Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 791

Iacopo Alvarotti, Lectura Librorum feudorum

Papier · 1, 370, 1 Bll. · 43,4 × 29 cm · Oberitalien · Mitte 15. Jh.


Schlagwörter (GND)
Römisches Recht / Corpus iuris civilis / Libri feudorum / Vorlesung.
Entstehungsort
Oberitalien.
Entstehungszeit
Mitte 15. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
1, 370, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
43,4 × 29 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 37 V370 + (I-1)371*. Vorderspiegel Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 371*.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–370). Vor- und Nachsatzbl. ungez., weshalb hier Zählung der Digitalisate übernommen wird (1a, 371*). Durchgängig Reklamanten, meist verziert, auf der letzten Versoseite der Lage auf dem Fußsteg mittig. Lagenfoliierung mit Buchstabe und arabischer Ziffer auf der ersten Hälfte der Rectoseiten einer Lage in der unteren Ecke.
Zustand
Stockfleckig, v.a. am oberen Rand. Tinte verblasst, schlägt zuweilen durch. Einige Flecken. Auf den letzten Bll. Wasserschaden auf dem äußeren Rand, ohne Schriftverlust. Falzverstärkungen in der Mitte der Lagen.
Wasserzeichen
Dreiberg im Kreis, als Beizeichen einkonturige Stange mit senkrechtem, einkonturigem Kreuz, vergleichbar mit Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1387 in Perugia Verwendung fanden, IT6900-PO-153600.

Schriftraum
27 × 18 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalte.
Zeilenanzahl
60 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Der Schreiber bediente sich einer Semitextualias im Derolezschen Sinn (Derolez, Palaeography, S. 118–122).
Buchgestaltung
Zeilengerüst mit Metallstift vorgezogen. Zu Beginn eines jeden Titulus alternierend blaue oder rote Lombarde mit flüchtig angelegtem Fleuronné in Purpur und folgend Rubrik, nach dem einleitenden Text alternierend größere blaue oder rote Initialmajuskel mit ebensolchem Fleuronné, die übrigen Buchstaben der Titulusanfänge in Rotunda und schwarzer Tinte als Auszeichnungsschrift vergrößert dargestellt, über zwei Zeilen reichend. Anfänge eines jeden Capitulus mit alternierend blauem oder rotem Paragrafenzeichen und vergrößerten Anfangsworten in Rotunda als Auszeichnungsschrift hervorgehoben. Alternierend blaue und rote Paragrafenzeichen zur Unterteilung der Sinnabschnitte. Im Sinne eines lebenden Seitentitels bis 256v Titel auf der Versoseite auf dem Fußsteg links.
Buchschmuck
s. Buchgestaltung.

Nachträge und Benutzungsspuren
Anmerkungen von mehreren Händen, v.a. anfänglich Schlagwörter und mitunter Seitentitel von einer Hand in humanistischer Kursive des 16. Jhs. Kaum grafische Verweiszeichen.

