + 5 V149 + II153 + V163 + (V-1)173 + (V-1)183 + 5 V233 + (V-3)243 + III249 + (I-1)250*. Vorderspiegel Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 250*. Zählung beginnt mit 9. Zählfehler: 40 kommt vor 39, Buchanfänge 72, 166 und 175 herausgetrennt, 82–99 ausgelassen.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Zeitgenössische Foliierung in arabischen Ziffern (9–249), die ersten 8 Bll. fehlen demnach. Vor- und Nachsatzbl. ungez., weshalb hier Zählung der Digitalisate übernommen wird (1a, 250*). Verzierte Reklamanten durchgehend auf der letzten Versoseite der Lage auf dem Fußsteg (fehlen auf 149, 153). Größtenteils mit Lagenfoliierung in Form von Minuskel und römischer Ziffer.
Zustand
Pergament verschmutzt und gebräunt, zahlreiche Flecken, Schrift berieben und mitunter etwas verblasst.

Schriftraum
24,3 × 19,7–21,7 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
83–91 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Der Text wurde von mehreren Händen geschrieben, wobei mindestens eine Hand auch die für Bologna typische Littera Bononiensis verwendete.
Buchgestaltung
Zeilengerüst mit Metallstift vorgezogen. Lebender Seitentitel in Blau und Rot. An den Anfängen der Kapitel wahlweise Initiale auf einem Feld, in der Regel mit ins Interkolumnium ablaufenden Ranken (ab 173v auch mit figürlichen Darstellungen) oder aber alternierend blaue oder rote Lombarde mit vorgeschaltetem Paragrafenzeichen in Gegenfarbe im Interkolumnium und Fleuronné, wiederum in Gegenfarbe versehen. Ferner Rubriken, alternierend blaue und rote Paragrafenzeichen. Angaben für Rubrikator z.T. noch vorhanden.
Buchschmuck
s. Buchgestaltung. Da die Bll. mit den Buchanfängen herausgetrennt wurden, ist anzunehmen, dass sich auf diesen aufwändiger gestaltete Initialen befanden.

Nachträge und Benutzungsspuren
Korrekturen im Zuge des Entstehungsprozesses im Peciensystem (s. auch Kommentar zur Provenienz) von anderer Hand nachgetragen. Anmerkungen von mehreren Händen, wobei durch späteren Beschnitt manche beeinträchtigt sind. Grafische Verweiszeichen, v.a. in Form von Maniculae.

Einband
Pergamentband über Pappe, nach Schunke, Einbände 2.2, S. 850, um 1780 in Rom entstanden. Löcher für Schließbänder in den Deckeln noch vorhanden. Gelb-kupferfarbenes Kapital. Der Rücken oben und unten mit Pergament restauriert, auf dem Kopf Signatur mit Blei notiert: P. L. 780.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Modernes blaues Signaturschild der Vaticana Pal. lat. 780 nebst hellblauem barockem 780 auf dem vorderen Spiegel. Auf Vorsatzbl. 1ar aktuelle Signatur, Altsignatur 755 [durchgestrichen]. Auf 9r Altsignaturen 2068 [durchgestrichen] und 577. Wie die Schrift und der Buchschmuck suggerieren, entstand die Hs. in der ersten Hälfte des 14. Jhs. in Bologna. Typisch für die juristische Buchproduktion in besagter oberitalienischer Stadt war die Fertigung im Peciensystem. Auch hier sind Pecienvermerke regelmäßig und geradezu idealtypisch zu finden, so auf 9va: finit iiij, das Ende der vierten Pecia anzeigend, darüber die Abkürzung cor für das ‚correxi‘ des Korrektors (Korrekturabkürzungen aber nicht nur am Ende der Pecien, sondern auch am Ende der Lagen). Die ersten acht Bll. wurden bereits in vorrömischer Zeit herausgetrennt, wie Capsa-Nummer C. 173, darunter Allacci-Signatur 1506, auf 9r nahelegen.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_780
Literatur
Manuscripta juridica, Pal.lat.780; OVL, Pal.lat.780; Mario Ascheri, ‚Consilium sapientis‘, perizia medica e ‚res iudicata‘: Diritto dei ‚dottori e istituzioni comunali, in: Proceedings of the Fifth International Congress of Medieval Canon Law, Salamanca, 21–25 September 1976, hrsg. von Stephan Kuttner / Kenneth Pennington, Vatikanstadt 1980 (Monumenta iuris canonici, Series C, Subsidia 6), S. 533–579, hier S. 570; Schunke, Einbände 2.2, S. 850; Stevenson, Latini, S. 279.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 9ra–249vb Digitalisat

Verfasser
Wilhelm Durand (GND-Nr.: 118681273).
Titel
Speculum iudiciale.
Angaben zum Text
Es fehlen die ersten acht Bll., am Anfang von Liber II, III und IV jeweils erstes Bl. herausgeschnitten, Text endet in Liber IV: (9ra–71ra) Liber I; (71v) unvollständiges nachgetragenes Inhaltsverzeichnis; (73ra–165vb) Liber II; (167rb–174vb) Liber III; (176ra–249vb) Liber IV.
Incipit
9ra … [Anfang fehlt] questione omnibus l. i. in fine. Hec uera sunt
Explicit
249vb … uel expectabitur tempus messium ut sci[atur…Text bricht ab].
Edition
D. G. Dvrandi episc. Mimatensis Specvlvm juris […], 4 Bde., Frankfurt am Main 1612.


Bearbeitet von
Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 780. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.