Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 816

Flavius Josephus, De bello Iudaico

Papier, Pergament · 2, 94, 2 Bll. · 33,7–33,8 × 23,5–23,7 cm · Florenz · 1447


Schlagwörter (GND)
Geschichte / Geschichtsschreibung / Chronik / Jüdischer Krieg ‹66–70›.
Entstehungsort
Florenz.
Entstehungszeit
1447.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Papier (2a, 95* Pergament).
Umfang
2, 94, 2 Bll.
Format (Blattgröße)
33,7–33,8 × 23,5–23,7 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + 12a + 7 VLXX + 2 VI94* + 195* + (I-1)96*. Vorderspiegel Gegenbl. von 1a; zweite Lage beginnt mit 2a; Hinterspiegel Gegenbl. von 96*.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Zeitgenössische Zählung mit lateinischen Ziffern (I–LXXXXIJ). Bei ungez. Bll. folgt die Beschreibung dem Digitalisat (1a–2a, 93*–96*). Durchgehend Reklamanten auf der letzten Versoseite der Lage auf dem Fußsteg rechts.
Zustand
Stockflecken, v. a. am oberen Rand, zahlreiche weitere Flecken, Tinte leicht verblasst. Fraßlöcher, v. a. in den hinteren Bll.
Wasserzeichen
Turm mit Zinnen und Anbau, Tor und Fenster, in zwei Varianten, Bll. 2, 6, 8, 10, 14, 19, 27, 39, 41, 44, 46, 48, 61, 62, 75, 82, 85, 86, 90, laut WZIS ähnlich IT8355-PO-101137 (Udine, 1447); Bll. 7, 11, 16, 18, 21, 23, 25, 29, 31, 33, 36, 37, 42, 51, 52, 53, 54, 55, 63, 66, 67, 72, 77, 79, 80, 88, laut WZIS vergleichbar IT8355-PO-101137 (Udine, 1447).

Schriftraum
24 × 15,5–16 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
46-48 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Die verwendete schmale Feder und die langen Ober- und Unterlängen verleihen, wie auch die teilweise angebrachten Serifen, der Schrift den Geist humanistischer Schriften. Unterstrichen wird dies von den Majuskeln in Capitalis am Wortanfang. Zudem weisen f und s Unterlängen auf, das a ist einstöckig. Gleichwohl beinhaltet die Schrift noch Elemente der italienischen Semitextualis im Derolezschen Sinn (Derolez, Palaeography, S. 119–121), so das d aus der Unziale – meist am Wortanfang verwendet – oder das für italienische Schriften des späten Mittelalters typische geschlungene runde s am Wortende, das hier fast wie ein langes s erscheint. Auch wenn die Buchstaben noch wenig ligiert sind und es ihnen überhaupt an der für die humanistische Kursive typischen Schräglage mangelt, kommt die Schrift dieser doch schon erstaunlich nahe, was kaum verwundert, wirkte der Schreiber, der sich im Vermerk am Ende des Texts mit dem Namen Nicolaus zu erkennen gibt, doch in Florenz. Es handelt sich dabei offenbar um Ser Nicolaus Berti Martini de Gentiluzis de Sanctogeminiano (um 1389–1468, De La Mare, Research, S. 516–518).
Buchgestaltung
Schriftraum blindliniiert? Sachschlagwörter auf den Rändern von Schreiberhand. Rubriken in humanistischer Kursive wie der Fließtext (auf 81ra und 92vb auch in Capitalis). Buchanfänge alternierend mit blauer Lombarde und rotem Fleuronné oder roter Lombarde und purpurfarbenem Fleuronné hervorgehoben. Lombarden jeweils mit Schaftaussparungen und über fünf bis sechs Zeilen reichend, in einem Feld platziert, das wie die ins Interkolumnium ablaufenden Leisten über Perlenbesatz verfügt.
Buchschmuck
s. Buchgestaltung.

Nachträge und Benutzungsspuren
Wenige grafische Verweiszeichen. Korrekturen wohl von Schreiberhand auf den Rändern und interlinear nachgetragen.

