Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 85

Biblia, Vetus Testamentum: Liber Lamentationis et Orationis Ieremiae cum Glossa ordinaria

Pergament, Papier · 1, 48, 1 Bll. · 22,9–23,1 × 16,3–16,6 cm · Frankreich (?) · Ende 12., Anfang 13. Jh.


Schlagwörter (GND)
Bibel, Altes Testament / Liturgie / Glossen.
Entstehungsort
Frankreich (?).
Entstehungszeit
Ende 12., Anfang 13. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament (Vorsatzbl. aus Papier).
Umfang
1, 48, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
22,9–23,1 × 16,3–16,6 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(I-1)1a + (III+1)7 + 4 IV39 + (IV+1)48 + (I-1)49*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 49* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Bl. 7 ist als Einzelbl. der ersten Lage beigebunden und durch einen dunkleren Pergamentstreifen am Falz fixiert worden. Der überlange Falz zwischen Bl. 39 und 40 gehört wohl zum Einzelbl. 48. Unklar bleibt allerdings, wie der heute nicht mehr vorhandene Schluss der ‚Oratio Ieremiae‘ einschließlich der Glossen angebunden war; vielleicht folgte noch ein Unio, das den Text trug und gleichzeitig auch das Spiegelbl. bildete.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–48); Vor- und Nachsatzbl. sind nicht gezählt, daher wird hier bei der Beschreibung die Zählung der Digitalisate übernommen.
Zustand
Haar- und Fleischseite meist deutlich unterscheidbar; Fehlstellen und Risse, zum Teil ausgebessert (zeitgenössisch). Bll. zum Teil unregelmäßig und beschädigt. Tinte stellenweise verblasst und berieben, v. a. 48v mit Einschränkung der Lesbarkeit. Stellenweise leichter Wasserschaden.

Schriftraum
.
Spaltenanzahl
3 Spalten (Textgestalt: Drei-Spalten-Klammerform).
Zeilenanzahl
schwankende Zeilenzahlen auf Grund der differierenden Anordnung der Glossen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Wohl von zwei Händen (Handwechsel 23v/24r mit Beginn einer neuen Lage), Bibeltext und Glossen jedoch in verschiedenen Stufen geschrieben, worauf die zum Teil unterschiedliche Tintenfarbe hindeutet. Die verwendete Drei-Spalten-Klammerform wirkt freilich nicht mehr starr, sondern zeigt bereits eine gewisse Beweglichkeit in der Zeilenzahl und bei den Maßen des Textschriftraums, wie es für die Zeit um 1200 typisch ist; vgl. Gerhardt Powitz, Textus cum commento, in: Gerhardt Powitz, Handschriften und frühe Drucke. Ausgewählte Aufsätze zur mittelalterlichen Buch- und Bibliotheksgeschichte, Frankfurt/Main 2005, S. 66f.
Buchgestaltung
Bibeltext meist auf der Mitte der Seite angeordnet in zum Teil differierendem Zeilenabstand und in nahezu doppelter Schriftgröße im Vergleich zu den Glossen (Drei-Spalten-Klammerform); Marginal- und Interlinearglossen. Zur Hervorhebung der verschiedenen Glossen finden durchgängig schwarze Paragraphenzeichen und Initialmajuskeln Verwendung; am Beginn der Hs. auch mit roten Satzmajuskeln und üblichen Rubrizierungen, später nur noch vereinzelt. Verweiszeichen für die einzelnen Glossenspalten bei den Seitenübergängen. Zur Kennzeichnung größerer Abschnitte im Bibeltext ("Verse") werden rote Lombarden verwendet; die schon im Bibeltext vorhandene Gliederung ALEPH, BETH … in Rot hervorgehoben. Ohne Kapitelzählung; Kapitelanfänge jedoch durch größere rote Lombarden, zum Teil mit durchbrochenem Buchstabenkörper, gekennzeichnet. Rubrik am Beginn der ‚Oratio Ieremiae‘ (44r). Seitentitel in Resten erhalten, meist jedoch durch Beschnitt verloren.
Buchschmuck
Die Schmuckinitiale am Anfang des Bibeltextes wurde nicht ausgeführt; der Rest des ersten Wortes [Q]UOMODO in Majuskeln hervorgehoben.

Nachträge und Benutzungsspuren
Korrekturen, Nachträge und Ergänzungen zu den Glossen, zum Teil von der Schreiberhand, meist wohl zeitgenössisch und wenig jünger.

Einband
Römischer Einband zwischen 1626 und 1633: grünes Pergament über Pappe, Vorder- und Hinterdeckel mit Wappensupralibros: Papst Urban VIII. und Kardinalbibliothekar Francesco Barberini;
Provenienz
Frankreich (?) / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Vorderspiegel mit Signaturschildchen. 1ar aktuelle römische Signatur, Capsa-Nummer: C. 101., darunter Allici-Signatur: 1149 [gestrichen], weitere ältere römische Signaturen: 1046 [?], 341 [beide gestrichen]. Geschrieben wohl an der Wende vom 12. zum 13. Jh. in Frankreich (?) gelangte die Hs. später auf bislang unbekanntem Weg nach Heidelberg in die Bibliotheka Palatina, mit deren Beständen sie 1622/23 nach Rom kam. S. Geschichte der Handschrift auch Angaben zu Schrift / Schreiber.

Faksimile
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_85
Literatur
OVL, Pal.lat.85; Schunke, Einbände 2.2, S. 816; Stevenson, Latini, S. 14.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

) 1r–48v Digitalisat

Titel
Biblia: Liber Lamentationis et Orationis Ieremiae cum Glossa ordinaria.
Angaben zum Text
1r–43v LAMENTATIONEN UND PROLOG MIT GLOSSA ORDINARIA als Marginal- und Interlinearglossen. Lam 1,1–4,22. Stegmüller, RB 11809. Edition: Biblia Latina cum Glossa Ordinaria, vol. III, Straßburg: Adolph Rusch, 1480/81 (Editio princeps), S. 183–212 (die Anordnung der Glossen stimmt nicht völlig mit der Editio princeps überein).
44r–48v ‚ORATIO IEREMIAE‘ MIT GLOSSA ORDINARIA. Lam 5,1–5,201, es fehlen 5,202-5,22 einschließlich der Glossen. Stegmüller, RB 11809. Edition: Biblia Latina cum Glossa Ordinaria, vol. III, Straßburg: Adolph Rusch, 1480/81 (Editio princeps), S. 212–215.
1ar–v, 49*r–v leer.
Incipit
1ra Paschasius. Sunt cantica canticorum sunt et lamentaciones lamentacionum … (Stegmüller, RB 2544, vgl. auch 8888).
Weiteres Initium
44r Allegoria. Recordare uox maririum est qui in tormentis afflictj clamant … (in marg.).
Explicit
48v … uasa figuli probat fornax [bricht mit der Marginalglosse zu Lam 5,201 ab].
Edition
s. Angaben zum Inhalt.


Bearbeitet von
Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 85. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
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Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.