Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 792
Wilhelm Durand, Speculum iudiciale
Pergament · 2, 304, 2 Bll. · 40,1–40,2 × 25,2–25,5 cm · Bologna · Mitte 14. Jh.
- Schlagwörter (GND)
- Kanonisches Recht / Römisches Recht / Prozessrecht.
- Entstehungsort
- Bologna.
- Entstehungszeit
- Mitte 14. Jh.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Pergament.
- Umfang
- 2, 304, 2 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 40,1–40,2 × 25,2–25,5 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1a + 12a + 28 V279 + VI291 + V301 + I303 + 1304* + (I-1)305*. Vorderspiegel Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 305*. Zählfehler: nach 87 ungez. Bl.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–303), zuweilen noch lateinische Ziffern einer zeitgenössischen Foliierung sichtbar, die meist durch Beschnitt verlustig ging. Bei ungez. Bll. folgt die Beschreibung dem Digitalisat (1a-2a, 87a, 305*). Durchgängig verzierte Reklamanten auf der letzten Versoseite der Lage auf dem Fußsteg rechts, teilweise durch Beschnitt beeinträchtigt oder verloren gegangen.
- Zustand
- Haar- und Fleischseite des Pergaments deutlich zu erkennen. Zuweilen Schrift etwas verblasst. Auf 1r zudem auch Buchillustration an einigen Stellen etwas verblasst und abgerieben. Mehrere genähte Risse. Wenige Benutzungsspuren.
- Schriftraum
- 32–33 × 19,1–20,5 cm.
- Spaltenanzahl
- 2 Spalten.
- Zeilenanzahl
- 78 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Die Schrift ist ein typisches Beispiel der in Bologna gepflegten Littera Bononiensis. Aufgrund ihrer Standardisierung sind Aussagen über verschiedene Hände kaum möglich. Die Schrift ist entsprechend dem anspruchsvollen Buchschmuck kalligrafisch aufwändig gestaltet. Korrekturen trug der Schreiber auf den Rändern nach.
- Buchgestaltung
- Zeilengerüst mit Silberstift vorgezogen. Auf jeder Versoseite ein rotes L als Abkürzung für ‚Liber‘ als Seitentitel, auf der Rectoseite dem jeweiligen Buch zugeordnete lateinische Ziffer in Blau und Rot. Rubriken innerhalb des Fließtexts in Rot (Angaben für den Rubrikator auf Rändern erhalten), ferner Anfänge mit Bildeinschluss- oder Figureninitiale hervorgehoben, in denen Ranken, menschliche Köpfe, Drachen und fabelhafte Tiere erscheinen, zuweilen mit Ranken oder anderen Verzierungen, die ins Interkolumnium ablaufen. Innerhalb der Kapitel Anfänge mit alternierend blauen und roten Lombarden mit Fleuronnéleisten, Froschlaichmotiv als Besatz und Fadenausläufern. Zur inhaltlichen Unterteilung alternierend blaue und rote Paragrafenzeichen.
- Buchschmuck
- Auf 1r historisierte Eingangsinitiale, im blauen Feld Majuskel-R mit Darstellung eines Bischofs, der ein Buch in Händen hält, Ranken in Altrosa, Blau, Gold und Rot auf Kopf-, Bund- und Fußsteg ablaufend. Auf Letzterem von einem Drachen gehaltenes, unkenntliches Wappen, daneben Darstellung einer bekrönten Frau mit goldenem Umhang, die einem Mann mit Kopfbedeckung und altrosa Gewand eine Fahne überreicht, darauf goldener Helmwulst / Kranz mit Ranken (?) auf blau-rot gespaltenem Grund. Auf 291v rotes Stemma zur Darstellung von Verwandtschaftsverhältnissen (s. auch die Bildbeschreibung in heidICON.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Nur wenige Anmerkungen in jüngeren, gotischen kursiven Schriften, v.a. auf die Glossa ordinaria des Johannes Andreae (um 1270–1348) Bezug nehmend. Die beeinträchtigte Anmerkung auf dem Seitensteg von 42v in jüngerer gotischer Kursive legt einen jüngeren Beschnitt der Bll. nahe. Einige grafische Verweiszeichen, v.a. in Form von Zeigehänden.
- Einband
- Römischer Einband, Pappe mit weißem Pergament überzogen, in Rom um 1780 gefertigt (Schunke, Einbände 2.2, S. 851). Auf Buchrücken zwei blaue aufgeklebte Schildchen mit aktueller Signatur, darunter Rückentitel: DVRANTI Speculum iudiciale, darunter in Blau: Pal. Kopf und Schwanz leicht ausgerissen.
- Provenienz
- Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Auf Vorderspiegel blaues Schildchen mit aktueller Signatur. Auf 1ar neben aktueller Signatur Altsignaturen 689 [?] und 707 [?] [beide durchgestrichen]. Auf 1r Capsa-Nummer C. 182, darunter Allacci-Signatur 1164, sowie Altsignatur 506. Bildschmuck und Herstellung deuten auf die Universität Bologna als Entstehungsort hin. Durchgängig finden sich Pecienvermerke, beispielsweise auf 6v finit ij pecia, darunter mit anderer Tinte der Vermerk des Korrektors correxi. Auch die Verbesserungen des Korrektors sind noch nachzuverfolgen, so auf 21v de auf dem Seitensteg sowie michi, potest und hinc auf dem Bundsteg. Einen Hinweis auf einen Besitzer gibt der Vermerk auf 303v (Name auf Rasur?): Liber iste est mei Paulli [es folgen durchgestrichene Buchstaben]. Lehmann sieht in jenem Paullus den Stationar, dem auch Pal. lat. 938 gehörte. Zudem wäre dieser Codex schließlich im Besitz von Ulrich Fugger (1526–1584) gewesen und mit seiner Sammlung in die Bibliotheca Palatina übergegangen. Für beide Annahmen lassen sich auf den Digitalisaten der Hs. keine Belege finden. Ebenso könnte die Hs. auch aus einem Bücherlegat der zahlreichen Gelehrten zugunsten der Universität Heidelberg stammen, in denen Hss. mit einem Speculum iudiciale / Speculum iuris erwähnt werden.
- Literatur
- Ausst.-Kat. Palatina, S. 50f.; Lehmann, Fuggerbibliotheken 2, S.
487; OVL,
Pal.lat.792; Schunke, Einbände 2.2, S.
851; Stevenson, Latini, S. 282.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
1) 1ra–303rb
- Verfasser
- Wilhelm Durand (GND-Nr.: 118681273).
- Titel
- Speculum iudiciale.
- Angaben zum Text
- (1ra–84rb) Liber I; (84va–196rb) Liber II; (196rb–208va) Liber III; (208va–303rb) Liber IV.
- Rubrik
- 1ra ›Jn nomine domini et gloriose uirginis matris eius speculum iuditiale a magistro Guliellmo Duranti compositum incipit‹.
- Incipit
- 1ra ›Reuerendo‹ in Christo patri suo domino Octobono, dei gratia sancti Adriani diacono cardinali …
- Explicit
- 303rb … sed ministerii effectum fauorem profecto non querentis humanum sed solum brauium sempiternum ad quos nos perducat qui sine fine viuit et regnat. Amen. Explicit Speculum iudiciale magistri Guilli Duranti. Deo gratias. Amen.
- Edition
- D. G. Dvrandi episc. Mimatensis Specvlvm juris […], 4 Bde., Frankfurt am Main 1612.
- Bearbeitet von
- Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 792. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.