Einband
Leicht beschädigter und abgegriffener römischer Einband, grünes Pergament über Pappe. Auf dem Vorderdeckel Wappen Papst Urban VIII., auf dem Hinterdeckel Wappen des Kardinalbibliothekars Francesco Barberini (1597–1679). In Rom zwischen 1626 und 1633 gefertigt. Rücken neu, oben neues, blaues aufgeklebtes Signaturschild der Vaticana, darunter schwarzes Signaturschild mit aktueller Signatur in Gold, darunter Wappen von Pius IX. und Kardinal und Bibliothekar Angelo Mai (1782–1854) in Gold, gefertigt in Rom zwischen 1853 und 1854 (vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 851). Kapital mit gelb-kupferfarbenen Fäden umwickelt.
Provenienz
Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Auf dem Vorderspiegel modernes blaues Signaturschild der Vaticana Pal. lat. 816, auf 2ar Altsignaturen 68 und 50 [beide durchgestrichen], auf 1r 816. Wie der Schreibervermerk auf 92vb ausweist, muss die Vollendung des Texts 1447 vollzogen worden sein. Gemäß der Herkunft des Schreibers und auch angesichts des Buchschmucks dürfte dies in Florenz geschehen sein. Angefertigt wurde die Hs. wohl für den Florentiner Humanisten und Diplomaten Giannozzo Manetti (1396–1459), der sich intensiv mit der jüdischen Kultur und Geschichte beschäftigte (s. die Beschreibung von Pal. lat. 815), wie nicht zuletzt die Signatur auf 2av Maneti 85. [Ziffer durchgestrichen] zeigt. Sie stammt aus der Mitte des 16. Jhs., als zahlreiche Bücher aus der ehemaligen Bibliothek Manettis von Ulrich Fugger (1526–1584) angekauft wurden, dessen Sammlung nach seiner Übersiedlung nach Heidelberg und seinem Hinscheiden per testamentarischer Verfügung an den Pfälzer Kurfürsten über- und schließlich in die Bibliotheca Palatina einging.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_816
Literatur
Cagni, Manetti, S. 17 A. 13, 32; De La Mare, Research, S. 517; Montuschi, Le biblioteche, S. 314; OVL, Pal.lat.816; Schunke, Einbände 2.2, S. 851; Stevenson, Latini, S. 287.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) 1ra–92vb Digitalisat

Verfasser
Flavius Josephus.
Weitere beteiligte Personen
Rufinus von Aquileia (GND-Nr.: 118750313).
Titel
De bello Iudaico.
Angaben zum Text
Geschichte des jüdischen Aufstands der Jahre 66–74. Die Übersetzung wurde Rufinus von Aquileia (um 345–411/412) zugeschrieben: (1ra–2ra) Praefatio; (2ra–22va) Buch 1; (22vb–39vb) Buch 2; (39vb–50rb) Buch 3; (50rb–56vb) Buch 4; (56vb–63ra) Buch 5; (63rb–75rb) Buch 6; (75rb–92vb) Buch 7.
Rubrik
1ra ›Flauij Iosephi De bello Iudaico liber primus‹.
Incipit
1ra ›Quoniam bellum‹, quod cum Romanis gessere Iudei
Explicit
92vb … quod eam solam per omnia habuerit coniecturam.Explicit liber septimvs historiarvm Iosephi De bello Ivdaico.
Edition
Flavii Iosephi [...] Opera quaedam Ruffino presbytero interprete, Basel 1524 (VD16 J 956), S. 593–852.

2) 92vb Digitalisat

Verfasser
Flavius Josephus (GND-Nr.: 118640003).
Weitere beteiligte Personen
Rufinus von Aquileia (GND-Nr.: 118750313).
Titel
Antiquitates Iudaicae, lib. 18, cap. 6.
Angaben zum Text
Historiografisches Werk zur jüdischen Geschichte, von der Schöpfung bis zum Ausbruch des Jüdischen Kriegs im Jahr 66. Die Übersetzung wurde Rufinus von Aquileia (um 345–411/412) zugeschrieben. Hier ist Kapitel 6 aus Buch 18 wiedergegeben, das so genannte "Testimonium Flavianum".
Incipit
92vb Fuit autem isdem [!] temporibus Iesus, sapiens uir
Explicit
92vb … qui ab ipso nuncupati sunt et nomen perseuerat et genus.Hec ex Iosepho de Antiquitate Iudaica. Scripsit Nicolaus absoluitque quarto kalendas decembris a[nno] v[nachgetragen: to. Nonas octobris 1447].‹
Edition
Flavii Iosephi […] Opera quaedam Ruffino presbytero interprete, Basel 1524 (VD16 J 956), S. 518.


Bearbeitet von
Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2023.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 816. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.