Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 804

Johannes von Erfurt, Tabula iuris utriusque, pars I

Papier · 3, 348, 1 Bll. · 30,6 × 21 cm · Südwestdeutschland (?) · 3. Viertel 15. Jh.


Schlagwörter (GND)
Nachschlagewerk / Theologie / Kirchenrecht / Weltliches Recht.
Entstehungsort
Südwestdeutschland (?).
Entstehungszeit
3. Viertel 15. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier.
Umfang
3, 348, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
30,6 × 21 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + I3a + 29 VI695/696 + (I-1)697*/698*. Bl. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 697*/698* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Das Doppelbl. 2a–3a dürfte ein älteres Vorsatz gewesen sein, das Wz. deutet auf eine Datierung in die 2. Hälfte des 15. Jhs. An einigen Stellen sind jeweils in der Lagenmitte Falzverstärkungen aus beschriftetem Pergament zu erkennen, z. B. 2av/3ar: … habent et duas hyemes scilicet sole existente in primis punctis Cancri et Capricorni vel …. Die Stelle findet sich in: Johannes de Sacrobosco, Tractatus de sphaera (vgl.: Johannes de Sacro Bosco, Sphaera mundi, hrsg. von Petrus Bonus Avogarius, Venedig, Adam von Rottweil, um 1478 [GW M14621], 11v). Die Fragmente zeigen durchgehend eine Bastarda des 14. Jhs., weitere Texte sind nicht identifizierbar.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Neuzeitliche Tintenpaginierung, Rom 17. Jh.? (1–696). Die Bezeichnung ungez. Bll. folgt dem Digitalisat (1a–3a, 697*–698*). Textreklamanten zumeist angeschnitten oder durch Beschnitt entfallen.
Zustand
Die älteren Vorsatzbll. und die letzten Bll. des Buchblocks (2a–3a, 691–696) weisen Rostflecken auf, die von den Befestigungen von Schließenbändern und Schließenrasten stammen dürften. Die jüngeren Vorsatzbll. (1a, 697*/698*) und die Spiegelbll. zeigen im unteren Bereich Wasserränder. Pergamentüberzug der Einbanddecken etwas berieben.
Wasserzeichen
Bl. 1a (Vorsatzbl.) Wappenschild in Rossstirn-Form, Wappenbild: Dreiberg, darüber Buchstabe F (ähnlich WZIS DE5580-Codgraec170_I; Edward Heawood, Watermarks, Hilversum 1950, S. 122, Nr. 2616; vgl. auch Briquet, Les filigranes 11938); Bl. 2a, S. 697*/698* (älteres Vorsatz des 15. Jhs.) Reichsapfel mit griechischem Kreuz, Kugel mit Dreieck (ähnlich WZIS DE6300-PO-161873, vgl. auch Pal. lat. 805, Bll. 3a, 248–252* sowie Hinterspiegel); S. 5/6–695/696 Turm mit Wulst und drei Zinnen in zwei Varianten (ähnlich WZIS DE2910-PO-100555).

Schriftraum
22,6 × 15 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
40–42 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Bastarda cursiva einer Hand, die auch die Rubriken und Seitentitel schrieb. Der zugehörige zweite Bd., Pal. lat. 805, dürfte von der selben Hand stammen.
Buchgestaltung
Textblock- und Spaltenbegrenzungen mit einem stumpfen Metallstift gezogen (bis einschließlich S. 696). Rubriziert. Die roten Unterstreichungen der angeführten Autoren wohl weitestgehend durch den Rubrikator. Weitere rot-violette Unterstreichungen wurden nachträglich ausgeführt (z. B. S. 1ab). Lemmata als laufende Seitentitel. Zweizeilige rote Lombarden zu den Lemmata. Aussparungen für sechs- bis siebenzeilige Initialen zu den Buchstabenabschnitten (nicht ausgeführt).

Nachträge und Benutzungsspuren
Am Kopf der ersten Seite zwei Zeilen Text mit schwarzer, opaker Tinte überstrichen. Dort rechts außen: 1478o (Jahreszahl?). Möglicherweise wurde hier ein Besitz- oder Schenkungseintrag unleserlich gemacht (vgl. Pal. lat. 805).

