Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 827
Orosius, Historiarum adversum paganos libri VII
Pergament · 1, 95, 1 Bll. · 33,6 × 24 cm · Oberitalien · 1. Hälfte 15. Jh.
- Schlagwörter (GND)
- Geschichte / Geschichtsschreibung / Weltgeschichte.
- Entstehungsort
- Oberitalien.
- Entstehungszeit
- 1. Hälfte 15. Jh.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Pergament.
- Umfang
- 1, 95, 1 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 33,6 × 24 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1a + 8 V85 + 2 IV101* + (I-1)102*. Vorderspiegel Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 102*. Zählfehler: Auf 63 folgt 69.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Zeitgenössische Foliierung in lateinischen Ziffern (I-XCVIII). Beschreibung richtet sich nach den Digitalisaten in arabischen Ziffern, ebenso bei ungez. Blättern (1a, 99*-102*). Durchgehend Reklamanten auf der letzten Versoseite der Lage auf dem Fußsteg. Lagenfoliierung mit Buchstabe und lateinischer Ziffer: a i, a ii …, teilweise durch Beschnitt verloren gegangen.
- Zustand
- Pergament verschmutzt, insbesondere im vorderen Teil. Tinte berieben und verblasst.
- Schriftraum
- 22 × 14 cm.
- Spaltenanzahl
- 2 Spalten.
- Zeilenanzahl
- 37 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Kalligrafisch anspruchsvolle oberitalienische Rotunda von einer Hand, die für eine Rotunda ausgesprochen viele Winkel aufweist, schmal gehalten ist und ins Vertikale strebt.
- Buchgestaltung
- Zeilengerüst mit Metallstift vorgezogen. Bücher mit roter Lombarde mit blauem Fleuronné über vier oder fünf Zeilen eingeleitet, Kapitel teilweise mit alternierend blauen oder roten Lombarden mit Fleuronné in Gegenfarbe, wobei anstelle von Blau Violett Verwendung fand. Zur Untergliederung der Kapitel alternierend blaue und rote Paragrafenzeichen.
- Buchschmuck
- s. Buchgestaltung.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Kapitel nachträglich am Rand durchgezählt. Korrekturen und Anmerkungen von mehreren Händen, wobei die Einträge oftmals in unterschiedlichen Rahmen stehen. Einige grafische Verweiszeichen.
- Einband
- Weißes Pergament auf Pappe, in Rom um 1780 gefertigt, Löcher für Schließbänder noch vorhanden, auf dem neuen Rücken unter dem blauen Signaturschildchen mit Pal. lat. 827 goldgeprägtes Wappen von Pius IX., darunter schwarzes Signaturschild mit PAL 827 in Gold, darunter goldgeprägtes Wappen des Kardinals und Bibliothekars Angelo Mai (1782–1854) , gefertigt in Rom zwischen 1853 und 1854 (vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 852). Kapital mit gelb-kupferfarbenen Schnüren umwickelt.
- Provenienz
- Regensburg / Neumarkt / Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Auf Vorderspiegel blaues Schildchen der Vaticana mit aktueller Signatur. Auf 1r zweimal die aktuelle Signatur, nebst Altsignatur 105 [durchgestrichen]. Die Hs. dürfte in Oberitalien entstanden sein. Der Duktus der Schrift wie auch das Fleuronné verweisen eher in das 15. denn das 14. Jh. oder gar 13. Jh., wie in der Literatur bisweilen zu lesen ist. Auf 101*r finden sich Hinweise für zwei etwaige Verkäufe des Codex. V duc, was wohl mit V ducatis aufzulösen ist und auch für eine Schätzung stehen könnte, sowie d. Bonacorsso ducatis VIJ, wobei das d. wahrscheinlich für dedi steht. Einer der Verkäufe könnte von Ruprecht von Pfalz-Mosbach (1437-1465) getätigt worden sein. Er ist dank des Rbd – die Initialen von ,Rupertus / Robertus Bavariae dux‘ – auf 101*r und seiner darüber in einem Spruchband wiedergegebenen Devise NMAMN als Abkürzung von ,nisi mors adimet mihi nemo‘ zu identifizieren, als Abwandlung eines Zitats des antiken Komödiendichters Terenz, hanc nisi mors mi adimet nemo. Denkbar ist ein Erwerb der Hs. während der Studienaufenthalte 1458 und 1460/1461 an der Universität Pavia. Nach dem Tod Ruprechts, der das Bistum Regensburg als Bischofselekt verwaltete, ging seine Bibliothek an seinen Bruder Johann (1443-1486) und nach dessen Ableben an deren älteren und regierenden Bruder Otto II. (1435-1499) . Nach seinem kinderlosen Hinscheiden fiel das Territorium und damit auch seine Büchersammlung an den Pfälzer Kurfürsten (vgl. Huthwelker / Metzger / Winterer, Kat. UB Heidelberg 5, S. XVIII-XXI). Diese ging damit in die Heidelberger Schlossbibliothek ein. Demnach kann sich die Hs. kaum, wie Lehmann annahm, in der Bibliothek des Augsburger Bibliophilen Ulrich Fugger (1526–1584) befunden haben. Abgesehen davon ließ sich die bei Lehmann angegebene Fugger-Signatur auch nicht in den Digitalisaten finden. Dahingegen findet sich im Katalog der Bibliotheca Palatina von 1581 der Verweis auf die Pauli Orosij presbyteri historiae, geschrieben, perment, bretter, rott alt leder, bucklen (Pal. lat. 1956, S. 56). Von der Überführung nach Rom 1623 künden auf 1r die Capsa-Nummer C. 2, darunter die Allacci-Signatur 300.
