Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 87

Biblia, Novus Testamentum: Evangelia Matthaei et Marci cum Glossa ordinaria

Pergament, Papier · 1, 200, 2 Bll. · 38,1–38,2 × 25,2–26,7 cm · Frankreich (?) · 14. Jh.


Schlagwörter (GND)
Bibel, Neues Testament / Liturgie / Glossen / Exegese.
Entstehungsort
Frankreich (?).
Entstehungszeit
14. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament (Vor- und Nachsatzbl. aus Papier).
Umfang
1, 200, 2 Bll.
Format (Blattgröße)
38,1–38,2 × 25,2–26,7 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
11a + (VI+1)12 (mit Bl. 2a) + 9 VI120 + V130 + 4 VI178 + V188 + (IV+1)197 + I199*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 199* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Bl. 1a als Vorsatzbl. vor die erste Lage geklebt und mit Papier- und Pergamentstreifen gegen den Buchrücken verstärkt; ebenso Bl. 198* und 199* als Doppelbl. am Schluss der Hs.; Bl. 2a war sicher bereits in Heidelberg an dieser Stelle, da die Capsa-Nummer auf der Rectoseite steht (evtl. das vorrömische Vorsatzbl.?). Lagenreklamanten meist durch den Beschnitt gestört.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–197); die beiden ersten und letzten Bll. (einschließlich Vor- und Nachsatzbl.) sind nicht gezählt, daher wird hier bei der Beschreibung die Zählung der Digitalisate übernommen.
Lagenzählung (ursprünglich wohl .j.-.xvj., ohne Zählung der letzten Lage) meist durch Beschnitt verloren, bei Mc zum Teil ergänzt; jedoch wie auch für die Reklamanten war für die Lagenzählung eine Linierung angelegt worden. Lagenfoliierung durch Buchstaben oder Striche bzw. einer Kombination aus beiden Elementen, meist durch Beschnitt gestört bzw. verloren; bei Mc zusätzlich auch auf den Rectoseiten oben rechts angelegt.
Zustand
Fehlstellen und Rissen, zum Teil ausgebessert (zeitgenössisch); vereinzelt Bearbeitungsspuren des Pergamenters sichtbar; Ränder teilweise unregelmäßig, folgen der natürlichen Form des Pergaments. Stellenweise Wasserschaden, ab Bl. 189 Bll. leicht stockfleckig mit verwaschener und verblasster Tinte. Beschädigter Einband, Vorderdeckel löst sich am Gelenk, an den Bünden bestoßen.

Schriftraum
21,8–22,6 × 13,5–13,8 cm.
Spaltenanzahl
unterschiedliche Spaltenanzahl, je nach Textgestalt: Glossenbibeltyp einspaltig mit Klammerform der Kommentare.
Zeilenanzahl
schwankende Zeilenzahlen auf Grund der differierenden Anordnung der Glossen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Text und Glossen von einer Hand in einer qualitätvollen kalligraphisch ausgeführten gotischen Minuskel.
Buchgestaltung
Bibeltext meist auf der Mitte der Seite angeordnet in differierendem Zeilenabstand und etwa doppelter Schriftgröße im Vergleich zu den Glossen; mit Marginal- und Interlinearglossen. Zur Hervorhebung der verschiedenen Glossen finden durchgängig alternierend rote und blaue Paragraphenzeichen und Initialmajuskeln Verwendung; für die Interlinearglossen schwarze Paragraphenzeichen. Verweiszeichen für die einzelnen Glossenspalten bei den Seitenübergängen. Zur Kennzeichnung größerer Abschnitte im Bibeltext („Verse") werden alternierend rote und blaue Lombarden mit Fleuronné verwendet, weitere Gliederung durch Satzmajuskeln. Die Kapitelzählung wird durch überwiegend rote, gelegentlich auch schwarze römische Zahlen auf dem Rand angegeben; wohl ein zeitgleicher Nachtrag, wie die Bleistiftvorgaben vermuten lassen. Seitentitel in roten und blauen Buchstaben mit einer aus der Unzialis stammenden Auszeichnungsschrift, teilweise beschnitten. Vorgaben für den Rubrikator zum Teil erhalten, teils in Blei.
Buchschmuck
Zweifarbige (rot-blaue) Initialen mit üppigem Fleuronné am Beginn der Evangelien und des Matthäus-Prologs; der Markus-Prolog wird mit einer großen einfarbig roten Initiale mit Fleuronné eingeleitet.

