Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 799

Johannes Petrus de Ferrariis, Practica aurea

Papier · 3, 311, 2 Bll. · 37,8 × 27 cm · Pavia (?) · um 1460 (?)


Schlagwörter (GND)
Römisches Recht / Kanonisches Recht / Prozessrecht.
Entstehungsort
Pavia (?).
Entstehungszeit
um 1460 (?).
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
3, 311, 2 Bll.
Format (Blattgröße)
37,8 × 27 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(II-1)2a + 13a + 21 V208 + IV216 + VI228 + 8 V308 + 1309* + (II-2)311*. Vorderspiegel Gegenbl. von 2a, Hinterspiegel Gegenbl. von 310*. Zählfehler: Auf 61 folgt 10, darauf 62; 91 doppelt gez.; 214 als 114 verschrieben.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–307, 308 durchgestrichen), wobei einzelne Lagen wohl beim Binden durcheinandergeraten sind. Die korrekte Anordnung wäre: 1–98, 259–278, 99–258, 279–307. Vor- und Nachsatzbll. ungez., weshalb hier, wie beim doppelt gez. Bl., einem Blattschnipsel oder dem Bl. mit der gestrichenen Zahl Zählung der Digitalisate übernommen wird (1a–3a, 91a, 119a, 308*–311*). Auf 249r Reste einer alten Foliierung? Durchgängig verzierte Reklamanten auf der letzten Versoseite der Lage auf dem Fußsteg mittig.
Zustand
Papier gebräunt, leicht stockfleckig, v.a. an den Rändern, einige Flecken, Schriftraum leicht gebräunt, Tinte auffallend unterschiedlich stark verblasst.
Wasserzeichen
Blume ohne Stängel, Blüte mit Stempel und acht Blütenbll., in zwei Varianten, Bll. 2-31, 87-107, ähnlich Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1452 in Como verwendet wurden, IT1650-PO-126722, Bll. 33-84, 109-306, ähnlich Wzz. von Papieren, die laut WZIS 1465 in Casale Verwendung fanden, IT5235-PO-126659.

Schriftraum
26,3 × 19 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
59 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Der Text ist, gemäß der Systematik des Albert Derolez, in einer italienischen Semitextualis (Derolez, Palaeography, S. 119-121) geschrieben, die aufgrund der zahlreichen Ligaturen und den wenigen Brechungen einer schleifenlosen Bastarda nahesteht.
Buchgestaltung
Zeilengerüst mit Metallstift oder Tinte vorgezogen. Übergeordnete Kapitel beginnen mit Rubrik (Angaben für Rubrikator noch vorhanden) und alternierend blauer oder roter Lombarde, teilweise mit Aussparungen, und den Anfangsworten in vergrößerten Buchstaben. Überschriften der untergeordneten Kapitel mit alternierend blauem oder rotem Paragrafenzeichen eingeleitet und mit vergrößerten Buchstaben hervorgehoben. Ferner alternierend blaue und rote Paragrafenzeichen zur inhaltlichen Strukturierung des Texts.
Buchschmuck
Auf 1r purpurfarbene Q-Initiale auf Goldgrund, im blauen Binnenfeld Profilblattornament, umgeben von weißer Fadenranke, ablaufende Profilblattranke in Blau, Grün und Purpur mit gestrahlten Goldtropfen (s. auch die Beschreibung von Margit Krenn heidICON).

Nachträge und Benutzungsspuren
Nachträglich Abschnitte mit Buchstaben auf den Rändern durchgezählt. Im Index Folioangaben nachgetragen. Wenige Anmerkungen und grafische Verweiszeichen von zeitgenössischen Händen, darunter wohl auch eine, die Pal. lat. 788 mit Anmerkungen versah.