- Literatur
- J. M. Bately / David J. A. Ross, A
Check List of Manuscripts of Orosius „Historiarum Adversum Paganos Libri
Septem“, in: Scriptorium 15 (1961), S. 329–334, hier S. 333; Lehmann, Fuggerbibliotheken 2, S.
121; Montuschi, Le biblioteche, S. 314; Lars Boje Mortensen, The Diffusion of Roman Histories in
the Middle Ages. A List of Orosius, Eutropius, Paulus Diaconus, and Landolfus
Sagax Manuscripts, in: Filologia mediolatina 6/7 (1999/2000), S. 101–200, hier
S. 150; OVL,
Pal.lat.827; Schunke, Einbände 2.2, S. 852; Stevenson, Latini, S. 289.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
1) 1ra
- Verfasser
- Gennadius von Marseille (GND-Nr.: 100942261).
- Titel
- De viris illustribus, caput XL.
- Angaben zum Text
- 40. Kapitel der Fortsetzung des De viris illustribus des Sophronius Eusebius Hieronymus (um 348/349–420) aus der Feder des Gennadius von Marseille († um 496), das die Biografie des Autors des später gebotenen Geschichtswerks wiedergibt.
- Rubrik
- 1ra ›Pauli Horosij presbiteri ad Augustinum episcopum hystoriarum primus liber‹.
- Incipit
- 1ra ›Horosius‹ presbiter, Hyspaneus, uir eloquentissimus et hystoriarum cognitor [es folgt ein Zeilenfüller], scripsit aduersus querulos Christiani nominis …
- Explicit
- 1ra …claruit extremo Honorij imperatoris tempore.
- Edition
- Hieronymi de viris inlustribus liber. Accedit Gennadii catalogus virorum inlustrium, hrsg. von Wilhelm Herding, Leipzig 1879, S. 88f.
2) 1ra–97vb
- Verfasser
- Orosius (GND-Nr.: 118590251).
- Titel
- Historiarum adversum paganos libri VII.
- Angaben zum Text
- Weit verbreitete Weltgeschichte in apologetisch-christlichem Sinn, von Anbeginn bis auf das Jahr 416 (Adolf Lippold: Art. Orosius [um 380–nach 418], in: TRE 25, Berlin / New York 1995, S. 421–423, hier S. 421f.). – (1ra–11ra) Liber I; (11ra–19rb) Liber II; (19rb–29va) Liber III; (29va–42ra) Liber IV; (42ra–55vb) Liber V; (55vb–75rb) Liber VI; (75rb–97vb) Liber VII.
- Incipit
- 1ra ›Preceptis‹ tuis parvi, beatissime pater Augustine, atque utinam tam efficaciter quam libenter…
- Explicit
- 97vb … de qualitate autem opusculorum tu uideris qui precepisti, tibi adiudicanda si edas, per te iudicata si deleas. ›Pauli Horosi presbiteri ad Augustinum episcopum hystoriarum contra accusatores temporum Christianorum liber septimus explicit feliciter‹.
- Edition
- Pauli Orosii Historiarum adversum paganos libri VII accedit eiusdem liber apologeticus, hrsg. von Karl Zangemeister, Wien 1882 (Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum 5), S. 1–564.
3) 98ra–b
- Verfasser
- Orosius (GND-Nr.: 118590251).
- Titel
- Historiarum adversum paganos libri VII, liber 5, caput 7.
- Angaben zum Text
- Ausschnitt aus dem fünften Buch der Chronik, der im obigen Text ausgelassen wurde und auf 45va einzufügen wäre (Fehlstelle nicht ganz an der korrekten Stelle kenntlich gemacht), wobei hier nicht die gesamte Fehlstelle wiedergegeben wurde.
- Incipit
- 98ra ›Cum‹ maior pene infamia de federe apud Numantiam pacto …
- Explicit
- 98rb … tamen ultra bello aduersum eos autendum [!] non esse, prossus [!] est. Facto fine pia laudetur uirgo Maria.
- Edition
- Pauli Orosii Historiarum adversum paganos libri VII accedit eiusdem liber apologeticus, hrsg. von Karl Zangemeister, Wien 1882 (Corpus scriptorum ecclesiasticorum latinorum 5), S. 292f.
- Bearbeitet von
- Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 827. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.