Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 795

Henning Göde, Processus iudiciarius

Pergament · 4, 105, 3 Bll. · 30,9 × 20,5 cm · Wittenberg · um 1516


Schlagwörter (GND)
Kanonisches Recht / Römisches Recht / Prozessrecht.
Entstehungsort
Wittenberg.
Entstehungszeit
um 1516.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
4, 105, 3 Bll.
Format (Blattgröße)
30,9 × 20,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(II-1)3a + 14a + 7 IV55 + III61 + IV69 + III75 + 3 IV100 + (III-1)103 + (II-1)106*. Erste Lage beginnt mit A. Zählfehler: 77 ausgelassen, auf 101 folgen zwei ungez. Bll. Vorderspiegel Gegenbl. von 3a, Hinterspiegel Gegenbl. von 104*.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Zeitgenössische Foliierung (1–101). A, 102 und 103 später nachgetragen. Vor- und Nachsatzbll. wie auch unbeschriebene Bll. teilweise ungez., weshalb hier Zählung der Digitialisate übernommen wird (1a–4a, 101a–101b, 104*–105*). Lagenfoliierung mit Buchstaben und lateinischer Ziffer bis h iiii auf 59r, auf 63r weiter mit a ij bis 73r b iiij, womit die Lagenfoliierung endet.
Zustand
4a nur noch fragmentarisch erhalten. Auf den ersten Bll. eingerissene Stellen mit Japanpapier angefasert. Wasserschaden im gesamten Codex, ohne Textverlust, wobei die Tinte im hinteren Teil etwas verblasst ist. Zahlreiche Flecken.
Wasserzeichen
Ochsenkopf mit Augen, Nasenlöchern und Schleimfaden am Maul, als Oberzeichen um Stange mit Kreuz windende Schlange. Bei WZIS und Briquet, Les filigranes, keine Entsprechung.

Schriftraum
23 × 18,5 cm.
Spaltenanzahl
1 Spalte.
Zeilenanzahl
31–43 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Von einer Hand in Kurrent, bis auf 76r. Letztere Hand schrieb in der Folge auch die Überschriften, vorausgesetzt die erste Hand übte sich hier nicht in einer Kanzleikursiven.
Buchgestaltung
Äußerer und innerer Rand des Schriftraums vorgefaltet. Fließtext unterbrochen von eingerückten Überschriften mit etwas gegenüber dem Haupttext vergrößerten Buchstaben. Zwischendurch Überschriften rubriziert.
Buchschmuck
s. Buchgestaltung.

Nachträge und Benutzungsspuren
Anmerkungen, Unterstreichungen und grafische Verweiszeichen von mehreren Händen. Rätsel auf 102v und Notizen auf 103v von anderen Händen nachgetragen.

