Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 840
Petrus Comestor, Historia scholastica
Pergament · 1, 213, 1 Bll. · 33,8 × 24,5 cm · Champagne · 4. Viertel 12. Jh.
- Schlagwörter (GND)
- Geschichte / Geschichtsschreibung / Weltgeschichte / Bibel / Historienbibel.
- Entstehungsort
- Champagne.
- Entstehungszeit
- 4. Viertel 12. Jh.
- Typus (Überlieferungsform)
- Codex.
- Beschreibstoff
- Pergament.
- Umfang
- 1, 213, 1 Bll.
- Format (Blattgröße)
- 33,8 × 24,5 cm.
- Zusammensetzung (Lagenstruktur)
- (I-1)1a + 15 IV120 + (V-2)128 + IV136 + 2 (IV-1)150 + 7 IV206 + (IV-1)213 + (I-1)214*.
- Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
- Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–213). Bei ungez. Blättern folgt die Beschreibung dem Digitalisat (1a, 214*). Durchgängig Lagenzählung in lateinischen Ziffern auf der letzten Versoseite der Lage auf dem Fußsteg mittig.
- Zustand
- Pergament verschmutzt und v. a. die vorderen Bll. etwas vergilbt. Einige Löcher, die bereits vor Anlage der Schrift vorhanden waren. Zahlreiche akkurat genähte Risse, wobei mit neuem Pergament ausgeschnittene Fehlstellen restauriert wurden.
- Schriftraum
- 25,5–28,3 × 17,5–21,5 cm.
- Spaltenanzahl
- 2 Spalten.
- Zeilenanzahl
- 39 Zeilen.
- Angaben zu Schrift / Schreibern
- Kalligrafisch anspruchsvolle frühe Textura von einer Hand. Zuweilen einzelne Buchstaben in Silhouettenform, mit ablaufenden Blättchen, Palmetten oder Schnörkeln geschmückt, die ein wenig an Cadellen erinnern, zuweilen Litterae elongatae in der ersten Zeile.
- Buchgestaltung
- Zeilenraster an den Rändern durchgenadelt. Zeilengerüst mit Metallstift vorgezogen. Bis 189r lebender Seitentitel. Spätere Nachträge, die wohl noch von Petrus Comestor selbst stammen, wurden in Form von kleinen Glossenkommentaren abgehoben, aber gleichsam wie ein kleines „Fenster“, so Agneta Sylwan, in die Spalte eingefügt und mit Paragrafenzeichen und / oder Satzmajuskel gekennzeichnet. Kapitel mit roten Silhouetteninitialen unterschiedlicher Größe und Rubrik eingeleitet. Zur Auszeichnung der Bücher Lombarden als Auszeichnungsschrift. Angaben für Rubrikator auf den Rändern noch vorhanden. Anfänglich zudem rote Strichelungen und Paragrafenzeichen.
- Buchschmuck
- Zahlreiche rote Silhouetteninitialen, selten auch einzelne Segmente der Buchstaben in Schwarz, wahlweise mit Punktverdickungen, Blättchen und Palmetten. Konturbegleitstriche bereits im Übergang zum Fleuronné begriffen, allerdings noch keine weiteren Fleuronnéverzierungen, beispielsweise im Binnenfeld. Auf 9r Zeichnung der Arche Noah am unteren Bildrand.
- Nachträge und Benutzungsspuren
- Korrekturen von wohl weiteren Händen auf den Rändern und interlinear nachgetragen. Wenige Anmerkungen von jüngeren Händen. Wenige grafische Verweiszeichen. Zu Anfang Nota in Monogrammform. Auf 213r Metallstiftzeichnung eines Mannes zu erkennen. Auf 213v im 14. Jh. nachgetragen: Sunt duo, que duo sunt et sunt duo [darübergeschrieben: que duo] non sunt. Que duo, si duo sunt, nulla duo duo sunt. Est ibi cor vbi rus, vbi lor ibi nus, vbi mor ibi culus (Rätsel und Sprichwort sind vielfach überliefert).
- Einband
- Grünes Pergament über Pappe, Löcher für Schließbänder noch vorhanden. Auf dem Vorderdeckel Wappen Papst Urban VIII., auf dem Hinterdeckel Wappen des Kardinalbibliothekars Francesco Barberini (1597–1679). In Rom zwischen 1626 und 1633 gefertigt. Rücken neu, oben blaues aufgeklebtes Signaturschild der Vaticana mit Pal. lat. 840, darunter schwarzes Signaturschild mit PAL. 840 in Gold, Wappen von Pius IX. und des Kardinalbibliothekars Angelo Mai (1782–1854) jeweils in Gold, gefertigt in Rom zwischen 1853 und 1854 (vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 852). Kapital mit hellblau-kupferfarbenen Fäden umwickelt.