Einband
Pergamentband über Pappe, nach Schunke, Einbände 2.2, S. 851, um 1780 in Rom entstanden. Löcher für Schließbänder in den Deckeln noch vorhanden. Gelb-kupferfarbenes Kapital. Auf dem Rücken oben blaues barockes Signaturschild 791, darunter blaues Signaturschild Pal. lat. 791, darunter Titel mit Tinte auf Rücken notiert: IACOBVS DE ALVAROTTIS DE FEVDIS, darunter in Blau Pal. Auf dem Unterschnitt: ALVEROT.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Auf dem vorderen Spiegel modernes blaues Signaturschild der Vaticana Pal. lat. 791 und zwischen 316 und 317 aufgefundener Zettel mit Liste an Geldbeträgen in deutscher Kurrent aus dem 16. Jh. (u. a. Geldsumme mit dem zwischen 1498 und 1571 geprägten Schreckenberger). Auf Vorsatzbl. 1ar aktuelle Signatur mit Altsignaturen 688 [durchgestrichen] und weiterer unleserlicher, auf 1r Capsa-Nummer C. 133, darunter Allacci-Signatur 1590 [durchgestrichen], nebst Altsignaturen 455 und 576. Lehmann, Fuggerbibliotheken 2, S. 487 wähnte die Hs. im 16. Jh. im Eigentum des Ulrich Fugger (1526–1584). Als Begründung führt er den auf 1r befindlichen Schild an, den er für jenen der Fugger hält, wobei die Lilien nicht ausgeführt worden seien. Aber selbst mit Lilien lässt sich aus dem goldenen Balken auf blauem Grund nicht das Wappen des Ulrich Fugger oder eines seiner Fuggerschen Verwandten konstruieren (vgl. Das Ehrenbuch der Fugger, Bd. 2, Die Babenhausener Handschrift [Veröffentlichungen der Schwäbischen Forschungsgemeinschaft bei der Kommission für Bayerische Landesgeschichte, Reihe 4, 30,2; Studien zur Fugger-Geschichte 39,2], Augsburg 2004, v. a. S. 116). Es muss sich also um das Wappen einer anderen Person handeln. Eine Möglichkeit wäre ein Mitglied des Hauses der Grafen von St. Omer / Fauquembergues. So führte es beispielsweise Rudolf von Fauquembergues, der im Jahr 1504 Marie, die Tochter des Anton, Bastard von Burgund (1421–1504) ehelichte (Armorial Charolais, Paris, BnF, Bibliothèque de l’Arsenal, Ms–4150, 8v: Le Conte de Foucamberg, en 1504 Rodolphe espousa damoiselle Marie de Bourgogne, fille de mr Antoine Batar de Bourgogne, ark:/12148/btv1b52502619r; s. auch die Edition L’armorial Charolais, d’après le manuscrit B.N. Arsenal 4150, hrsg. von Michel Popoff, Paris 2003), von dem eine Hs. in der Bibliotheca Palatina erhalten geblieben ist, die womöglich über denselben, bisher noch unbekannten Weg in den Bestand gelangte (vgl. Pal. lat. 1995).

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_791
Literatur
Lehmann, Fuggerbibliotheken 2, S. 487; Manuscripta juridica, Pal.lat.791; OVL, Pal.lat.791; Schunke, Einbände 2.2, S. 851; Stevenson, Latini, S. 281.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1ra–334va Digitalisat

Verfasser
Iacopo Alvarotti (GND-Nr.: 124853749).
Titel
Lectura Librorum feudorum.
Rubrik
1ra ›Jn nomine sancte et indiuidue trinitatis, patris et filij et spiritus sancti, gloriose virginis Marie, utriusque apostoli tociusque curie celestis. Amen‹.
Incipit
1ra [A]nimaduerti et sepe mecum cogitaui, spectabilis rector, reuerendi patres fratres dilectissimi et vniuersitas veneranda, vos non parum admirari quod ego, qui presenti tempore neque officio lecture apud vos fungi
Explicit
334va … proficiscantur ad castra.
Edition
Der Text liegt in keiner modernen Edition vor, erschien aber bereits 1477 als Wiegendruck (GW 1589–1592).

2) 334va–369vb Digitalisat

Verfasser
Iacopo Alvarotti (GND-Nr.: 124853749).
Titel
Repertorium Lecturae.
Incipit
334va ›Explicitisammodo per dei graciam spectabilis rector et vniuersitas veneranda
Explicit
369vb … et vide in littera Dominus.
Edition
s. Text 1 (GW 1589–1592).

3) 369vb–370v Digitalisat

Verfasser
Iacopo Alvarotti (GND-Nr.: 124853749).
Titel
Index repertorii.
Incipit
369vb ›Abbas, absencia, abstinere
Explicit
370vd ›Completumatque perfectum est presens opus per me Iacobum Aluarottum, civem Patauum, die lune sexto Octobris in vigilia gloriose virginis et matris sancte Justine, olim Patauine urbis regine, currentibus annis domini a natiuitate eiusdem 1438.Summas grates deo habeo ac refero‹.
Edition
s. Text 1 (GW 1589–1592).


Bearbeitet von
Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 791. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.