Einband
Weißes Pergament auf Pappe. Rom, um 1780. Beide Deckel mit Spuren von je zwei textilen Schließenbändern (entfernt). Rücken mit vier erhabenen Doppelbünden, oben altes Signaturschild der BAV, Kupferstichkartusche mit roter Schrift: 804. Darunter Rückenbeschriftung: Dictionarium ab A. ad L. seu tabula doctorum. Darunter in blauem Farbstift: Pal. Unten das blaue Signaturschild der BAV. Rücken im oberen Bereich und am Fuß mit einigen Wurmlöchern. Kapital mit farbigen Seidenfäden umwickelt (braun-gelb). Schunke, Einbände 2,2, S. 851, vgl. ebd. Bd. 1, S. 256.
Provenienz
Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Wzz. und Erscheinungsbild der Hs. deuten auf eine Entstehung im 3. Viertel des 15. Jhs. Auf welchem Weg sie in die Bibliotheca Palatina gelangte, ist unklar. 1623 mit dieser in die Vatikanische Bibliothek verbracht. 2ar Capsa-Nummer und Allacci-Signatur C. 166/743, entsprechend im Allacci-Register (Pal. lat. 1949, 45r: 743 Repertorium in jure canonico fol. C. 166.). 2ar ältere Signaturen der Vaticana: .36. (gestrichen), darunter: 427. 1ar aktuelle Signatur. Besitzstempel der BAV: 1ra, 249va.
Besonderheiten
Bildet zusammen mit Pal. lat. 805 ein Werk in zwei Bänden (Pal. lat. 804: A–I; Pal. lat. 805: L–V).

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_804
Literatur
OVL, Pal.lat. 804; Stevenson, Latini, S. 286.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1a–678b Digitalisat

Verfasser
Johannes von Erfurt (GND-Nr.: 11855798X).
Titel
Tabula iuris utriusque, pars I.
Angaben zum Text
Lemmabereich A–I (Aaron – Iustitia dei). Überschrift und Anfang der Rubrik mit schwarzer Tinte überstrichen: … ›semper in fine autori. Aaron, abbas, abbatissa, Abel‹. (S. 678b) Require: adolescencia. Ergo sequitur de L. in alio volumine. Labor ocium etc. Enzyklopädie der wichtigsten Namen und Materien sowohl des Kanonischen wie des Römischen Rechts in alphabetischer Ordnung. Zu jedem Lemma werden nach der Worterklärung die Quellen angegeben, am Ende des jeweiligen Absatzes folgen Querverweise (R[equire] …). Der zugehörige zweite Teil des Werkes (Labor bis Voluntas) liegt in Pal. lat. 805 vor (siehe dort). Zum Autor, dem Franziskaner Johannes von Erfurt sowie zum Werk siehe: Norbert Brieskorn / Volker Honemann, Johannes von Erfurt, in: VL 4, Berlin 1983, Sp. 583-589, v. a. Sp. 587f.; Geoffrey L. Bursill-Hall, A Census of Medieval Latin Grammatical Manuscripts, Stuttgart 1981, S. 211, Nr. 223.4; Valens Heynck, Studien zu Johannes von Erfurt, in: Franziskanische Studien 40 (1958), S. 329-360, hier S. 330; Bertrand Kurtscheid, Die Tabula utriusque iuris des Johannes von Erfurt, in: Franziskanische Studien 1 (1914), S. 269–290; Ludger Meier, Die Barfüßerschule zu Erfurt, Münster in Westfalen 1958, S. 11f., 42f., 61, 65f., 69 u. ö.; Mohan, Initia, S. 277; Bert Roest, Franciscan Literature of Religious Instruction before the Council of Trent, Leiden 2004, S. 325f.; Johannes Karl Schlageter, Franziskanische Theologie des Mittelalters in der Saxonia, in: Geschichte der Sächsischen Franziskaner-Provinz, hrsg. von Volker Honemann, Bd. 1, Paderborn 2015, S. 415-520, hier S. 452-454; Stegmüller RB, Nr. 4461.
S. 679–696 leer.
Incipit
1a Aaron: Quod jubet Aaron in aures demi ab auribus uxorum …
Explicit
678b … iusticia dei cogitanda est sed post perpetracionem misericordia.


Bearbeitet von
Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 804. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
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Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.