Einband
Pergamentband über Pappe, nach Schunke, Einbände 2.2, S. 851, um 1780 in Rom entstanden. Löcher für Schließbänder in den Deckeln noch vorhanden. Gelb-kupferfarbenes Kapital. Auf dem Rücken oben blaues barockes Signaturschild 799, darunter in Tinte auf den Rücken notiert: Ioannis Petri Practica Papiensis, weiter unten in Blau: Pal., auf dem Schwanz blaues Signaturschild Pal. lat. 799.
Provenienz
Neumarkt (?) / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Auf dem vorderen Spiegel modernes blaues Signaturschild der Vaticana Pal. lat. 799. Auf Vorsatzbl. 1ar aktuelle Signatur mit Tinte, samt Altsignatur 697 [durchgestrichen, weitere nicht mehr lesbar], auf 3ar Capsa-Nummer C. 95, Altsignaturen 1600 [durchgestrichen] und 507, auf 1r von Hand des 17. Jhs. Practica Joannis Petri, auf 309* Abklatsch einer kopfständigen Altsignatur 1566. Blattschnipsel 119a. Das verwendete Format, das Layout, die Schrift (s. Beschreibungen zu Pal. lat. 654, Pal. lat. 657, Pal. lat. 660, Pal. lat. 661, Pal. lat. 662, Pal. lat. 665, Pal. lat. 666, Pal. lat. 788, Pal. lat. 800, Pal. lat. 801 und Pal. lat. 807) und auch das Papier (vgl. die Beschreibung von Pal. lat. 788) lassen vermuten, dass diese Hs. für einen der Söhne Ottos I. von Pfalz-Mosbach (1390-1461), Ruprecht (1437-1465), Albrecht (1440-1506) oder Johann (1443-1486) während ihres Aufenthalts in den Jahren 1458 und 1460/61 an der Universität Pavia angefertigt wurde (s. Einleitung). Eine vergleichbare Überlieferung des Werks mit demselben Motiv als Wz. (achtblättrige Blume), das auch in Pal. lat. 788 Verwendung fand, liegt nun in Würzburg in Form von M. ch. f. 8 (Die Papierhandschriften der ehemaligen Dombibliothek, beschr. von Hans Thurn, Wiesbaden 1981 [Die Handschriften der Universitätsbibliothek Würzburg 3, 2], S. 7f.), die auf „kurz nach Mitte 15. Jh.“ datiert wird. Offenbar befand sich der Codex unter jenen Büchern, die unter Ottheinrich aus der Heidelberger Schlossbibliothek in die Heiliggeistkirche verbracht wurden. Im dazugehörigen Katalog von 1555/1560 heißt es: Joannis Petri Practica, geschrieben auf papir (Pal. lat. 1944, 134r), im Katalog der Bibliothek in der Heiliggeistkirche von 1581 als: Practica Joannis Petri de Ferrarijs, geschrieben papir, bretter, schwartz leder, bucklen, median (Pal. lat. 1945, 8).

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_799
Literatur
Jeudy, Handschriften, S. 8; Manuscripta juridica, Pal.lat.799; Mirabile, Pal.lat.799; OVL, Pal.lat.799; Schunke, Einbände 2.2, S. 851; Stevenson, Latini, S. 285.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1ra–307vb Digitalisat

Verfasser
Johannes Petrus de Ferrariis (GND-Nr.: 100282431).
Titel
Practica aurea.
Angaben zum Text
Beim Binden sind wohl einige Lagen durcheinander geraten. Die korrekte Anordnung wäre: 1–98, 259–278, 99–258, 279–307, daraus folgt: (1ra–248vb) Text; (249ra–258vb) Index A–E; (259ra–278vb) Text; (279ra–307vb) Index E–Y. – 308*r–308*v leeres Zeilengerüst.
Incipit
1ra ›Qvoniam uita breuis ac incerta qua fruimur
Explicit
248vb … et l. Jmperatores ff. De appellacionibus tum similibus. Deo gracias. Amen.
Edition
Der Text liegt in keiner modernen Edition vor, erschien aber bereits 1472 als Wiegendruck (GW 9806–9825).


Bearbeitet von
Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 799. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.