- Provenienz
- Heidelberg.
- Geschichte der Handschrift
- Die Version der hier gebotenen Historia scholastica folgt jener Gruppe von Hss., deren Entstehung Agneta Sylwan in der Champagne nachweisen konnte. Sie enthält neben einer weiteren in Paris entstandenen Gruppe die ältesten Überlieferungsträger, der rasch nach der Vollendung bereits weit verbreiteten Historienbibel bzw. Weltgeschichte. Wie diese Hs. freilich nach Heidelberg gelangte, bleibt unklar. Von der Überführung nach Rom 1623 kündet die Capsa-Nummer C. 1 auf 1r. Aus der Vaticana stammt das auf dem Vorderspiegel befindliche blaue Schildchen mit der aktuellen Signatur, diese wiederholt auf 1r mit Tinte, auf 1r Altsignatur 1358 [durchgestrichen].
- Besonderheiten
- Auf dem Vorderspiegel aufgeklebt ein Zettel, der zwischen den Blättern 192 und 193 einlag, auf dem von Hand des 15. Jhs. geschrieben steht: [R]einhart von. 33a einliegende Papierzettel, vielleicht früher als Falze dienend, aus einem alten Druck stammend.
- Literatur
- Hanselmann, Bücherschenkung, S. 124; Montuschi, Le biblioteche, S. 314; OVL,
Pal.lat.840; Schunke, Einbände 2.2, S. 852; Stevenson, Latini, S. 295.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur
1) 1ra–190ra
- Verfasser
- Petrus Comestor (GND-Nr.: 118828851).
- Titel
- Historia scholastica.
- Angaben zum Text
- Um 1170 vollendete Weltgeschichte, wenngleich aus verschiedenen Quellen schöpfend entlang der biblischen Ereignisse und Bücher bis zur Himmelfahrt Christi reichend, aus der Feder des Pariser Theologen Petrus Comestor (um 1100–1178) (vgl. R. Quinto, Art. Petrus Comestor, in: LMA 6, S. 1967f. und Einleitung zur unten genannten Edition von Agneta Sylwan in CCM 191). Die Version des Textes folgt der Gruppe der aus der Champagne stammenden Hss. Sie enthalten die Einschübe auf 1ra sechste Zeile von unten ibi quiescere et, fünfte Zeile von unten et anima cuiusque sponsa und auf 1rb fünfte Zeile von oben id quod (vgl. CCM 191, S. XXXVIIf.).
- Rubrik
- 1ra ›Jncipit prologus epistolaris‹.
- Incipit
- 1ra ›Reuerendo‹ patri et domino suo Gwillihelmo dei gratia Senonensi archiepiscopo …
- Weiteres Initium
- 1ra Imperatoriae maiestatis est in palatio tres habere mansiones.
- Explicit
- 190ra … Translatus est Enoch, subuectus est Helias, ascendit Ihesus propria sui uirtute.
- Edition
- Migne PL 198, S. 1053–Sp. 1644; Vorrede, Einleitung und Buch Genesis (hier 1ra–30rb), in: CCM 191, S. 1–184.
2) 190ra–213vb
- Titel
- Historia actuum apostolorum.
- Angaben zum Text
- Womöglich von einem Schüler des Petrus Comestor verfasste Fortsetzung der Historia scholastica, entstanden wohl in der Champagne (vgl. Petri Comestoris Scolastica historia, S. XXXIII).
- Rubrik
- 190ra ›Jncipiunt hystorie actuum apostolorum‹.
- Incipit
- 190ra ›Anno‹ nonodecimo imperii Tyberii Cesaris, adhuc procuratore Iudee Pilato …
- Explicit
- 213vb … Gladium enim perimebantur nobiles et in loco magis honorabili, scilicet in cathacumbis.
- Edition
- Migne PL 198, S. 1645–Sp. 1722.
- Bearbeitet von
- Dr. Thorsten Huthwelker, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.
Zitierempfehlung:
Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 840. Beschreibung von: Dr. Thorsten Huthwelker (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.
- Katalogisierungsrichtlinien
- Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.
Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.