Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 89

Biblia, Novus Testamentum: Evangelia Lucae et Iohannis cum Glossa ordinaria

Pergament, Papier · 1, 142, 1 Bll. · 34,0–34,3 × 23,4–23,7 cm · Frankreich (?) · Ende 13., Anfang 14. Jh.


Schlagwörter (GND)
Bibel, Neues Testament / Liturgie / Glossen / Exegese.
Entstehungsort
Frankreich (?).
Entstehungszeit
Ende 13., Anfang 14. Jh.
Typus (Überlieferungsform)
Codex.
Beschreibstoff
Pergament (Vor- und Nachsatzbl. aus Papier).
Umfang
1, 142, 1 Bll.
Format (Blattgröße)
34,0–34,3 × 23,4–23,7 cm.
Zusammensetzung (Lagenstruktur)
(II-1)2a + (V+1)10 (mit Bl. 3a) + 18 V190 + (II-1)192*. 1a bildet mit dem Vorderspiegel ein Doppelbl., 192* bildet mit dem Hinterspiegel ein Doppelbl. Das Bl. 3a wurde offenbar der ersten Lage vorgebunden, worauf der Falz nach Bl. 10 hindeutet; wohl noch vor dem Abtransport nach Rom, da die Rectoseite des Bls. die Capsa-Nummer trägt.
Seiten-, Blatt- und Lagenzählung
Römische Foliierung des 17. Jhs. (1–190); die drei ersten und die beiden letzten Bll. (einschließlich Vor- und Nachsatzbl.) sind nicht gezählt, daher wird hier bei der Beschreibung die Zählung der Digitalisate übernommen.
Lagenzählung (.j.us-.xix.us), durch Beschnitt teilweise gestört; Lagenfoliierung in Rot, Buchstaben a-e, zum Teil mit Strichen differenziert, meist durch Beschnitt gestört. Der Korrektor hat offenbar die Lagenzählung und -foliierung vorgegeben, worauf die stellenweise erhaltenen Bleistiftangaben hindeuten.
Zustand
Fehlstellen und Risse, in der Regel ausgebessert, zeitgenössisch und modern; vereinzelt Bearbeitungsspuren des Pergamenters sichtbar; Ränder vereinzelt unregelmäßig, folgen der natürlichen Form des Pergaments. Tinte an wenigen Stellen leicht berieben und verblasst, vereinzelt leicht verwaschen.

Schriftraum
19,0–20,5 × 12,7–13,0 cm.
Spaltenanzahl
unterschiedliche Spaltenanzahl, je nach Textgestalt: Glossenbibeltyp einspaltig mit Klammerform der Kommentare.
Zeilenanzahl
schwankende Zeilenzahlen auf Grund der differierenden Anordnung der Glossen.
Angaben zu Schrift / Schreibern
Text und Glossen von einer Hand in einer qualitätvollen gotischen Minuskel; von derselben Hand vereinzelte Korrekturen und Ergänzungen zu den Glossen.
Buchgestaltung
Bibeltext meist auf der Mitte der Seite angeordnet in differierendem Zeilenabstand und etwa doppelter Schriftgröße im Vergleich zu den Glossen, Interlinearglossen in geringfügig kleinerem Schriftgrad als die Marginalglossen; mit Marginal- und Interlinearglossen. Zur Hervorhebung der verschiedenen Glossen finden durchgängig alternierend rote und blaue Paragraphenzeichen mit zum Teil üppigem Fleuronné und Initialmajuskeln Verwendung; für die Interlinearglossen schwarze Paragraphenzeichen. Verweiszeichen für die einzelnen Glossenspalten bei den Seitenübergängen. Zur Kennzeichnung größerer Abschnitte im Bibeltext („Verse") werden alternierend rote und blaue Lombarden mit Fleuronné verwendet, weitere Gliederung durch Satzmajuskeln. Die Kapitelzählung wird durch römische Zahlen mit alternierend roten und blauen Buchstaben auf dem Rand angegeben. Seitentitel in roten und blauen Buchstaben mit einer aus der Unzialis stammenden Auszeichnungsschrift, mit üppigem Fleuronné. Vorgaben für den Rubrikator zum Teil erhalten, stellenweise in Blei.
Buchschmuck
Mehrfarbige Schmuckinitialen vor Goldgrund sowie Rankenwerk und zoomorphen Darstellungen am Beginn der Prologe; die Evangelientexte beginnen mit großen zweifarbigen (rot / blau) Initialen mit zweifarbigem Fleuronné.

