Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 837

Ludolf von Sachsen, Vita Christi

Pergament · 1, 4, 236, 1 Bll. · 27,9 × 19,5 cm · Italien · um 1430


Schlagwörter (GND)
Wallfahrt / Reiseführer / Beschreibung / Theologie / Erbauungsliteratur / Evangelienharmonie / Vita / Jesus Christus.
Entstehungsort
Italien.
Entstehungszeit
um 1430.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
1, 4, 236, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
27,9 × 19,5 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + IB + I2a + 10 V100 + VI112 + 11 V222 + VII236 + (I-1)237*. Vorderspiegel Gegenbl. von 1a, Hinterspiegel Gegenbl. von 237*.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (A–C, 1–236). Bei ungez. Bll. folgt die Beschreibung dem Digitalisat (1a, 2a, 237*). Durchgehend Reklamanten auf der letzten Versoseite der Lage auf dem Fußsteg mittig (fehlt auf 112v).
Zustand
Auf den letzten Blättern Wasserschaden. Tinte teilweise verblasst, auch mitunter wahrscheinlich durch Feuchtigkeitseinwirkung leicht verwischt. Manche Flecken und Gebrauchsspuren.

Schriftraum
19,5 × 14-15,5 cm.
Spaltenanzahl
2 Spalten.
Zeilenanzahl
49-50 Zeilen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Typische italienische Semitextualis im Derolezschen Sinn (vgl. Derolez, Palaeography, S. 119–121) von einer Hand, die zahlreiche Ligaturen aufweist. Wörter sind auffallend stark gekürzt.
Buchgestaltung
Zeilengerüst mit Metallstift vorgezogen. Kapitel mit blauer oder roter Lombarde über meist sechs Zeilen (auf 1r sieben bzw. zehn Zeilen, auf 113r 12 Zeilen) mit schlichtem Fleuronné in Gegenfarbe nebst Rubrik eingeleitet. Jeweilige Oratio nach demselben Prinzip ausgezeichnet, allerdings mit einer kleineren Lombarde über drei Zeilen. Satzanfänge mit roter Strichelung hervorgehoben. Die im Text genannten Quellen als Schlagwörter in Rot auf dem Seitensteg und im Interkolumnium.
Buchschmuck
s. Buchgestaltung.

Nachträge und Benutzungsspuren
Neben den Korrekturen von Schreiberhand kaum Anmerkungen oder Korrekturen von anderer Hand. Wenige grafische Verweiszeichen.

Einband
Pappe mit grünem Pergament überzogen, auf Vorderdeckel im Zentrum goldgeprägter Plattenstempel mit dem Wappen Papst Urbans VIII., auf beschädigtem Rückdeckel im Zentrum gestempeltes Wappen des Kardinals und Bibliothekars Francesco Barberini (1597–1679) in Gold. Gefertigt in Rom zwischen 1626 und 1633. Kapital mit blau-goldgelb-kupferfarbenen Schnüren umwickelt. Rücken weißes Pergament mit blauem Papierschildchen und schwarzem goldgeprägten Schildchen mit aktueller Signatur, darunter Wappenstempel Papst Pius IX. und des Kardinals und Bibliothekars Luigi Lambruschini (1776–1854), 1846/53 in Rom gefertigt (Deutung des letzten Wappens als jenes von Angelo Mai [1782–1854] bei Schunke, Einbände 2.2, S. 852).
Provenienz
Augsburg / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Blaues Schildchen mit der aktuellen Signatur auf dem Vorderspiegel. Auf Ar neben aktueller Signatur Altsignatur 319 [durchgestrichen]. Auf Cr von neuzeitlicher Hand des 17. Jhs.: Ludolphus Carthesianus de Vita Christi. Es handelt sich hier nicht um einen Teil des vierbändigen Werks der Vita Christi, wie oftmals zu lesen ist, das Ludwig III. erworben hatte und sich in Pal. lat. 836, Pal. lat. 838 und Pal. lat. 839 befindet, sondern um einen Codex mit dem gesamten Werk. Entstanden sein dürfte die Hs. in Italien, wie der Buchschmuck und die Schrift suggerieren, eine Annahme, die durch den beigegebenen Kalender in italienischer Sprache erhärtet wird. Dieser scheint für das Jahr 1431 angelegt worden zu sein, so dass man annehmen kann, dass dieser 1430 geschrieben wurde, was auch ungefähr für die Entstehung der Vita Christi zu veranschlagen ist. Späterhin muss das Buch von Ulrich Fugger (1526–1584) erworben worden sein, wie die Signatur auf Bv 222. seors. beweist, umfasste die Signaturengruppe ‚seorsum‘ wohl Einzelkäufe des Sammlers. Seine Bibliothek ging nach seiner Migration nach Heidelberg und seinem Tod in das Eigentum des Kurfürsten über und damit schließlich in die Bibliotheca Palatina ein. Von der Überführung nach Rom 1623 kündet die Capsa-Nummer C. 180 (?), darunter wohl die durchgestrichene und schwer leserliche Allacci-Signatur beginnend und endend mit einer Sechs.

