Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 88

Handschrift mit beigebundenem Fragment

Pergament · 1, 142, 1 Bll. · 34,2–34,5 × 23,2–23,6 cm · Frankreich (?) / s.l. · Ende 13./ Anfang 14. Jh. / 12. Jh. (?)


Schlagwörter (GND)
Bibel, Neues Testament / Liturgie / Glossen / Exegese.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament (Vor- und Nachsatzbl. aus Papier).
Umfang
1, 142, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
34,2–34,5 × 23,2–23,6 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
Hs. mit Fragment (Bl. 1–142; Bl. 142). (I-1)1a + 10 IV80 + III86 + 7 IV142 + (I-1)143*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 143* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Lagenreklamanten meist durch den Beschnitt gestört.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–142); Vor- und Nachsatzbl. sind nicht gezählt, daher wird hier bei der Beschreibung die Zählung der Digitalisate übernommen.
Zustand
Fehlstellen und Risse, in der Regel ausgebessert, zeitgenössisch und modern; vereinzelt Bearbeitungsspuren des Pergamenters sichtbar; Ränder vereinzelt unregelmäßig, folgen der natürlichen Form des Pergaments. Mehrere Bll. am Falz mit weißlichen Pergamentstreifen stabilisiert bzw. neu fixiert. – Bl. 142 ist nur noch zu etwa einem Viertel erhalten; es ist zur Gänze neu am Falz angeklebt. Möglicherweise ist die Recto- und Versoseite aus zwei unterschiedlichen Blln. zusammengeklebt, und die Versoseite war das vorrömische Spiegbl. der Hs. bzw. Einbandmakulatur. Dafür würden die unterschiedlichen Schriftarten sprechen, v.a. aber die Leim- und Einbandreste, die auf der Versoseite zurückgeblieben sind und die Schrift über große Teile verderbt haben.


Nachträge und Benutzungsspuren
Nachgetragene Glossen und Kommentare, meist wohl 14. und 15. Jh.; vereinzelt Korrekturen (zum Teil auf Rasur) und Bibelstellenverweise, teilweise in Bleistift. Ergänzungen vereinzelt auch wieder gestrichen bzw. rasiert.

Einband
Römischer Einband zwischen 1846 und 1878: helles Pergament über Pappe; Rücken mit goldgeprägtem Wappen Papst Pius IX. und rotem Rückenschild. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 815. Da das Wappen des Kardinalbibliothekars bis auf minimale Reste gänzlich erloschen ist, kann eine nähere zeitliche Einordnung nur im Vergleich mit den anderen Einbänden, die unter dem Pontifikat Pius’ entstanden sind, wahrscheinlich gemacht werden. Das rote Rückenschild würde für die Erneuerung des Einbands unter Kardinalbibliothekar Jean-Baptiste Pitra sprechen, der von 1869 bis 1889 amtierte, das heißt letztlich zwischen 1869 und 1878. Denn die früheren, unter Papst Pius IX. und Kardinalbiliothekar Lambruschini gefertigten Einbände tragen ein schwarz-grünes Rückenschild.
Provenienz
Frankreich (?) / Heidelberg / Rom.
Geschichte der Handschrift
Vorderspiegel mit Signaturschildchen. 1r aktuelle römische Signatur, Capsa-Nummer: C. 135. Nach Hanselmann, Bücherschenkung, S. 108f., S. 122 (mit Nachweis), könnte die Hs. zur Sammlung Kurfürst Ludwigs III. gehört haben, wäre dann schon im Inventar von 1466 verzeichnet und wäre so mit den Büchern seiner Schenkung an die Universität Heidelberg gelangt. Es ist jedoch nicht eindeutig zu entscheiden, ob es sich dabei nicht auch um Pal. lat. 87 gehandelt haben könnte, eine Hs., die ebenfalls die beiden glossierten Evangelien enthält.

Faksimile
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_88
Literatur
Hanselmann, Bücherschenkung, S. 95–127; OVL, Pal.lat.88; Schunke, Einbände 2.2, S. 816; Stevenson, Latini, S. 14.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

(Bl. 1–142)

Sachtitel / Inhalt
Biblia, Novus Testamentum: Evangelia Matthaei et Marci cum Glossa ordinaria.
Entstehungsort
Frankreich (?).
Entstehungszeit
Ende 13., Anfang 14. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
142 Bll.
Format (Blattgröße)
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
S. zum Codex.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
S. zum Codex.