Nachträge und Benutzungsspuren
Vereinzelt Ergänzungen der Glossen und Kommentare durch verschiedene zeitgenössische Hände; zeitgenössische Korrekturen und Bibelstellenverweise, in Bleistift vom Korrektor (?) vorgegeben und dann in Tinte ausgeführt. Wenige Federproben.

Einband
Römischer Einband zwischen 1846 und 1878: helles Pergament über Pappe; Rücken mit goldgeprägtem Wappen Papst Pius IX. und rotem Rückenschild. Vgl. Schunke, Einbände 2.2, S. 815. Da das Wappen des Kardinalbibliothekars bis auf minimale Reste gänzlich erloschen ist, kann eine nähere zeitliche Einordnung nur im Vergleich mit den anderen Einbänden, die unter dem Pontifikat Pius’ entstanden sind, wahrscheinlich gemacht werden. Das rote Rückenschild würde für die Erneuerung des Einbands unter Kardinalbibliothekar Jean-Baptiste Pitra sprechen, der von 1869 bis 1889 amtierte, das heißt letztlich zwischen 1869 und 1878. Denn die früheren, unter Papst Pius IX. und Kardinalbiliothekar Lambruschini gefertigten Einbände tragen ein schwarz-grünes Rückenschild.
Provenienz
Frankreich (?) / Heidelberg.
Geschichte der Handschrift
Vorderspiegel mit Signaturschildchen. 3ar aktuelle römische Signatur, Capsa-Nummer: C 63, darunter die Allacci-Signatur: 1852 [gestrichen], weitere ältere römische Signatur: 997, und Titel: Lucae [über der Zeile von gleicher Hand nachgetragen: et Joannis] Euangelia cum glossa ordinaria (17. Jh.?). Nach Hanselmann, Bücherschenkung, S. 109, S. 122 (mit Nachweis), gehörte die Hs. zur Sammlung Kurfürst Ludwigs III., war schon im Inventar von 1466 verzeichnet und gelangte so mit den Büchern seiner Schenkung an die Universität Heidelberg.

Faksimile
http://digi.ub.uni-heidelberg.de/diglit/bav_pal_lat_89
Literatur
Hanselmann, Bücherschenkung, S. 95–127; OVL, Pal.lat.89; Schunke, Einbände 2.2, S. 816; Stevenson, Latini, S. 15.
Verzeichnis der im Katalogisierungsprojekt abgekürzt zitierten Literatur

) 1r–190r Digitalisat

Titel
Biblia: Evangelia Lucae et Iohannis cum Glossa ordinaria.
Angaben zum Text
1r–117r LUKAS-EVANGELIUM UND PROLOG MIT GLOSSA ORDINARIA als Marginal- und Interlinearglossen. Lc. Stegmüller, RB 11829. Edition: Biblia Latina cum Glossa Ordinaria, vol. IV, Straßburg: Adolph Rusch, 1480/81 (Editio princeps), S. 138–222 (die Anordnung der Glossen stimmt nicht völlig mit der Editio princeps überein).
118r–190r JOHANNES-EVANGELIUM UND PROLOG MIT GLOSSA ORDINARIA als Marginal- und Interlinearglossen. Mc. Stegmüller, RB 11828. Edition: Biblia Latina cum Glossa Ordinaria, vol. IV, Straßburg: Adolph Rusch, 1480/81 (Editio princeps), S. 223–270 (die Anordnung der Glossen stimmt nicht völlig mit der Editio princeps überein).
1ar–v, 143*r–v leer.
Incipit
1r Lucas Sirus natione
Weiteres Initium
118r Hic est Iohannes euangelista … (Stegmüller, RB 624).
Explicit
190r … uerba uideantur excedere fidem per ẏperbolemubi neque nubent neque nubentur etc. etc. etc. (in marg.).
Edition
s. Angaben zum Inhalt.


Bearbeitet von
Dr. Uli Steiger, Universitätsbibliothek Heidelberg, 2024.


Zitierempfehlung:


Vatikan, Biblioteca Apostolica Vaticana, Pal. lat. 89. Beschreibung von: Dr. Uli Steiger (Universitätsbibliothek Heidelberg), 2024.


Katalogisierungsrichtlinien
Die Katalogisierungsrichtlinien finden Sie hier.

Beschreibung erstellt im Rahmen des Projektes Erschließung von 876 mittelalterlichen und frühneuzeitlichen lateinischen Handschriften der Heidelberger Bibliotheca Palatina in der Vatikanischen Bibliothek in Rom.