Faksimile
https://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_837
Literatur
Hanselmann, Bücherschenkung, S. 102, S. 122; Lehmann, Fuggerbibliotheken 2, S. 489; Montuschi, Le biblioteche, S. 314; OVL, Pal.lat.837; Schunke, Einbände 2.2, S. 852; Stevenson, Latini, S. 295.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

1) Ara–Ava Digitalisat

Titel
Indulgentiae ecclesiarum urbis Romae.
Angaben zum Text
Vielfach in unterschiedlichen Variationen überlieferter Rompilgerführer, der eine Übersicht über die Kirchen Roms und ihrer Ablässe bietet. Hier werden insgesamt 32 Stationskirchen aufgeführt (zu Gattung und Überlieferung s. Nine Robijntje Miedema, Die römischen Kirchen im Spätmittelalter nach den „Indulgentiae ecclesiarum urbis Romae“, Tübingen 2001 [Bibliothek des Deutschen Historischen Instituts in Rom 97], S. 1–14; Nine Robijntje Miedema, Art. Indulgentiae ecclesiarum urbis Romae, in: VL 11, Sp. 708–711).
Rubrik
Ar ›Jhesus, Maria, miseridordia. Jncipiunt indulgentie urbis Rome, extracte de cronicis beati Petri apostoli. Et primo in ecclesia beati Petri apostolj‹.
Incipit
Ara Papa Gregorius uniuersis et singulis peregrinantibus quocumque tempore annj uenientibus ad ecclesiam beati Petri apostoli
Explicit
Ava … Ad sanctos XIJ apostolos sunt duo milia anni de indulgentia.
Edition
In abweichender Form: Christian Hülsen, Le chiese di Roma nel Medio Evo. Cataloghi ed appvnti, ND Rom 2000, S. 137–156; Alois Weißthanner, Mittelalterliche Rompilgerführer. Zur Überlieferung der Mirabilia und Indulgentiae urbis Romae, in: Archivalische Zeitschrift 49 (1954), S. 39–64, hier S. 59–64; Weitere Editionen bei Miedema, Die römischen Kirchen, S. 44–49. Angekündigt ist zudem von Nine Robijntje Miedema, Die lateinischen Drucke der „Indulgentiae ecclesiarum urbis Romae“ (1475–1550). Eine kommentierte Edition.

2) Bra–Brb Digitalisat

Titel
Stationes ecclesiarum urbis Romae.
Angaben zum Text
Kalendarisches Verzeichnis der Stationskirchen in Rom (zu Gattung und Überlieferung s. Nine Robijntje Miedema, Art. Stationes ecclesiarum urbis Romae, in: VL 9, Sp. 234–238; Nine Robijntje Miedema, Rompilgerführer in Spätmittelalter und Früher Neuzeit. Die „Indulgentiae ecclesiarum urbis Romae“ (deutsch/niederländisch), Edition und Kommentar, Tübingen 2003 [Frühe Neuzeit 72], S. 37–39).
Bv leeres Zeilengerüst.
Cr–Cv Inhaltsverzeichnis zur Vita Christi des Ludolf von Sachsen.
2ar–2av leeres Zeilengerüst.
Rubrik
Br ›Jhesus, Maria, miseridordia‹.
Incipit
Bra Dominica prima de aduentu. Statio ad sanctam Mariam maiorem
Explicit
Brb … Sabbato. Statio ad sanctum Petrum. Require in numero .j.
Edition
In anderer Anordnung bei William G. Rusch, A Possible Explanantion of the Calendar in the Würzburg Lectionary, in: The Journal of Theological Studies 21 (1970), S. 105–109, hier S. 109.

3) 1ra–235rb Digitalisat

Verfasser
Ludolf von Sachsen (GND-Nr.: 118817736).
Titel
Vita Christi.
Angaben zum Text
Auch unter ‚Vita Jesu Christi e quatuor evangeliis et scriptoribus orthodoxis concinnata‘ und ähnlichen Titeln bekannte Evangelienharmonie des Ludolf von Sachsen (um 1300–1377/78), zwischen 1348 und 1368 in Mainz und Straßburg verfasst (vgl. Malm, Ludolf).
Rubrik
1ra ›Yhesus, Maria. Incipit prologus libri de uita Christi in euangelio tradita. Pars secunda‹.
Incipit
1ra ›Fvndamentumaliud nemo potest ponere, ut ait Apostolus, preter id quod positum est, quod est Yhesus Christus
Explicit
235rb … necnon in releuationem omnis indigentie corporis et anime singulorum.Amen. Explicit‹.
Edition
Vita Jesu Christi.

4) 235vab Digitalisat

Titel
Kalender mit Tages- und Nachtlängen (italienisch).
Angaben zum Text
236r–236v leeres Zeilengerüst.
Rubrik
235v ›Jhesus, Maria‹.
Incipit
235va Gennaro anno dominj 31: Ad invicem 6, lo zorno a hore 9 questo 1, la nocte 14 questo 3
Explicit
235vb … Ad invicem 31, lo zorno a hore 9 questo 0, la nocte 15.


Bearbeitet von
Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2016.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 837. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2016.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.