Nachträge und Benutzungsspuren
Nachgetragene Glossen und Kommentare, meist wohl zeitgenössisch, teilweise in Bleistift durch einen zeitgenössischen Korrektor, die dann in Tinte ausgeführt wurden. Vereinzelt Korrekturen. Nota-Zeichen, wenige Federproben. Vereinzelt rohe Bleistiftskizzen: Rosette (62v) und Pentagramm, umgeben von knotenartigen Schleifen (187v).
Der ausgebesserte Ausriss knapp über der Bl.-Mitte am äußeren Rand von Bl. 129 könnte auf einen früher vorhandenen Blattweiser, der den Beginn des Markus-Evangeliums anzeigte, hinweisen.

Einband
Beschädigter römischer Einband zwischen 1623 und 1626: grünes Pergament über Pappe, Vorder- und Hinterdeckel mit Wappensupralibros: Papst Urban VIII. und Kardinalbibliothekar Scipione Cobelluzzi; Rücken mit goldgeprägten Bienen, zwei Signaturschildchen und Titelschild: Matthaei et Marci Euangelia cum glossa ordinaria. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 815.
Provenienz
Frankreich (?) / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Vorderspiegel mit Signaturschildchen. 1ar aktuelle römische Signatur, ältere römische Signaturen: 67, 33 [beide gestrichen]; 2ar Capsa-Nummer: C. 134, schräg darunter die Allacci-Signatur (?): 1067, und Titel: Matthaei, et Marci euangelia cum glossa ordinaria (17. Jh.?); 197v Abklatsch einer älteren Signatur (?): 1604 [?]. Nach Hanselmann, Bücherschenkung, S. 108f., S. 122 (mit Nachweis), könnte die Hs. zur Sammlung Kurfürst Ludwigs III. gehört haben, wäre dann schon im Inventar von 1466 verzeichnet und wäre so mit den Büchern seiner Schenkung an die Universität Heidelberg gelangt. Es ist jedoch nicht eindeutig zu entscheiden, ob es sich dabei nicht auch um Pal. lat. 88 gehandelt haben könnte, eine Hs., die ebenfalls die beiden glossierten Evangelien enthält.

Faksimile
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_87
Literatur
Hanselmann, Bücherschenkung, S. 95–127; OVL, Pal.lat.87; Schunke, Einbände 2.2, S. 816; Stevenson, Latini, S. 14.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

) 1r–197r Digitalisat

Titel
Biblia: Evangelia Matthaei et Marci cum Glossa ordinaria.
Angaben zum Text
1r–129r MATTHÄUS-EVANGELIUM UND PROLOG MIT GLOSSA ORDINARIA als Marginal- und Interlinearglossen. Mt. Stegmüller, RB 11827. Edition: Biblia Latina cum Glossa Ordinaria, vol. III, Straßburg: Adolph Rusch, 1480/81 (Editio princeps), S. 1–88 (die Anordnung der Glossen stimmt nicht völlig mit der Editio princeps überein).
129v–197r MARKUS-EVANGELIUM UND PROLOG MIT GLOSSA ORDINARIA als Marginal- und Interlinearglossen. Mc. Stegmüller, RB 11828. Edition: Biblia Latina cum Glossa Ordinaria, vol. III, Straßburg: Adolph Rusch, 1480/81 (Editio princeps), S. 89–137 (die Anordnung der Glossen stimmt nicht völlig mit der Editio princeps überein).
1ar bis auf Signaturen, 1av, 2ar bis auf Signaturen und Titel, 2av, 197v bis auf Abklatsch der Signatur, 198*r–199*v leer.
Incipit
1r Matheus ex iudea sicut in ordine primus ponitur
Weiteres Initium
129v Marcus euangelista dei electus … (Stegmüller, RB 607).
Explicit
197r … et sermonem confirmante sequentibus signis. (Mc 16,20) Explicit Marchus [!] euuangelista [!].
Edition
s. Angaben zum Inhalt.


Bearbeitet von
Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 87. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


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Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.