Einband
Pergamentband über Pappe, nach Schunke, Einbände 2.2, S. 851, um 1780 in Rom entstanden. Löcher für Schließbänder in den Deckeln noch vorhanden. Gelb-kupferfarbenes Kapital. Auf dem Rücken oben blaues barockes Signaturschild 795, darunter blaues Signaturschild Pal. lat. 795, darunter Titel mit Tinte auf Rücken notiert: Processus iudiciarius utriusque fori.
Provenienz
Wittenberg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Auf dem vorderen Spiegel modernes blaues Signaturschild der Vaticana Pal. lat. 795. Auf Vorsatzbl. 1ar aktuelle Signatur, samt Altsignaturen 69 und einer weiteren unleserlichen, da beide durchgestrichen, auf 4ar Altsignaturen 187 [durchgestrichen] und 480, auf Ar Capsa-Nummer C. 128, auf 1r weitere Altsignatur 480 [?]. Den im Titel schwierig aufzulösenden Namen des Autors glossierte eine andere Hand auf dem Rand mit dem Verweis auf Konrad Gessners (1516–1565) Bibliografie: Gesnerus in Bibliotheca universalis Henningum Goeden Hauelbergensem. Auch aus dem Text geht eindeutig hervor, dass es sich um den ‚Processus iudiciarius‘ des Henning Göde handeln muss, der 1538 erstmals im Druck auf Grundlage eines Kollegienhefts erschien. Wenn hier im Titel das Publikationsdatum 1516 genannt wird, könnte dies dafür sprechen, dass der Text in diesem Jahr in dieser Form als Vorlesung an der Universität Wittenberg gehalten wurde und vorliegende Hs. entweder als Vorlesungsmanuskript diente oder ein von einem Studenten geführtes Kollegienheft darstellt. Dass der Codex von Gelehrten deutscher Zunge verwendet wurde, zeigt nicht nur der Verweis Conpaß brieff auf 98r, sondern auch die dem Text vorgestellten und angefügten Notizen. Lehmann, Fuggerbibliotheken 2, S. 488 mutmaßt, dass die Hs. aus dem Eigentum des Augsburger Bibliophilen Ulrich Fugger (1526–1584) stammen könnte, wobei er zu bedenken gibt, dass der Codex keinerlei „Fuggermerkmale“ aufweise. Diese Vermutung ist keinesfalls abwegig, da Pal. lat. 785, von ähnlicher inhaltlicher Ausrichtung und formaler Gestaltung, zur annähernd selben Zeit in Wittenberg entstand und später wahrscheinlich die Bibliothek Fuggers zierte. In diesem Fall wäre vorliegende Hs. späterhin mit dem Tod des Büchersammlers und gemäß dessen letztwilliger Verfügung in das Eigentum des Pfälzer Kurfürsten und schließlich in die Bibliotheca Palatina übergegangen (s. Einleitung).

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_795
Literatur
Lehmann, Fuggerbibliotheken 2, S. 488; Schunke, Einbände 2.2, S. 851; Stevenson, Latini, S. 283.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1r–101v Digitalisat

Verfasser
Henning Göde (GND-Nr.: 124644023).
Titel
Processus iudiciarius.
Angaben zum Text
In Wortlaut und auch Aufbau nicht immer übereinstimmend mit der ersten Druckausgabe von 1538, die auf Basis eines Kollegienhefts Gödes angefertigt worden sein soll (vgl. Heiner Lück, Der Erfurter und Wittenberger Kirchenrechtslehrer Henning Goeden [um 1450–1521] und die Lehre des kanonischen Rechts in Wittenberg. Ein Beitrag anlässlich seines 500. Todestags, in: ZRG KA 107 (2021), S. 300–332, hier S. 309f.): (1r–41v) Pars 1; (41v–44v) Pars 2; (45r–51r) Pars 3; (51v–59v) Pars 4; (60r–61v) leer; (62r) Titel (Processus judiciarius secundum stilum judicij camere jmperialis); (62v) leer; (63r–75r) Processus iudiciarius secundum stilum camerae imperialis (im Corpus juris cameralis, hrsg. von Georg Melchior von Ludolff, Frankfurt 1724, nicht enthalten); (75v) leer; (76r–101v) Anhang zum Processus iudiciarius (Fortsetzung von 59v). – 4ar Notizen, darunter Begriffe auf Deutsch. – Ar Titel (Processus judicarius vtriusque fori tam ecclesiasticj quam secularj coram delegatis et ordinarjs judicibus [unleserlich]nandus excellentissimj [durchgestrichen: dominj] virj dominj Henningj Gode vtriusque juris doctoris ecclesie collegiate exempte omnium sanctorum jn [durchgestrichen: Wyttenbergk, darübergeschrieben:] Erdtfurdt prepositi ac in glorentissimo gimnasio jbidem ordinarij. Publicatus anno dominj mdxvjo.) und Inhaltsverzeichnis. – Av leer. – 101ar–102r leer. – 102v Enigma. – 103r leer. – 103v Notizen, darunter Ausschnitt aus einem Reisebericht auf Deutsch.
Rubrik
1r ›Quomodo judex jn judicando se habeat. Caput I‹.
Incipit
1r Judex in extensio judicandi in causis que pronuntiandis, que vertuntur coram eo
Explicit
101v … exceptio propositj per et cetera.
Edition
Processus Henningi preclarissimi ivreconsulti famatissimiq[ue] practici & utriusq[ue] iuris doct. D. Henningi Goden […], Wittenberg 1538.


Bearbeitet von
Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 795. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.