Schriftraum
20,4,–21,0 × 13,8–14,0 cm.
Spaltenanzahl
unterschiedliche Spaltenanzahl, je nach Textgestalt: Glossenbibeltyp einspaltig mit Klammerform der Kommentare.
Zeilenanzahl
schwankende Zeilenzahlen auf Grund der differierenden Anordnung der Glossen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Text und Glossen von einer Hand in einer qualitätvollen gotischen Minuskel; von derselben Hand vereinzelte Korrekturen und Ergänzungen zu den Glossen.
Buchgestaltung
Bibeltext meist auf der Mitte der Seite angeordnet in differierendem Zeilenabstand und etwa doppelter Schriftgröße im Vergleich zu den Glossen; mit Marginal- und Interlinearglossen. Zur Hervorhebung der verschiedenen Glossen finden durchgängig alternierend rote und blaue Paragraphenzeichen mit zum Teil üppigem Fleuronné und Initialmajuskeln Verwendung; für die Interlinearglossen schwarze Paragraphenzeichen. Verweiszeichen für die einzelnen Glossenspalten bei den Seitenübergängen. Zur Kennzeichnung größerer Abschnitte im Bibeltext („Verse“) werden alternierend rote und blaue Lombarden mit Fleuronné verwendet, weitere Gliederung durch Satzmajuskeln. Die Kapitelzählung wird durch alternierend rote und blaue römische Zahlen angegeben, in der Regel links bzw. rechts vom Seitentitel oder auch darüber; bei den Kapitelwechseln auch als Marginalie zur Kennzeichnung der Übergänge. Seitentitel in roten und blauen Buchstaben mit einer aus der Unzialis stammenden Auszeichnungsschrift, teilweise beschnitten. Vorgaben für den Rubrikator zum Teil erhalten, stellenweise in Blei.
Buchschmuck
Mehrfarbige Schmuckinitialen vor Goldgrund bzw. mit goldener Rahmung sowie Rankenwerk und zoomorphen Darstellungen am Beginn der Prologe und der Evangelientexte; das Markus-Evangelium hat darüber hinaus auch bei der ersten Glosse zum Prolog eine Schmuckinitiale.

Provenienz
Frankreich (?) / Heidelberg / Rom.
Vorderspiegel mit Signaturschildchen. 1r aktuelle römische Signatur, Capsa-Nummer: C. 135. Nach Hanselmann, Bücherschenkung, S. 108f., S. 122 (mit Nachweis), könnte die Hs. zur Sammlung Kurfürst Ludwigs III. gehört haben, wäre dann schon im Inventar von 1466 verzeichnet und wäre so mit den Büchern seiner Schenkung an die Universität Heidelberg gelangt. Es ist jedoch nicht eindeutig zu entscheiden, ob es sich dabei nicht auch um Pal. lat. 87 gehandelt haben könnte, eine Hs., die ebenfalls die beiden glossierten Evangelien enthält.

1) 1r–142r Digitalisat

Titel
Biblia: Evangelia Matthaei et Marci cum Glossa ordinaria.
Angaben zum Text
1r–86v MATTHÄUS-EVANGELIUM UND PROLOG MIT GLOSSA ORDINARIA als Marginal- und Interlinearglossen. Mt. Stegmüller, RB 11827. Edition: Biblia Latina cum Glossa Ordinaria, vol. IV, Straßburg: Adolph Rusch, 1480/81 (Editio princeps), S. 1–88 (die Anordnung der Glossen stimmt nicht völlig mit der Editio princeps überein). – 87r–142r MARKUS-EVANGELIUM UND PROLOG MIT GLOSSA ORDINARIA als Marginal- und Interlinearglossen. Mc. Stegmüller, RB 11828. Edition: Biblia Latina cum Glossa Ordinaria, vol. IV, Straßburg: Adolph Rusch, 1480/81 (Editio princeps), S. 89–137 (die Anordnung der Glossen stimmt nicht völlig mit der Editio princeps überein). – 1ar–v, 143*r–v leer.
Incipit
1r Matheus ex iudea sicut in ordine primus ponitur
Weiteres Initium
87r Primum expulsio demonis in sẏnagoga ab homine … (Stegmüller, RB 118287).
Explicit
87r … quia locutionibus eruditurper totum orbem seminauerint (in marg.).
Edition
s. Angaben zum Inhalt.

Fragment (Bl. 142)

Sachtitel / Inhalt
Fragment.
Entstehungsort
s.l. Unbekannt.
Entstehungszeit
12. Jh. (?) . Nach Stevenson, Latini, S. 14.
Typus (Überlieferungsform)
Fragment.
Beschreibstoff
Pergament.
Umfang
1 Bl.
Format (Blattgröße)
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
S. zum Codex.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
S. zum Codex.
Zustand
Bl. 142 ist nur noch zu etwa einem Viertel erhalten; es ist zur Gänze neu am Falz angeklebt. Möglicherweise ist die Recto- und Versoseite aus zwei unterschiedlichen Blln. zusammengeklebt, und die Versoseite war das vorrömische Spiegbl. der Hs. bzw. Einbandmakulatur. Dafür würden die unterschiedlichen Schriftarten sprechen, v.a. aber die Leim- und Einbandreste, die auf der Versoseite zurückgeblieben sind und die Schrift über große Teile verderbt haben.

Schriftraum
Spaltenanzahl
.
Zeilenanzahl
.

Provenienz
Heidelberg.
Geschichte des Fragments
S. Geschichte der Handschrift und Zustand.

) 142v Digitalisat

Titel
Traktat über die Mysterien der Heiligen Schrift.


Bearbeitet von
Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 88. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.